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Veröffentlicht am 26.03.2020

Leider nicht der psychologische Spannungsroman wie erwartet

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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London 1939: Hetty Cartwright ist die stellvertretende Leiterin der Säugetiersammlung des Natural History Museums – eine Position, mit der sie niemals gerechnet hatte – aber die Männer sind inzwischen ...

London 1939: Hetty Cartwright ist die stellvertretende Leiterin der Säugetiersammlung des Natural History Museums – eine Position, mit der sie niemals gerechnet hatte – aber die Männer sind inzwischen alle im Krieg. Darum darf sie die Sammlung auch nach Lockwood Manor evakuieren und dort betreuen, Lord Manor hat dem Museum Teile seines Herrenhauses zur Verfügung gestellt. Schon bei der Ankunft lernt sie dessen Tochter Lucy kennen, die Frauen finden sich sofort sympathisch. Doch Lord Lockwood warnt sie: „Lucy ist sehr verletzlich, müssen sie wissen. Sie sollte auf keinen Fall mit zu vielen Problemen oder Dramen belastet werden. … Sie ist sehr sensibel …“ (S. 28)

Hetty wird im sonst unbewohnten Ostflügel untergebracht, die anderen Zimmer sind abgeschlossen, es wirkt alles etwas unheimlich. „… als ob sich das Haus vor Trauer abschotten wollte und wir darin gefangen wären.“ (S. 56) Schon am ersten Morgen wird sie von einem fast unmenschlichen Schrei geweckt – Lucy hatte wieder einen ihrer Albträume. Kurz darauf stellt Hetty fest, dass das erste Exponat fehlt, ein Jaguar. Und während sich draußen alles auf den großen Krieg vorbereitet, kämpft Hetty im Kleinen: gegen Wetter, Schädlinge und die „Geister“, vor denen Lucy und die Angestellten Angst haben. Zudem verschwinden immer wieder Ausstellungsstücke, manchmal tauchen sie anderen Stellen wieder auf. Sie verdächtigt die Hausangestellten oder Lord Lockwood selbst, ihr damit schaden zu wollen, kann ihnen aber nichts nachweisen.

„Die stummen Wächter von Lockwood Manor“ haben es mir nicht leicht gemacht, bis zum Ende durchzuhalten. Eigentlich wollte ich das Buch schon nach der Hälfte abbrechen, denn der Spannungsbogen entwickelte sich so gut wie gar nicht, es gab zu viele Wiederholungen, was Lucys Albträume und die veränderten Standorte der Exponate anging. Dazu kam, dass ich die Ängste der beiden Frauen bald nicht mehr spüren und nachvollziehen konnte, beim Lesen seltsam distanziert blieb (was aber auch an den Wiederholungen liegen kann, irgendwann war der Überraschungseffekt halt weg).
Hettys Gedanken drehen sich hauptsächlich um die Sammlung und darum, ihre Stelle zu verlieren. Sie kümmert sich rund um die Uhr darum und schläft zum Teil auch in den Räumen. Außerdem sorgt sie sich um Lucy, die ihr nach und nach von ihrer Vergangenheit erzählt. Die beiden werden enge Freundinnen, sind sich sehr ähnlich. Doch schon Lucys Mutter, die erst vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, war „verrückt“. Jetzt bangt Lucy um ihren eigenen Verstand. „Schlaflosigkeit, wilde Träume, zum Zerreißen gespannte Nerven – musste ich mich für den Rest meines Lebens damit abfinden oder waren sie nur eine Flutwelle, die der Tod meiner Mutter ausgelöst hatte und die nach und nach abebben würde?“ (S. 202)
Lucys Vater, Lord Lockwood, erscheint als übermächtiger Despot. Er nimmt weder Hettys Sorgen noch Lucys Ängste bzw. Albträume ernst, sondern lässt sie im Zweifelsfall ruhigstellen – schließlich kann er sich als Witwer jetzt endlich seinen diversen Freundinnen widmen. Er ist kein Mann, der Sympathien weckt.
Zudem hat mich gestört, dass der Krieg so ausgeblendet wird und nur am Rand passiert.

Zum Glück habe ich das Buch dann doch noch zu Ende gelesen und wurde positiv überrascht. Diese Auflösung der Geheimnisse hätte ich nicht erwartet.

Mein Fazit: Leider nicht der psychologische Spannungsroman wie erwartet, dafür ein großes Familiengeheimnis und eine besondere Freundschaft.

