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Veröffentlicht am 07.12.2022

Was, wenn Einhörner gar nicht ungefährlich wären?

Skandar und der Zorn der Einhörner
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Einhörner sind euch zu langweilig? Hier ganz sicher nicht! Skandar hofft einer der neuen Einhorn-Reiter zu werden, doch als das Examen endlich zum Greifen nah ist, wird er ohne eine Erklärung von der Prüfung ...

Einhörner sind euch zu langweilig? Hier ganz sicher nicht! Skandar hofft einer der neuen Einhorn-Reiter zu werden, doch als das Examen endlich zum Greifen nah ist, wird er ohne eine Erklärung von der Prüfung ausgeschlossen und das mächtigste Einhorn vom geheimnisvollen Weber gestohlen. Ob auf Skandar dennoch ein Einhorn wartet und gelüftet wird, wer der Weber ist und welche Ziele er verfolgt?

Wirklich gut hat mir gefallen, dass Einhörner mit Grusel verbunden werden. Sie sind keine putzigen, fluffigen Tierchen, die Regenbogen pupsen, sondern verwegene und tödliche Kreaturen. Sie können nur dann gezähmt werden, wenn sie von der passenden Person aufgezogen werden. Anderenfalls schlüpfen sie – ja, Einhörner sind praktisch Küken – wild, sind geifernde Ungetüme und nicht zu besänftigen. Achtung: Auch gebundene Einhörner sind nicht nur zuckersüß.

Die Duos – Reiter:in und Einhorn – verfügen zudem über eine Bindung zu einem der vier Elemente, die z. B. bei dem alljährlichen Kampf um den Chaospokal von Nutzen sind. Dieser Aspekt führt auch dazu, dass sich das Buch etwas weniger nach einer Reiterhof-Geschichte anfühlt.

Der Tiefgang an einigen Stellen der Geschichte ist für mich besonders hervorzuheben. Hierzu zählt z. B. dass aus Kindersicht thematisiert wird, wie sich die Depressionen von Skandars Vater auf das tägliche Leben und die Familiendynamik auswirken. Auch verschiedenen anderen Problemen – wie Panikattacken und der Umgang mit Verlust – wird Raum gegeben und gezeigt, wie wichtig der Zusammenhalt untereinander ist. Ich persönlich fand den Einbezug sehr stimmig umgesetzt, war im ersten Moment allerdings erstaunt, diese Dimension in einem Kinderfantasybuch zu finden.

Den großen Showdown fand ich okay, weniger wäre für mich mehr gewesen. Mein 11-jähriges-Ich hätte allerdings mit ziemlicher Sicherheit vergnügt in die Hände geklatscht („Und dann ist das passiert, aber dann kam das und eigentlich ist es so! Aber dann…“), also fällt dies für mich nicht weiter ins Gewicht.

Euch erwarten ein Junge, der über sich hinauswächst, blutrünstige Einhörner, Elementarmagie, Kämpfe und das zarte Band neuer Freundschaften. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 16.11.2022

Großartig gelesen und anders als erwartet!

Villains Collection
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„Nobody is a villain in their own story.“ Die Villains Collection umfasst die ersten sechs Bände der Reihe und damit folgende Märchen aus neuer Perspektive:

🍎 Schneewittchen (Die Schönste im ganzen ...

„Nobody is a villain in their own story.“ Die Villains Collection umfasst die ersten sechs Bände der Reihe und damit folgende Märchen aus neuer Perspektive:

🍎 Schneewittchen (Die Schönste im ganzen Land)
🥀 Die Schöne & das Biest (Das Biest in ihm)
🧜🏼‍♀️ Arielle, die Meerjungfrau (Die Einsame im Meer)
🧚🏼‍♂️ Dornröschen (Das Geheimnis der Dunklen Fee)
💇🏼‍♀️ Rapunzel (Das verzauberte Haar)

Der letzte Band fokussiert die Geschichte der drei Hexenschwestern Lucinda, Ruby und Martha, die eine übergreifende Rolle in der Reihe einnehmen. Entsprechend solltet ihr die Reihenfolge unbedingt einhalten!

