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Veröffentlicht am 10.07.2022

Die drei Unzertrennlichen

Morgen werden wir glücklich sein
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Ich habe schon einige Romane über Paris während der Besatzungszeit im 2. WK gelesen und als sich die begeisterten Rezensionen über „Morgen werden wir glücklich sein“ mehrten, war ich natürlich neugierig. ...

Ich habe schon einige Romane über Paris während der Besatzungszeit im 2. WK gelesen und als sich die begeisterten Rezensionen über „Morgen werden wir glücklich sein“ mehrten, war ich natürlich neugierig. Leider konnte das Buch meine Erwartungen dann aber nicht erfüllen.

Mit dem Einmarsch der Deutschen droht die Freundschaft von Marie, Amiel und Geneviève (Gigi) zu zerbrechen, weil sich Gigi mit den Besatzern arrangiert und für sie im Nachtklub Klavier spielt, während sich Lehrerin Marie in der Résistance engagiert und die jüdische Ärztin Amiel nach ihrem Berufsverbot ebenfalls in den Widerstand geht.

Trotz ihrer wirklich schlimmen Schicksale sind mir die Freundinnen unnahbar geblieben. Der ständige Zoff zwischen Gigi und Marie wegen ihrer unterschiedlichen Ansichten und die Art und Weise, wie sie streiten, war mir etwas zu überspitzt. Schließlich sind es erwachsenen Frauen und beste Freundinnen, außerdem herrscht Krieg. So eine Situatione schweißt doch eher zusammen.
Mit Marie bin ich überhaupt nicht warm geworden. Sie erscheint mir sehr selbstsüchtig und von sich überzeugt, lässt keine andere Meinung neben ihrer gelten. Außerdem pocht sie darauf, wie heroisch ihre Arbeit für den Widerstand ist.
Gigi lebt nur für die Musik. Dann findet sie ausgerechnet bei einem Deutschen die große Liebe und muss sich ständig gegen Maries Anfeindungen wehren. Die erwartet nämlich, dass Gigi immer dann einspringt, wenn wieder mal etwas schief gegangen ist und nimmt dabei billigend hin, dass sich Gigi ebenfalls in Lebensgefahr begibt. Etwas irritiert hat mich übrigens, dass Gigi als Pianistin bezeichnet wird und dann „nur“ in einem Nachtklub spielt.
Amiel geht in der Handlung leider etwas unter und wird nur sichtbar, wenn sie sich um Kranke kümmert oder wenn es um die Probleme der Juden unter den Nazis geht.

Der historische Kontext ist gut herausgearbeitet, aber die Handlung plätschert zu lange vor sich hin. Die Schicksale der Freundinnen werden um die politischen Ereignisse herumgesponnen. Erst im letzten Drittel wird es dann endlich spannend und emotional.

Auch der Strang in der heutigen Zeit konnte mich nicht überzeugen. Die Enkelinnen der Freundinnen gehen wie Furien aufeinander los und setzen die Kämpfe ihrer Großmütter fort – auch hier wird vor allem auf große dramatische Gesten und Worte gesetzt, die für mich etwas zu übertrieben waren.

Ich verstehe, dass Lea Korte erzählen will, wie sich die Freundschaft während der Besatzung immer wieder wandelt und dass Schuld und der Vorwurf der Kollaboration stets von verschiedenen Seiten gesehen werden sollten – aber der Erzählstil war leider nicht meins.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Auf der Suche nach Mr. Right

Für immer, oder was?
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„Und wer wartet auf mich? Ein Goldfisch, eine Katze, ein halb leeres Bett. … Wenn man Ende dreißig und mit gewissen Ansprüchen unterwegs war, wurde es immer schwieriger mit dem Mann fürs Leben.“ (S. 6) ...

