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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2020

Alice Schwarzer würde es gefallen

Aleja und die Piratinnen, Band 1: Das Schattenschiff. Ausgezeichnet mit der "Ulmer Unke 2021" als Bestes Kinderbuch ab 10 Jahren!
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In diesem Kinderbuch ab 10 spielt Aleja die Hauptrolle. Aleja ist ein mutiges und wissbegieriges Mädchen, das besessen ist davon, alles über Entdecker zu lesen und das davon träumt, selbst einmal auf ...


In diesem Kinderbuch ab 10 spielt Aleja die Hauptrolle. Aleja ist ein mutiges und wissbegieriges Mädchen, das besessen ist davon, alles über Entdecker zu lesen und das davon träumt, selbst einmal auf Entdeckungsreise gehen zu können. Aleja lebt in ärmsten Verhältnissen in Sevilla, in irgend einer früheren Zeit. Und wie es ja manchmal geschieht: Wenn man sich etwas sehr, sehr wünscht und alles dafür tut, dann kann es schon mal passieren, dass solch ein Wunsch in Erfüllung geht. Und so wird Aleja tatsächlich von der Besatzung des legendären Schattenschiffs, das nur aus Frauen besteht, aufgenommen. Die Piratinnen sind auf der Suche nach einer magischen Schatzkarte, die in einer versunkenen Wüstenstadt liegen soll. Aleja kann dank ihres vielen angelesenen Wissens und mit Mut und Kreativität die Piratinnen beim Bestehen der zahlreichen Abenteuer tatkräftig unterstützen.

So weit so gut. Ein Abenteuerbuch, das für Mädchen geschrieben ist. Ein Schiff, das nur von Frauen gesteuert wird. Alice Schwarzer würde es gefallen, aber verkaufstechnisch vielleicht nicht ganz ideal. Das Buch ist für die Altersgruppe recht dick und dürfte deshalb nur von echten Leseratten in Angriff genommen werden. Das Cover gefällt mir nicht. Insbesondere das Bild, das wohl Aleja darstellen soll, empfinde ich als völlig unpassend, denn es zeigt in recht kitschiger Manier eher eine junge Frau, keineswegs ein Mädchen. Die Geschichte als solche ist streckenweise durchaus spannend und lebendig erzählt und auf Fortsetzung angelegt. Leider hat es auch einige Längen, insbesondere bei den ausufernden Beschreibungen des Schiffes. Ob die magischen Momente in ein Abenteuerbuch passen, mag Geschmackssache sein. Was ich jedoch für ein Kinderbuch ab 10 völlig unpassend finde, sind die vielen spanischen Wörter, die das Lesen unnütz erschweren. Deshalb nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, und zwar für echte abenteuerlustige Leseratten.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Das Spiel des Lebens - klug und literarisch interpretiert

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
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Ich als lebenslanger Sportmuffel soll das Buch einer Tennisspielerin lesen? Ohne auch nur die minimalste Ahnung von Tennis zu haben? Kann nicht gut gehen, dachte ich. Sicher schrecklich langweilig, dachte ...


Ich als lebenslanger Sportmuffel soll das Buch einer Tennisspielerin lesen? Ohne auch nur die minimalste Ahnung von Tennis zu haben? Kann nicht gut gehen, dachte ich. Sicher schrecklich langweilig, dachte ich. Doch wie so oft bei Vorurteilen: Ich hatte mich sehr, sehr geirrt! Ja, es geht um Tennis – auch. Und ja, es geht um das Leben einer Top-Ten-Tennisspielerin – auch. Aber es geht noch um so viel mehr.

