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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2018

Schnurrende Diva

Kluge Gedanken für Frauen, die Katzen lieben
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Geschenkbücher für Katzenliebhaber gibt es reichlich auf dem Markt. Hier eine Lücke zu finden, eine Nische für das Besondere, ist schwierig, aber dem Insel Verlag ist dies, wie ich meine, mit dem vorliegenden ...


Geschenkbücher für Katzenliebhaber gibt es reichlich auf dem Markt. Hier eine Lücke zu finden, eine Nische für das Besondere, ist schwierig, aber dem Insel Verlag ist dies, wie ich meine, mit dem vorliegenden Büchlein hervorragend gelungen.
Allein schon die Gestaltung des Taschenbuchs ist besonders. Jede Seite, wirklich jede Seite, ist farblich oder im Layout unterschiedlich gestaltet. So gibt es fliederfarbene oder graue oder ockerfarbene Seiten, mit nostalgisch wirkendem feinem Muster versehen, wie englisches Geschenkpapier wirkend. Auf diesen Seiten entdeckt man Sätze wie „Die Idee der Ruhe findet sich in einer sitzenden Katze“. Zwischengesetzt finden wir Schwarz-Weiß-Fotos von ungewöhnlicher Art, denn sie sind allesamt einer früheren Zeit entnommen, unverkitscht, und doch oder gerade deshalb anrührend. So manches Foto scheint der Filmwelt entsprungen, als es noch wahre Diven gab. Die Diva Katze und die Diva Frau, in perfekter Filmpose auf dem Foto eingefangen. Passend dazu von Robert Anson Heinlein: „Frauen und Katzen tun, was ihnen gefällt. Männer und Hunde … sollten sich daran gewöhnen.“ Bei jedem Durchblättern entdeckt man neue Details, ein unbekanntes Zitat. Selbst altbekannte Aussprüche wie „Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse“ bekommen durch die Buchgestaltung ihr besonderes Comeback.
Rundum also ein liebevoll, etwas nostalgisch gestaltetes Büchlein, eine gelungene Hommage an das kapriziöse Wesen Katze. Und das ideale Geschenk für alle, die genau das zu schätzen wissen: klugen Eigensinn.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Bös, böser, Sara Paborn

Beim Morden bitte langsam vorgehen
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Was für ein unglaublich intelligenter, lebenskluger und bitterböser Roman! Selten habe ich mich so gut unterhalten und gleichzeitig entlarvt gefühlt, habe die Fülle der eingestreuten Bonmots der Autorin ...


Was für ein unglaublich intelligenter, lebenskluger und bitterböser Roman! Selten habe ich mich so gut unterhalten und gleichzeitig entlarvt gefühlt, habe die Fülle der eingestreuten Bonmots der Autorin genossen und mir sehnlichst gewünscht, dass alle Heile-Welt-Täuscher anhand der Doppelbödigkeit dieses Romans zur Ehrlichkeit finden mögen.
Ein Ausschnitt aus dem Klappentext erzählt den vordergründigen Inhalt: Nach 39 Ehejahren voller Sticheleien hat Irene endgültig genug von ihrem Mann. Als sie eines Tages in einer alten Schachtel Vorhang-Bleibänder findet, kommt ihr die beste Idee ihres Lebens: Aus der immer so netten Bibliothekarin wird eine gerissene Hobbychemikerin, die ihre bisher von Braten- und Kuchenduft erfüllte Küche in ein Labor verwandelt. Dort bereitet sie Bleizucker zu. Geduldig rührt sie ihrem Mann täglich ein Löffelchen in den Kaffee…
Wer die Bücher von Ingrid Noll mag, wird das vorliegende Buch lieben! Sara Paborn schreibt allerdings noch böser, noch pointierter, noch humorvoller, noch brillanter. Und nein, das Buch ist kein Krimi. Es gibt keine Tätersuche. Allenfalls gibt es die Suche nach dem Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Und nein, das Buch ist kein Psychogramm verwirrter Seelen, die man mit Diagnosen versehen in Schubladen unterbringen kann. Allenfalls gibt es Erinnerungen an früher selbstverständliche Erziehung, als die Frau dem Mann noch untertan sein sollte. Das Buch ist eine geniale Parabel für die Unmöglichkeit gleichgewichtigen menschlichen Miteinanders. Nur vordergründig gesehen ist Horst das Ekel, das es zur Gewinnung der eigenen Freiheit zu vernichten gilt. Und nur vordergründig gesehen ist die langsam mordende und sich selbst damit befreiende Irene die Person, die unsere Sympathie erhält. Die maßlose Überzeichnung beider Personen fordert den Leser heraus, Stellung zu beziehen – böser Horst und gute Irene – und gar nicht zu merken, wie wir damit der Autorin auf den Leim gehen. Denn wir alle haben in langjährigen Beziehungen ein bisschen Horst und ein bisschen Irene in uns, wir alle erleiden Mikrotraumata und setzen selbst welche. Dieser Wahrheit ins Gesicht zu sehen, würde uns gut tun. Bevor wir Bleizucker anrühren…

