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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2019

Spannend und anstrengend gleichermaßen

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Eine Leseprobe hatte mich „angefixt“, so dass ich mich mit Begeisterung auf den dicken Wälzer mit fast 700 Seiten stürzte.
Die recht verschlungene Handlung wird vom Verlag so erzählt: „Es ist der 30. ...


Eine Leseprobe hatte mich „angefixt“, so dass ich mich mit Begeisterung auf den dicken Wälzer mit fast 700 Seiten stürzte.
Die recht verschlungene Handlung wird vom Verlag so erzählt: „Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau ...“
Eigentlich erzählt Dicker so packend und lebendig-fesselnd, dass das Buch leicht lesbar ist. Und doch verlangt das Lesen volle Konzentration, denn nicht nur der oft willkürlich wirkende Wechsel zwischen zwei Handlungssträngen mit einem Zeitabstand von 20 Jahren ist irgendwie anstrengend. Auch die Schilderung der Personen in Vergangenheit und Gegenwart und deren Umgang miteinander empfand ich als anstrengend. Dennoch bin ich dem Autor sehr gerne auf allen von ihm auf den Leseweg gestreuten Puzzle-Teilchen gefolgt, kreuz und quer, hin und her, bildhaft-atmosphärisch füllig erzählend. Immer wenn mich das Lesen zu ermüden begann, packte mich der Autor erneut, mit einem Cliffhanger, mit einer überraschenden Wendung, mit einer skurrilen Nebengeschichte… Kurzum: Der Roman ist sowohl leicht lesbar und packend erzählt, als auch fordernd-anstrengend. Mir hat er sehr gefallen.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ein lebenskluges, warmherziges Buch

Die Katze im Lavendelfeld
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Schön ist es, ab und zu ein Buch zu entdecken, das den Leser ganz und gar einhüllt in den Kokon seiner warmherzig erzählten Geschichte, ein leicht lesbares Wohlfühlbuch also, so etwas wie eine Seelenwärmflasche. ...


Schön ist es, ab und zu ein Buch zu entdecken, das den Leser ganz und gar einhüllt in den Kokon seiner warmherzig erzählten Geschichte, ein leicht lesbares Wohlfühlbuch also, so etwas wie eine Seelenwärmflasche. Genau das schafft Hermien Stellmacher auf bezaubernde, ganz und gar nicht kitschige Weise.
Alice, Biologin und Foodbloggerin, ist nach einem Schicksalsschlag, von dem wir erst im Laufe des Buches Näheres erfahren, auf der Suche nach einem, nein, nach dem idealen Haus in der Provence, in dem sie mit ihren beiden Katzen ein Zuhause finden könnte. Doch diese Suche gestaltet sich außerordentlich schwierig. Ein kleines Findelkätzchen vertreibt dann auch noch Alice’s Katzen, die sich in den verwunschenen Garten eines ehemaligen Hotels, heute verlassen und leerstehend, zurückziehen. Doch damit nicht genug, Alice wird ihre kleine Wohnung gekündigt, die 70-jährige Nachbarin Jeanine gleitet mehr und mehr in die Demenz ab und der Restaurantbesitzer Georges muss nach einer gewaltigen Pachterhöhung um seine Existenz fürchten.
Wir erleben den Sommer in der malerischen Provence, wir sehen, riechen und schmecken die Natur, die wunderbaren Farben, das leckere Essen – rundum, wir genießen, was uns die Autorin serviert, mit allen Sinnen, bis wir völlig abgetaucht sind in ein entspanntes Urlaubs-Wohlgefühl. Alice selbst und der Freundeskreis um sie herum werden ebenfalls sehr lebendig und lebensnah geschildert. Schön auch, wie leiser Humor immer wieder aufblitzt und dem Buch eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Wir lernen Individualisten kennen, die dennoch mehrheitlich gewillt sind, in Freundschaft auf einander zu achten, die zu kämpfen haben, aber nicht aufgeben. Die weniger sympathischen Protagonisten und die erzählten Lebensprobleme sind wichtig, um dem Roman ein wenig Tiefe zu geben. Und natürlich wünschen wir uns alle beim Lesen das dann tatsächlich eintretende märchenhaft gute Ende. Mit einem wohligen Seufzer schließen wir das Buch ab und fühlen uns gut.
Ein atmosphärisch schön geschriebener Roman, warmherzig und lebensklug.

