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Veröffentlicht am 18.09.2023

Liebe, Intrigen und Geheimnisse

Die Liebe des Pilgers
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„Aber ach, was ist die Menschheit nun einmal dumm, wenn es um die Liebe geht.“ (S. 95)
Nach Benedikts Fortgang ist die Welt für Palmiro dunkel geworden, auch wenn die beiden Männer ihre Liebe wahrscheinlich ...

„Aber ach, was ist die Menschheit nun einmal dumm, wenn es um die Liebe geht.“ (S. 95)
Nach Benedikts Fortgang ist die Welt für Palmiro dunkel geworden, auch wenn die beiden Männer ihre Liebe wahrscheinlich nie hätten leben können. Während seine Freunde gerade geheiratet haben oder kurz davor stehen, ist er allein und wird es wohl auch für immer bleiben. Also stürzt er sich in den Aufbau des Pelz- und Geschmeidehandels, den er einem anderen Geschäftsmann, der sich zu Ruhe gesetzt hat, abkaufen konnte. Plötzlich steht der ehemalige Straßenjunge einem großen Handelshaus vor und muss in diese Verantwortung hineinwachsen. Und so, wie Don Antonio ihm damals eine Chance geben hat, hält er es jetzt mit Mathys le Smithy, dem ehemaligen Spion des Inquisitors Erasmus von London, der als sein Partner den Geschmeidehandel übernehmen soll.

Oswald vom Langreth, der langsam den Wahnsinn verfällt, hatte das Gut und alle damit verbundenen Ämter an seinen jüngeren Bruder Colin übergeben, kommt jetzt aber mit der Situation nicht klar und sorgt für einigen Wirbel.

Benedikt besucht derweil nach über 20 Jahren erstmals wieder seine Familie und erfährt etwas über seine Vergangenheit, dass seine Gegenwart und Zukunft maßgeblich beeinflussen wird.

Außerdem ist der ehemalige Inquisitor Erasmus von London auf dem Weg in sein Heimatkloster und schafft es, auf seiner Reise Halt in Koblenz zu machen, um seine Erzfeinde vielleicht doch noch zu Fall zu bringen.

„Die Liebe des Pilgers“ ist der dritte und letzte Band der Kreuz-Trilogie, die sich um die Reliquie des Kreuzes des Zachäus dreht. Alle offenen Fäden werden verknüpft und zu einem (meist glücklichen) Ende geführt. Um alles zu verstehen, sollte man aber die beiden Vorgängerbände gelesen haben, wobei Autorin Petra Schier auch Rückblenden und Hinweise auf die Vergangenheit der Protagonisten einstreut, falls man etwas vergessen (oder doch noch nicht gelesen) hat.

Sie verbindet gekonnt mittelalterliche Geschichte mit Mystik (das Kreuz bleibt diesmal nämlich nicht stumm) und schreibt dabei sehr lebendig. Besonders amüsant finde ich immer die Wortgefechte zwischen den verschiedenen Personen (diesmal vor allem zwischen Mathys und Marina), denn wie heißt es so schön – was sich neckt, das liebt sich.
Dabei liegt ihr besonderes Augenmerkt auf der Kritik des damaligen Frauenbildes, dass die Mädchen oft viel zu jung verheiratet und schwanger wurden und überhaupt kaum Rechte hatten, wenn sie nicht gerade verständnisvolle Ehemänner oder Vormünder hatten.

Mir hat der Abschluss der Reihe gut gefallen.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Der Treuetest

Die Hausboot-Detektei – Tödlicher Grund
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Die Hausboot-Detektei braucht dringend Geld für Heizöl, denn es wird Herbst und immer kühler. Nur deswegen nehmen sie überhaupt Tessas Auftrag an, ihren Freund Luuk einem Treuetest zu unterziehen. Maddie ...