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Veröffentlicht am 23.03.2020

Die Kirschen aus Nachbars Garten

Kirschkuchen am Meer
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Wenn ihr dem Alltag mal wieder in ein schönes Buch entfliehen wollt, kann ich Euch „Kirschkuchen am Meer“ von Anne Barns empfehlen. Ein echter Wohlfühlroman mit viel Herz, Meer und leckeren Rezepten.

Marie ...

Wenn ihr dem Alltag mal wieder in ein schönes Buch entfliehen wollt, kann ich Euch „Kirschkuchen am Meer“ von Anne Barns empfehlen. Ein echter Wohlfühlroman mit viel Herz, Meer und leckeren Rezepten.

Marie war noch ein Kleinkind, als ihr Vater Enno die Familie für eine andere Frau verlassen hat. Ihre Mutter und ihre ältere Schwester Lena waren seitdem immer für sie da. Lena ist es auch, die sie anruft und ihr erzählt, dass Enno plötzlich gestorben ist. Ilonka, Papas „Neue“ (die „Hexe“), hat sie informiert. Da Lena hochschwanger ist, kann sie nicht mit zur Beerdigung fahren und allein will Marie nicht, aber ihre Mama und Oma begleiten sie, schließlich gehörte Enno mal zur Familie.
Bei der Seebestattung in Hooksiel fällt Marie eine Frau auf, die sich abseits hält. Was verbindet sie mit Enno? Marie folgt ihrer Spur nach Norderney und Juist …

Bereits der Einstieg in Anne Barns neues Buch hat mich in einen Kosmos aus frisch gekochter Erdbeermarmelade und selbst gebackenem Hefezopf gezogen – ihre Bücher sind definitiv nichts für schmale Hüften oder Diätzeiten.

Marie ist mit ihrem Leben eigentlich zufrieden. Sie arbeitet als Drogistin, die Kollegen sind nett, nur der Chef ist manchmal schwierig. Mit Marc, ihrem Verlobten, kriselt es etwas, seit er nach einem Burnout arbeitslos ist. Um abzuschalten backt Marie leidenschaftlich gern und überlegt schon lange, ihr Leben zu ändern: „Im Grunde genommen weiß ich, was mein Herz will, denke ich. Mir fehlt nur momentan der Mut, mich darauf einzulassen.“ (S. 93)

Der Zusammenhalt in Maries Familie hat mir gut gefallen. Die vier Powerfrauen sind immer füreinander da und unterstützen sich gegenseitig. „Traurig wegen Papa, glücklich wegen euch.“ (S. 62)
Interessant war, wie verschieden sie an Zeit mit Enno zurückdenken. Marie, die Jüngste, hat eher verklärte Erinnerungen an ihn, an Ferien und Ausflüge, gemeinsames Angeln und Kochen, während Lena damals die Probleme zwischen ihren Eltern mitbekommen hat. Ihre Mutter und ihre Oma haben Enno längst verziehen. Und bei einem sind sich alle einig – Ilonka, die Hexe, hat Enno und seine Töchter entzweit!

Anne Barns schafft es immer wieder, dass man mit ihren Protagonisten mitfiebert. Marie ist kreativ, mutig, neugierig und entscheidet oft aus dem Bauch heraus – ich habe sie sofort gemocht. Lena ist eine tolle große Schwester, die sich auch nach 30 Jahren immer noch um „die Kleine“ sorgt.
Mit Marc hatte ich so meine Probleme. Er ist zwar nett und ein Familienmensch, aber ihm scheint der Antrieb zur Änderung seiner Situation zu fehlen und ich hatte das Gefühl, dass er Marie gegenüber nicht immer ehrlich ist.
Ilonka – die Hexe – und ihr Sohn aus erster Ehe machen ihrem Ruf alle Ehre. Marie muss schnell feststellen, dass man ihnen immer noch nicht über den Weg trauen kann.
Auch die Nebenfiguren sind sehr liebevoll angelegt, seien es Anni, die Marie auf der Fähre kennenlernt, oder Stephan und Matthias, welche die Kaffeerösterei „Bittersüss“ betreiben (da will ich unbedingt mal hin!).

Einmal angefangen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist spannend, mit viel Herz (-blut geschrieben) und macht Appetit auf Mee(hr).
Das Ende hat mich dann echt überrascht – einerseits hat man es genauso erwartet und doch wieder nicht. Ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt und alles andere ausblenden können – so muss ein Buch ein <3.

