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Veröffentlicht am 01.08.2019

Der große Knall

Träume von Freiheit - Flammen am Meer
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... verändert am 11.12.1875 in Bremerhaven das Schicksal einer ganzen Stadt. Das Auswandererschiff „Mosel“ will noch ein letztes Fass an Bord nehmen, als ein Halteseil reißt, das Fass auf den Boden knallt ...

... verändert am 11.12.1875 in Bremerhaven das Schicksal einer ganzen Stadt. Das Auswandererschiff „Mosel“ will noch ein letztes Fass an Bord nehmen, als ein Halteseil reißt, das Fass auf den Boden knallt und explodiert. Über 80 Menschen werden dabei getötet und über 200 zum Teil schwerstverletzt.
Johanne verliert dabei ihre rechte Hand und fast ihre ganze Familie, zum Glück kann sie ihre kleine Tochter Elschen retten.
In Dresden wartet indes Cecilia Thomas, dass ihr Mann William endlich von seiner Geschäftsreise nach Hause kommt. Doch statt ihm kommt am nächsten Tag die Polizei – William wollte die „Mosel“ im Atlantik versenken, um die Versicherungssumme für seine angebliche Fracht zu kassieren, die Bombe hätte erst auf See explodieren sollen ...

„Träume von Freiheit – Flammen am Meer“ ist der Auftakt einer Jahrhundert Trilogie und beruht auf wahren Personen und deren Erlebnissen. Die Journalistin und Moderatorin Silke Böschen hat dafür wahre Begebenheiten (recherchiert z.B. in Archivakten und Zeitungsberichte) und Fiktion geschickt verknüpft und dadurch eine extrem spannenden und aufwühlende Geschichte geschaffen.

Johannes Familie wollte an diesem Tag ihren Bruder Gustav verabschieden und nun steht sie plötzlich fast allein da. Sie kommt nicht über den Verlust ihrer Hand und die unerträglichen Schmerzen hinweg, ist verzweifelt, hat Selbstmordgedanken und hadert mit Gott. Außerdem hasst sie die Frau des Täters, die seltsam unbeteiligt scheint und nur ihrer eigene Haut zu retten versucht.
Cecilia ist erschrocken, als sie von der Tat ihres Mannes erfährt. Sie ist selbst Mutter von 4 Kindern und ziemlich verwöhnt – wovon soll sie jetzt leben?! William hatte ihr ein Jet-Set-Leben ermöglicht, bis die Schulden überhand nahmen. Auch fallen ihr erstmals Unstimmigkeiten auf, die er ihr im Laufe ihrer Ehe erzählt hat. Und statt sich der Situation zu stellen, geht unter falschem Namen zurück nach Amerika.

Silke Böschen erzählt die Geschichte zweier Frauen, die ihren Weg zurück ins Leben, in eine neue Normalität finden müssen.
Johanne ist eine gebrochene Frau, die sich selbst nichts mehr zutraut und denkt, dass sie sich nicht neu verlieben, nie wieder glücklich werden darf. Ich konnte zu jeder Zeit nachfühlen, wie es ihr gerade geht und hatte unglaubliches Mitleid mit ihr. Umso mehr hat es mich gefreut, als sie nach einiger Zeit dann doch neuen Lebensmut und eine neue Perspektive gefunden hat. Aus einer verzagten jungen Frau wurde eine echte Kämpferin.
Cecilia hingegen war mir von Beginn an unsympathisch. Sie hält sich für etwas Besseres und behauptet, von nichts gewusst zu haben. Das glaubt ihr allerdings niemand – sie hat die Hinweise nur ignoriert. Zudem denkt sie stets nur an ihren eigenen Vorteil und versucht in Amerika, an ihr altes Leben anzuknüpfen. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn wieder einer ihre Pläne schiefgegangen ist oder sie sich verspekuliert hat.

Mein Fazit: Silke Böschen hat es geschafft, aus den wahren Begebenheiten der „Thomas-Katastrophe“ einen sehr fesselnden, unterhaltsamen und hervorragend recherchierten Auftakt ihrer Jahrhundert-Trilogie zu entwickeln. Da die Handlung in sich abgeschlossen ist bin ich schon sehr gespannt, welches Thema ihr nächstes Buch behandelt. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 29.07.2019

Die Freiheit

Das Brauhaus an der Isar: Spiel des Schicksals
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Bayern, 1897: Antonia lebt mit ihrer Familie auf einem kleinen Hopfen-Hof. Ihre Zukunft scheint vorgezeichnet, sie wird einen der Burschen aus der Gegend heiraten, Kinder bekommen und bis an ihr Lebensende ...