Die Hausboot-Detektei braucht dringend Geld für Heizöl, denn es wird Herbst und immer kühler. Nur deswegen nehmen sie überhaupt Tessas Auftrag an, ihren Freund Luuk einem Treuetest zu unterziehen. Maddie passt genau in dessen Beuteschema, also spielt sie den Lockvogel und trifft Luuk. Doch kurz darauf meldet Tessa ihn als vermisst und dann stirbt sie – ein Fest für Hoofdcommissaris Wessel de Boer, dem die Detektive und ihr erster Erfolg ein Dorn im Auge zu sein scheinen. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass Wessel uns nur zu gerne etwas anhängen würde. Auch wenn ich nicht verstehe, warum eigentlich.“ (S. 105) Schon nach Luuks Verschwinden versucht er, Maddie den Mord an ihm nachzuweisen, obwohl es nicht mal eine Leiche gibt. Also beginnen sie selber zu ermitteln und finden eine Spur, die nach Peru führt. Wie gut, dass Elin nach ihrem ersten Fall in Panama und damit nur wenige Flugstunden von Lima entfernt untergetaucht ist …

Amy Achterop hat im zweiten Band ihrer Hausboot-Detektei-Reihe schon fast einen Wissenschaftskrimi hingelegt, denn Tessa spielt ein doppeltes Spiel. Eigentlich soll sie für ihren Arbeitgeber ein Kollektorfahrzeug entwickeln, das auf dem Meeresboden seltene Erden etc. abbaut, stattdessen hat sie aber etwas ganz anderes geplant. „Sie, Tessa Teuling, wird die Tiefsee retten. Oder, naja, wenigstens dafür sorgen, dass ihre Zerstörung bis auf weiteres verschoben wird.“ (S. 12) Doch ihr Arbeitgeber ist nicht der Einzige, der das ganz große Geschäft wittert. Die Konkurrenz ist ihm dicht auf den Fersen und zu allem bereit.

Wie schon der erste Band lebt auch „Tödlicher Grund“ weniger vom Tempo, wobei das diesmal schon etwas angezogen hat, sondern eher von dem interessanten Fall mit seinem ungewöhnlichen Hintergrund und den skurrilen Protagonisten mit ihrem kriminellen Vorleben und den nicht ganz alltäglichen, zum Teil sehr speziellen Kenntnissen. Leider kamen Fru Gunilla und Hund diesmal nicht richtig zum Zug, dafür beweist Maddies Nachbarin und Freundin Juanita, dass sie in ihrem Nebenjob wirklich gut ist und trägt damit wesentlich zur Aufklärung des Falls bei.
Der Ausflug nach Peru hat gut zum Thema und in die Handlung gepasst – kleiner Teaser, die Autorin hat sich sehr zu meinem Amüsement wieder selber ins Buch geschrieben.
Ich mag das Zwischenmenschliche und den Humor der Reihe und bin schon sehr gespannt auf den nächsten Fall der Hausboot-Detektive.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Schachmatt für den Mörder

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
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„Ich möchte dich … wie sagt man … anheuern?“ (S. 23) Ganz Baden-Baden ist 1925 wegen des Schachturniers und der sich dabei häufenden Taschendiebstähle in heller Aufregung, da interessiert sich kaum jemand ...

„Ich möchte dich … wie sagt man … anheuern?“ (S. 23) Ganz Baden-Baden ist 1925 wegen des Schachturniers und der sich dabei häufenden Taschendiebstähle in heller Aufregung, da interessiert sich kaum jemand für eine in einer Wäschetrommel umgekommene junge Wäscherin. Die Polizei legt sich schnell auf Selbstmord oder Unfall fest und die Ermittlungen zu den Akten. Doch die Cousine der Toten, Almas Kollegin Friederike, ist sich ziemlich sicher, dass ihre Verwandte umgebracht wurde. Allerdings kann sie sich keinen Grund dafür vorstellen, denn das Mädchen war brav und unscheinbar. Also bittet sie Alma, sich der Sache anzunehmen. Deren Freund, Kriminalkommissar Ludwig Schiller, hat Angst um sie, weil sie sich bei ihren letzten Ermittlungen zuoft in Gefahr gebracht hat. Und so richtig motiviert ist Alma zu Beginn auch nicht. Aber dann entdeckt sie in der Wäscherei etwas, dass einen Unfall oder Selbstmord ausschließt.