„Und wer wartet auf mich? Ein Goldfisch, eine Katze, ein halb leeres Bett. … Wenn man Ende dreißig und mit gewissen Ansprüchen unterwegs war, wurde es immer schwieriger mit dem Mann fürs Leben.“ (S. 6) Laura Gazetti ist für ihre außergewöhnlichen Blumenarrangements bekannt und stattet mit ihrer Floristeria regelmäßig Hochzeiten aus, nur sie selbst hat bei der Suche nach dem Mann fürs Leben bisher immer danebengegriffen. Aber lag es wirklich an den Männern oder doch an ihr? Das behauptet zumindest ihr bester Freund Skipper und auch ihre Freundin Charlotte macht eine ganz ähnliche Bemerkung: „Dein Liebesleben verläuft ausgesprochen sportlich: Entweder rennst Du einem Mann hinterher oder vor ihm weg.“ (S. 50)
Inzwischen ist Laura 39 und ihre Mutter präsentiert ihr beim Familienessen regelmäßig neue (leider immer unpassende) Heiratskandidaten. Auch ihre Freundinnen Mimi und Charlotte sind überzeugt, endlich DEN Mann für sie gefunden zu haben: Daniel ist Tierarzt, ebenfalls Italiener, gutaussehend – und ein begnadeter, gefühlvoller Romantiker, der tief in ihre Seele blicken kann, genauso tickt wie sie und wundervolle Nachrichten schreibt. Was, wenn er ihre letzte Chance auf „Für immer“ ist und sie es wieder versaut? Sie könnte ihre Exfreunde fragen, woran die Beziehungen gescheitert sind, schlagen Charlotte und Mimi vor, die müssen es schließlich genau wissen. Und so wird der Plan geboren, dass Laura sie unter einem Vorwand besucht und dahingehend ausfragt. Ein skurriler Roadtrip in ihre Vergangenheit beginnt, an dessen Ende ihr Herz hoffentlich beim richtigen Mann landet …

Laura ist eine echte Romantikerin und hat bei jeder neuen Liebe gehofft, dass sie es diesmal bis vor den Traualtar schafft, aber die Halbwertszeiten bis zur Trennung wurden immer kürzer.

Extrem unterhaltsam beschreibt Ellen Berg Lauras italienische Großfamilie, die ihre ständigen Einmischungen natürlich nur gut meint, und die Ex-Freunde, die plötzlich Traumtypen sind. Dabei war der eine früher ein Nerd, der mehr an seinem Smartphone und Laptop als an ihr hing, einer wollte nie Kinder, der nächste sich nicht von seiner Mutter abnabeln und der vierte wartet mit einer ganz besonderen Überraschung auf. Die Treffen mit ihnen bringen Laura zum Nachdenken und öffnen ihr die Augen. Es gehören eben doch immer zwei zu einer funktionierenden Partnerschaft. „Du bist eine Frau voller Widersprüche – willst alles und hast insgeheim Angst vor diesem Alles.“ (S. 128)

Ellen Berg schreibt locker leicht und mit viel Humor über Frauen und Männer, Beziehungen und Freundschaften, die große Liebe, (zu) große Erwartungen und was zwischenmenschlich alles schiefgehen kann. Ich habe mich über Lauras Erlebnisse auf ihrer Suche nach Mr. Right wieder köstlich amüsiert und warte jetzt gespannt auf das nächste Buch der Autorin.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Das große Schweigen

Was ich nie gesagt habe
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… herrscht in Tom Monderaths Familie nicht erst seit der Alzheimererkrankung seiner Mutter Greta, schon ihre Depressionen in seiner frühsten Kindheit ließen sie erst verstummen und dann oft in Kliniken ...

… herrscht in Tom Monderaths Familie nicht erst seit der Alzheimererkrankung seiner Mutter Greta, schon ihre Depressionen in seiner frühsten Kindheit ließen sie erst verstummen und dann oft in Kliniken verschwinden. Auch sein Vater Konrad machte Probleme lieber mit sich selber aus, als dass er mit jemandem darüber sprach.
Doch jetzt gerade läuft es im Leben des Moderators richtig gut. „Ich weiß nicht, ob ich jemals so glücklich war in meinem Leben …“ (S. 139) Eine Nachbarin unterstützt ihn bei Gretas Betreuung und er ist mit Jenny und deren Söhnchen glücklich, denkt zum ersten Mal über eine eigene Familie nach, die er nach den Erfahrungen mit seinen Eltern eigentlich nie wollte. Da platzt Henk, ein holländischer Halbbruder in sein Leben – hatte sein Vater etwa eine Affäre? Und Henk bleibt nicht die einzige Überraschung. Er und Jenny suchen gegen Toms Willen nach weiteren Halbgeschwistern und finden auch welche. Wie kann das sein? Und weiß oder wusste Greta von ihnen? Konrad kann er nicht mehr fragen, der ist schon lange tot …