Bayern, 1897: Antonia lebt mit ihrer Familie auf einem kleinen Hopfen-Hof. Ihre Zukunft scheint vorgezeichnet, sie wird einen der Burschen aus der Gegend heiraten, Kinder bekommen und bis an ihr Lebensende Hopfen verarbeiten. Dabei träumt sie davon, in München eine richtige Ausbildung zu machen und die Enge und Eintönigkeit des Dorfes hinter sich zu lassen. Als ihr Vater stirbt und ihre Mutter den Hof verkauft, nutzt sie ihre Chance und geht heimlich nach München. Antonia hält sich mit Lohnarbeiten über Wasser, bis ihr ein Maler anbietet, ihm nackt Modell zu stehen. Für Antonia eigentlich undenkbar, schließlich will sie ihren guten Ruf bewahren. Aber die Bezahlung ist sehr gut, also probiert sie es aus. Und je länger sie Modell steht, desto freier fühlt sie sich. Zum ersten Mal im Leben ist ihr Körper nicht mehr unter unzähligen Lagen Kleidern versteckt und eingeschnürt. Sie kann endlich Luft und Sonne auf der Haut spüren und tief durchatmen.
Über den Maler lernt sie Melchior Bruckner kennen. Dessen Mutter Franziska führt nach dem Tod des Mannes die Familien-Brauerei mit harter Hand, da Melchior lieber dem Müßiggang frönt und sich für Technik statt fürs Brauen interessiert. Einen Traum allerdings verfolgen sie gemeinsam – ihr Bier soll auf dem Oktoberfest ausgeschenkt werden.
Als Melchior Antonia eine Stellung im Haushalt seiner Mutter versorgt, wird sie von den anderen Bediensteten angefeindet. Dann passieren mehrere Unfälle – will jemand die Brauerei sabotieren? Antonia gerät in Verdacht. Um ihren Ruf und die Brauerei zu retten versucht sie, den wahren Schuldigen finden.

„Das Brauhaus an der Isar“ ist der packende Auftakt einer neuen Reihe rund ums Münchner Brauwesen. Die Bruckner-Brauerei steht dabei stellvertretende für die kleinen Familienbrauereien der damaligen Zeit, die mit- und gegeneinander ums Überleben kämpfen.
Julia Freidank erzählt u.a. von Bigotterie, Engstirnigkeit, Frömmlern und fragwürdiger Moral. Während Antonia sich gegen übergriffige Männer und Vorwürfe wegen ihrer Tätigkeit als Aktmodell wehren muss, kämpft Franziska um Anerkennung in einer Männerdomäne. Zwei starke Frauen, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen.
Antonia war mir von Beginn an sympathisch. Ich habe sie für ihren Mut, sich nicht in ihr vorbestimmtes Schicksal zu fügen, sehr bewundert. Franziska hat es mir etwas schwerer gemacht sie zu mögen, da sie nach außen sehr streng, fast schon verbittert wirkt.
Melchior hingegen vertrödelt die Tage. Er scheint nichts mit sich anzufangen zu können. Dabei würde er gern an der neugegründeten Technischen Hochschule studieren, kann sich mit diesem Wunsch aber bei seiner Mutter nicht durchsetzen.

Geschickt lässt die Autorin berühmte Persönlichkeiten jener Zeit in die Handlung einfließen. So haben z.B. Albert Einstein und Johann Strauß einen Gastauftritt. Zudem geht sie auf die neuesten Erfindungen wie die elektrische Straßenbahn, Kunsteis bzw. Kühlaggregate ein und die Entwicklung eines neuen, rein untergärigen Bieres mittels Hefe und die dafür nötigen Verfahren, was sie sehr spannend erzählt hat. Aber auch die Arbeiterbewegung und das Erstarken des „Alldeutschen Verbandes“ (einer nationalsozialistisch geprägten Vereinigung) und die langsame Entwicklung eines neuen, modernen Frauenbildes finden sich im Buch wieder. Damit zeigt sie ein sehr umfassendes Bild von München in der damaligen Zeit.