Die Idee, bekannte Märchen neu zu erzählen und die (Hintergrund-)Geschichten der „Villains“ zu beleuchten sowie Ereignisse miteinander zu verknüpfen, finde ich großartig. Besonders hervorzuheben ist für mich an dieser Stelle, dass ein Geflecht aus Fremdeinflüssen und eigenen Entscheidungen skizziert wird, was die Abgründe oft umso tiefer und tragischer erscheinen lässt. That’s my jam! 🦇

Obwohl mir die Reihe grundsätzlich gut gefallen hat, waren mir einige Handlungsstränge stellenweise zu langatmig (z. B. die wiederkehrenden Darstellungen, dass sich jemand wenig emphatisch verhält), während andere für mein Gefühl zu schnell abgehandelt wurden (z. B. die Hintergründe rund um Ursula und Arielle). Mir scheint die Sprache – für ein Jugendbuch – zudem recht einfach gehalten zu sein. Die Sprecherin Tanja Geke liest allerdings so angenehm, dass trotzdem eine spannende Atmosphäre aufkommt und die Zeit nur so verflogen ist.

Insgesamt bündelt die Box sechs kurzweilige Geschichten, die einen Blick hinter die von uns geliebten Märchen werfen und neue Perspektiven eröffnen. Ich hätte mir jedoch etwas mehr Tiefgang gewünscht und dass sich – trotz der interessanten Verbindungen zwischen den Märchen – der Fokus der Geschichten nicht zunehmend von den entsprechenden „Villains“ entfernt. Auf die nächsten Bände bin ich dennoch sehr gespannt!

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Veröffentlicht am 11.11.2022

Ungewöhnliche Schauergeschichte!

Der mexikanische Fluch
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Ein nebelverhangenes Herrenhaus, schweigsame Angestellte und eine geheimnisvolle Familiengeschichte: Was gehört für euch zu einer Schauergeschichte?

Mexiko, 1950: Ein beunruhigender Brief von Noemís ...

Ein nebelverhangenes Herrenhaus, schweigsame Angestellte und eine geheimnisvolle Familiengeschichte: Was gehört für euch zu einer Schauergeschichte?

Mexiko, 1950: Ein beunruhigender Brief von Noemís Cousine, die überstürzt geheiratet hat, führt dazu, dass wir uns kurz darauf in den mexikanischen Bergen auf High Place – dem Anwesen der Familie Doyle – wiederfinden. Muffige Vorhänge halten die Sonne ab, die Tapete rollt sich an den Wänden und fehlende Elektrizität führt dazu, dass man stets eine Kerze bei sich führen sollte. Das Haus ist klamm und die Bewohner:innen tragen zur wenig einladenden Atmosphäre entschlossen bei. Dennoch lässt Noemí sich nicht davon abhalten herauszufinden, was es mit den Anschuldigungen aus dem Brief auf sich hat. Dabei versinkt sie zunehmend in den Abgründen von High Place – bis es vielleicht zu spät ist.

Noemí ist ein interessanter und vielschichtiger Charakter, was ich auf den ersten Seiten nicht vermutet hätte: Sie will unbedingt eine andere Frau übertrumpfen und lässt ihre eigene Begleitung auflaufen... Es zeigt sich jedoch, dass sie auch reflektiert, mutig und aktiv auf der Suche nach ihrem Platz im Leben ist. Einige ihrer Handlungen haben mich zwar irritiert, an ihrer Stelle hätte ich die Türschwelle allerdings auch nie übertreten. Ich würde zwar nicht vor Ort den Nebel der Vergangenheit lüften, müsste aber auch nicht alleine in einem feuchten und leicht schimmeligen Zimmer schlafen. Ich würde nicht von eigenartigen Dingen träumen und müsste mich auch nicht mit dem Familienoberhaupt herumschlagen, der sich unter anderem mit erschreckender Inbrunst für Eugenik interessiert. Deutlich einfachere Karten…

Für mich hat sich die Geschichte nach einem guten schaurigen Film angefühlt, sodass sich das Lesen sehr bildhaft gestaltet hat. Euch erwarten vielfältige Emotionen und eine gewisse Portion Ekel, der oft genug von Personen ausgeht – mal mehr, mal weniger detailliert. Denn „dass es keine Geister gibt, heißt nicht, dass man nicht heimgesucht werden kann“.

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Veröffentlicht am 11.11.2022

Eindrucksvolle Neuauflage eines faszinierenden Klassikers

Berge des Wahnsinns – Erster Teil
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Arkham, 1933. Um eine weitere wissenschaftliche Expedition in die Antarktis, die an seine Reise zwei Jahre zuvor anknüpft, zu verhindern, beschließt Professor Dyer – Geologe und damaliger Expeditionsleiter ...

Arkham, 1933. Um eine weitere wissenschaftliche Expedition in die Antarktis, die an seine Reise zwei Jahre zuvor anknüpft, zu verhindern, beschließt Professor Dyer – Geologe und damaliger Expeditionsleiter der Miskatonic Universität – die tragischen Ereignisse jener Reise zu enthüllen, die er bislang verschwiegen hat.

