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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2020

Ich fühle, also bin ich

Die gestresste Seele
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Selten habe ich mehr bedauert, ein Buch nur digital vorliegen zu haben, wie in diesem Fall. „Die gestresste Seele“ von Dr. Gustav Dobos sollte man sich unbedingt in gebundener Form zulegen, denn es handelt ...

Selten habe ich mehr bedauert, ein Buch nur digital vorliegen zu haben, wie in diesem Fall. „Die gestresste Seele“ von Dr. Gustav Dobos sollte man sich unbedingt in gebundener Form zulegen, denn es handelt sich um ein Buch, das man immer und immer wieder zur Hand nehmen möchte. Mit dem reinen Durchlesen ist es nicht getan!

Der Autor Prof. Dr. med. Gustav Dobos, der die Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin in Essen leitet, hat mit „Die gestresste Seele“ ein optimal strukturiertes Buch vorgelegt. Mit der theoretischen Beleuchtung der vielen Säulen, auf denen die Naturheilkunde und Integrative Medizin ruht, beginnt der Autor. Und genau dies ist auch erforderlich, um die vielen erforschten und auch die nicht ausreichend erforschten möglichen Zusammenhänge zwischen Körper und Geist, zwischen Körper und Seele ein wenig besser zu verstehen. Dr. Dobos will uns vermitteln, wie viel einfacher es ist, über Gefühle statt über Worte auf den Körper einzuwirken. Und wie wichtig es ist, dass wir nicht nur die Körpersignale, sondern auch die Gefühlssignale wahrnehmen und dass es tatsächlich möglich ist, auf die Grundgefühle bewusst Einfluss zu nehmen. Nach vielen gut verständlichen und wissenschaftlich untermauerten theoretischen Ausführungen, die bereits für den Leser so manches Aha-Erlebnis mit sich bringen, beginnt das Training der Resilienz im zweiten Teil des Buches. Wie hat es mich gefreut, dass Dr. Dobos ein Kapitel Viktor E. Frankl widmet, dem Begründer der Logotherapie, in der ich selbst ausgebildet bin: „Es gibt keine einzige Lebenssituation, die man nicht in eine sinnhafte Situation umwandeln könnte.“ Unsere Haltung zu den Geschehnissen ist entscheidend. Das 8-Wochen-Trainingsprogramm, zusammengestellt aus den Grundsätzen der Mind-Body-Medizin, beschließt das Buch. Das Programm fasst Körper und Geist in seinen verschiedenen Übungen auf ideale und durchaus machbare Weise zusammen.

Dr. Dobos schreibt an keiner Stelle belehrend oder „von oben herab“. Vielmehr öffnet er mit seinem Buch wohlwollend und mitfühlend die Wundertüte seines umfassenden Fachwissens, um uns begreiflich zu machen, dass wir es selbst in der Hand haben, unserer gestressten Seele zu helfen. Denn es gibt einen hochwirksamen Weg, aber man muss ihn gehen, man muss ihn üben, üben, üben, jeden Tag aufs Neue. Lesen reicht nicht!

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Ein nervig plänkelndes Ermittlerpaar schmälert das Lesevergnügen

Zorn - Zahltag
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Seltsam, dass ich bislang den Autor noch nicht kannte, denn das vorliegende Buch ist bereits Band 10 rund um Hauptkommisar Claudius Zorn und seinen Kollegen Schröder. Somit durfte ich das Ermittlerteam ...


Seltsam, dass ich bislang den Autor noch nicht kannte, denn das vorliegende Buch ist bereits Band 10 rund um Hauptkommisar Claudius Zorn und seinen Kollegen Schröder. Somit durfte ich das Ermittlerteam in „Zahltag“ erstmalig kennen lernen. Und ich bin mir völlig unschlüssig, ob ich dieses Kennenlernen noch weiter fortsetzen möchte.

