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Veröffentlicht am 13.04.2021

Die Verwandlung

Romy und der Weg nach Paris
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„Ich bin doch nur eine junge Frau, die ihr eigenes Leben führen will.“ (S. 209)
Romy Schneider war mir zwar vor allem durch die Sissi-Filme ein Begriff, aber von ihrem Privatleben wusste ich nichts. Michelle ...

„Ich bin doch nur eine junge Frau, die ihr eigenes Leben führen will.“ (S. 209)
Romy Schneider war mir zwar vor allem durch die Sissi-Filme ein Begriff, aber von ihrem Privatleben wusste ich nichts. Michelle Marly lässt mit „Romy und der Weg nach Paris“ die junge Romy wieder lebendig werden. Ein Mädchen, das vor der Kamera erwachsen geworden ist und dabei ihre Jugend versäumt hat, das wohlbehütet aufgewachsen ist und sich nur schwer aus dem Kokon befreien kann, den ihre Eltern um sie gewoben haben. Mammi und Daddy (ihr Stiefvater) wollen immer nur das Beste für sie – eine (Heimat-)Filmkarriere, Ruhm und das große Geld. Darum drängen sie auch so auf den 4. Sissi-Film, doch Romy möchte endlich selber über ihre Engagements entscheiden, eine ernsthafte und vor allem ernst genommene Schauspielerin werden und vom Film zum Theater wechseln. Schließlich entstammt sie einer Schauspielerdynastie und ihre Großmutter steht noch mit 84 auf den Brettern des Wiener Burgtheaters.
Wie sehr ihre Eltern sie einschränken und beeinflussen merkt sie erst, als sie Alain Delon kennen- und lieben lernt. Der unangepasste Rowdy passt nicht zu ihr, er ist nicht treu und nur auf ihr Geld aus, will von ihrem Ruhm profitieren, meinen sie. Und Alain scheint diese Vorurteile zu bestätigen: „Ich bin wohl kein Mann nur für eine Frau, aber ich bin der beste Freund, wenn ein Mensch, den ich liebe, in Not gerät.“ (S. 347)

Michelle Marly hat es wieder geschafft, mich mitzureißen und mir eine berühmte Frau näher zu bringen, sie „menschlich“ werden zu lassen.
Zu Beginn schwebt man noch durch das Buch, wie Romy durch ihr Leben, den Filmdreh mit Alain, durch Paris und Wien, mondäne Hotels, tolle Filmsets, teure Garderobe und Abendveranstaltungen. Dabei ist sie immer von Menschen umgeben, die sie hoffieren und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen – sie ist der Liebling der deutschsprachigen Presse. Nur Alain ist so gar nicht beeindruckt von ihr, weiß nichts von ihrer berühmten Familie …
Und bald schon gesellt sich Gänsehaut dazu. Romy tat mir leid. Sie ist bereits 20, aber Mammi ist immer dabei und teilt sich sogar eine Suite mit ihr. Sie bestimmt Romys Kleidung, Frisur und Ernährung. Ihr Stiefvater verhandelt ihre Filmverträge, verwaltet ihre Einnahmen und teilt ihr nur ein Taschengeld zu – kein Wunder, dass sie auch später nie mit Geld umgehen konnte.
Und dann wird Alain immer berühmter und Romy ist nicht mehr gefragt. Sie nimmt eine Rolle in einem französischen Theaterstück an, ohne die Sprache perfekt zu beherrschen oder je auf einer großen Bühne gestanden zu haben. Die Proben fordern alles von ihr. Nur mit strenger Disziplin bis hin zur völligen Selbstaufgabe kann sie den Forderungen des Regisseurs und auch ihren eigenen gerecht werden – darin ähnelt sie dann doch wieder Kaiserin Elisabeth.

Michelle Marly gewährt tiefe Einblicke in Romys Gefühlsleben, ihre Ängste und Selbstzweifel. Sie zeigt eine Frau, die selbständig und erwachsen werden will und dafür hart an sich arbeitet, eine beeindruckende Persönlichkeit. Sie gestaltet ihre Protagonisten extrem lebendig, auch Alain als Romys Gegenspieler, ein junger Wilder der alles viel leichter nimmt, hat mir sehr gut gefallen.
Besonders gefreut habe ich mich über das Widerlesen mit Coco Chanel, die Romy noch einmal formt und eine echte Französin aus ihr macht.