„Nach Stay from Gretchen“ erzählt Susanne Abel die bewegende Geschichte von Gretas Mann Konrad und ihrem gemeinsamen Sohn Tom.
Sie schildert Konrads Kindheit und Jugend in der Nazizeit, wie seine Mutter lange um seine behinderte Schwester Lizzy kämpft und am Ende doch verliert, wie die ganze Familie stirbt und sich Konrad aus Wut und Verzweiflung darüber als 16jähriger freiwillig meldet, verwundet wird und in amerikanische Kriegsgefangenschaft gerät, danach in Deutschland ein neues Leben beginnt und eher zufällig Gynäkologe wird. Und natürlich, wie er Greta kennen und lieben lernt, um sie kämpft und immer wieder versucht, ihre Dämonen zu vertreiben, doch der Verlust ihrer Tochter Marie haben sie gebrochen. Als sie nach langer Ehe endlich Tom bekommen, ist Gretas Angst, ihn ebenfalls zu verlieren, größer als die Freude über ihn. Also kümmert sich Konrad um das Kind. Er ist ein liebevoller Vater, bis er etwas erfährt, was ihn an Greta und sich selbst zweifeln lässt – und ihn von Tom entfernt.
Konrads Erlebnisse sind mir wie die von Greta unter die Haut gegangen, auch wenn ich nicht alle seine Handlungen nachvollziehen konnte und mir oft gewünscht hätte, dass er einfach mal mit Greta oder Tom redet, statt in Büchern nach Antworten zu suchen und alles mit sich auszumachen. Er ist ein sehr liebevoller Ehemann, aber Gretas Sprachlosigkeit setzt ihm sehr zu und steckt ihn an – darum lebt er nach der Devise: Nur nichts aufwühlen, lieber mit Medikamenten gegensteuern.

Und dann ist da Tom, der in eine Familie voller Heimlichtuerei und Schweigen hineingeboren wird, der ein Wunschkind war, um dass sich dann aber Nachbarn kümmern. Wie mag es für ein Kind sein, wenn die Mutter unter Verlustangst und Depressionen leidet und sich der Vater sich immer mehr zurückzieht? Wenn es Familiengeheimnisse gibt, die totgeschwiegen werden? Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie er sich gefühlt und inwieweit er das verstanden hat. Kein Wunder, dass er ein Rebell wurde und sich von ihnen abwandte.
Das Auftauchen von Henk erinnert ihn stark an das von Marie, der ersten Tochter seiner Mutter. Wieder spielen heimliche Kinder eine Rolle, wieder wurde ihm etwas verschwiegen. Und auch diesmal will er es genau wissen. Er sucht in den alten Unterlagen seines Vaters und kommt einem Skandal auf die Spur, der über 60er bis in den 2. WK und nach Auschwitz zurückreicht, ihm das Herz erneut bricht, fast den Glauben an seine Familie verlieren lässt – und seine Beziehung zu Jenny auf eine harte Probe stellt. Wie soll er mit den neuen Erkenntnissen umgehen? Bringt es jetzt noch was, alles aufzudecken? Oder hat die ehemalige Nachbarin Recht und „Nicht alle dunklen Ecken brauchen Licht.“ (S. 519)

Susanne Abel wirft die Frage auf, wie gut man seine Vorfahren eigentlich kennt und ob man wirklich alles von früher wissen will. Auch in meiner Familie wurde nicht darüber geredet, wer im 2. WK was gemacht hat und inzwischen ist niemand mehr da, den ich fragen könnte.

„Was ich nie gesagt habe“ ist extrem fesselnd und ergreifend geschrieben. Ich habe bis weit nach Mitternacht gelesen, weil ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Günstig, vegetarisch, lecker!

