Eine Hand wäscht die andere
Tod in Rimini„Du musst Chiara helfen – denn wenn du es nicht tust, mein Freund, werde ich dich bis ans Ende deiner Tage verfolgen und dafür sorgen, dass du niemals wieder Schlaf oder Ruhe findest.“ (S. 91/92) Diese ...
„Du musst Chiara helfen – denn wenn du es nicht tust, mein Freund, werde ich dich bis ans Ende deiner Tage verfolgen und dafür sorgen, dass du niemals wieder Schlaf oder Ruhe findest.“ (S. 91/92) Diese Drohung stößt nicht etwa ein Mafioso gegen Paolo Ritter aus, sondern ein toter Tenor. Den hatte Paolo erst am Abend zuvor bei einem Konzert kennengelernt, zu dem ihm seine Geschäftspartnerin und Köchin Lucia „gezwungen“ hatte. Lucias beste Freundin Chiara ist bzw. war die aktuelle Lebensgefährtin des Toten und steht jetzt unter dringendem Mordverdacht.
„Tod in Rimini“ ist der zweite Band der Reihe mit dem ehemaligen LKA-Ermittler mit dem episodischen Gedächtnis. Paolo hat überraschend das Hotel seines verstorbenen Bruders übernommen und steckt mitten in der ausufernden Sanierung. Da kommt ihm ein neuer Fall sehr ungelegen, zumal der Tenor ein extrem unsympathischer Mensch war. Doch nicht nur der Tote, auch Lucia drängt ihn zur Aufklärung des Mordes, denn ihre beste Freundin kann es einfach nicht gewesen sein! Sie hatte gar kein Motiv. Lucia schlägt ihm einen Deal vor: Er klärt den Mord auf, dafür kümmert sie sich um die Handwerker und die Sanierung – eine Hand wäscht die andere ...
Doch es sieht nicht gut aus für Chiara. Obwohl sich ihr Freund mit so ziemlich jedem zerstritten hatte, sind die Beweise gegen sie erdrückend. Paolo hat zwar das Gefühl, dass am Tatort irgendwas nicht stimmt, doch er kommt lange nicht darauf, was das ist. Er folgt verschiedenen Spuren und sammelt ein Puzzlestück nach dem anderen zusammen, bis sich letztlich ein Bild ergibt, dass sogar die ermittelnde Ispettore überzeugt.
Mir hat Paolo Ritter mit seiner etwas ungelenken und zum Teil sehr deutschen Art wieder sehr gut gefallen, zumal er langsam besser mit der italienischen Lebensart zurechtkommt. Nur mit dem Zwischenmenschlichen (vor allem bei Frauen) hapert es immer noch. Lucias Bemerkungen und Andeutungen sind für ihn oft ein Buch mit sieben Siegeln. Da versteht er die sehr offensiv flirtende Ispettore deutlich besser. Doch Lucia ist der perfekte Gegenpart für ihn – weich, freundlich und flirtend, wo seine direkte Art sein Gegenüber wiedermal in die Flucht zu schlagen droht.
Dani Scarpa schreibt sehr spannend und gleichzeitig amüsant. Paolos Dramen bei der Sanierung haben mich mehrfach schmunzeln lassen, scheint der beauftragte Vermessungsingenieur doch seine gesamte Verwandtschaft auf dem Bau unterbringen und aus dem Hotel ein Luxusresort machen zu wollen.
Auch la Dolce Vita kommt nicht zu kurz. Land und Leute werden sehr lebendig beschrieben und die regionalen Gerichte lassen einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen (und am Ende des Buches gibt es wieder ein leckeres Rezept).
Mich hat der Krimi extrem gut unterhalten und ich bin schon sehr gespannt auf Paolos und Lucias nächste Ermittlung – dann ja vielleicht wirklich schon als Privatdetektive?