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Veröffentlicht am 03.11.2022

Interessante Idee mit einigen Längen

Flügelschatten
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Die ersten Seiten von Flügelschatten haben mich dazu verleitet, es einfach auf gut Glück mitzunehmen. Und ich hatte den richtigen Riecher: Es ist ein „Ich lese das ganze Buch in einem Rutsch“-Buch. Nach ...

Die ersten Seiten von Flügelschatten haben mich dazu verleitet, es einfach auf gut Glück mitzunehmen. Und ich hatte den richtigen Riecher: Es ist ein „Ich lese das ganze Buch in einem Rutsch“-Buch. Nach dem Prolog wurde meine Vorfreude jedoch etwas gedämpft. Seitenlang wird die Gefühlswelt der Protagonistin, deren Name hier nicht genannt werden kann, um spoilerfrei zu bleiben, beleuchtet. Eine Stimme im Kopf, Instinkte, denen egal ist, ob sie sich daran erinnert, wer sie ist, und die Neuentdeckung der Welt waren zunächst spannend und haben die Hilflosigkeit gut widergespiegelt, etwas kurzer hätte es für mich aber ausfallen können. Ich finde allerdings auch Herr der Ringe langatmig, und nicht wenige vergöttern die Bücher gerade wegen der Längen.

Danach nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Wir treffen auf weitere Charaktere, erleben, wie die Protagonistin ohne Namen Anschluss findet und den Fragen, die sie quälen, langsam auf den Grund geht. Es passt zur Geschichte, dass sich die Ereignisse nicht überstürzen, manchmal hätte ich mir dennoch mehr Tempo gewünscht. Geduld ist eine Tugend, aber nicht unbedingt meine.
Selbstverständlich gibt es auch eine zarte Liebesgeschichte, aber keine, die die Geschichte überschattet. Hierbei hat mir gut gefallen, dass sie sich langsam entwickelt und die zuvor präsentierten Charaktereigenschaften nicht einfach über den Haufen geworfen werden, nur weil ein wohlproportionierter Mann auf der Bildfläche erscheint.

Und weil wir alle Bücher schon einmal nach ihrem Aussehen beurteilt haben: Die Kapitelzierden, die auch den Wechsel der Erzählperspektiven anzeigen, sind – wie das Cover – wunderschön gestaltet. Zum vollständigen Glück hätte mir nur noch eine Karte gefehlt, um einen besseren Überblick zu bekommen. Allerdings passt es zur Situation der Protagonistin, dass auch wir uns nicht direkt auskennen.

Insgesamt hat mir Flügelschatten wirklich gut gefallen. Ein paar Ideen, wie es weitergehen könnte, habe ich schon. Bin gespannt, was sich bewahrheitet!

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Veröffentlicht am 03.11.2022

Überraschend anders!

Simonelli
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Simonelli wird aus der Perspektive von zwei Charakteren erzählt, die unfreiwillig bzw. unbeabsichtigt in einen Strudel von Täuschung, Entführung und zwielichtigen Deals hineingezogen werden. Einer davon ...

Simonelli wird aus der Perspektive von zwei Charakteren erzählt, die unfreiwillig bzw. unbeabsichtigt in einen Strudel von Täuschung, Entführung und zwielichtigen Deals hineingezogen werden. Einer davon ist Jonathan Simonelli, der Filmrequisiten baut und mit dem technischen Wandel innerhalb seiner Branche zu kämpfen hat. Als er in den Besitz einer japanischen Pistole kommt, eröffnet sich ihm eine neue Möglichkeit aus seiner Misere zu entfliehen: Jemand bietet ihm eine stattliche Summe für die Waffe. Für den Austausch lässt er sich bei einem Filmdreh anheuern – er soll den Anker der Titanic nachbauen – und wartet auf seinen Kontaktmann. Gleichzeitig werden jedoch weitere Parteien auf ihn aufmerksam, die die Pistole aus verschiedenen Gründen ebenfalls in ihren Besitz bekommen wollen…

Der Einstieg in die Geschichte wird aus der Sicht eines Unbeteiligten erzählt und ist spannenderweise eine Szene, die sich erst im späteren Verlauf des Buches ereignet. Die Idee fand ich sehr raffiniert, weil wir so erfahren, dass der Austausch stattfindet, aber nicht wer die handelnden Akteur:innen sind. Zusätzlich ereignet sich ein Unfall: Wer wohl zu Schaden gekommen ist?