In einzelnen Episoden, nicht immer chronologisch, erzählt Andrea Petkovic aus ihrer Kindheit und Jugend bis hin zu der sehr erwachsenen späten Entscheidung, Tennis einfach nur noch so aus Spaß zu spielen. Sie erzählt von Begegnungen, schwierigen und besonderen. Sie erzählt von den gewaltigen Anforderungen des Leistungssports und von einer Psyche, die nicht immer mithalten kann im Auf und Ab des Unterwegsseins. Sie gibt uns Einblick in das Gespaltensein eines Menschen, der zum Teil eine Serbin ist, zum anderen Teil Darmstädterin. Die nicht auffallen will und doch auffällt durch ihren zornigen Willen, immer und überall Beste sein zu wollen und die mit ungebändigter Wut reagiert, wenn etwas nicht so läuft, wie sie will. Sie erzählt vom Verlust der Kindheit, von Depressionen: „… mein Körper ausgeschabt, mein Herz ausgewrungen, meine Seele gekidnappt…“ Sie beschreibt, wie es sich anfühlt, wenn mentale Stärke zum Sieg verhilft oder wie durch einen einzigen ablenkenden Gedanken plötzlich Selbstzweifel die Führung übernehmen. Und sie erzählt von Begegnungen mit ungewöhnlichen Menschen und mit ungewöhnlichen Büchern. All das beschreibt sie in einer überraschend literarisch kraftvollen Sprache, gewürzt mit einer guten Portion Ironie und Humor, selbstkritisch, messerscharf sich selbst und die anderen beobachtend. Und so wie uns Andrea Petkovic eine Ahnung vom Tennisspielen vermittelt, so zeigt sie uns gleichermaßen eine Parabel vom Leben als solchem.
Kurzum:Ein kluges, kurzweiliges Buch das sich zu lesen sehr lohnt.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Einfache Sprache, einfacher Inhalt

Das Buch eines Sommers
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Meine Erwartungen an das Buch waren hoch. Zum einen, weil ich den Diogenes-Verlag sehr, sehr schätze, zum anderen, weil die Werbung für das Buch viel verspricht. Was ich vorfand, war ein Roman, dem es ...


Meine Erwartungen an das Buch waren hoch. Zum einen, weil ich den Diogenes-Verlag sehr, sehr schätze, zum anderen, weil die Werbung für das Buch viel verspricht. Was ich vorfand, war ein Roman, dem es an allem fehlt, was zu einem guten Roman gehört. Und wie ich werde, wie ich bin (Untertitel), hat mir Bas Kast auch nicht verraten.

Die Handlung ist simpel: Nicolas hat die Pharma-Firma seines Vaters übernommen und arbeitet viel, sehr viel, vielleicht zu viel. Und Nicolas hatte als Kind einen Onkel, den „Spinner der Familie“, der Geschichten schrieb, unangepasst war und an Nicolas glaubte. Als der Onkel stirbt und Nicolas seine alte Villa in den Weinbergen erbt, bringt das Nicolas zum Nachdenken bzw. zum Kritzeln in seinem Notizbuch und zu imaginären Gesprächen mit einem imaginären Romanhelden des Onkels. Und ratzfatz findet Nicolas sein kleines Kind süß, nimmt die kastanienbraunen Haare seiner Frau wahr, bringt seinen Mitarbeiter durch Ernennung zum Partner zum Weinen und schon ist alles gut.

Ich kann das Buch nicht ernst nehmen.
Die Summe an Plattitüden, die hier als „philosophisch“ verkauft werden sollen, die Oberflächlichkeit der Gedanken, die pseudopsychologisch „tief“ sein sollen, finde ich erschreckend. Das alles wird in einer uninspirierten, simplen Sprache erzählt, an keiner Stelle wirklich literarisch ausformuliert, dazu versehen mit zahlreichen Wiederholungen und recht kitschigen Schilderungen. Abgedroschene Weisheiten zuhauf. Auf der Suche nach etwas Positivem fand ich nur ganz wenige Passagen bzw. Geschichten in der Geschichte, die mir gefallen haben. Nein, dieses Buch kann ich einfach nicht ernst nehmen.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Der spröde Schreibstil hält den Leser auf Distanz

Die Königin des Ritz
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Der spröde Schreibstil hält den Leser auf Distanz
Der Roman hat es mir nicht leicht gemacht. Denn er gibt sich nicht die Mühe, den Leser von Anfang an einzufangen. Im Gegenteil: Mit seiner distanzierten ...

Der spröde Schreibstil hält den Leser auf Distanz
Der Roman hat es mir nicht leicht gemacht. Denn er gibt sich nicht die Mühe, den Leser von Anfang an einzufangen. Im Gegenteil: Mit seiner distanzierten Erzählweise hält er die Leser auf Abstand. Nur wer durchhält, wird im späteren Verlauf durch Intensität, durch Eindringlichkeit, durch Nähe und Gefühle „belohnt“.

