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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2018

Durch mehr Wissen zu mehr Wertschätzung

Zwei rechts, zwei links
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Der Untertitel „Geschichten vom Stricken“ führt ein wenig in die Irre. Nein, es sind keine GeschichteN, es ist vielmehr EINE Geschichte, DIE Geschichte des Strickens, diese allerdings wunderbar leicht ...


Der Untertitel „Geschichten vom Stricken“ führt ein wenig in die Irre. Nein, es sind keine GeschichteN, es ist vielmehr EINE Geschichte, DIE Geschichte des Strickens, diese allerdings wunderbar leicht und locker und kurzweilig erzählt. Entsprechend gut lesbar ist dieses Buch, unterhaltsam und humorvoll.
Mit einem sehr klugen Vorwort von Martina Behm wird man eingestimmt in die Welt des Strickens, der Stricker und Strickerinnen, in das Reich der Wolle vom 12. Jh. bis heute. „Stricken schafft ungewöhnliche Verbindungen, setzt kreative Kräfte frei und macht auf diese Weise die Welt ein kleines bisschen besser.“ Wie wahr. Und schon wird man zu den Anfängen des Strickens geleitet, und weiter durch die Jahrhunderte hinweg, bis man in der Gegenwart und natürlich beim Internet landet. Wussten Sie, dass 1565 in England ein Gesetz erlassen wurde, nach dem jeder, der älter als 6 Jahre war, an Sonn- und Feiertagen eine Wollmütze zu tragen hatte, gefertigt von englischen Mützenmachern? Dass über viele Jahrzehnte hinweg das Stricken dem Broterwerb diente und selbst 3-und 4-Jährige schon mitstricken mussten? Oder dass Virginia Woolf eine leidenschaftliche Strickerin war? Erst nach dem 2. Weltkrieg mutierte das Stricken zum Hobby, die Modelle entwickelten sich weg vom Nützlichen, Wärmenden hin zum Besonderen mit Chic und Pfiff, zu einem Modemittel, mit dem die Strickerin sich selbst ausdrücken möchte.
Dieses Buch ist ein lebendiges Geschichtsbuch, aber auch eine durchaus kritische Sozial- und Klassengeschichte. Und es hat noch sehr viel mehr in sich. Während man von Kapitel zu Kapitel liest, über Färben und Farben, über die schwindelerregende Mustervielfalt, landestypisch, historisch-traditionell, oder über Passform und Wertschätzung, Gesundheit und Designerinnen, spürt man über allem hinweg die große Liebe der Autorin zum Stricken und ihr Wissen darum, dass Stricken nicht nur Mützen und Schals produziert, sondern auch eine reiche Welt der Gefühle.
Fazit: Ein Buch, das bei jeder passionierten Strickerin ein besonderes Plätzchen finden sollte, weil es sowohl Wissen als auch Wertschätzung vermittelt.

Veröffentlicht am 20.06.2018

Umfassender Reiseführer

DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Finnland
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Oi maammee, Suomi, synnyinmaa
Als ich die Bekanntschaft einer sehr klugen Dame machte, die gebürtige Finnin ist, erwachte meine Neugier für dieses Land. Nach Lektüre des Dumont Reise-Handbuchs Finnland ...

Oi maammee, Suomi, synnyinmaa
Als ich die Bekanntschaft einer sehr klugen Dame machte, die gebürtige Finnin ist, erwachte meine Neugier für dieses Land. Nach Lektüre des Dumont Reise-Handbuchs Finnland verstehe ich diese Bekannte und all ihre Erzählungen und Kindheitserinnerungen sehr viel besser.
Das Dumont Reise-Handbuch hat mir sehr, sehr viel Wissenswertes über das „Land der tausend Seen“ in übersichtlich-komprimierter Form vermittelt. In dem umfangreichen Führer gibt es alles zu finden: Die Geschichte des Landes: 6 Jahrhunderte war Finnland unter schwedischer Herrschaft, dann gehörte es zum Großfürstentum des zaristischen Russlands und wurde erst 1917 eigenständig. Oder dass der Ausdruck „Land der tausend Seen“ arg untertrieben ist, denn allein rund ums Festland gibt es 98.000 Inselchen, dazu 81.530 Inseln in der zu Finnland gehörenden Ostsee. Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Essen und Trinken – nichts bleibt unbeachtet. Erst nach diesem umfangreichen allgemeinen Teil durchwandert der Reiseführer Region für Region durch Finnland bis hoch nach Lappland, berichtet von Sehenswertem, von Besonderem und gibt die jeweils hilfreichen Touristen-Tipps dazu. Eine beigefügte Finnland-Karte im Maßstab 1:850.000 unterstützt die geistige Reise durch dieses wunderbare Land.
Ich hatte leider nur die Ausgabe von 2012 in Händen. Inzwischen gibt es eine neue aktualisierte Ausgabe. Ein sehr empfehlenswerter Reiseführer