Romys Verwandlung von Sissi zur Charakterschauspielerin, eine beeindruckende Romanbiografie und die Geschichte einer großen Liebe – fesselnd und farbenprächtig erzählt.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Kräutergärtnern für alle

Deine fabelhaften Kräuter
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Träumt ihr auch von einem eigenen Kräutergarten? Oder wundert ihr Euch genau wie ich, warum einige Kräuter einfach nicht wachsen oder immer wieder eingehen? Abhilfe schaffen jetzt „Deine Fabelhaften Kräuter“ ...

Träumt ihr auch von einem eigenen Kräutergarten? Oder wundert ihr Euch genau wie ich, warum einige Kräuter einfach nicht wachsen oder immer wieder eingehen? Abhilfe schaffen jetzt „Deine Fabelhaften Kräuter“ von Andrea Breithuber. Andrea hat selber einen 1000 m2 großen Garten mitten in der Stadt und erklärt ganz genau, was man für einen erfolgreichen Kräutergarten alles beachten muss. Wobei es ja nicht immer gleich ein ganzer Garten sein muss – ein (Hoch-)Beet oder Töpfe auf dem Balkon oder Fensterbrett tun es ja auch.
Sie fängt mit den Grundlagen an, welche (Arbeits-)Materialien man braucht, was für Gefäße und Erde geeignet sind, was man beim Kauf der Samen beachten muss und welche Kräuter sich vertragen oder eben auch nicht. Danach lernt man, wie man Jungpflanzen zieht oder ältere vermehrt. Besonders spannend fand ich die Kapitel über natürliches Düngen (einige Sachen mache ich instinktiv schon richtig) und wie man seine Pflanzen mittels Bodendecker vor dem Austrocknen schützt – da war ich bisher völlig ahnungslos. Natürlich geht es auch ums Überwintern der Kräuter und wie man sie trocknet, einfriert oder einlegt, zu kalten oder heißen Getränken verarbeitet, zu Kräutersalzen und Mischungen (zum Würzen) oder Tee und welche sich für die Seifenproduktion und Kräuterkissen eignen.
Der Hauptteil des Buches aber ist den 47 Kräuterportraits vorbehalten, unterteilt in Mediterrane, Allstars, Augenweiden, Gegen-den-Strom-Schwimmer, Außergewöhnliche und Unabhängige. Jede Pflanze wird auf einer Doppelseite inkl. seiner Verwendungsmöglichkeiten ausführlich vorgestellt. Neben einem Foto gibt es immer auch eine wunderschöne Illustration, welche die Vielfalt der Kräuter mit der Vielfalt der Menschen verbindet.
Ergänzt wird das Buch durch ein umfassendes Glossar, Register, Bezugsquellen für Zubehör etc. und weitere Quellen für Kräuterwissen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich weiß jetzt, was ich bisher beim Kräutergärtnern falsch gemacht habe. Ich freue mich schon darauf, die ganzen Tipps und Hinweise umzusetzen und hoffe auf eine gute Kräuterernte, nicht nur dieses Jahr.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Flashback

Stay away from Gretchen
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Tom ist der erfolgreiche Anchorman einer Nachrichtensendung, ein berühmter ehemaliger Kriegsberichterstatter in den besten Jahren. Er ist kein Sympathieträger, unverheiratet mit vielen kurzen Affären, ...

Tom ist der erfolgreiche Anchorman einer Nachrichtensendung, ein berühmter ehemaliger Kriegsberichterstatter in den besten Jahren. Er ist kein Sympathieträger, unverheiratet mit vielen kurzen Affären, aber klug, gewissenhaft und stets am Puls der Zeit. Und obwohl er nur wenige Kilometer von seiner Mutter Greta entfernt wohnt, besucht er sie kaum. Als er 2015 von dem Flüchtlingsdrama in Heidenau berichtet, löst das bei ihr von allen unbemerkt einen Flashback aus.
Greta ist 94 und wird langsam „tüddelig“. „Das Gedächtnis verrutscht im Alter.“ (S. 33) meint sie, aber bei ihr verrutscht es immer mehr. Sie verteilt überall Post-its, erkennt ihre Bekannten nicht mehr und hält sich oft für viel jünger. Als sie eines Tages hilflos und verwirrt auf der Autobahn aufgegriffen wird, muss Tom einsehen, dass es nicht nur das Alter ist, sondern Alzheimer-Demenz. Um ihr helfen zu können, wollen die Ärzte mehr über Gretas Vergangenheit wissen, doch sie schweigt, wie schon die ganzen Jahre. Also durchsucht Tom ihre Unterlagen und stößt dabei auf Bob …