Es geht um die wahre Geschichte von Blanche und Claude Auzello, die „das Ritz“ zur Zeit der Naziherrschaft führten, dieses Pariser Nobel-Hotel, das für den Inbegriff von Luxus steht. Zunächst gibt es viel Vorgeschichte, wechselnd aus Sicht von Blanche und Claude berichtet. Ein Ehepaar, wie es nicht unterschiedlicher sein könnte. Trotz ausführlicher Szenen blieb das Ehepaar jedoch für mich oftmals nicht nachvollziehbar in seinen Handlungen und beschriebenen Gefühlen. Und so wanderte ich mäßig gelangweilt durch die Seiten. Erst in der zweiten Hälfte des Buches begann ich aufzuwachen. Denn die Gratwanderung zwischen der Erfüllung von hochgefährlichen Aufträgen für die Résistance von Blanche und Claudes scheinbarer Dienstbarkeit für die im Ritz herumlungernden Nazis, um Blanche zu schützen, bringt Spannung, bringt Leben, bringt Gefühle ins Spiel.

Glanz und Glamour des Ritz werden ausführlich und vorstellbar geschildert. Viele, fast allzu viele Menschen kreuzen den Weg der Geschichte, viele verlassen ihn wieder, verloren in Belanglosigkeit. Im Gedächtnis bleibt vielleicht Coco Chanel, die „Zicke“, oder Göring, der unter Morphium stehend in Frauenkleidern tanzt. Die stärksten Stellen im Buch gelten den entsetzlichen Nazi-Verbrechen und dem Mut des Sich-Widersetzens. Trotz der dramatischen Geschichte fand ich keine wirkliche Freude am Buch. Der spröde, fast mühsam zu nennende Schreibstil, den man sich als Leser erst erobern muss, bringt zwar viel Atmosphäre und Authentizität zum Ausdruck, aber wenig Nähe oder gar Gefühle für die Protagonisten. Insofern blieb mir das Buch insgesamt gesehen leider fremd.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Eine gute Idee, aber ...

Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke
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Einen Adventskalender für Kinder im Stil der der vielfältig auf den Markt drängenden Escape Room Bücher herauszubringen, finde ich grundsätzlich gut. Jede Möglichkeit, Kinder mit Büchern in Kontakt zu ...


Einen Adventskalender für Kinder im Stil der der vielfältig auf den Markt drängenden Escape Room Bücher herauszubringen, finde ich grundsätzlich gut. Jede Möglichkeit, Kinder mit Büchern in Kontakt zu bringen, begrüsse ich sehr. Leider hatte ich aktuell keine Möglichkeit, mit Lesepaten-Kindern im Alter zwischen 8 und 10 Jahren das Buch zu testen. Insofern kann ich das Buch nur aus Erwachsenensicht beurteilen.

Die Geschichte um den entführten Weihnachtsmann bringt die GeschwisterToni und Luka Seite um Seite tiefer in ein aufregendes Abenteuer, bei dem es gilt, jeden Tag im Advent eine Aufgabe zu lösen, um im Krimi weiterlesen zu können. Verschlossene Doppelseiten dürfen erst nach Lösung des Tagesrätsels geöffnet werden. Die Aufgaben bzw. Rätsel sind sehr unterschiedlich, mal richtig knifflig, mal etwas leichter zu lösen, auf jeden Fall sehr abwechslungsreich. Mitunter ist mit Sicherheit die Unterstützung von Eltern oder größeren Geschwistern gefragt.

Ich könnte mir vorstellen, dass kleinere Kinder Mühe haben, das System des Buches zu verstehen, denn die entsprechenden Anweisungen zu Beginn des Buches sind nicht unbedingt kindgerecht formuliert. Die zugrunde liegende Erzählung ist ungewöhnlich, irgendwie düster, aber spannend. Sie wird sprunghaft und vor allen Dingen im Schreibstil wenig gefällig erzählt. Zumindest hat sie mir nicht entsprochen, ebenso wie mir die recht platten Illustrationen nicht besonders gefielen. Doch Kinder mögen das anders erleben. Auf jeden Fall ist dieser spannende Adventskalender eine herausfordernde Alternative für die Vorweihnachtszeit.

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