Beginn einer neuen Reihe?
Dunkle Nächte auf MontmartreParis glüht und eigentlich möchte sich Quentin Belbasse, seines Zeichens Jazz-Bassist, nach der Party letzte Nacht nicht wirklich von seinem Ventilator wegbewegen, aber da ruft sein väterlicher Freund ...
Paris glüht und eigentlich möchte sich Quentin Belbasse, seines Zeichens Jazz-Bassist, nach der Party letzte Nacht nicht wirklich von seinem Ventilator wegbewegen, aber da ruft sein väterlicher Freund Moulin an. In dessen Cabaret „Narcisse“ haben sie gefeiert und nun liegt Daphné tot im Keller. Sie ist die einzige weibliche Darstellerin der Travestie-Show. Zum Glück stellt sich schnell heraus, dass es „nur“ eine unbekannte Frau ist, die sich wie sie verkleidet hat. Aber warum und wer ist sie? Die Polizei tappt im Dunklen und verdächtigt Moulin des Mordes, schließlich ist es sein Club. Darum bittet er seinen Freund Quentin um Hilfe.
“Dunkle Nächte auf Montmartre“ ist ein typischer Whodunit-Krimi. Untypisch ist nur der Ermittler, der eben kein (Privat-)Detektiv ist, auch wenn sich Quentin im Laufe seiner Ermittlungen als solcher ausgibt.
Ziemlich schnell ist er sich sicher, dass eigentlich Daphné ermordet werden sollte. Sie hat sich schon in der kurzen Zeit, in der sie zum Ensemble gehört, mehr Feinde als Freunde gemacht hat. Aber auch ihr Ex-Freund hat ein Motiv, wie sie Quentin bald gesteht. Daphné sammelt Verehrer und spielt sie gegeneinander aus. Die Eifersüchteleien, nicht nur unter ihren Kollegen, erschweren die Ermittlungen. Doch Quentin kennt sein Monmarte und die Bewohner gut und weiß, wen er fragen muss, wenn er spezielle Informationen braucht.
Durch die vielen Verdächtigen, ihre Motive und die unbekannte Identität der Toten bleibt das Buch bis zuletzt sehr spannend. Quentin und der ermittelnde Polizist liefern sich ein fast freundschaftliches Wettrennen um die Lösung des Falls, man tauscht zwischendrin sogar die neuesten Erkenntnisse aus. Quasi „Quid pro quo“.
Quentin ist ein sehr sympathischer Ermittler, der genau weiß, wie er sein Gegenüber ansprechen muss, um ihn zu knacken. Außerdem steht ihm – überraschend und eher unerwünscht – seine Hippi-Mutter mit dem Künstlernamen „Rosa Kontrapunkt“ recht unkonventionell zur Seite.
Etwas irritiert hat mich, dass er sich in die Ermittlungen stürzt, ohne dass mir seine Intension klar wurde. Ist es nur Moulins Bitte? Eigentlich ist er Bassist und er hat auch noch nie ermittelt. Dazu kommt, dass ihm der zuständige Polizist so viel durchgehen lässt? Warum? Sie kannten sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Gefallen hat mir auch die Darstellung von Montmartes dunkler Seite abseits des Tourismus: der Straßenstich, die Zuhälter, abgewrackte Stundenhotels, gescheiterte Existenzen.
P.B. Vauvillé (das Pseudonym von Bertina Henrichs und Philippe Vauvillé ) schreibt sehr anschaulich und fesselnd – ich habe den Krimi an nur einem Tag gelesen.
Von meinen kleinen Kritikpunkten abgesehen ist es ein gelungenes Krimi-Debüt und ich hoffe, bald wieder von Quentin zu lesen.