„Folge deinem Herzen und nimm Dein Gehirn ausnahmsweise mal nicht mit. Finde heraus, was dich glücklich macht.“ (S. 91)

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Moderne Mädchen

Radio Girls
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„Sie würde niemals hübsch oder schick sein, doch so, wie sie war, sah sie zumindest verlässlich und vernünftig aus.“ (S. 15)
London 1926: Maisie ist 23 und wurde schon in der Kindheit als graue Maus beschimpft. ...

„Sie würde niemals hübsch oder schick sein, doch so, wie sie war, sah sie zumindest verlässlich und vernünftig aus.“ (S. 15)
London 1926: Maisie ist 23 und wurde schon in der Kindheit als graue Maus beschimpft. Ihr fehlen weibliche Kurven, ihre Haare haben eine nichtssagende Farbe und ihre Kleidung ist abgetragen. Sie ist zu unauffällig, still und rücksichtsvoll, hat keinerlei Selbstvertrauen. Als sie einen Job als Sekretärin bei der BBC ergattert, wähnt sie sich am Ziel ihrer Träume – endlich verdient sie Geld und vielleicht lernt sie auch einen Mann kennen, der sie heiratet. Doch schon bald wird ihr klar, dass sie an einem Ort ist, wo die Zukunft passiert. Das Radio steckt noch in den Kinderschuhen, beeinflusst aber schon jetzt viele Menschen. Und im Gegensatz zu den Zeitungen: „… spielt es keine Rolle, ob die Leute Analphabeten sind, du kannst sie trotzdem mit nützlichen Informationen versorgen und ihren Verstand schärfen.“ (S. 322)
Ihre Chefin Hilda Matheson, die Vortragsdirektorin, spornt sie an, Fragen zu stellen, wann immer sie etwas nicht weiß oder versteht, und selber Nachforschungen anzustellen. Maisie lernt bei jeder Sendung etwas dazu, bringt bald eigene Ideen ein und arbeitet sich langsam hoch. Doch dann entdeckt sie etwas, was die BBC und das Land erschüttern könnte …

In „Radio Girls“ erzählt Sarah-Jane Stratford auf der Basis historischer Personen von den Anfängen der BBC in London. Damals brachte das Radio keine Musik, Wetter und Nachrichten, sondern sollte die Zuhörer unterhalten und bilden. Es gab z.B. Buchrezensionen, politische Streitgespräche oder Vorträge zur ersten Hilfe bei Haushaltunfällen. Die Gäste waren prominente Künstler oder Politiker, oft umstrittene Persönlichkeiten.

Maisie steht für eine neue Generation Frauen, die lieber arbeiten gehen als sich um Mann, Haus und Kinder zu kümmern. Sie dürfen wählen und können für sich selbst entscheiden. Ich fand es spannend und sehr interessant, Maisies Entwicklung von der ungebildeten grauen Maus zur taffen Karrierefrau zu verfolgen. „Jede Sekunde dort ist ein Abenteuer.“ (S. 278), auch wenn ich ausgehend vom Klappentext eher eine Spionagegeschichte erwartet hatte. Stattdessen geht die Autorin auf das Tagesgeschäft beim BBC ein, wie schwer es für Frauen war, sich in dieser Männerwelt zu behaupten, sich zu emanzipieren. Die Beiträge des Senders waren eng an die sich stets ändernde politische Situation gebunden, sie mussten oft mit ihren Chefs und den Sprechern bzw. deren Themen regelrecht jonglieren.

Mein Fazit: Ein interessanter biographischer Roman über die Anfänge des BBC-Radios, der etwas mehr Spannung vertragen hätte.

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Veröffentlicht am 18.03.2020

Stella Designs

Die Kleider der Frauen
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Paris 1940: Estella ist 22 und arbeitet zusammen mit ihrer Mutter Jeanne als Schneiderin für die großen Couturiers. Nebenbei entwirft und schneidert sie Kleider nach ihren Vorstellungen, träumt vom eigenen ...