Mein Fazit: Ein sehr spannender, fesselnder und unterhaltsamer Auftakt der Lust auf die Folgebände macht!

Veröffentlicht am 24.07.2019

Ein mysteriöser Todesfall und andere Geheimnisse

Das Kino am Jungfernstieg
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„Dieser Streifen war wichtig - und sie meinte, ihn für immer zu verlieren, wenn sie ihn aus den Händen gab.“ (S. 138).
November 1946: Lili Paal (geb. Wartenberg) arbeitet als Cutterin für die neugegründete ...

„Dieser Streifen war wichtig - und sie meinte, ihn für immer zu verlieren, wenn sie ihn aus den Händen gab.“ (S. 138).
November 1946: Lili Paal (geb. Wartenberg) arbeitet als Cutterin für die neugegründete DEFA in Berlin, als sie von ihrer Halbschwester Hilde erfährt, dass es ihrer Mutter Sophie in Hamburg von Tag zu Tag schlechter geht. Um zu ihr zu reisen, benötigt Lili einen Interzonenpass – den sie sich vom britischen Filmoffizier John Fontaine erhofft. Capitain Fontaine bietet ihr einen Deal an: Lili hat schon einmal einen im Krieg nicht fertiggestellten Film gefunden und geschnitten. Wenn sie ihm das Versteck eines weiteren Films verrät und ihm hilft, diesen aufzustöbern, nimmt er sie mit nach Hamburg. Zufällig hat Lili gehört, dass in Travemünde der letzte Film mit der berühmten Thea von Middendorff versteckt sein soll. Dieser Film ist berüchtigt, weil Theas Mann beim Dreh ums Leben kam und die Todesumstände nie öffentlich gemacht wurden. Und der damalige Regisseur, Leon Caspari, dreht zufällig gerade den ersten Nachkriegsfilm – mitten in Hamburg ...

„Das Kino am Jungfernstieg“ von Micaela Jary ist der Auftakt einer neuen Reihe um die Entwicklung des Kinos nach dem Krieg und beleuchtet dabei die Geschichte der fiktiven Familie Wartenberg. Lilis Vater hatte das Kino in den 30er Jahren gegründet und ihre Mutter Sophie hattte es all die Jahre geleitet. Als Lilis Vater kurz vor Ende des Krieges erschossen und ihr Haus bei einem Bombenangriff zerstört wurde, musste sie zu ihrer älteren Tochter Hilde und deren Mann ziehen.

Lili ist geschockt, als sie im völlig zerstörten Hamburg ankommt und kaum etwas wiedererkennt. Das Lichtspielhaus der Familie steht zwar noch, hat aber im Krieg gelitten: „Es kam ihr vor, als wäre das Lichtspielhaus ein Sinnbild des Zustands ihrer Mutter – noch war nicht alles verloren, aber der Patient war schwer krank und lag im Sterben.“ (S. 105). Ihre Mutter vegetiert nur noch vor sich hin, ist nur selten bei Bewusstsein und spricht nicht mehr. Sie hat allen Lebenswillen verloren. „Ich erkenne sie nicht mehr... Ich weiß nicht mehr, wer meine Mutter wirklich ist.“ (S. 149)
Von ihrer Halbschwester ist Lili sehr enttäuscht. Statt sich um die Mutter zu kümmern, spekuliert Hilde auf deren baldigen Tod, damit sie das Lichtspielhaus endlich schließen können. Hildes Mann hat einen florierenden Schwarzhandel aufgebaut, es fehlt ihnen an nichts, aber Lili muss um jede Scheibe trockenes Brot und jeden Tee für Sophie betteln.
Zum Glück gibt es Hildes 16jährige Tochter Gesa, die ihre Oma über alles liebt und bisher für sie gesorgt hat „Wie sollte sie erwachsen werden mit dem Gedanken, zu wenig für ihre Großmutter getan zu haben, wenn diese starb?“ (S. 273)

Während der Suche nach den Filmrollen kommen sich Lili und Capitain Fontaine näher. Er ist charmant und zuvorkommend, macht ihr Komplimente. Es funkt zwischen ihnen, aber Lili ist verheiratet, auch wenn sich ihr Mann noch in Kriegsgefangenschaft befindet. Zudem stellen sie bei ihren Nachforschungen fest, dass auch Lilis Mutter irgendwie in den Skandal um den Tod von Theas Mann verwickelt gewesen sein muss.

