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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2017

Filmreif

Jungfrau, männlich, Single, mit Teddy
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Das vernüglich wirkende Titelbild verspricht einen heiteren Roman. Und in der Tat ist allein schon die Darstellung der Hauptperson (männlich, 33, Single, lebt mit Teddy Bienchen zusammen) des Lesens wert. ...

Das vernüglich wirkende Titelbild verspricht einen heiteren Roman. Und in der Tat ist allein schon die Darstellung der Hauptperson (männlich, 33, Single, lebt mit Teddy Bienchen zusammen) des Lesens wert. Beim Finanzamt beschäftigt und geprägt von den Ansichten und Geboten seiner Mutter lebt Arthur zufrieden in seiner sehr begrenzten, bescheidenen Welt. Doch eines Tages bekommt dieses Leben Risse und Sprünge, eine hübsche junge Nachbarin taucht auf, dazu ein Millionengewinn, der verwaltet werden möchte…

Im Buch werden reichlich Klischees bedient, aber das stört nicht, denn eingepackt ist das Ganze in sehr viel komische Situationen, die den Leser zum Lächeln, teilweise auch zum lauten Auflachen bringen. Und genau diese humorigen Passagen verhindern auch, dass der Text in ernsteren Szenen abgleitet in Kitsch oder Rührseligkeit.

Alles in allem genommen könnte ich mir das Buch wunderbar als Filmvorlage vorstellen. Die Slapstick-Einlagen, insbesondere am Anfang des Buches, und die vielen Reiseeindrücke im Fortgang der Geschichte, dazu die allesamt sehr schrägen Hauptpersonen, die einerseits sehr witzigen Kommentare, andererseits die Verletzlichkeiten und erlittenen Traumata: Die Geschichte bietet viel, was einem guten Regisseur zu einem erfolgreichen Film verhelfen könnte. Auf jeden Fall lesenswert!

Veröffentlicht am 15.01.2017

Spannend und sorgfältig recherchiert

Die Tage der Sintflut
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Das wohltuend unspektakulär gestaltete Cover mit der mittelalterlichen Stadtansicht, die auf einen historischen Roman hinweist, passt exakt zum Inhalt des Buches.
Ohne unnötigen Ballast und ohne Schnörkel ...

Das wohltuend unspektakulär gestaltete Cover mit der mittelalterlichen Stadtansicht, die auf einen historischen Roman hinweist, passt exakt zum Inhalt des Buches.
Ohne unnötigen Ballast und ohne Schnörkel erzählt der Autor die Geschichte der Belagerung Aachens im Jahr 1248. Der Staufer-Kaiser wurde vom Papst unter Bann gestellt und der von den papsttreuen Reichsfürsten gewählte Graf Wilhelm von Holland möchte sich in Aachen standesgemäß krönen und salben lassen. Doch die kaisertreuen Aachener weigern sich, ihm die Tore zu öffnen, sodass sich Wilhelm gezwungen sieht, einen Belagerungsring um die Stadt zu ziehen.
Diese geschichtlich gut recherchierte, durchaus dramatische Situation dient als Hintergrund, um über Beatrix, Frau eines Aachener Sattlers, und über andere starke Persönlichkeiten zu erzählen, die allesamt sehr sympathisch gezeichnet werden. Leicht und flüssig lesbar steigt man sofort ein in das Leben der Protagonisten. Dem Autor gelingt es perfekt, alles Geschehen glaubhaft und farbig darzustellen. Bis zum Schluss bleibt das Buch spannend. Allenfalls vermisst man mitunter eine etwas breitere Schilderung des beschwerlichen mittelalterlichen Alltagslebens. Das hätte das Geschehen insgesamt vielleicht noch ein wenig plastischer gemacht, ein wenig greifbarer.
Sehr gut hat mir gefallen, dass der Autor zum Schluss noch in Kurzform erzählt, wie es mit den vorgestellten Personen weiter ging. Das rundet die Geschichte sehr wohltuend ab und man kann als Leser das Buch beenden, ohne dass Fragen offen bleiben.

Veröffentlicht am 06.01.2017

Filmreif

Gefährliche Empfehlungen
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Das Cover, als Speisenankündigung gezeichnet, legt das Hauptgewicht auf den Buchtitel. Insofern perfekt, denn wir bewegen uns in diesem Buch permanent zwischen Essen und Getränken...
Das Buch war für ...