Nachhaltig kochen unter 1 Euro
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Dass vegetarisch bzw. vegan kochen auch günstig geht, beweist die schwedische Foodbloggerin Hanna Olvenmark in ihrem Kochbuch mit über 50 leckeren Rezepte. Ich habe selbst schon oft festgestellt, dass ...

Dass vegetarisch bzw. vegan kochen auch günstig geht, beweist die schwedische Foodbloggerin Hanna Olvenmark in ihrem Kochbuch mit über 50 leckeren Rezepte. Ich habe selbst schon oft festgestellt, dass man tiefer in die Tasche greifen muss, wenn man gesünder leben will. Hanna versucht schon seit Jahren, so günstig wie möglich einzukaufen und als sie vor 2 Jahren die Chance bekam, zum Mount Everest zu reisen, musste sie schnell viel Geld sparen. So kam es, dass sie nicht nur vom Fahren aufs Laufen und Fahrradfahren umstieg, sondern auch ihre Essengewohnheiten extrem umkrempelte. Dafür ist neben einer gut organisierten Vorratshaltung ein genauer Plan notwendig, was wann gegessen, dass man nach Möglichkeit gleich mehrere Portionen vorkocht und einfriert und alle Reste sofort weiterverwertet oder richtig aufbewahrt.

Nach einer ausführlichen Einleitung in der Hanna ihr Konzept erklärt und ein paar Tipps gibt, geht es dann ans Eingemachte – denn das ist der eigentliche Trick zum Sparen. Statt viel frischem Obst und Gemüse wird auf Hülsenfrüchte in Konserven oder getrocknet zurückgegriffen, dazu kommen günstige Grundzutaten wie Nudeln, Reis und Kartoffeln, Tomaten und Kokosmilch aus der Dose, Tiefkühlgemüse und Trockenobst und nicht zu viele Würzmittel.

Die Rezepte sind Hauptgerichte, Lunchbox und Frühstück und Snacks unterteilt und als besonderen Bonus folgen am Ende des Buches Wochen-Essenspläne passend zu den Jahreszeiten, deren Gerichte für 7 Tage in Summe nicht mehr als 30 € kosten sollten. Man kann theoretisch also auch mal ein Preisintensiveres unterbringen, wenn im Rest der Woche besonders gespart wird. Wobei ich mir bei der momentanen Teuerung nicht sicher bin, ob das mit den 30 € wirklich funktioniert.

Trotz der reduzierten Zutaten wird es aber nicht eintönig, sondern bleibt abwechslungsreich. Ein weiterer Pluspunkt ist die einfache Zubereitung, oft dauert das Kochen nicht mehr als 30 Minuten. Und abgesehen von einem Mixer oder Blitzhacker wird kein besonderes Zubehör benötigt, damit ist das Buch ist auch für Anfänger geeignet.
Hanna stellt verschiedene Pastagerichte, Suppen, Currys, Bratlingsvarianten, Aufläufe, Lasagnen und Salate vor. Dazu kommen Brötchen und Riegel oder Bällchen, süße und herzhafte Aufstriche und Porridges, sowie Smoothies.

Wir haben uns inzwischen durch ein paar Rezepte gekocht und sind immer sehr satt geworden. Allerdings habe ich oft mit nicht im Buch angegebenen Gewürzen nachbessern müssen, da uns die Gerichte zu etwas einseitig geschmeckt haben und der letzte Pfiff fehlte. Auf ganzer Linie ohne Nachbesserung überzeugt haben uns die Gottebullar mit Ajvarsuce, Grüne Erbsenpuffer mit Weizenreis und Zitronenjoghurt und die Linsenbällchen mit Limettensauce.

Mein Fazit: Uns hat Hanna überzeugt und ihr Kochbuch einen festen Platz bei der Planung unserer Gerichte gefunden.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Der blaue Engel

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen (Ikonen ihrer Zeit 6)
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„Du bist die Einzige, die nachempfinden kann, was seine Kunst ihm abverlangt. Welche Qualen er durchleidet, welche Selbstzweifel ihn peinigen und zur völligen Selbstaufgabe zwingen.“ (S. 371) sagt ihre ...

