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heinoko

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Veröffentlicht am 14.08.2019

Über die heilsame Kraft zwischen Mensch und Pferd

Marwani
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Mädchen und Pferdebücher - das gehört zusammen, schon klar. Unzählige mehr oder wenig gut geschriebene Mädchenbücher füllen die entsprechenden Buchhandlungsregale. Jugendliche und Pferdebücher – da wird ...


Mädchen und Pferdebücher - das gehört zusammen, schon klar. Unzählige mehr oder wenig gut geschriebene Mädchenbücher füllen die entsprechenden Buchhandlungsregale. Jugendliche und Pferdebücher – da wird die Kombination schon schwieriger, das Angebot geringer. Und ein Buch für Jugendliche, das von einem traumatisierten Menschen und von einem traumatisierten Pferd erzählt – das ist etwas Besonderes und, wie das vorliegende Buch, absolut lesenswert!
Es wird erzählt von Mira, einem jungen Mädchen, das aufgrund eines unverschuldeten Unfalls im Rollstuhl sitzt und mit allem und jedem hadert. Umso mehr, als die Eltern mit ihr wegziehen, weit weg von ihrer alten Freundesclique, ausgerechnet in die direkte Nachbarschaft eines Reiterhofes. Wobei Mira mit Pferden nichts, absolut nichts am Hut hat. Lediglich ihre kleine Schwester ist begeistert und erweist sich als hochtalentierte Reiterin. Mira beobachtet von ihrem Zimmer aus, wie die wilde, temperamentvolle Schimmelstute Marwani auf dem Reiterhof ankommt. Die Stute lässt keinen einzigen Menschen an sich heran. Je länger Mira die unzähmbare Stute beobachtet, desto mehr wächst in ihr die Ahnung, dass sie beide mehr gemeinsam haben als erwartet. Die Begegnung mit Dan, dem schüchtern-zurückhaltenden Stalljungen, zeigt Wirkung…
Das vorliegende Jugendbuch ist so fesselnd und lebendig geschrieben, dass es den Leser von der ersten Seite an gefangen nimmt. Und es ist ernsthaft genug, um nicht zur Gattung der vielen auf dem Markt befindlichen verkitschten Mädchen-Pferde-Bücher zu gehören. Im Gegenteil: Mit sehr feiner Beobachtungsgabe und psychologischem Gespür wird die Interaktion zwischen Mensch und Pferd geschildert. Wir erleben intensiv mit, wie auf wortlose, heilsame Weise Vertrauen wächst und dies letztlich nicht nur zwischen Mensch und Pferd, sondern neues Vertrauen in das Leben überhaupt, für Mira und Marwani gleichermaßen.
Einfühlsam und mit großem Pferdeverstand schildert die Autorin eine Geschichte, die berührt. Absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 12.08.2019

Bitte, bitte lesen!

Klartext: Impfen! - Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit
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Meine Kinder besuchten vom Kindergartenalter an die Waldorfschule – und so war ich als Mutter damals mitten drin in der Impf-Diskussion: Klar begründetes Pro von Seiten des Kinderarztes – und ein klar ...


Meine Kinder besuchten vom Kindergartenalter an die Waldorfschule – und so war ich als Mutter damals mitten drin in der Impf-Diskussion: Klar begründetes Pro von Seiten des Kinderarztes – und ein klar anthroposophisch begründetes Nein von Seiten des Kindergartens. Und ich glaube, genau diese persönlichen Erfahrungen zeigen deutlich die heute noch viel größer gewordene Grätsche zwischen sachlicher und emotionaler oder gar ideologisch gefärbter Argumentation.
Hätte ich nur damals bereits das vorliegende Buch gekannt, geschrieben von einem Kinderarzt der Berliner Charité und einem Biologen und Journalisten, so hätte ich mir manch inneres Ringen ersparen können. Denn die beiden Autoren schreiben nicht nur gut lesbar. Sie argumentieren wohltuend sachlich, informieren umfassend, ohne zu beschönigen, ohne zu dramatisieren – kompetent, gelassen, fundiert. Besonders wichtig finde ich persönlich die ausführliche Aufklärung rund um die jeweilig empfohlenen Impfungen, ihre Wirkweisen, ihre möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen und die Beschreibung der den Impfungen zugrunde liegenden Krankheiten, deren Gefährlichkeit und möglichen Folgeschäden. Das umfassende Wissen, das uns die Autoren vermitteln, muss bei jedem vernunftbegabten Menschen zu der Erkenntnis führen, dass Impfen Leben rettet und Nicht-Impfen lebensgefährlich sein kann. Allerdings habe ich die große Befürchtung, dass die emotional argumentierenden Eltern nicht zugänglich sind für sachlich-wissenschaftliche Fakten, sondern im Gegenteil weiterhin mit unbewiesenen Behauptungen wie „Die werden doch nur bezahlt von der Pharma-Industrie“ auf ihrem Standpunkt beharren. Genau denen möchte ich besonders laut zurufen: Bitte, bitte lest dieses Buch!
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Veröffentlicht am 12.08.2019