Dass Filmrequisiten und Waffen im Fokus stehen, war für mich interessanter als ich erwartet hätte, denn für das Thema kann ich wenig Leidenschaft aufbringen. Der Wandel der Anforderungen an Simonellis Arbeit, sein Versuch sich diesem Wandel anzupassen und auch die Historie der Waffe waren jedoch spannend erzählt.

In einer anderen Rezension wurde der Stil der Geschichte mit Tarantino Filmen verglichen. Für mich ist das Buch auf jeden Fall ein wilder Mix, der mir gut gefallen hat & ich kann nicht behaupten etwas Ähnliches in letzter Zeit gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 03.11.2022

Überraschende Erzählweise

Auf Bewährung
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„Gewalt hinterlässt einen besseren Geschmack im Mund, wenn sie sich gerecht anfühlt.“

Auf Bewährung setzt sich aus den Perspektiven dreier Freunde zusammen: Christian, der inzwischen bei der Drogenfahndung ...

„Gewalt hinterlässt einen besseren Geschmack im Mund, wenn sie sich gerecht anfühlt.“

Auf Bewährung setzt sich aus den Perspektiven dreier Freunde zusammen: Christian, der inzwischen bei der Drogenfahndung arbeitet, Malik, der Zahnmedizin studiert und seit mehreren Wochen verschwunden ist sowie Danny, der frühzeitig entlassen wird und verspricht Malik zu finden.

Sprachlich war die Geschichte auf den Punkt. Der Autor liefert gerade genügend Informationen, um ein Gefühl für die Charaktere und das Setting zu bekommen, sie sind jedoch nicht ausschweifend genug, um sich darin lediglich treiben zu lassen. Es werden Andeutungen gemacht, Geschichten aufgegriffen und wieder fallengelassen. Gleichzeitig geht die Geschichte in einem ruhigen, nicht weniger kraftvollen, Ton immer weiter, lässt einen mit den eigenen Gedanken alleine und keine Zeit, um sich in Vergangenem oder Kleinigkeiten zu verlieren. Spannend finde ich in diesem Kontext auch, dass kaum Wertungen stattfinden. Wir werden nicht in eine Richtung gelotst, wie wir zu den Figuren stehen sollen und auch Danny plagen z. B. keine Schuldgefühle, um ihn nahbarer zu gestalten. Stattdessen scherzen Christian und er darüber, dass er ihn seiner Frau als reumütigen Mann vorgestellt hat, während die Wahrheit eher so aussieht: "Der Mann öffnet den Mund, um etwas total Hartes und Männliches zu sagen, da schlägt ihm Danny gegen die Kehle. [...] Danny ist es nicht gewohnt, dass ein Kampf so schnell vorbei ist, also tritt er ihm mit dem Knie ins Gesicht. Nur um das Ganze ordentlich abzurunden."

Danny leistet keine bahnbrechende Ermittlungsarbeit. Er stellt weder geschickte Fragen, noch geht er sonderlich subtil vor. Uns erwartet kein Nervenkitzel und auch keine unerträgliche Spannung. Aus meiner Sicht lebt die Geschichte aber gerade von dieser Ruhe, weil sie uns so die Chance eröffnet, um die Ecke zu denken, Bezüge herzustellen und eigene Urteile zu fällen.

Mir hat das Buch insgesamt ausgesprochen gut gefallen, obwohl mich der Stil überrascht hat.

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Veröffentlicht am 03.11.2022

Interessante Thematik für jüngere Leser:innen

Der Riss in unserem Leben
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Amy und Aiden wachsen in einer Welt auf, die durch die Folgen des Klimawandels nur noch mit viel Vorsicht und einigen Vorkehrungen bewohnbar ist. Den Zwillingen fehlt es dank des privilegierten Elternhauses ...

Amy und Aiden wachsen in einer Welt auf, die durch die Folgen des Klimawandels nur noch mit viel Vorsicht und einigen Vorkehrungen bewohnbar ist. Den Zwillingen fehlt es dank des privilegierten Elternhauses an nichts, werden jedoch dazu angehalten, immer aufeinander aufzupassen – auch wenn das heißen sollte, Dinge tun zu müssen, die sie vielleicht nicht tun wollen. Nachdem Aiden bei dem Versuch Amy zu retten schwer verletzt wird, ist er oft in Gedanken versunken und deutlich verschlossener. Mit der Zeit ändert sich sein Verhalten erneut, doch Amy wird das Gefühl nicht los, dass sich etwas an ihrem Bruder verändert hat…