Veröffentlicht am 25.02.2019

Eine Fiktion, die vielleicht bald keine mehr ist

I can see U
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Ein Jugendbuch, dessen Fiktion so nah an der Realität ist, dass es gleichermaßen packt, erschreckt und warnt. Ein Jugendbuch, das auch Erwachsene unbedingt lesen sollten!
Da kommt ein neuer Mitschüler ...


Ein Jugendbuch, dessen Fiktion so nah an der Realität ist, dass es gleichermaßen packt, erschreckt und warnt. Ein Jugendbuch, das auch Erwachsene unbedingt lesen sollten!
Da kommt ein neuer Mitschüler in die Klasse, so wie man ihn sich wünscht. Ben sieht gut aus, weiß immens viel, ist immer freundlich, lächelt stets, und Marie erliegt ihm mit Haut und Haaren. Denn er hat scheinbar die gleichen Wünsche wie Marie, denkt wie Marie, und Marie fühlt sich von Ben ernst genommen. Wir erleben, wie die digitale Welt die Jugendlichen fest im Griff hat. So werden z. B. Menüs gekocht, nur um sie zu fotografieren und ins Netz zu stellen. Der digitale Assistent im Haus spricht manchmal mehr mit als gewollt. Der Vater entwickelt selbstfahrende Autos. Bei Ebay werden Abonnenten gekauft, um mehr Likes zu erhalten. Die Familie hat einen Smartshopping-Dienst abonniert, bei dem ein Algorithmus auswählt, was man geliefert bekommt. Dennoch glauben alle, alles im Griff zu haben, bis plötzlich erschreckende Fake-Bilder im Klassenchat kursieren, bestgehütete Geheimnisse sich wie Lauffeuer verbreiten, ein bisher sehr gewissenhafter Lehrer gerät unter einen schlimmen Verdacht gerät…
Das Buch ist lebendig, jugendlich-frisch, humorvoll und sehr, sehr spannend geschrieben. Die Geschichte ist so erschreckend, weil sie näher an der Realität ist, wie wir glauben wollen. Ich möchte das Buch wegen der Wichtigkeit des Grundthemas als Klassenlektüre empfehlen, wobei meiner Meinung nach das vom Verlag empfohlene Lesealter durchaus etwas herabgesetzt werden dürfte. Das offene Ende der Geschichte ist ein genialer Einfall des Autors, denn genau damit unterstreicht er sein warnendes Anliegen, nicht allzu leichtfertig im Umgang mit den digitalen Medien zu sein. Denn die Geister, die wir rufen, sind nicht mehr löschbar…

Veröffentlicht am 19.07.2018

Nicht der stärkste Titel aus der Veilchen-Reihe

Veilchens Show
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In Band 5 der Reihe um die coole LKA-Ermittlerin Valerie (Veilchen) geht es dieses Mal um die Welt der Fernsehshows, speziell um die Kuppelshow „Bauerlorette“, in der fünf Bauern um die Gunst einer Frau ...