Man merkt dem Buch an, dass Micaela Jary über eine Epoche und Thematik schreibt, die sie von klein auf kennt und liebt, denn ihr Vater war der berühmte Filmkomponist Michael Jary.
Sehr bildlich schildert sie das zerstörte Hamburg, wie die Menschen ums Überleben kämpfen und was der Hungerwinter 1946/47 anrichtete. Sie beschreibt, wie die Besatzer das Gebiet verwalteten und u.a. eben auch die Filmindustrie langsam wieder aufbauten.
Die Zustände in Hildes Familie haben mich erschüttert. Wie können sie und ihr Mann nur so herzlos sein und nur an ihr eigenes Vorankommen denken. Ich hoffe, dass sie im nächsten Band die Strafe dafür bekommen!
Die Suche nach den Filmrollen und die dabei gefundenen Erkenntnisse gestalten sich so spannend, dass es fast schon wie ein Krimi anmutet. Ich bin extrem gespannt, wie es nächstes Jahr in „Der Filmpalast“ weitergeht.

5 Sterne und meine unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.07.2019

Das Schwiegermonster

Die Schwiegertöchter des Monsieur Le Guennec
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„Keine unangemessenen Bemerkungen zu deinen Schwiegertöchtern, kein Handy und du achtest auf dein Cholesterin.“ (S. 14)
Jaques ist nicht nur der Schrecken seiner Frau Martine, auch seine Schwiegertöchter ...

„Keine unangemessenen Bemerkungen zu deinen Schwiegertöchtern, kein Handy und du achtest auf dein Cholesterin.“ (S. 14)
Jaques ist nicht nur der Schrecken seiner Frau Martine, auch seine Schwiegertöchter drücken sich nur zu gern um die Besuche bei ihnen. Bisher kam es jedes Weihnachten zum Eklat, weil sich der ewig nörgelnde und stichelnde Despot einfach nicht zusammenreißen konnte.
Die Frauen seiner Söhne machen es ihm aber auch nicht leicht, findet er. Matthieus Stéphanie ist mit dem dritten Kind schwanger noch empfindlicher als sonst, ihre zwei kleinen Söhne stören ihn nur, Alexandres Laura ist eine militante Veganerin und Jeanne, die neueste Eroberung von Nicolas, hat einen schlimmen Marseiller Dialekt – darüber muss er sich in seinem eigenen Haus doch aufregen dürfen!
Dass der auf Arbeit angeblich unersetzliche Bauingenieur sein eigenes Haus nach und nach verkommen lässt, statt endlich die anfallenden Reparaturen zu erledigen, gibt Martine den Rest: Wenn Jaques sich nicht bald ändert, zieht einer von ihnen aus!

Beim Lesen hatte ich immer Christian Clavier als Jaques vor Augen, er und Claude Verneuil aus dem Film „Monsieur Claude und seine Töchter“ könnten aber auch wirklich Zwillinge sein. Egoman, egozentrisch, besserwisserisch, ein echter Patriarch und nervig bis zum Abwinken, tyrannisiert er die ganze Familie.
Martine hat bisher als Puffer fungiert und versucht, die Familie trotz Jaques Eigenheiten zusammenzuhalten, schließlich will sie ihre Enkel regelmäßig sehen. Allerdings gehen sie jetzt beide auf die Rente zu – soll es das schon gewesen sein? Soll sie sich weiter seinen Launen und Ansprüchen unterordnen? Ein Urlaub ohne ihn und vielen Gesprächen mit ihren Schwiegertöchtern öffnet ihr die Augen. So kann und soll es nicht weitergehen. Sie will ihre Rente schließlich genießen können!

Aurélie Valognes Roman ist in Frankreich bereits ein Bestseller. Geschickt hält sie uns allen den Spiegel vor – ich habe mich und meine Familie in einigen Szenen wiedererkannt (ich sage nur „abgelaufene Konserven“) und auch wenn einige Vorfälle wirklich bitterböse oder sogar dramatisch sind, muss man immer wieder schmunzeln. Aber die Autorin schlägt auch ernste Töne an und bringt Jaques und den Leser zum Nachdenken.
„Die Schwiegertöchter des Monsieur Le Guennec“ ist perfektes Kopfkino und ein rundum gelungenes Debüt, das Lust auf weitere Bücher der Autorin macht.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Vom Okzident zum Orient

Die Heilerin des Sultans
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„Der Harem ist kein friedlicher Ort. Jede einzelne der Frauen ist darauf bedacht, die Gunst des Sultans für sich zu gewinnen. Der Weg zu Macht und Einfluss führt einzig und allein über sein Bett.“ (S. ...