Zunächst muss ich etwas gestehen: Ich konnte Amy anfangs nicht leiden, was allerdings für die Geschichte spricht, denn ihre Charakterentwicklung habe ich (bis auf Ausnahmen im letzten Drittel des Buches) als sehr gelungen empfunden. Amy weist nur wenig Empathie und noch etwas weniger Selbstreflexion auf: „Es gab Leute, die mich für gemein und egoistisch hielten? Wie konnten sie nur?“. Außerdem hofft sie mit Angebereien – trotz Warnung ihres Bruders – Anschluss zu finden: „Es würde mich nicht überraschen, wenn alle mit mir befreundet sein wollten…“. Im starken Kontrast zu ihrer selbstzentrierten Art steht Aiden, der sich in erster Linie um Amys Wohlergehen sorgt. Im Laufe der Geschichte weitet sich ihr Blick auf die Dinge aber. Besonders hervorzuheben ist hierbei der Nebenstrang zu einer Beschwerde über eine Äußerung, die Amy belauscht und geahndet sehen will.

Es hat Spaß gemacht die Zwillinge zu begleiten, auch wenn das Buch keines war, das mich mitgerissen hat, wie z. B. Lifelike oder Die Tribute von Panem. Ich denke jedoch, dass mich die Geschichte früher sehr begeistert hätte und bewerte das Buch mit Blick auf eben diese deutlich jüngere Zielgruppe. Die Ansprache auch komplexerer Thematiken habe ich als sehr gelungen und für jüngere Leser:innen angemessen transportiert empfunden. Dennoch gibt es einige Aspekte, die ich kritisch beäuge, z. B. das Verhältnis der Eltern und ein Handlungsstrang, der verbale und körperliche Ausschreitungen beinhaltet, die in meinen Augen nicht ausreichend aufgelöst wurden.

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Veröffentlicht am 12.10.2022

Ein Buch mit vielen Möglichkeiten

Rebel Witch – Befreie die Hexe in dir
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Nachdem ich einige Fantasybücher mit Hexen verschlungen habe, hat mich die Neugierde gepackt und so sind weitere Bücher zu diesem Themenbereich eingezogen: Sachbücher zu Gift- und Heilpflanzen sowie deren ...

Nachdem ich einige Fantasybücher mit Hexen verschlungen habe, hat mich die Neugierde gepackt und so sind weitere Bücher zu diesem Themenbereich eingezogen: Sachbücher zu Gift- und Heilpflanzen sowie deren Bedeutung, historische Abhandlungen und Bücher, die esoterische Komponenten – zumeist unter dem Aspekt Empowerment – beinhalten. Dabei ist mir auch Rebel Witch in die Hände gefallen.

Direkt zu Beginn des Buches betont die Autorin, dass es ihr darum geht Denkanstöße zu geben und ihr Ziel Inclusion ist. Mir gefällt diese Botschaft des Buches: Probiere aus, was dir guttut, bringe deine eigenen Erfahrungen ein und vertraue auf deine innere Stimme. Auch die Vorstellung von verschiedenen Methoden folgt diesem Schema. Es gibt nicht die eine Lösung, sondern viele Möglichkeiten. Außerdem verzichtet sie auf Begriffe und Vorstellungen von Kulturkreisen, mit denen sie selbst nicht verbunden ist. Diese Basis hat mich direkt positiv abgeholt und ich hatte richtig Lust mich näher mit dem Buch auseinanderzusetzen.

Inhaltlich beschäftigt sich das Buch z. B. mit dem Hexenkalender und den Mondphasen, reflektierenden Aufgaben und dem Transfer: Wie bringen wir das, was wir erarbeitet haben, zusammen? Wirklich gut gefallen hat mir – abgesehen von spannenden Impulsen –, dass sich ein Kapitel dem Thema Hilfe suchen und Probleme lösen widmet und dabei unter anderem mit der Stigmatisierung von Therapie und Selbsthilfegruppen bricht. Diese positive Stärkung zieht sich durch alle Bereiche des Buches und hat bei mir beim Lesen große Freude bereitet.

Was mich nicht abgeholt hat, war die persönliche Ansprache im Buch. Zwar hat die Nähe in dem Kontext Sinn ergeben, aber mit Girl oder Schnecke adressiert zu werden, hat sich für mich verkehrt angefühlt.

Da das Buch deutlich flexibler gestaltet ist, bin ich zwischen den Kapiteln hin und her gesprungen, habe Denkanstöße genutzt oder auch überblättert und die Fragen zum Teil aus dem Hexenkontext losgelöst. Mir hat es Spaß gemacht in dem Buch zu stöbern und ich kann mir gut vorstellen auch zu einem späteren Zeitpunkt nochmal einzelne Abschnitte zu lesen!

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