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Veröffentlicht am 29.09.2022

Leicht und gemütlich

Das Wunder von Bahnsteig 5
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Habt ihr schon mal gemerkt, dass wir jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause manchmal mit den gleichen Menschen in der Bahn sitzen? Wie gut kennt ihr die Leute, die ihr ab und zu in den öffentlichen ...

Habt ihr schon mal gemerkt, dass wir jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause manchmal mit den gleichen Menschen in der Bahn sitzen? Wie gut kennt ihr die Leute, die ihr ab und zu in den öffentlichen Verkehrsmitteln trifft? Habt ihr mit den anderen Pendlern mal gesprochen?

Das Buch gibt uns ganz viel Stoff zum Nachdenken. Was wäre, wenn wir Freundschaften in der Bahn knüpfen würden? Was wäre, wenn wir unsere persönlichen Probleme mit den Fremden besprechen würden und nicht bloß die ganze Zeit in unseren Handys gucken?

Die Fremde werden plötzlich zu guten Bekannten und Freunde. Alle Charaktere hier sind sehr unterschiedlich. Ich glaube, dass jeder von uns sich mit einer oder der anderen Figur identifizieren könnte. Sie sind witzig, lebendig und haben auch Probleme.

Das Buch liest sich schnell. Alle Themen werden unterhaltsam und leicht behandelt. Die Geschichte kann euch in den Herbsttagen erwärmen und fesseln. Die Autorin zeigt zwischenmenschliche Beziehungen ehrlich, wie sie sind. Es geht die meiste Zeit um Freundschaft, aber auch um Liebe, Karriere, Möglichkeiten, Ehe.

Der Roman hat mir viel Spaß beim Lesen bereitet. Es ist eine leichte und gemütliche Lektüre, über Unterstützung und gegenseitige Hilfe, die euch nicht gleichgültig lassen kann.

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Always Remember

Denk ich an Kiew
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Der 28. November gilt in der Ukraine als der Gedenktag für die Opfer des Holodomor bzw. Hungersnot. An diesem Tag gab es in meiner ukrainischen Schule immer eine Schweigeminute vor dem Unterricht. Fast ...

Der 28. November gilt in der Ukraine als der Gedenktag für die Opfer des Holodomor bzw. Hungersnot. An diesem Tag gab es in meiner ukrainischen Schule immer eine Schweigeminute vor dem Unterricht. Fast 9 Millionen Menschen (davon 3,9 Ukrainer) starben wegen diesem schrecklichen Ereignis in den 1930er Jahren. Ich erinnere mich immer noch an die Bilder der Überlebenden sowie deren Geschichten, die ich in den Lehrbüchern gesehen habe.

Im Roman wird die Story auf 2 Zeitebenen erzählt: 1929 in der Ukraine und 2004 in den USA. Die Protagonistin Katja lebt 1929 ihr glückliches Leben und möchte heiraten, bis Bolshewiki kommen und ihre Familie zwingen, ihre Landwirtschaft dem Staat zu überlassen. Wenn man es nicht tut, kann man als Verräter bezeichnet und nach Sibirien deportiert werden. Durch die stalinistische Regierung werden Kolchosen eingeführt, wo Menschen für eine Scheibe Brot den ganzen Tag arbeiten müssen. Für Katja und ihre Familie wird es nicht leicht zu überleben. Die Autorin verschont keine Figur aus der Vergangenheit. Die Schrecken des Hungers werden grausam dargestellt. An manchen Stellen konnte ich nicht aufhören zu weinen. Für mich war es nicht einfach, das Buch zu lesen, nicht nur angesichts der aktuellen Situation. Das Verständnis, dass es Fälle des Kannibalismus gab, die man zwischen den Zeilen liest, erschreckt. Erin Litteken bearbeitet im Roman die Geschichte ihrer Großeltern, die im Zweiten Weltkrieg aus der Ukraine geflüchtet sind. Die geschilderten Ereignisse werden dabei historisch korrekt, aber grausam gezeigt.

2004 zieht Cassie mit ihrer Tochter zu ihrer Großmutter Katja, über deren Vergangenheit sie nicht viel weiß. Allmählich merkt sie bei ihrer Oma, dass die Geister ihrer Vergangenheit ihr Leben immer noch bestimmen. Cassie bekommt das Tagebuch, das ihre Oma in der Ukraine geführt hat. Mit der Nachbars Hilfe können Katjas Notizen übersetzt werden. Cassie erfährt das Unvorstellbare, was ihre Oma erlebt hat.

Diese Zeitebene wirkt auf den Leser ruhiger trotz der Probleme, mit denen Cassie zu tun hat. Überdies spielt das Geschehen in den 1930er Jahren die wichtigere Rolle im Roman.

Insgesamt bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Neben den Grausamkeiten werden auch die Einblicke in den ukrainischen Traditionen gezeigt, wie z.B. Hochzeit, Beerdigung, Religion und ukrainische Küche. Dieses Buch ist nicht für jeden, aber ich kann es denjenigen herzlich empfehlen, die sich für Kulturen und Geschichte interessieren.

Ein authentischer aber erschütternder Roman über die Schrecken des Genozids in den Jahren von Holodomor in der Ukraine. Übrigens wurde dieser Genozid nur in 19 Ländern eingestuft.

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Leider nicht überzeugend

Neun Fremde
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Neun Personen hoffen auf die Veränderungen, während die Herrin des Resorts Masha, eine hübsche, kluge und erfolgreiche Frau, verantwortlich für diese neun Leben ist. Im Programm wird es versprochen, dass ...

