Blackout
Bei Föhn brummt selbst dem Tod der SchädelKommissar Jennerwein hat mit seinem Team in Rekordzeit den Mord an dem Industriellen Drittenbass gelöst und es ist nicht ungewöhnlich, dass er sich mitten in der Abschlussbesprechung kurz draußen die Beine ...
Kommissar Jennerwein hat mit seinem Team in Rekordzeit den Mord an dem Industriellen Drittenbass gelöst und es ist nicht ungewöhnlich, dass er sich mitten in der Abschlussbesprechung kurz draußen die Beine vertreten will, um besser nachdenken zu können. Doch diesmal kommt er nicht zurück und ist auch telefonisch nicht erreichbar. Auch nicht am nächsten Tag. Die Unruhe in seinem Team steigt. „Gestern Nachmittag wars merkwürdig. Am Abend wurde es eigenartig. Jetzt wirds langsam beunruhigend.“ (S. 66) Hat er etwa einen geheimen Auftrag bekommen, wurde er entführt oder musste er untertauchen!? Es wird wild spekuliert und zunächst unauffällig nach ihm gefahndet.
Jennerwein hat am Tag nach seinem Verschwinden einen totalen Blackout. Wie ist er auf die Holzbank mitten auf einer Wiese gekommen? Warum trägt er fremde Kleidung? Und warum fühlt er sich so komisch?! Während er noch überlegt, was das alles zu bedeuten hat, wird die nächste Leiche gefunden – und alle Spuren führen zu ihm. „Wenn es jemandem gelingt, das perfekte Verbrechen zu begehen, dann ihm.“ (S. 218) Jennerwein taucht unter und setzt im wahrsten Sinne des Wortes Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Unschuld zu beweisen.
Die Krimis von Jörg Maurer sind ja immer irgendwie anders und auch mit „Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel“ hat sich der Autor wieder neu erfunden. Man hat beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl, Jennerwein träume das alles nur (Er selbst glaubt bzw. hofft das ja auch.). Ich fand es faszinierend, wie aus dem genialen Ermittler und Jäger plötzlich ein Gejagter wird, wie schnell er alle (moralischen) Bedenken über Bord wirft und selbst zum Dieb und Betrüger wird. Zum Glück hat er im Laufe der Jahre viele Kontakte geknüpft und kann jetzt einige Gefallen einfordern.
Doch auch auf der Gegenseite ist man bestens gerüstet. Sein Team reaktiviert alle Kollegen, mit denen Jennerwein je gearbeitet habt, und bittet u.a. das Bestatterehepaar Grasegger um Hilfe (Ursel unterbricht dafür sogar den Kochvorgang der legendären Ochsenbäckchen!), die wiederum Swoboda (Es gibt ihn noch!!!) mit ins Boot holen. Und auch der Autor selbst tritt als Kellerassel – äh Nebenfigur – auf. Einfach genial!
Die Handlung ist ein verrücktes Katz-und-Maus-Spiel. Man weiß nie so richtig, woran man gerade ist, wem man trauen kann und ob noch alle Beteiligten leben. Und wie nebenbei malt Jörg Maurer eine beängstigende Zukunftsvision, die mir echte Gänsehaut beschert hat – hoffentlich wird nie möglich sein, was er beschreibt. Sehr amüsiert hat mich hingegen der geniale Seitenhieb auf Sendungen wie „Die Höhle des Löwen“.
Für mich ist Jennerwein einfach Kult. Wer keinen 0815 Krimi lesen will, sondern Spaß an witzigen, skurrilen und intelligenten Verwirrspielen hat greift bei der Reihe von Jörg Maurer nie daneben!