Ein überragendes Thriller-Debüt

Opfer
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Ein überragendes Thriller-Debüt - allerdings nichts für Zartbesaitete
Kommissar Carl Edson wird in eine Scheune in der Nähe von Stockholm gerufen. Dort liegt ein nackter Mann, brutal misshandelt und gefoltert. ...

Ein überragendes Thriller-Debüt - allerdings nichts für Zartbesaitete
Kommissar Carl Edson wird in eine Scheune in der Nähe von Stockholm gerufen. Dort liegt ein nackter Mann, brutal misshandelt und gefoltert. Der Ermittler entdeckt mit Entsetzen, dass der Mann noch lebt. Das Opfer ist ein Krimineller mit vielen Feinden. Doch er stirbt, bevor er eine Aussage machen kann. Die Journalistin Alexandra Bengtsson berichtet als erste über den Fall und bleibt auch in der Folge am Ball, denn es geschehen weitere entsetzlich grausame Morde. Einen Zusammenhang oder eine konkrete Spur können Carl Edson und sein Team nicht finden, jeder weitere Mord schafft noch mehr Verwirrung…
Der Autor Bo Svernström hat mich mit seinem Thriller-Debüt restlos überzeugt, geradezu begeistert. Er hat einen Pageturner geschrieben, bei dem alles, aber auch wirklich alles stimmt. Das Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Passend zum Inhalt würde ich sagen, es hat mich geradezu festgenagelt. Es liest sich wie im Flug, sowohl durch den klaren schnörkellosen Schreibstil als auch durch die leserfreundlichen Kapitellängen. Die in ihren Persönlichkeiten recht unterschiedlichen Protagonisten werden ebenso nüchtern und präzise, auf ihre wesentlichen Merkmale reduziert, geschildert, kurz, aber so treffend, wie einem guten Karikaturisten prägnante Portraits gelingen. Der Buchaufbau und Spannungsaufbau sind besonders. Der Thriller beginnt „normal“, mit diversen Morden, frustraner Ermittlungsarbeit und verwirrenden Spuren. Dann dreht die Handlung überraschend, und wir drehen uns in der Welt des Mörders schwindelig um uns selbst. Ich hatte das Gefühl, der Autor lässt uns beim Lesen keine Zeit zu atmen, weil blutige Grausamkeiten und detailreich geschilderte Nervenkitzel einerseits und wendungsreiche Überraschungen andererseits von Anfang bis Ende Hochspannung und Faszination erzeugen. Perfekt!

Veröffentlicht am 11.08.2019

Die Schildlaus macht rote Lippen

Tierische Jobs
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Welch eine Entdeckung! Dieses Buch hat mich für immer gerettet aus öden Small-Talk-Runden! Mit diesem Buch im geistigen Handgepäck bin ich gerüstet, aus jeder langweiligen Runde aktive Zuhörer und interessante ...