Veröffentlicht am 16.06.2018

Ringelfröhlich und herzallerliebst

Auf der Suche nach der verlorenen Socke
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Was für ein unglaublich zauberhaft-liebevolles Buch! Ich finde kaum die richtigen Worte, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen.
Vorweg: Ich liebe Wolle, ich liebe Stricken und ich liebe handgestrickte ...

Was für ein unglaublich zauberhaft-liebevolles Buch! Ich finde kaum die richtigen Worte, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen.
Vorweg: Ich liebe Wolle, ich liebe Stricken und ich liebe handgestrickte Socken. Und so hüpft das Buch, das mit einer leibhaftigen Socke am Band bestückt ist, schon gleich mitten in mein wollstricksüchtiges Herz hinein. Und ich liebe bunte Bücher mit bunten Bildern und bunten Geschichten. Und so ist das Buch sofort auch in mein buchverrücktes Herz geschlüpft.
In wortgeschickten Reimen schickt uns die Socke, die immer wieder verschwindet oder stibitzt wird, zu verschiedenen fantasievollen Örtlichkeiten wie auf den Vogelkäferwurmwimmelbaum oder ins Unterwasserteichgetümmel, bis nach den vielen Socken-Abenteuern eine Sockenzwangknallparty alle fröhlich zusammen feiern lässt. Die Reime sind im Inhalt so herzlich-sanft, humorvoll und im Rhythmus so musikalisch-einprägend, dass man sie gerne laut lesen mag und Kinder wie Erwachsene sie sofort lieben und immer wieder hören wollen. Wer kennt nicht aus seinem eigenen Leben das Rätsel der verschwundenen Socke. Dieses Buch für Kleine und Große offenbart das geheime Leben der Socken!
Der Text ist sozusagen das eine gelungene Standbein bzw. die eine perfekt gestrickte Standsocke des Buches. Das zweite sind die unfassbar schönen, phantasiereichen, bis ins kleinste Detail gezeichneten wunderbaren Illustrationen von Antje Vogel. Frösche segeln auf Störchen, Marienkäfer hängen frisch gewaschen auf der Leine, das Kamel ist gut bekleidet, und alle, alle, alle tragen Socken, uni oder ringelbunt, getupft oder ringelfröhlich. So oft man das Buch auch in die Hand nimmt: Immer wieder entdeckt man Neues, ein weiteres witziges Detail. Und wen wundert es da, dass die Lehrtafel in der Häschensockenstrickschule die, wie die Strickerin weiß, genau die korrekten Maschen und Maße angibt.
Fazit: Für mich das warmherzigste und phantasievollste Geschenkbuch für jedes Alter, das ich seit langem in Händen hielt.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Pflanzen kommunizieren

Hausbesuch vom Pflanzenarzt
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Pflanzen kommunizieren untereinander und mit uns
Der Untertitel „Tipps und Tricks für Garten und Balkon“ suggeriert einen gärtnerischen Ratgeber, ein Nachschlagewerk vielleicht sogar, versehen mit Register ...