„Stay away from Gretchen“ bedeutet „Halte dich von den deutschen Fräuleins“ fern und war auf die erste Seite des Amerikanisch-Deutschen Wörterbuches gedruckt, das den GI‘s nach dem 2. WK in Deutschland ausgehändigt wurde. Und so heißt auch der Roman von Susanne Abel, der die Lebens- und Liebesgeschichte einer jungen Ostpreußin und eines schwarzen GI´s erzählt.
Sie beschreibt sehr drastisch und oft erschreckend Gretas Kindheit und Jugend unter überzeugten Nazis, einen Vater, der sich schon 1939 freiwillig für die Front meldet und bald vermisst, aber nie vergessen oder aufgegeben wird, die Flucht vor den Russen, die Hungerwinter, das Auffanglager Friedland, die Nachkriegszeit in Heidelberg und die Ausgrenzung als Flüchtlinge aus dem Osten.
Besonders berührend ist dabei die Beziehung zwischen Greta und Bob, einem schwarzen GI. Auch er wird ausgegrenzt – von den Deutschen und seinen weißen Kameraden. Trotzdem lebt er hier freier als zu Hause, wo es eine strenge Rassentrennung gibt. Und obwohl Beziehungen zu deutschen „Frolleins“ verboten sind, verlieben sich Greta und Bob. „Es ist mir egal, ob du schwarz, weiß oder grün bist. Ich mag dich, weil du du bist.“ (S. 236)
Gleichzeitig wird beschrieben, wie Greta immer mehr zurück in die Vergangenheit rutscht, wie die alte Dame um ihre Selbständigkeit kämpft „Du hast nicht über mich zu bestimmen.“ (S. 36), obwohl sie sich immer mehr verliert „Ich bin hier, ohne da zu sein.“ (S. 284)

Gretas Geschichte ist nichts für schwache Nerven, sie geht ans Herz und bricht es einem fast. Und auch wenn mir Tom lange etwas unsympathisch war, habe ich ihn am Ende doch sehr gut verstanden. Greta hat ihre Verluste und Traumata nie verarbeitet und an Tom weitergegeben. Er fühlt sich nicht geliebt und gut genug für seine taffe Mutter, kann darum keine festen Bindungen eingehen und wirkt oft arrogant und abweisend. „Stets dachte er, es sei seine Schuld, wenn seine Mam wieder tagelang im abgedunkelten Schlafzimmer verschwand. Ihre Stimmungsschwankungen bestimmten sein Leben. Über Jahre fühlte er sich verunsichert und hilflos, weil sie in diesen Phasen nicht auf ihn reagierte.“ (S. 274)

Ich habe mich mit dieser Rezension sehr schwergetan und weiß nicht, ob sie dem Buch wirklich gerecht wird. Ich habe es geradezu verschlungen, es hat mich aufgewühlt und beeindruckt. Susanne Abel zeigt anhand der Flüchtlingskrise von 2015, wie sich die Geschichte wiederholt und wir trotzdem immer wieder vergessen oder verdrängen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Schwarze Diamanten

Der Schatz im Schacht
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Was macht eine Autorin, die eine Idee für ihren neuen Roman sucht? Sie kauft auf dem Flohmarkt eine alte Grubenlampe, weil in der Schachtel ein geheimnisvoller, über 100 Jahre alter Brief liegt, der einen ...