Veröffentlicht am 20.05.2018

Eisigkalte Abgründe

In den Fängen des Löwen
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Schon lange nicht mehr habe ich ein Buch so schnell gelesen! Ich bin durch die Seiten gejagt, nein, ich wurde durch die Seiten gejagt, das Autoren-Team hat mich durch die Seiten gejagt, dass mir Hören ...

Schon lange nicht mehr habe ich ein Buch so schnell gelesen! Ich bin durch die Seiten gejagt, nein, ich wurde durch die Seiten gejagt, das Autoren-Team hat mich durch die Seiten gejagt, dass mir Hören und Sehen verging.
Der Thriller ist düster, die depressive immerwährende Winterdunkelheit Stockholms packt den Leser, er fühlt sich der Kälte, dem Schneetreiben gnadenlos ausgeliefert, selbst im Kommissariat gibt es kein Aufwärmen. Und bei den Protagonisten schon gar nicht. Alle sind kaputte Typen, beschädigte Menschen, geradezu hoffnungslos von ihren persönlichen Vorgeschichten und ihrer Arbeit zerstört. Drogen, Drogenhandel, Kinderhandel, Kindsmissbrauch, zerstörte Seelen überall. Schwer auszuhalten all das, insbesondere der ewig zugedröhnte Zack ist zuviel des Guten. Nicht nur dadurch wird der Leser gequält, ebenso durch die quälend lange, quälend hoffnungslose Suche, die immer wieder in falsche Richtungen führt, sich in Nebenstraßen verliert, bis sie in unerträglicher Spannung zum rasanten actiongeladenen Countdown führt. Geschrieben ist der Thriller im Präsens, was die Geschichte atemlos macht und zusätzlich durch die ganz kurzen Kapitel die Spannung vermehrt. In eindringlicher, an manchen Stellen fast schon expressionistisch anmutender, ungeheuer intensiver Sprache wird erzählt. Und weil der Thriller so gekonnt geschrieben ist, rast man durch die Seiten, ist angewidert, entsetzt – und kann doch nicht aufhören zu lesen. Absolut kein Buch für zarte Gemüter!
Der Klappentext fasst die Handlung so zusammen: „Der letzte Fall hat bei Zack Spuren hinterlassen. Wochenlang saß er am Krankenbett seines besten Freundes Abdula, bis dieser schließlich aus dem Koma erwachte. Doch zum Grübeln bleibt keine Zeit, denn sein Job verlangt erneut seine ganze Konzentration. Auf einem alten Fabrikgelände in Stockholm wurde die Leiche eines elfjährigen Jungen entdeckt. Festgebunden auf einem Schornstein in grausigen Höhen. Niemand kann sich erklären, wie das Kind dorthin gekommen ist, doch dann spüren Zack und seine Partnerin Deniz einen wichtigen Zeugen auf. Ein alter Mann hat beobachtet, wie Ismail aus dem Asylbewerberheim geflohen ist, in dem er untergebracht war. Die Spur führt zu einem Mann namens Lejonet, der Löwe, der unter falscher Identität in Schweden lebt. Deniz und Zack sind sich sicher, dass er an der Entführung mehrerer Kinder beteiligt ist, doch als sie bei seiner Wohnung ankommen, eröffnet jemand das Feuer auf die Polizisten. Die Jagd hat begonnen.“

Veröffentlicht am 16.05.2018

Knisternd vor Spannung

Der Totensucher
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Dieser Thriller hat alles, was ein guter Thriller haben muss: fesselnde Spannung, fesselnder Plot, fesselnde Protagonisten!
Die Kurzbeschreibung bringt es auf den Punkt: Ein Serienmörder. Eine verschwundene ...


Dieser Thriller hat alles, was ein guter Thriller haben muss: fesselnde Spannung, fesselnder Plot, fesselnde Protagonisten!
Die Kurzbeschreibung bringt es auf den Punkt: Ein Serienmörder. Eine verschwundene Tochter. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Adrian Speer hat alles verloren: Seit ihrer Entführung vor zwei Jahren ist seine Tochter verschwunden und von seinem Job wurde er suspendiert. In einer Abteilung für besonders grausame Gewaltverbrechen wagt er einen Neubeginn. Der erste Fall führt ihn und seinen Partner zu einer alten Fabrikhalle, in der sie eine bestialisch zugerichtete Leiche finden. Schon am nächsten Tag taucht ein weiteres Opfer auf, das nach demselben Muster getötet wurde. Auf dem Handy des Toten entdecken sie ein aktuelles Foto von Speers Tochter. Die fieberhafte Jagd nach dem Serienmörder beginnt.