„Du bist die Einzige, die nachempfinden kann, was seine Kunst ihm abverlangt. Welche Qualen er durchleidet, welche Selbstzweifel ihn peinigen und zur völligen Selbstaufgabe zwingen.“ (S. 371) sagt ihre Mutter auf ihrem Sterbebett zu Blanche Monet und überträgt ihr damit die Verantwortung für ihren Zieh- und Stiefvater Claude Monet, der zu diesem Zeitpunkt schon 70 Jahre alt ist und seine berühmten 200 m2 großen Tafeln mit den Nymphéas (Seerosen) noch nicht gemalt hat. Blanche kennt ihn da schon 35 Jahre und gilt als sein Lieblingskind, auch wenn sie nicht seine leibliche Tochter ist, sondern von seiner zweiten Frau Alice genau wie Blanches Geschwister nach dem Bankrott ihres Vaters mit in die Beziehung gebracht wurde. Vom ersten Augenblick an war Blanche von Monets Bildern und ihm selbst beeindruckt, hat ihm jahrelang Pinsel und Farben zugereicht und allein durch genaues Beobachten das Malen gelernt. „Aus anfänglich enttäuschenden Farbklecksen hatte Monet ein Gemälde geschaffen, das lebte – das Wasser, das Licht, ja sogar der Wind, der durch die Bäume strich.“ (S. 25)

Claire Paulin hat es geschafft, mir nicht nur Blanche, sondern durch ihre Augen auch Claude Monet nahezubringen. Ihre Beziehung zu zueinander hat mich fasziniert, die beiden Leben war eng miteinander verbunden und er ihr absolutes künstlerisches Vorbild. „So oft hatte sie sich vorgestellt, wie es sich anfühlen würde, den ersten Pinselstrich auf eine frische Leinwand aufzutragen. … dann geschah etwas, worauf sie nicht vorbereitet war. Ihr Gefühle für das, was sie in vollkommener Schönheit vor sich sah, lenkten ihre Hand. Blanche fühlte die Farben, in die sie den Pinsel eintauchen musste …“ (S. 162) Angeblich sollen sich beide später manchmal nicht ganz sicher gewesen sein, wer eigentlich welches unsignierte Bild gemalt hat …

„Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen“ erzählt, wie es zu diesem Mythos kam. Die Autorin schreibt extrem fesselnd und lässt den Leser sofort in Blanches Kosmos eintauchen, zeigt die schwierigen Umstände ihrer Kindheit und Jugend, beginnend mit der verschleppten und lang geheim gehaltenen Insolvenz ihres Vaters Ernst Hoschedé, das „anrüchige“ Verhältnis ihrer Mutter mit Monet, da diese damals mit ihren Kindern zu ihm und seiner ersten Ehefrau zog und bis zum Tod ihres Mannes in wilder Ehe mit ihm lebte, den finanziellen Druck und die Entbehrungen, denen sie alle bis zu Monets endgültigen Durchbruch ausgesetzt sind.
Außerdem geht sie auf die künstlerische Entwicklung der beiden ein, beschreibt Monets Umgestaltung von Haus und Garten in Giverny und ihre Bilder so plastisch, dass man sie vor seinem inneren Auge sehen kann.

Die Beziehungen innerhalb der Familie Monet sind sehr symbiotisch, auch wenn er sich als absoluter Patriarch sieht. Man ist immer füreinander da, die Kinder und Enkelkinder werden von allen zusammen aufgezogen und niemand wird im Stich gelassen, aber sein Wort ist Gesetz, auch bei der Partnerwahl der (Zieh-)Töchter – und als sich Blanche in einen Amerikaner verliebt, sagt er nein ... Trotzdem kümmert sie sich nach dem Tod ihrer Mutter fast bis zur völligen Selbstaufgabe um ihn, stellt ihre Leben und Schaffen hinter seinem zurück.

Mein Fazit: Ein spannendes Portrait einer mir bis dahin fast unbekannten Künstlerin, sehr mitreißend und extrem informativ geschrieben. Ich hoffe, dass es weitere Künstlerinnenbiografien von Claire Paulin geben wird.

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