Alma ist mit ihrem Leben zufrieden, genießt es, durch ihre Arbeit als Telefonistin für sich selbst sorgen und mit Ludwig zusammen sein zu können. Doch der will langsam mehr, träumt von einem gemeinsamen Zuhause und einer Familie. Aber soweit ist Alma noch nicht. „Ich habe Angst, meinen Beruf aufzugeben. Meine … Freiheit.“ (S. 194) Sie kann ihre Kolleginnen verstehen, die rote Parolen verbreiten, mit den Suffragetten sympathisieren und die gleichen Freiheiten wie die Männer fordern: einen Beruf trotz Ehe und Hosen statt Röcke.
Ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Emmi hat von ihrem Chef endlich die Leitung einer eigenen Filiale übertragen bekommen. Dadurch verdient sie mehr und hofft, mit Alma in eine größere Wohnung ziehen zu können, wenn diese die Detektei eröffnet, von der sie schon länger träumt. Dabei übergeht sie Ludwig – wie lange der wohl noch auf Alma warten wird?

Das Autorenduo Charlotte Blum hat wieder sehr geschickt das Schachturnier als realen historischen Hintergrund mit einem fiktiven Verbrechen verbunden und die goldenen 20er in der Kurstadt wiederaufleben lassen.
Neben ihrer Arbeit und den Nachforschungen, bei denen auch Almas Cousin Walter wieder mit von der Partie ist, genießen die jungen Frauen das Nachtleben, gehen in geheime Kellerkneipen oder fahren mit der letzten Seilbahn auf den Baden-Badener Hausberg Merkur zum Tanzen. Sie sind neugierig auf technische Errungenschaften, wie die ersten Radios, und träumen bereits vom Fernsehern, ohne die Technik benennen zu können. Aber Alma macht sich auch Sorgen, was aus ihrer Arbeit wird, wenn sich die Selbstwahltelefone durchsetzen. Damit zeigen die Autorinnen ein sehr schönes, rundes Bild über Almas Leben zu ihrer Zeit.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden ist „Spiel auf Leben und Tod“ etwas ruhiger. Alma stürzt sich nicht in atemlose Ermittlungen und jagt ständig neuen Hinweisen nach, sondern überlegt wie beim Schachspiel gründlich ihre nächsten Züge. Trotzdem ist das Buch spannend bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Backen mit und für Kinder

Backen macht glücklich
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Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern, wenn meine Mama mit uns Kindern Hörnchen fürs Frühstück, Pudding-Streuselkuchen für Geburtstage oder Kekse gebacken hat. Danach sah die Küche hinterher ...

Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern, wenn meine Mama mit uns Kindern Hörnchen fürs Frühstück, Pudding-Streuselkuchen für Geburtstage oder Kekse gebacken hat. Danach sah die Küche hinterher zwar oft aus wie ein Schlachtfeld, aber wir waren glücklich. Genau dieses Gefühl vermittelt Kathrin Runge auf ihrem Blog und im gleichnamigen Backbuch „Backen macht glücklich“ auf über 80 unkomplizierten Rezepten.

Mir gefällt, dass neben den üblichen Grundrezepten für Rühr-, Biskuit-, Hefe- und Mürbeteig auch eines für Sauerteig gezeigt wird. Zudem erklärt sie alternative Backzutaten (ich ersetze z.B. gern Butter durch Öl), geht auf das benötigte Zubehör ein und auf was man beim Backen mit Kindern achten muss.

Die Rezepte sind in Kuchen für jede Anlass, Besonderes für Feste, köstliche Kleinigkeiten, Süßspeisen für die Seele und Herzhaftes für alle Fälle gegliedert und oft durch Tipps ergänzt, z.B. wie man sie vegan umsetzen oder den verwendeten Zucker ersetzen kann.

Ich habe inzwischen schon ein paar Rezepte ausprobiert und zu unseren Highlights zählt der Puddingschnecken-Kuchen, die Streuseltaler mit frischen Beeren und die Tomatenquiche.
Und jetzt freue ich mich auf Halloween, damit ich mit meiner Nichte und meinem Neffen endlich die Spinnen-Cookies und Halloween-Geister-Brownies backen kann.

Von mir gibt es 5 Kuchenschüsseln für dieses tolle Familienbackbuch!