„Der Harem ist kein friedlicher Ort. Jede einzelne der Frauen ist darauf bedacht, die Gunst des Sultans für sich zu gewinnen. Der Weg zu Macht und Einfluss führt einzig und allein über sein Bett.“ (S. 78)
Jeden Tag hofft Sapphira, dass Sultan Bayezid sie als Konkubine erwählt, schließlich wurde sie extra für seinen Harem gekauft. Er ist ein sehr beeindruckender Mann und sie himmelt ihn an. Ein Kind von ihm, am besten ein Sohn, würde ihr einen besonderen Satus innerhalb des Harems verleihen. Doch Bayezid ist seiner Gattin Maria Olivera hörig und nimmt nur selten eine andere Frau ins Bett.
Auch Maria Olivera träumt von einem Sohn von Bayezid, dadurch könnte sie die nächste Valide (Mutter des Sultans, höchstgestellte Frau) werden. Doch es gilt die Regel, dass seine Ehefrauen keine Kinder von ihm haben dürfen, weil er damit beeinflussbar wäre. Trotzdem hofft sie, dass Bayezid bei ihr eine Ausnahme machen wird.
Inzwischen wird Sapphira der Ärztin des Harems zugeteilt, da schon ihr vorheriger Herr sie in der Heilkunst ausgebildet hatte.

Zur gleichen Zeit lässt sich der junge Falk von Katzenstein von seinem bis dato unbekannten Onkel Otto dazu überreden, ihn auf eine Handelsreise in den Orient zu begleiten, um Araberpferde für seine Pferdezucht zu kaufen. Was Falk nicht ahnt: Otto will ihn bei erster Gelegenheit loswerden, um an seinen Besitz zu gelangen und verkauft ihn im Mittelmeer an Piraten. Falk hat Glück, er ist gerade noch jung genug, um als Janitschar (Elitesoldat) an den Hof des Sultans weiterverkauft zu werden. Falk kann sich mit seinem Dasein als Sklave nicht anfreunden. Er sinnt auf Flucht und Rache an Otto. Als er bei einer Übung verletzt wird, lernt er Sapphira kennen und sie verlieben sich. Doch eine Beziehung zwischen ihnen ist unmöglich ...

Durchsichtige Schleier, verlockende Dürfte, klirrender Schmuck und zuckersüße Naschereien – so stellt man sich das Leben im Harem vor. Aber Sapphiras Alltag sieht anders aus. Die Frauen müssen für ihren Unterhalt arbeiten, auf Liebschaften oder Fluchtversuche steht die Todesstrafe, ständig werden sie bespitzelt und die Favoritinnen des Sultans versuchen sich gegenseitig auszustechen. Zudem muss Sapphira ihre Stellung als Heilerin immer wieder gegen den männlichen Arzt und Neider verteidigen.

Opulent, abenteuerlich, orientalisch – diese drei Attribute beschreiben Silvia Stolzenburgs „Die Heilerin des Sultans“ perfekt. Sehr spannend beschreibt sie Falks gefährliche Reise, die ganzen Widrigkeiten, welche überwunden werden müssen und sein grenzenloses Entsetzen, als er in die Hände der Piraten fällt. Mir hat gefallen, dass er trotz allem nie aufgegeben, sondern immer nach einem Ausweg gesucht hat und auch seine Naivität im Laufe der Handlung überwinden konnte.
Auch Sapphira macht eine starke Wandlung durch. Zu Beginn kann sie sich nichts Schöneres vorstellen, als im Bette des Sultans zu landen. Doch als sie ihn im Rahmen ihrer ärztlichen Tätigkeit näher kennenlernt, sieht sie auch seine dunklen Seiten. Erst durch Falk erfährt sie den Unterschied zwischen Liebe und Schwärmerei.

Ein toller historischer Schmöker mit ganz viel orientalischem Flair, spannenden Abenteuern und einer guten Prise Liebe!