In Band 5 der Reihe um die coole LKA-Ermittlerin Valerie (Veilchen) geht es dieses Mal um die Welt der Fernsehshows, speziell um die Kuppelshow „Bauerlorette“, in der fünf Bauern um die Gunst einer Frau und um 1 Million Euro Preisgeld kämpfen. Veilchen findet solche Shows abstoßend, aber als kurz nacheinander zwei der Kandidaten auf mysteriöse Weise ein tragisches Ende finden, wird sie ganz wider Willen in das alpine Fernsehspektakel hineingezogen.
Valerie ist schlau, aber auch sensibel und lässt sich nicht so leicht in die Irre führen. Und sie hat ihr zweites Ich, die böse Souffleuse, auch in Band 5 wieder auf der Schulter sitzen, mit Einflüsterungen, die wir alle so oder ähnlich auch bei uns kennen. Die Vorgeschichten nicht gelesen zu haben, mindert übrigens zu keiner Zeit das Lesevergnügen. Valerie und ihrem Lieblingskollegen Stolwerk offenbart sich im Rahmen der Ermittlungen hinter den Kulissen der Show eine rundum verlogene, morbide Welt. Nichts von dem, was den Zuschauern vorgegaukelt wird, entspricht der Wahrheit. Hier findet Joe Fischer, wie üblich in seinen Büchern, einen kritischen Realbezug, geschickt in vergnügliche Szenen verpackt. Der Kampf um Zuschauer, um Quote, lässt die Fernsehmacher im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen.
Die Stärke des Buches ist wie auch in früheren Bänden eine spannende Handlung, die den Leser bis zum Schluss in die Irre führt, und starke Protagonisten, die in überzeichneter Darstellung dem Leser naherücken und im Buch für viele skurrile und komische Situationen sorgen. Joe Fischer erzählt in wohlig-österreichischem Wortwitz und mit spürbar eigenem Spaß eine völlig abstruse Geschichte, der man als Leser mit vielen Lachern folgt. Die Stärke der Erzählkunst von Joe Fischer ist allerdings in diesem Band 5 gleichzeitig auch die Schwäche: Joe Fischer schießt hier gelegentlich über das Ziel hinaus. Streckenweise verkommt die Geschichte zur Klamotte, der Witz verkommt zum Klamauk. Band 5 ist demnach nicht der stärkste Titel in der Veilchen-Reihe, aber dennoch habe ich auch dieses Buch sehr gern und oftmals laut lachend gelesen.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Habe viel gelernt

Brot backen mit Emmer, Einkorn und Co. im Brotbackautomaten
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Ehrlich gesagt: Ich wusste mit dem Begriff „Urgetreide“ nicht viel anzufangen. Dieses Buch hat mich jedoch sensibel gemacht für Geschmack und Wertigkeit ganz alter Getreidesorten. Erstaunt war ich, wie ...

Ehrlich gesagt: Ich wusste mit dem Begriff „Urgetreide“ nicht viel anzufangen. Dieses Buch hat mich jedoch sensibel gemacht für Geschmack und Wertigkeit ganz alter Getreidesorten. Erstaunt war ich, wie gut inzwischen sogar größere Lebensmittelläden mit Mehlen aus Urgetreide sortiert sind. Hier bewahrheitet sich wieder mal der Satz „Man sieht nur was man weiß“.
Überhaupt gibt das Buch recht viele Hintergrundinformationen, ist gut gegliedert und mit anregenden Fotos ergänzt. Wer noch keinen Backautomaten hat, bekommt in einem ausführlichen Kapitel alles an notwendigem Wissen, um das richtige Gerät zu finden. Neben den sachlichen informativen Kapiteln waren mir persönlich jedoch die Rezepte am Wichtigsten. Das Buch enthält eine Fülle unterschiedlichster Rezeptvorschläge, gut und übersichtlich gegliedert, mit selbst angesetztem Sauerteig oder mit Hefe oder mit Brühstücken, stets aber mit Mehlen aus verschiedenen Urgetreiden. Ich habe mehrere Rezepte im Backautomaten nachgebacken. Alles hat perfekt geklappt und gut geschmeckt. Neu war mir, dass ich sogar Kuchen im Backautomaten backen kann. Hier steht mein „Selbstversuch“ noch aus…
Zwei Dinge haben mir jedoch im Buch gefehlt. Es sollten die Getreidesorten unter ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten unterschieden werden. Hierzu fehlen leider die Angaben komplett.
Und wer keinen Backautomaten hat und auf den Backofen angewiesen ist, bräuchte bei den Rezepten unbedingt Hitze- und Zeitenangaben. Auch die fehlen leider ganz.

Fazit: Ein Buch, das viele Hintergrundinformationen gibt und sehr ansprechende, gut nachzubackende Rezepte enthält, sich aber irgendwie nicht entscheiden kann, ob es seinen Schwerpunkt auf Backbackautomaten oder auf alte Getreidesorten legen soll. So fehlen leider auf der einen oder anderen Seite manche durchaus wichtige Angaben. Das ist schade und könnte noch ganz leicht ergänzt werden.