Hauptkommissar Claudius Zorn und Oberstaatsanwältin Frieda Borck sind zusammengezogen. Ein seltsames Paar, denkt sich der Leser. Und denkt sich das Gleiche bei den Kollegen Zorn und Schröder. Doch erst einmal gibt es eine Leiche im Landgericht. Sie liegt bereits seit mehreren Tagen unentdeckt in der Toilettenkabine und ist eine wichtige Zeugin für Friedas derzeitigen Prozess. Doch Zorn wird krankheitsbedingt aus den ersten Ermittlungen jäh herausgerissen und kommt in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus…

Vielleicht ist es für Leser, die die Protagonisten bereits aus früheren Büchern kennen, einfacher, sich in das Ermittler-Duo hineinzudenken. Für mich als „Neuling“ in der Zorn-Welt hatte ich zumindest anfänglich große Mühe, den eigentlichen „Fall“ herauszulösen aus dem ganzen für die Ermittlungen irrelevanten Alltags-Wust, der dem Leser breit und ausführlich serviert wird. Das endlos sich wiederholende Geplänkel zwischen dem ewig schwadronierenden egomanischen Chef Claudius Zorn und dem schlau sich durch alle Fettnäpfchen durchlarvierenden Schröder ist einerseits durchaus witzig, wird aber durch die sich wiederholenden und einander sehr ähnelnden Dialoge so sehr breitgetreten, dass es zu nerven beginnt. Ein gewisser hinterhältiger Humor zeichnet den Autor aus, was mir durchaus gefällt, doch weniger wäre mehr gewesen. Der Fall als solcher wird geschickt verwirrend aus verschiedenen Blickwinkeln dargeboten und bleibt für den Leser eine ganze Weile in seinen Zusammenhängen undurchsichtig, auch wenn der Mörder früh bekannt ist. Auch wenn mich das Buch einerseits gut unterhalten hat, lässt mich das nervig-symbiotische Ermittlerpaar und der recht gewaltsam konstruierte Fall andererseits recht zwiegespalten zurück.

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Und weiter geht es mit der opulenten Familiensaga

Gut Greifenau - Silberstreif
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Ach, ist das schön, wieder eintauchen zu können in diese mehrbändige, grandios erzählte Familiensaga, die alles bereit hält, was der Lesehungrige begehrt, nämlich kurz gesagt Gefühle und Spannung, perfekt ...


Ach, ist das schön, wieder eintauchen zu können in diese mehrbändige, grandios erzählte Familiensaga, die alles bereit hält, was der Lesehungrige begehrt, nämlich kurz gesagt Gefühle und Spannung, perfekt in Szene gesetzt in einer historischen Zeit.

In Band 5 geht es um die Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, von 1923 bis 1928, einer durchaus dramatischen Zeit, in der die Inflation ihren Höhepunkt erreichte mit all den existenzvernichtenden Ereignissen, die die Wirtschaftskrise mit sich brachte. Und man ahnt bereits die Anfänge der politischen Entwicklung, die nicht nur den Deutschen entsetzliches Elend mit sich bringen wird. Es geschieht viel mit den und rund um die Bewohner von Gut Greifenau, zuviel, um es hier zusammenfassend auf den Punkt zu bringen. Band 5 ist ebenso wie seine Vorgänger prall voll von Leben und Leiden und Freude in all seinen Facetten.

Hanna Caspian hat die großartige Gabe, so ausufernd detailreich und damit so intensiv zu erzählen, dass man als Leser völlig eintaucht in das Leben derer von Auwitz-Aarhayn. Ich hatte beim Lesen auch dieses fünften Bandes das Gefühl, mich wie in einer Unterwasserwelt völlig losgelöst von meinem realen Alltag in dem von der Autorin so meisterhaft gezeichneten Umfeld zu bewegen, mich mit all den kleinen und großen Dramen herumzuschlagen, mit denen die Protagonisten zu kämpfen hatten. Da die Autorin für ihre Romane sehr sorgfältig recherchiert, gewann ich einen intensiven Blick auf die politischen Entwicklungen und deren Auswirkungen, auf technische Neuerungen und besonders auf die persönlichen Weiterentwicklungen der Personen, deren Leben man als Leser schon von Band 1 verfolgen durfte. Band 5 hat ebenso wie die Vorgängerbände unbedingten Suchtfaktor!

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Schön gemacht, Inhalt enttäuschend

Flo, der Flummi und das Schnack
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Ach, ich hatte mir als Lesepatin so viel versprochen von dem Buch! Aber leider hat es den Praxistest nicht bestanden.

Um das Gute vorweg zu nehmen: Das Buch ist aufwändig gemacht (und entsprechend schwer ...


Ach, ich hatte mir als Lesepatin so viel versprochen von dem Buch! Aber leider hat es den Praxistest nicht bestanden.

Um das Gute vorweg zu nehmen: Das Buch ist aufwändig gemacht (und entsprechend schwer in der Hand) mit Lesebändchen und farbig-künstlerisch gestalteten Illustrationen. Auch zur Benutzung des Buches hat man sich sinnvolle Gedanken gemacht, denn die Angabe von Vorlesezeit und Zielgruppenalter zu jeder Geschichte ist sehr hilfreich.