Welch eine Entdeckung! Dieses Buch hat mich für immer gerettet aus öden Small-Talk-Runden! Mit diesem Buch im geistigen Handgepäck bin ich gerüstet, aus jeder langweiligen Runde aktive Zuhörer und interessante Gespräche zu zaubern!
Der Biologe Dr. Mario Ludwig hat nicht nur zahlreiche Bücher veröffentlicht, sondern stellt auch in wöchentlichen Radiosendungen neue und außergewöhnliche Erkenntnisse aus der Wissenschaft vor. Und wie gut er das macht, beweist das vorliegende Buch. Noch selten habe ich ein derart interessantes, kurzweiliges, überraschendes und informatives Sachbuch gelesen, und das Ganze noch dazu in einem leichtfüßigen, leicht lesbaren Schreibstil geschrieben. So macht Sachbuch Spaß!
In 50 Kapiteln werden wir durch die unbekannten Fähigkeiten der Tiere geführt, von Fliegenmaden, Zitterrochen, Käsemilben über Kapuzineräffchen, Hunde natürlich, Frettchen und so vieles mehr. Es gibt so unglaubliche und tief beeindruckende Geschichten wie z. B. die der Gambia-Riesenhamsterratte, die man im südlichen Afrika als Landminensucher ausgebildet hat. Oder wussten Sie, dass die als Ratten der Lüfte geschmähten Tauben ein überragendes visuelles Langzeitgedächtnis besitzen? Dies brachte Wissenschaftler in Iowa dazu, Tauben dahingehend auszubilden, dass sie auf histologischen Präparaten bösartige Zellwucherungen erkennen, und das mit 90 %iger Sicherheit. So wie sie auch nach entsprechendem Training Gemälde von van Gogh und Chagall unterscheiden können. Von wegen also „dumme“ Tauben. Oder nicht minder interessant finde ich, dass die farbbeständigsten Rottöne der Gemälde von Rubens aus der Schildlaus gewonnen wurden. Und schauen Sie mal Lippenstifte genauer an: Wenn E120 als Inhaltsstoff genannt ist, hat die Schildlaus mitgeholfen…
Jedes Kapitel für sich ist außerordentlich interessant und spannend zu lesen. Oftmals wird der große Bogen von historischen Rückblicken über die jüngere Vergangenheit bis hin zur Gegenwart geschlagen. Vergessenes, Aufregendes, Ungewöhnliches, Erstaunliches – der Autor hat alles zum Thema „berufstätige Tiere“ gesammelt und erzählt es uns fundiert und kurzweilig. Als Grundlage des Buches und zum eigenen Vertiefen findet man im Anhang eine vielseitige Literaturliste. Rundum empfehlens- und lesenswert!

Veröffentlicht am 07.08.2019

Zusammen sind wir am besten

Hektor spielt (nicht) mit Mädchen!
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Hektor, der Wolfsjunge, freut sich auf einen wolfsmäßig schönen Tag, sammelt fröhlich Blumen fürs Schmetterlinghaus und begeistert sich zusammen mit Mücke und Klara über die ersten Schmetterlinge, die ...


Hektor, der Wolfsjunge, freut sich auf einen wolfsmäßig schönen Tag, sammelt fröhlich Blumen fürs Schmetterlinghaus und begeistert sich zusammen mit Mücke und Klara über die ersten Schmetterlinge, die gleich einziehen wollen. Aber Rocky Igel, der Hartgesottene, findet das mädchenkramig albern und will „was Richtiges“ spielen, Ball zum Beispiel, jungenmäßig halt. Und er zeigt seine Dribbelkunst. Als Mücke und Klara mitspielen wollen, lacht Rocky sie aus, denn seiner Meinung nach stolpern Mädchen nur über ihre eigenen Füße. Das lassen Mücke und Klara natürlich nicht auf sich sitzen und zeigen Rocky und Hektor, dass Mädchen sehr geschickt sind und überhaupt, wie viel Spaß das gemeinsame Spiel macht.
Ob Rollenverhalten bereits im Kindergartenalter wichtig ist? Vielleicht ja, wenn die Eltern darauf drängen. Und genau diese Eltern werden wohl das vorliegende Bilderbuch ihren Kindern nicht in die Hand geben, fürchte ich. Ganz grundsätzlich ist die Botschaft jedoch wirklich wichtig: Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam haben wir Spaß, und gerade, weil wir unterschiedliche Fähigkeiten haben, sind wir zusammen am besten. Die Illustrationen von Günther Jakobs gefallen mir sehr. Sie drücken ganz unmittelbar die Bandbreite der Gefühle aus von entspannter stiller Freude bis zu stocksauerer Ablehnung, von angespanntem Leistungswillen, über Nachdenklichkeit hin zu freudigen Spielprojekten – all dies lässt sich an den Zeichnungen auf direkte Weise ablesen. Dazu kommt noch die dynamische Lebendigkeit der Bilder, so stark, als wären sie bewegte Bilder, besonders beim Baumballspielen. Besser geht es nicht. Und Papa Wolf bringt es beim mittäglichen Braten von Wolfsburgern beim Thema, dass Schmetterlinge Mädchenkram seien, auf den Punkt: „Schmetterlinge sind Schmetterlinge“! Dem ist nichts hinzuzufügen.