Das Cover, als Speisenankündigung gezeichnet, legt das Hauptgewicht auf den Buchtitel. Insofern perfekt, denn wir bewegen uns in diesem Buch permanent zwischen Essen und Getränken...
Das Buch war für mich eine totale Überraschung. Ich kenne die bereits erschienenen Bücher mit dem Koch-Ermittler Kieffer nicht, deshalb begann ich völlig unvoreingenommen zu lesen und war von Anfang an begeistert über den lebendigen Schreibstil. Insbesondere Menschen kann der Autor perfekt "zeichnen". Ein geklauter Gastro-Führer, eine Leiche, die Geschichte Frankreichs, Rückblenden in die Nazi-Zeit, gefährliche Ermittlungen - und immer wieder Speisen und Getränke: Dieser bunte Mix aus allem ergibt einen überaus spannenden "Gastro-Krimi", den man in einem Zug ausliest. Auch wenn allzu viel Fremdsprachliches aus Luxemburg und Frankreich das Lesen mitunter erschwert, auch wenn es einige etwas langatmige Passagen über die französische Küche der früheren Jahre gibt, auch wenn der Fortgang der Geschichte insgesamt doch recht märchenhaft ist, mir hat das Lesen dieses Buches richtig Spaß gebracht. Allein schon die Szene, als man der Hauptperson Kieffer in seiner Restaurantküche auflauert und er sich mit den Waffen seiner Zunft wehrt, ist filmreif und wird mir im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 06.01.2017

Präzise recherchiert

Im Schatten des roten Stieres
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Das gekonnt gestylte Cover weist sofort in die richtige Richtung: Hier handelt es sich um einen historischen Roman, mit Bezug zu Italien und zur oberen Schicht der Bevölkerung.

Und in der Tat legt Sylvia ...

Das gekonnt gestylte Cover weist sofort in die richtige Richtung: Hier handelt es sich um einen historischen Roman, mit Bezug zu Italien und zur oberen Schicht der Bevölkerung.

Und in der Tat legt Sylvia Klinzmann mit diesem Roman ihr gesamtes Augenmerk auf das Ende des 15. Jahrhunderts, auf die italienische Renaissance, auf die Zeit der Borgia. Nach wie vor herrschen grausame Methoden wie im finsteren Mittelalter, bestimmen Lüge, Betrug, Rache und Mord das Leben derer, die sich Macht und Reichtum aneignen wollen.

Alessia, eine 15-jährige Schönheit mit jüdischen Eltern, die aufgrund der Zeitgegebenheiten zum Christentum konvertierten und deshalb von Spanien nach Rom ausgewandert waren, liebt im Geheimen einen talentierten Maler. Da sich herausstellt, dass Alessia eine Enkelin des derzeit herrschenden Borgia-Papstes ist, gibt es keine Hoffnung auf Verheiratung mit Giacomo, dem Maler. In einer von Anfang bis Ende spannenden Rahmenhandlung mit Mord und Intrige droht Alessia letztlich ihr Leben zu verlieren…

Der Autorin ist es in bewunderswerter Weise gelungen, trotz der umfangreichen, historisch korrekten Schilderungen des damaligen Lebens, nie Langeweile beim Leser aufkommen zu lassen. Es ist ihren ausführlichen Recherchen vor Ort und in zeitgenössischen Dokumenten zu verdanken, dass sie beim Leser ein sehr anschauliches Bild jener Zeit vor dem inneren Auge entstehen lässt. So habe ich z. B. nirgendwo sonst in belletristischen Romanen
detailliertere Schilderungen der damaligen Mode gefunden. Sylvia Klinzmann’s Stärke ist zweifelsfrei die visuelle Wahrnehmung und deren Umsetzung in Worte. Was mir persönlich fehlt, ist zum einen eine psychologische Sicht der Hauptpersonen (die Schilderung von Tränen allein genügt mir da leider nicht), zum anderen fehlt mir im gesamten Buch weitgehend die auditive Darstellung. Gibt es z. B. Musik bei den Festen? Was ist mit Lärm und Geschrei auf den Straßen u. v. a.

Doch dies tut letztlich meinem Gesamturteil keinen Abbruch. Ich halte den Roman
„Im Schatten des roten Stieres“ für ausnehmend gut, erstklassig recherchiert, spannend geschrieben, also rundum lesenswert!

Veröffentlicht am 06.01.2017

Sommerunterhaltung

Verflixt und unsichtbar
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Mit dem Cover kann ich nichts anfangen, aber die Geschichte hat etwas. Eine Detektivin mit der Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, zu versehen, hat reichlich Potenzial für einen richtig witzigen Roman ...

Mit dem Cover kann ich nichts anfangen, aber die Geschichte hat etwas. Eine Detektivin mit der Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, zu versehen, hat reichlich Potenzial für einen richtig witzigen Roman mit vielen Slapstick-Situationen. Schon allein die Tatsache, dass sie sich komplett ausziehen muss, bevor sie unsichtbar werden kann, führt zu sehr merkwürdigen Strategien beim Lösen eines Mordfalls oder beim Nachweis von Seitensprüngen, dem Alltagsbrot einer Detektivin.
Insgesamt jedoch bleibt die Geschichte recht oberflächlich, klischeehaft, Die Gespräche wirken gestelzt, der Schreibstil ist nicht besonders ideenreich. Dennoch liest man gerne weiter, insbesondere als die Story im späteren Verlauf etwas an Fahrt aufnimmt. Eine nette, seichte Sommerunterhaltung, mehr nicht. Eigentlich schade, denn der Plot würde mehr hergeben.