Pflanzen kommunizieren untereinander und mit uns
Der Untertitel „Tipps und Tricks für Garten und Balkon“ suggeriert einen gärtnerischen Ratgeber, ein Nachschlagewerk vielleicht sogar, versehen mit Register und einer übersichtlichen Gliederung. Wer das erwartet, wird bitter enttäuscht. Schade, dass der Verlag auf diese Weise völlig falsche Erwartungen weckt.
Das Buch ist eher eine Art Plauderei über den Gartenzaun hinweg. Leicht und locker und amüsant erzählt der Autor von seinen diversen pflanzenärztlichen „Notfalleinsätzen“, und während er beim Erzählen vom Hundertsten ins Tausendste kommt, liest man so ganz nebenbei den einen oder anderen Ratschlag, wobei es weniger um das Bekämpfen als um das Stärken der Pflanzen geht. Oder noch eher um das Verstehen der Pflanzen, die uns deutlich zeigen, was ihnen gefällt und was nicht. Wadas gibt uns die Ermutigung, unseren eigenen Beobachtungen und Erfahrungen zu trauen, sein Buch macht Lust auf Grün, ganz ohne Stress. Und er schult unsere gärtnerische Wahrnehmungsfähigkeit auf sehr intensive Weise, einfach nur durch sein Erzählen. Da sehe ich gerne darüber hinweg, dass der Autor nicht frei von Eitelkeiten ist und bei Schilderung der Kundenkontakte auch so manches Klischee bemüht oder dass seine Plaudereien nicht immer wissenschaftlich korrektes Denken wiedergeben. Seine uneingeschränkte Liebe gilt der Natur, und das lässt er uns in seinem Buch auf unterhaltsame Weise spüren.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Ein nicht endendes Vexierspiel

Zwischen Wahrheit und Lüge
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Was für ein Albtraum! Isabelle Bornelli und Ehemann Keith, reicher Bankenmanager, fliegen von ihrem Wohnort Hongkong nach Miami zusammen mit ihrer fünfjährigen tauben Tochter Melany, der in Miami von ...

Was für ein Albtraum! Isabelle Bornelli und Ehemann Keith, reicher Bankenmanager, fliegen von ihrem Wohnort Hongkong nach Miami zusammen mit ihrer fünfjährigen tauben Tochter Melany, der in Miami von durch eine Operation im Ohr geholfen werden soll. Jack Swyteck, Strafverteidiger und alter Freund von Keith, erwartet die Familie am Flughafen. Er muss miterleben, wie Isabelle unmittelbar nach Ankunft noch im Flughafengebäude verhaftet und in Handschellen abgeführt wird. Anklage Mord! Jack übernimmt den Fall und wird damit hineingezogen in ein nicht endendes Vexierspiel zwischen Wahrheit und Lüge.
Der Einstieg in das Buch ist sehr spannend und emotional eindringlich geschrieben. Das gesamte Buch ist flott zu lesen. Insbesondere die reichlich angewandte Methode der wörtlichen Rede macht die dargestellten Charaktere lebendig und lässt den Leser unmittelbar am Geschehen teilhaben. Der eigentliche Spannungsbogen des Buches entsteht aus der Tatsache heraus, dass man bis zum Ende, das in relativ unspektakulärer Weise Aufklärung bringt, nicht wirklich weiß, ob Isabelle schuldig ist oder nicht. Jedes Gespräch, jeder neue Zeuge, jede neue Verteidigungsstrategie bringt zwar ein weiteres Mosaiksteinchen des damaligen Geschehens an den Tag, aber der Leser bleibt dennoch weiter im Ungewissen. Und genau diese Tatsache, zwar brillant beschrieben, brachte für mich jedoch mit sich, dass ich das nicht enden wollende Justiz- und Gerichtsgeplänkel streckenweise satt hatte. Mir fehlte außerdem, abgesehen vom Buchanfang, der emotionale Draht zu den Akteuren, sodass ich oft nur wie ein unbeteiligter Zuschauer weiterlas. Der Autor, selbst ehemals Strafverteidiger, jongliert sich mit dem amerikanischen Justizsystem, mit der Frage Opfer oder Täter, gekonnt durch die Buchseiten, mir jedoch mitunter allzu nüchtern und streckenweise ermüdend.
Leider sehr störend sind die vielen Fehler im Buch. Häufig wird die Großschreibung von Sie, Ihr oder Ihnen nicht beachtet. Oder „erschrocken“ und „erschreckt“ wird verwechselt. Und was ist das für ein Wort: „hemdsfrei“?
Fazit: Ein gekonnt und routiniert geschriebener Justizthriller, sehr amerikanisch, flott zu lesen, mit einem mäßig-gleichbleibenden Spannungsbogen, der die Frage offen lässt, wie genau Schuld zu definieren wäre.