Paris 1940: Estella ist 22 und arbeitet zusammen mit ihrer Mutter Jeanne als Schneiderin für die großen Couturiers. Nebenbei entwirft und schneidert sie Kleider nach ihren Vorstellungen, träumt vom eigenen Atelier mit zahlungskräftigen Kundinnen. Aber Europa steckt mitten im 2. WK und die Deutschen kommen Frankreich immer näher. Schon lange vermutet sie, dass Jeanne der Résistance angehört. Als Estella eines Abends in eine Aktion des Widerstands gerät und hilft, muss sie aus Paris verschwinden. Ihre Mutter hat dafür gesorgt, dass Estella seit ihrer Kindheit Englischunterricht von einem Amerikaner bekommt und schickt sie jetzt mit dem letzten Schiff nach Amerika. Dafür gibt sie ihr einen amerikanischen Pass – so erfährt Estella, dass sie einen amerikanischen Vater hat ...

New York 2015: Fabiennes Großmutter Estella ist 97 Jahre alt und hat nicht mehr lange zu leben. Kurz zuvor ist Fabiennes Vater gestorben und sie hat beim Ordnen seiner Unterlagen dessen Geburtsurkunde gefunden. Was darin steht, macht sie nachdenklich. Wer ist ihre Familie wirklich? Sie hofft, dass Estella ihr ihre Geschichte noch erzählen kann, aber die fordert als Gegenleistung, dass Fabienne nach ihrem Tod die Modemarke „Stella Designs“ übernimmt ...

„Die Kleider der Frauen“ von Natasha Lester ist eine Kombination aus historischem Roman und Liebesgeschichte, der zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht und auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Mir hat Estellas Geschichte dabei besser gefallen als Fabiennes.

Estella ist eine sehr mutige und kreative junge Frau, die einerseits das Rätsel ihrer Vergangenheit lösen und andererseits in New York ihr eigenes Label gründen will. Zu Hause wäre das nur mit männlicher Protektion vorstellbar gewesen „… in Frankreich durften Frauen kein eigenes Konto eröffnen und deshalb natürlich auch kein Bankdarlehen aufnehmen. Genauso wenig durften sie wählen – im Grunde waren Frauen Menschen zweiter Klasse …“ (S. 19), aber in Amerika scheint alles möglich, wenn man nur hart genug dafür arbeitet. Schon auf der Überfahrt hat Sam kennen gelernt, der als Zuschneider arbeitet, und in New York kommt noch das Model Jeanie dazu. Die drei sind ein gutes Team, trotzdem wird es schwieriger, als sie es sich ausgemalt haben, denn in Amerika stellen die Frauen andere Ansprüche an ihre Kleidung. „Amerika ist Gewerbe, Paris Kunst.“ (S. 67)
Außerdem trifft Estelle in New York den gutaussehenden Frauenschwarm und geheimnisumwitterten Engländer Alex wieder, den sie bereits in Paris kennen gelernt hat. Er scheint ein Spion zu sein, doch auf welcher Seite steht er und wie sind ihre Gefühle füreinander? Kann sie ihm vertrauen?

Fabienne ist ihrer Großmutter in ihrer Kreativität sehr ähnlich, aber ansonsten leider zu schüchtern, zurückhaltend und ängstlich. Obwohl sie schon als Kind Kleider entworfen hat, traut sie sich die Leitung der Firma und vor allem den Entwurf neuer Kollektionen einfach nicht zu, denkt, sie wäre nicht gut genug. Erst, als sie das Geheimnis um die Geschichte ihrer Familie löst, wird sie sich ihrer Stärken bewusst und wächst über sich hinaus. Dabei spielten auch der Amerikaner Will und dessen Schwester Melissa eine große Rolle.

Das Setting des Romans hat mir gut gefallen, wobei auch hier der Strang um Estellas Erlebnisse eindringlicher ausgearbeitet wurde. Die Beschreibung der Zustände in Paris und Frankreich haben mir gut gefallen – Estellas Gefühl der Unverwundbarkeit und Uneinnehmbarkeit von Paris „Paris war zu grandios, zu legendär, zu außerordentlich, als dass ein grotesker kleiner Mann namens Adolf Hitler ihm etwas anhaben konnte.“ (S. 24) und als Gegensatz die Verhältnisse, die sie auf der Flucht erlebt. Aber auch in Amerika liegt das Glück nicht auf der Straße, sondern man muss hart dafür arbeiten, macht die Autorin deutlich.

