Die dunklen Seiten der Pariser Kunstszene
Ein kunstvoller Mord„Es gibt viele Arten, Menschen umzubringen.“ (S. 53)
Rosa Kontrapunkt ist auf einem geheimen Happening im ehemaligen Kaufhaus Samaritaine in Paris, als eine der Teilnehmerinnen, die Fotografin Solveig ...
„Es gibt viele Arten, Menschen umzubringen.“ (S. 53)
Rosa Kontrapunkt ist auf einem geheimen Happening im ehemaligen Kaufhaus Samaritaine in Paris, als eine der Teilnehmerinnen, die Fotografin Solveig Brenner, tot aufgefunden wird – vergiftet, wie sich kurz darauf herausstellt. Rosas Sohn, der Bassist Quentin Belbasse, hat vor einigen Monaten schon einmal zusammen mit Lieutenant Jean-Michel Brossard ein Verbrechen aufgeklärt und mischt sich auch diesmal wieder kräftig in die Ermittlungen ein – schließlich kommt er durch seine Mutter, ihres Zeichens selbst Performance-Künstlerin, an Informationen erster Hand.
„Ein kunstvoller Mord“ ist nach „Dunkle Nächte auf Montmartre“ der zweite Teil der Krimi-Reihe mit Quentin Belbasse und wieder werden dem Leser dunkle Ecken von Paris abseits der Touristenpfade nahegebracht. Quentin hört sich vor allem im Künstler-Milieu um: in alten Fabriken, besetzten Häusern und dunklen Kellern, wo die Künstler am Rande der Existenz leben und Avangard-Ausstellungen stattfinden.
Solveig Brenner war nicht ganz so beliebt, wie es zu Beginn den Anschein hatte. Nicht nur ihre Kunst hat polarisiert. Sie fotografierte vor allem Akte von Frauen, die irgendwie gefesselt oder gedemütigt sind. Damit kämpft sie nicht nur für die Befreiung und Rechte der Frauen, sondern auch gegen ihr eigenes Trauma, wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt. Auch ihr Privatleben scheint kompliziert gewesen zu sein. Sie hatte einen geheimnisvollen Liebhaber, hat aber auch anderen Männern schöne Augen gemacht und sie später brüskiert. Wer hasste sie daraufhin so, dass er sie umgebracht hat?
Quentin genießt es, wieder ermitteln zu können, Abwechslung von seiner Arbeit als Musiker zu haben. Er ist Lieutenant Brossard immer einen Schritt voraus und begibt sich in echte Gefahrensituationen. Der Fall bringt ihn dazu, seine eigene vaterlose Kindheit zu reflektieren – diese Passagen sind sehr tiefgründig und philosophisch. Seine Mutter macht ihm allerdings klar: „Man lebt nicht für einen anderen, man lebt für sich selbst.“ (S. 75)
Wie schon beim ersten Teil hat mich auch hier wieder etwas irritiert, dass Quentin mit Wissen der Polizei und ohne jegliche rechtliche Grundlage ermittelt hat, dass die Leute ihm seine Fragen beantworten, ohne dass er sich ausweist, oft sogar von Lieutenant Brossard als Kollege vorgestellt oder zu Vernehmungen hinzugezogen wird.
Davon abgesehen, hat mir das Buch gut gefallen. Es ist sehr spannend und verwirrt den Leser mit immer neuen Motiven und Tatverdächtigen, die auch alle an das Gift hätten herankommen können. Ich bin gespannt auf Quentins nächsten Fall.