Neun Personen hoffen auf die Veränderungen, während die Herrin des Resorts Masha, eine hübsche, kluge und erfolgreiche Frau, verantwortlich für diese neun Leben ist. Im Programm wird es versprochen, dass die Besucher nach der zehntägigen Kur sich nicht mehr erkennen werden. Eigentlich stimmt es. Aber die Methode scheint eher unorthodox zu sein.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der neun Fremde sowie des Personals erzählt. Manche Charaktere werden tiefer ausgearbeitet, manche bleiben oberflächlich. Deswegen konnten mich nicht alle Figuren überzeugen. Das Geschehen fand ich langsam und manchmal langweilig. Erst am Ende wird es richtig spannend. Ehrlich gesagt habe ich mehr erwartet. Man konnte die Idee weiter entwickeln und viel mehr daraus machen. Aber es ist wie es ist. Außerdem habe ich leider keine präzise Botschaft der Autorin erkannt.

Es ist eine Mischung aus Psychologie, Drama und Spannung, die mir leider nicht so gut gefallen hat, wie ich gehofft hatte.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Marschmädchen

Der Gesang der Flusskrebse
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Eine berührende Story von Kya, ihrer Kindheit und Erwachsenwerden, ihrer Liebe zur Natur und ihrer Leidenschaft. Die Autorin zeigt sehr präzise die Ungerechtigkeit Kyas Lebens: Draußen aufgewachsen und ...

Eine berührende Story von Kya, ihrer Kindheit und Erwachsenwerden, ihrer Liebe zur Natur und ihrer Leidenschaft. Die Autorin zeigt sehr präzise die Ungerechtigkeit Kyas Lebens: Draußen aufgewachsen und von der Gesellschaft ohne irgendwelchen Grund abgelehnt. Das Marschmädchen hatte einfach keine andere Wahl, ihr Leben anders zu gestalten.

Delia Owens schafft eine hervorragende Atmosphäre, sodass man selber in Kyas Welt voller wunderschöner Tiere und Pflanzen eintauchen kann. Die Beschreibungen des Naturreichs und der Vögel haben mich fasziniert. Kein Wunder, weil die Autorin Zoologin ist und hat viel Zeit in ihrem Leben in der Natur verbracht. Ihre Liebe zum Lebensraum hat sie auf Kya projiziert.

Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen dargestellt - die Vergangenheit von Kya und ihre Entwicklung zu einer hübschen Frau und die Gegenwart, in der sie des Mordes beschuldigt wird. Kya musste mit 8 Jahren alleine zurechtkommen. Ihre Mutter und später ihre Geschwister und ihr Vater haben sie verlassen. Das hat mich so entsetzt. Das Marschmädchen wollte immer jemanden bei sich haben, aber keiner wollte sie. Deswegen kann ich absolut nachvollziehen, warum Kya den Menschen nie nah kommt.

Es geht im Roman außerdem um vielen anderen Themen, wie Gewalt in der Familie, das Überleben, soziale Aspekte. Aber vor allem geht es um Einsamkeit. Die grenzenlose Einsamkeit, die keiner von uns wirklich kennt. Die Beziehung zwischen Mensch und Mutter Natur steht natürlich auch im Vordergrund des Romans.

Insgesamt fand ich Der Gesang der Flusskrebse wirklich wirklich gut. Das Einzige, was mich nicht überzeugen konnte, ist die Naivität, mit der die Geschichte ab und zu erzählt wird.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Macht vs. Ohnmacht

Große Gefallen
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Von Anfang an wusste ich nicht, was ich von der Geschichte erwarten soll. Nachdem ich das Buch gelesen habe, frage ich mich, inwiefern mir es gefallen hat. In der Regel lese ich nie solche provokanten ...

Von Anfang an wusste ich nicht, was ich von der Geschichte erwarten soll. Nachdem ich das Buch gelesen habe, frage ich mich, inwiefern mir es gefallen hat. In der Regel lese ich nie solche provokanten Romane. Auf jeden Fall freue ich mich auf diese außergewöhnliche Leseerfahrung.

Im Roman passiert nicht sehr viel. Fast die meiste Zeit wird der Leser mit den Gedanken und Gefühlen von Eve konfrontiert. Ihre innere Welt wird hervorgehoben. Das Sexualleben der drei Figuren wird auf einer Seite verschwommen gezeigt, weil man am Anfang nicht weiß, was er von den Charakteren halten soll. Auf der anderen Seite werden die Manipulationen und Ohnmacht, Kontrolle und Unterdrückung gegenübergestellt, deren Grenzen der Leser deutlich wahrnimmt.

Da Eves Gedanken häufig beschrieben wurden, konnte ich sie in manchen Sachen absolut nicht verstehen. Sie hat oft eine absolute Meinung zu bestimmten Themen und handelt am Ende umgekehrt. Sie ignoriert ihre Stellungnahme und handelt unbewusst, wobei sie oft manches hinterfragt. Vielleicht liegt es in menschlicher Natur, die Triebe und Wünsche zu unterdrücken, wobei sie unbewusst vorkommen und unsere Entscheidungen steuern? Vielleicht ist es der Sinn der Geschichte, dass die Menschen komplex und vielfältig sind? Wir kennen uns nicht hundertprozentig und erfahren von unserer Persönlichkeit immer wieder etwas Neues.

Große Gefallen ist ein interessantes und einzigartiges Buch, indem die Macht und Hilflosigkeit der Charaktere aus der psychologischen Perspektive dargestellt werden.

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