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Die andere Seite des Himmels

Das Geheimnis der Dior-Kleider
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„Wenn sie in den Sitz glitt, fühlte es sich jedes Mal an, als schlüpfe sie in ein Abendkleid.“ (S. 104)
London 1939: Als eine von zwölf Frauen wird Skye für die Lufttransportunterstützung der Royal Air ...

„Wenn sie in den Sitz glitt, fühlte es sich jedes Mal an, als schlüpfe sie in ein Abendkleid.“ (S. 104)
London 1939: Als eine von zwölf Frauen wird Skye für die Lufttransportunterstützung der Royal Air Force rekrutiert. Doch leider dürfen sie keine Kampfflugzeuge fliegen, sondern nur Übungsmaschinen überführen, obwohl sie ausgebildete Pilotinnen mit Hunderten von Flugstunden sind. Erst, als immer mehr Piloten und Flugzeuge verunglücken, dürfen sie die kaputten Maschinen, in die sich die Männer nicht mehr wagen, zur Reparatur und zurück fliegen. Auf einer dieser Touren steht plötzlich ihr Jugendfreund Nicolas vor ihr. Seit Jahren haben sie nichts voneinander gehört, aber ihre spezielle Verbindung ist sofort wieder da. Doch Nicolas ist verlobt und gehört einer geheimen Staffel an.

Cornwall 2012: Die Australierin Kat ist Modenkonservatorin und fliegt mehrmals im Jahr für ihre Arbeit nach Europa. Als ihr Großmutter sie bittet, in ihrem Cottage in Cornwall nach dem Rechten zu sehen, ist sie überrascht. Sie wusste bisher nichts von dem Haus, das komplett eingerichtet ist („… als wären die Bewohner zu einem Tagesausflug aufgebrochen und nie wiedergekehrt.“ (S. 55)), und findet in den Kleiderschränken 65 Haute Couture Kleider von Dior. Sie will wissen, wie ihre Großmutter, die nie reich war, zu diesen Kleidern gekommen ist und warum sie sie in Cornwall zurückgelassen hat. Doch die kann ihr die Frage nicht beantworten, weil damit schreckliche Erinnerungen verbunden sind. „Ich dachte, ich könnte es dir erzählen. Aber ich… Ich kann es nicht. Es tut mir leid.“ (S. 145)
Kat beginnt auf eigene Faust nach der Herkunft der Kleider und der Vergangenheit ihrer Großmutter zu forschen und kommt dabei einigen düsteren Geheimnissen auf die Spur, in die auch die Designer Christian und seine Schwester Catherin Dior involviert sind.

„Wir erinnern uns eher an schöne Kleider als an eine Frau, die für ihr Land fast ihr Leben gab.“ (S. 460) Schon mit ihren bisherigen Büchern hat mich Natasha Lester begeistern können, aber „Das Geheimnis der Dior-Kleider“ ist ein absolutes Lesehighlight. Sie schreibt über englische und französische Pilotinnen und Spioninnen im 2. WK, die immer mehr leisten und geben mussten als ihre männlichen Kollegen (oft eben auch ihre Körper) und trotzdem nicht als vollwertige Kämpferinnen, sondern hübsche Frauen angesehen wurden, die ihre Kameraden auch noch aufzuheitern hatten und sich jede neue Aufgabe und Funktion viel härter erkämpfen mussten. Und obwohl ich wirklich schon viele Bücher über diese Zeit gelesen habe, hat mich erschüttert, was die Autorin u.a. über die Befreiung des KZs Ravensbrück erzählt und dabei die wahren Erlebnisse von Cathrine Dior einfließen lässt, die Mitglied der Résistance war.

Natasha Lester verwebt Historie und Fiktion sehr geschickt und erzählt die Geschehnisse über mehrere Zeitebenen und aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei steigert sie die Spannung so sehr, dass man das Buch einfach nicht mehr weglegen kann. Dazu trägt auch die berührende (Liebes-)Geschichte von Skye und Nicolas bei und nicht zuletzt die sehr detailliert beschriebenen traumhaften Diorkleider.
Es ist eine extrem erschütternde Geschichte, die aufwühlt und im Gedächtnis bleibt, traurig und wütend macht. #gegendasvergessen

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