Der bedrückend gute Plot wird in relativ kurzen Kapiteln erzählt und behält von Anfang bis Ende seinen gleichbleibend fesselnden Spannungsbogen. Die Geschichte macht Windungen und Wendungen, bleibt immer wieder neu überraschend. Und da man mit Lucys Vater, dem sympathischen Ermittler Adrian Speer, mitleidet, mitfiebert, ist man als Leser in der Handlung auch emotional gefangen. Vom Prolog bis zum Buchende gibt es für den Leser kein Entkommen. Ich kann nur empfehlen: Lesen Sie selbst!

Veröffentlicht am 15.05.2018

Vor diesem Buch muss gewarnt werden!

Weil es dir Glück bringt
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Lesen Sie dieses Buch nicht, wenn Sie hungrig sind! Lesen Sie es nicht, wenn Sie Süßes mögen! Lesen Sie es nicht, wenn Sie jeden Monat an Weight Watchers Geld bezahlen!

Der Klappentext erzählt ausführlich ...

Lesen Sie dieses Buch nicht, wenn Sie hungrig sind! Lesen Sie es nicht, wenn Sie Süßes mögen! Lesen Sie es nicht, wenn Sie jeden Monat an Weight Watchers Geld bezahlen!

Der Klappentext erzählt ausführlich vom Inhalt: Samantha hat immer von der großen weiten Welt geträumt. Das Landleben auf dem Hof ihrer Eltern nahe des Lake Michigan erschien ihr eintönig und beschwerlich. Doch ihr aktueller Job in einer angesagten Patisserie in New York ist nicht so toll, wie sie es erhofft hatte. »Chef Dimple«, wie sich ihr Boss nennen lässt, ist ein eitler Choleriker und aufgeblasener Angeber, der seine Mitarbeiter ausbeutet und keinen Respekt vor Sams Backkünsten hat. Ihm ist es egal, wie die Kuchen seines Ladens schmecken, Hauptsache er sieht im Fernsehen gut damit aus. Als ein Streit mit ihm eskaliert, wirft Sam das Nudelholz für immer hin und fährt nach Hause - sehr zum Bedauern des netten Lieferanten Angelo Morelli.
Sams Familie ist froh über den unerwarteten Besuch. Alle sind schon aufgeregt, denn das 100-jährige Jubiläum des Obsthofs steht bevor, das mit dem 75. Geburtstag von Sams Großmutter zusammenfällt und groß gefeiert werden soll. Sam hilft überall mit, backt mit Mutter und Großmutter Cider-Donuts, Kirschkuchen und Apfeltaschen für den Hofladen und versucht sich über ihre Zukunft klarzuwerden. Das wird nicht leichter, als sowohl Angelo als auch ein neues New Yorker Jobangebot in Michigan eintreffen. Ist sie eigentlich damals vor etwas davon gelaufen, als sie in die Großstadt zog? Wo fühlt sie sich wirklich zu Hause?
Während des Sommers, in dem sie mit den Frauen ihrer Familie zusammenarbeitet, erfährt sie viel über die Generationen vor ihr und findet Trost in den überlieferten alten Rezepten. Mit dreizehn hatte sie genau wie ihre Mutter und ihre Großmutter ein Holzkästchen für die besten geheimen Familienrezepte und den Schlüssel dazu geschenkt bekommen. Wird dieser Schlüssel ihr am Ende Glück bringen?

Durch das gesamte Buch zieht sich ein unglaublicher Duft – nach frisch Gebackenem, nach Genuss pur. Noch nie habe ich eine so sinnliche Beschreibung von Schlagsahne gelesen. Und gelernt, dass nicht alles perfekt sein muss, auch „Außenseiter“ schmecken gut. Durch die Erzählweise in verschiedenen Zeitsträngen liest sich das Buch lebendig, abwechslungsreich. Allerdings konnte ich mit Samantha nicht wirklich warm werden. Mir sind ihre Denk- und Handlungsweisen psychologisch wenig nachvollziehbar geblieben, die Handlung bietet wenig Überraschung, ist vorhersehbar. Dafür habe ich ohne Ende geschwelgt in den herrlichen, ausführlichen Familien-Rezepten, in den sinnlichen Schilderungen der Backvorgänge. Das allein schon war das Lesen wert!