Aber wer nur hat den Inhalt zusammengestellt? Das kann niemals jemand gewesen sein, der auch nur die geringste Ahnung davon hat, wie man Kinder zum Zuhören bewegt, wie man sie fesselnd unterhält. Vermutlich ist der Herausgeber jemand, der einen guten Draht zu Literatur oder zu Autoren hat, aber gar keinen zu Kindern. Die vorliegende Sammlung enthält neben einigen gut geeigneten Geschichten, besonders für die Kleinen, leider etliche Vorlesetexte, die nicht Hand und Fuß haben, die ohne rechten Anfang und ohne schlüssiges Ende auf die Seiten gesetzt wurden, sodass mich nach dem Vorlesen die Kinder nur noch fragend anschauen. Oder es gibt die Texte, denen die Kinder nach ganz kurzer Zeit überhaupt nicht mehr zuhören und sich mit anderen Dingen beschäftigen wie zum Beispiel „Der Hund heißt Haavo“ von Michal Hvorecky. Gefallen finden dagegen Geschichten wie die von den Schnarchferkelchen von Frank Schulz. Der besondere Witz von Wladimir Kaminer dagegen kommt nur bei wenigen Kindern an, bei Erwachsenen dagegen umso mehr. Mit dem langweiligen Text übers Haarewaschen kann ein Vorleser nicht punkten. Und will ich 6-Jährigen wirklich von der „neuen Oma“, die verwirrt im Altersheim lebt, vorlesen? Amelie Fried trifft dagegen in ihrer Geschichte „Lila haut ab“ sehr viel eher das, was Kinder im Vorlesealter nachvollziehen können.
Fazit: Ein schön aufgemachtes Buch mit vielen kurzen Vorlesegeschichten, von denen allerdings leider nur recht wenige kindgerechte Themen in kindgerechter Weise erzählen.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Unterhaltsames Lesefutter

Die Mühlenschwestern - Die Hoffnung wird dich finden
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Zwar habe ich Band 1 dieser Reihe nicht gelesen, doch empfand ich dies nicht als Nachteil. Sehr schnell fand ich hinein in die Familienstruktur der Mühlenschwestern. Auch gab es im Buch immer wieder Anmerkungen ...

Zwar habe ich Band 1 dieser Reihe nicht gelesen, doch empfand ich dies nicht als Nachteil. Sehr schnell fand ich hinein in die Familienstruktur der Mühlenschwestern. Auch gab es im Buch immer wieder Anmerkungen zu Details in der Vorgeschichte, die Aufschluss über in der Vergangenheit liegende Zusammenhänge vermittelten.

Rosa betreibt die Mühle am Sternsee zusammen mit ihrer Tante Lou mit Herzblut und ist glücklich und stolz auf ihren Beruf. Rosa, die als „Mittelkind“ unter den Schwestern früh gelernt hatte zu vermitteln und ausgleichend zu wirken, kommt allerdings an ihre Grenzen, als der Halbbruder ihres Freundes Julian ein Buch veröffentlicht, das ihre Person klischeehaft bösartig in den Schmutz zieht und damit sowohl ihr als auch dem Betrieb schadet. Zudem erfährt sie von den Affären ihres Freundes und setzt Julian deshalb kurzerhand vor die Tür. Doch David, der Halbbruder und Buchautor, bleibt im Berchtesgadener Tal und verursacht weiterhin allerlei Durcheinander…

Es passiert so allerlei mit den Mühlenschwestern und in ihrem Umfeld in diesem Buch. Und dies alles wird sehr unterhaltsam, abwechslungsreich und lebendig erzählt. Auch der Humor blitzt immer wieder durch. Über die 500 Seiten hinweg habe ich mich an keiner Stelle gelangweilt, habe viel Sympathie für (fast) alle Protagonisten entwickelt und mit ihnen mitgelitten, mitgestritten und mitgehofft, auch wenn ich mir gelegentlich ein wenig mehr Tiefe in der Geschichte gewünscht hätte. Mitunter stolperte ich auch über sprachliche Holpersteine und Wiederholung an Wortbildern. Am meisten störte mich jedoch, dass das Buch geradezu zwanghaft auf Band 3 zusteuert. Wenn man so deutlich spürt, dass man unbedingt Band 3 kaufen muss, ist man doch ein wenig verstimmt.
Fazit: Eine leichte, durchweg unterhaltsame Geschichte ohne großen Anspruch.

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