Was macht eine Autorin, die eine Idee für ihren neuen Roman sucht? Sie kauft auf dem Flohmarkt eine alte Grubenlampe, weil in der Schachtel ein geheimnisvoller, über 100 Jahre alter Brief liegt, der einen Schatz erwähnt …
„Der Schatz im Schacht“ von Grit Aurich ist Mischung aus historischem Krimi und Roman, gewürzt mit einem kleinen Exkurs zur Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge mit besonderem Augenmerk auf dem Bergbaumuseum Oelsnitz. Außerdem werden einige typische Begriffe erklärt, die mich zum Schmunzeln gebracht haben – aber das Büchlein ist nicht nur für Bergbau-Fans interessant.
Sehr lehrreich, spannend, überraschend und garantiert in nur 15 min bei einem hoffentlich (ent)spannenden Wannenbad gelesen.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Ich liebe die Kombination aus Anbau-Tipps und vegetarischen Rezepten

Ye Olde Kitchen – Kochen, gärtnern, nachhaltig leben
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Als ich „Kochen Gärtnern nachhaltig Leben“ zum ersten Mal gesehen habe wusste ich sofort, dass ich es haben muss. Ich koche jeden Tag frisch, fast ausschließlich vegetarisch und versuche dabei überwiegend ...

Als ich „Kochen Gärtnern nachhaltig Leben“ zum ersten Mal gesehen habe wusste ich sofort, dass ich es haben muss. Ich koche jeden Tag frisch, fast ausschließlich vegetarisch und versuche dabei überwiegend regionale und vor allem saisonale Produkte zu verwenden – und zum Glück kann man z.B. Kürbis ewig lagern, so dass ich meist noch einen letzten daliegen haben, wenn es schon die ersten frischen gibt.

Ich hatte früher wie Eva-Maria Hoffleit und Philipp Lawitschka einen sehr großen Balkon, in dem ich auf verschiedenen Ebenen in hängenden und stehenden Töpfen so ziemlich alles angepflanzt habe, was essbar war – u.a. Tomaten, Bohnen, Erbsen, Mais, Zwiebeln, Erdbeeren, diverses Beerenobst und natürlich Unmengen Kräuter. Inzwischen haben wir diese Möglichkeiten leider nicht mehr, aber es gibt ja Wochenmärkte und Freunde, die ihre Gartenernte mit uns teilen.

Das Autorenpaar erklärt zu Beginn die Grundsätze der saisonalen Ernährung, des saisonalen Einkaufens und der nachhaltigen Küche. Außerdem erläutern sie, wie man mit Hilfe von Einkochen, Einlegen und Fermentiren die Saison vieler Gemüse und Kräuter verlängern kann. Zudem geben sie Tipps, was man in welchem Gefäß und an welchem Standort anbauen kann, was man in einem Kräutergarten beachten sollte und wie Sprossen gezogen werden. Dadurch sollten sich auch Anfänger mit Hilfe des Buches an einen (Balkon-)Garten wagen können.

Danach geht es dann aber auch schon ans „Eingemachte“ – die Rezepte, welche in die 4 Jahreszeiten untergliedert und meist in 30 min zubereitet sind. Wer einen Kritikpunkt sucht, könnte die fehlenden Angaben zu Nährwerten oder Personen bemängeln (m.E. sind sie meist für 4 Portionen ausgelegt), aber mich hat das nicht gestört.

Mich hat das Buch auf jeden Fall sehr inspiriert, auch aufgrund der tollen Fotos. Ich habe inzwischen einige Gerichte ausprobiert, die Paprika-Frittata, die gefüllten Kartoffeln, den Salat mit Apfeldressing, die Pasta mit Feldsalatpesto (das könnte mein Mann jede Woche essen, schmeckt auch super aufs Brot), den Kürbis-Cheesecake und auch den Zwiebelkuchen gab es hier garantiert nicht zum letzten Mal. Mein Highlight ist u.a. das Zitronenpesto. Das sieht zwar unspektakulär aus, aber die Kombination aus Zitrone, Honig und gerösteten Sonnenblumenkernen harmoniert toll, schmeckt sehr lecker und macht satt! Außerdem habe ich zum ersten Mal Mairübchen eingelegt – auch das ging wirklich ruckzuck und schmeckt sehr gut.
Bei den Rezepten gibt es auch immer wieder Hinweise zum Anbau, der Ernte oder anderen Verarbeitungsmöglichkeiten der Gemüse oder Kräuter.

Mir gefällt die Kombination von Anbau-Tipps und vegetarischen Rezepten sehr gut. Ich finde es praktisch, dass man die meisten Zutaten (abgesehen vom frischen Obst und Gemüse) sowieso im Kühlschrank oder Vorratsraum hat und nicht extra noch ausgefallene Dinge einkaufen muss.

5 Sterne und ich finde, das Kochbuch sollte in keinem nachhaltigen / vegetarischen Haushalt fehlen.

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