Für mich ist "Die Kleider der Frauen" eine eindringliche Liebesgeschichte mit kleinen Längen, die sich um Mode, (Selbst-)Vertrauen und dramatisch Familiengeheimnisse dreht. „Dieses Kleid macht mir Mut. Wenn ich es anziehe, fühle ich mich wie die beste Version meiner selbst. Als wäre ich die Frau, die ich schon immer sein wollte.“ (S. 54)

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Der Tod schmeckt nach Marillenknödeln

Wenn die Alpen Trauer tragen
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… so empfindet es zumindest Therese Valbilda, als sie in den Flammen ihres brennenden Hauses umkommt.

„Inmitten der Bücher ... konnte sie auf gefährliche Phantasiereisen gehen, ohne sich wirklich zu verletzen ...

… so empfindet es zumindest Therese Valbilda, als sie in den Flammen ihres brennenden Hauses umkommt.

„Inmitten der Bücher ... konnte sie auf gefährliche Phantasiereisen gehen, ohne sich wirklich zu verletzen oder gar zu sterben. Agnes überlegte, dass es eigentlich das Beste wäre, Mitzi hier festzuhalten, sie einzusperren mit Tonnen von Lesestoff und einer Kaffeemaschine.“ (S. 28)
Neun Monate sind vergangen, seit sich Mitzi und Inspektorin Agnes Kirschnagel bei der Aufklärung einer Mordserie kennengelernt haben und selber in Gefahr geraten sind. Agnes Freundschaft bedeutet Mitzi viel, sie liebt düstere Krimis und Thriller und hofft, Agnes bald wieder bei einem Fall helfen zu können. Die Wartezeit bis dahin vertreibt sie sich damit, wildfremden Menschen zu gratulieren, die es durch ihre besondere Zivilcourage in die Zeitung geschafft haben. So wie die Rentnerin Hilda Valbilda, die einen Enkeltrickbetrüger überführt hat. Als Mitzi Hilda trifft erfährt sie, dass deren Schwester Therese bei einem bislang ungeklärten Brandanschlag ums Leben kam und Hilda sich seitdem von einer weißen Frau bzw. Hex verfolgt fühlt. Mitzi ruft sofort Agnes an, aber die glaub ihr nicht. „Mitzi war einfach eine suchende Seele, die mit der Wirklichkeit nicht ganz zurechtkam.“ (S. 36) Doch dann stirbt Hilda an einem Herzstillstand und Mitzi kann Agnes überzeugen, sich die beiden Fälle doch mal genauer anzusehen …

Seit „Die Alpen sehen und sterben“ bin ich ein Fan des ungewöhnlichen Ermittlerduos Mitzi und Agnes.
Mitzi ist eine Einzelgängerin, die auf ihre Umwelt oft etwas zu aufgedreht, fantasievoll und verschroben wirkt, dabei ist sie eine herzensgute, empathische Frau. Sie hat als Kind ihren kleinen Bruder und ihre Eltern bei einem Brand verloren und das nie richtig verarbeitet. Jetzt ist sie endlich in Therapie, aber der Fall wühlt das Kindheitstrauma immer wieder auf – Erinnerungen und Realität sind manchmal nur noch schwer für sie auseinanderzuhalten. Außerdem scheint sie keine Angst mehr vor dem Tod zu haben, sondern ihn eher herbeizusehnen – dann wäre sie nämlich endlich wieder mit ihrer Familie vereint. Darum ist sie auch so empfänglich für die Botschaften aus dem Jenseits, welche die weiße Hex angeblich für sie hat.
Agnes ist ihre einzige Freundin. Die taffe, junge Ermittlerin will endlich Karriere machen und in eine Großstadt versetzt werden. Obwohl sie um Mitzis überbordende Fantasie weiß, erkennt sie auch, wenn diese auf der richtigen Spur ist und zusammen sind sie ein fast perfektes Team. Leider fehlt Agnes noch der Mann fürs Leben – obwohl Hamster Jo wirklich goldig ist. Vielleicht wäre ja der Köllner Privatdetektiv Axel Brecht, der auch in den Fall involviert ist, der richtige???

Auch der zweite Fall um Mörder-Mitzi aus der Feder von Isabella Archan ist sehr unterhaltsam, spannend, etwas gruselig und ein kleines bisschen übersinnlich. Obwohl die beiden Ermittlerinnen bei ihren Nachforschungen ein hohes Tempo vorlegen, werden sie von den Ereignissen überrollt und geraten wieder in Lebensgefahr – der filmreife Showdown hat mir echte Gänsehaut beschert.

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