1931 war ein Teil seines Expeditionsteams einer vielversprechenden Entdeckung gefolgt und dabei auf mehr gestoßen als sie selbst für möglich gehalten hatten. Mitten in dieser wissenschaftlichen Euphorie sorgte jedoch ein starker Sturm für den Abbruch der Kommunikation zwischen den zwei Gruppen. Am nächsten Tag brachen die Zurückgebliebenen auf, um dem restlichen Team zur Hilfe zu eilen und das Grauen entfaltete sich…

Ich habe die Übersetzung von Rudolf Hermstein als sehr angenehm zu lesen empfunden. Da es sich bei „Berge des Wahnsinns“ um eine (fiktive) Dokumentation von Ereignissen handelt, ziehen sich einige Stellen mit detaillierten Beschreibungen. Wenn ihr euch darauf einlassen könnt, ist die Geschichte – insbesondere mit den Illustrationen – wunderbar atmosphärisch. Ihr solltet jedoch keinen Abenteuerroman erwarten.

Die Antarktis ist in meinen Augen ein faszinierendes Setting, das aufgrund der zahlreichen Gefahren bereits ein beklemmendes Gefühl auslöst, bevor wir mit Lovecrafts kosmischen Horror überhaupt konfrontiert werden. Außerdem sind die Illustrationen von François Baranger nicht nur beeindruckend, sondern unterstreichen die Atmosphäre der Expedition auf großartige Weise. Sie werden im Verlauf der Geschichte zunehmend düster und fangen das Unbehagen, das einem langsam den Rücken hochkriecht, in meinen Augen sehr gelungen ein.

Der erste Teil endet genau da, wo wir als Leser:innen nervös auf und ab wippen und die Geschichte an dem Punkt angelangt ist, auf den wir gewartet haben. Entsprechend bin ich schon sehr auf den zweiten Teil gespannt!

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Vielfältig & atmosphärisch!

Wünsche so schwarz wie Ebenholz
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Märchen haben ihren Zauber für mich nie verloren. Früher habe ich es geliebt, wenn mir von Drachen und mutigen Held:innen vorgelesen wurde. Manches Mal sind auch Tränen geflossen oder haufenweise Fragen ...

Märchen haben ihren Zauber für mich nie verloren. Früher habe ich es geliebt, wenn mir von Drachen und mutigen Held:innen vorgelesen wurde. Manches Mal sind auch Tränen geflossen oder haufenweise Fragen aus meinem Mund gepurzelt: Sind die Schurk:innen nicht furchtbar traurig? Haben wir uns noch lieb, wenn ich etwas falsch mache? Warum lügt sie, wenn man das doch gar nicht tun soll? Warum fragt er nicht einfach, sondern stiehlt es? Und was passiert danach?!

Inzwischen haben sich Originalfassungen, Retellings und Sequels dazugesellt – ich liebe insbesondere die düsteren und nachdenklichen Geschichten. Umso mehr habe ich mich auf die Märchenanthologie gefreut!

Mir hat wirklich gut gefallen, dass in den 18 Kurzgeschichten viele Denkanstöße verpackt sind und auch Fragen aufkommen, auf die ich beim Lesen nicht immer direkt eine Antwort hatte. So ähnlich wird sich früher vermutlich meine Mama gefühlt haben. Es sind Geschichten wie „Kaffee-Call“ dabei, bei denen ich sehr schmunzeln musste – wie oft habt ihr in den letzten Jahren schon „Du bist noch stumm geschaltet“ sagen müssen? – aber auch solche, die Diskussionsstoff wurden (Plage), mich sehr bewegt haben (Das blaue Licht) und von denen ich gerne ein ganzes Buch lesen würde (Drei Bienen für Aschenputtel). Bei der letzten sehr persönlichen Geschichte (Für meine Oma) sind auch einige Tränen geflossen.

Ein großes Plus sind für mich zudem die TW am Ende des Buches. Wenn ihr wisst, dass euch einige Themen nicht gut tun oder ihr vielleicht auch einfach nur einen Tag habt, an dem bestimmte Inhalte nicht passen, könnt ihr die entsprechenden Geschichten problemlos überspringen.

Insgesamt hat mich die Vielfältigkeit der Anthologie und der Einbezug von bekannten und weniger bekannten Märchen sehr begeistert. Die Geschichten sind allesamt atmosphärisch gehalten und – aus meiner Sicht – angenehm zu lesen. Einzig die Schriftgröße hat bei mir abends manchmal zum „Augenzusammenkneifen“ geführt.

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