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Veröffentlicht am 21.09.2022

Woher kam die Inspiration für Frankenstein und wer war Mary Shelley?

Mary
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Atmosphärisch und dicht erzählt, gibt Anne Eekhout in ihrem Roman Mary – aufgeteilt in zwei Zeitstränge (1812 & 1816) – einen Einblick in das Leben der jungen Frau, illustriert ihre inneren Zerwürfnisse ...

Atmosphärisch und dicht erzählt, gibt Anne Eekhout in ihrem Roman Mary – aufgeteilt in zwei Zeitstränge (1812 & 1816) – einen Einblick in das Leben der jungen Frau, illustriert ihre inneren Zerwürfnisse und lässt uns einen Blick hinter die Idee von Frankenstein oder Der moderne Prometheus werfen.

Der ruhige und doch eindringliche Schreibstil hat mich bereits in den ersten Kapiteln in den Bann gezogen. Es geht um Trauer und Verlust, um Liebe und Freundschaft, gesellschaftliche Erwartungen und die eigenen Träume: Wie lassen sich Traumata verarbeiten, wenn darüber geschwiegen wird? Wie lassen sich auch die dunkelsten Winkel der eigenen Seele akzeptieren? Wie frei ist freie Liebe, wenn sie nicht alle involvierten Personen beflügelt? Wie lässt sich zwischen Ansprüchen, Verpflichtungen, Wünschen und den vorhandenen Möglichkeiten der eigene Platz in der Welt finden?

Neben den Ausschnitten aus ihrem Leben umfasst der Roman auch typische (Grusel-)Geschichten und Motive der damaligen Zeit. Dies bietet nicht nur Aufschluss darüber, welchen Einflüssen Mary literarisch ausgesetzt war (bzw. welchen sie sich mit Freude hingegeben hat), sondern trägt auch zur „herbstlichen“ Atmosphäre des Buches bei. Für mich war es außerdem eine schöne Möglichkeit, mich mit den Figuren verbunden zu fühlen und sie etwas mehr zum Leben zu erwecken.

Mein einziger Wermutstropfen: Ich würde gerne noch mehr über Mary und die Menschen in ihrem Leben erfahren. Was hätten wir aus den anderen Blickwinkeln erfahren? Wie ist ihr weiteres Leben verlaufen? Und vor allem: War sie am Ende glücklich?

Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen, wenn ihr euch für die Entstehungsgeschichte eines Klassikers interessiert, der gerade wunderbar auf alle Herbstleselisten passt oder einen regenreichen Abend mit einem Roman verbringen wollt, der euch nicht so schnell loslässt. Mich wird das Gelesene noch eine Weile begleiten!

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Wie laut muss ein Kriminalroman sein?

Der Holländer
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Wattwandern, Grenzstreitigkeiten, störrische Insulaner und ein wortkarger Ermittler: Das Buch hatte für mich einfach Charme!

„Der Holländer“ stand schon eine ganze Weile auf meiner Leseliste. In letzter ...

Wattwandern, Grenzstreitigkeiten, störrische Insulaner und ein wortkarger Ermittler: Das Buch hatte für mich einfach Charme!

„Der Holländer“ stand schon eine ganze Weile auf meiner Leseliste. In letzter Zeit habe ich vor allem Fantasy gelesen: bildhafte Sprache, seitenlange Beschreibungen, neugieriges Entdecken der Welt und der gewisse Funken Magie in der Luft. „Der Holländer“ war dagegen ein echtes Kontrastprogramm: Die Sätze sind knapp, Ausschmückungen finden wir kaum und es gibt auch keine „Gefühlsduseleien“. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich bei dem Schreibstil die Geister scheiden. Allerdings finde ich, dass das Thema des Buches damit wunderbar harmoniert. Daher mein Appell: Lasst euch nicht davon abschrecken, es fühlt sich – aus meiner Sicht – authentisch an und passt zur drückenden Atmosphäre.

Davon abgesehen ist das Buch thematisch mal etwas anderes, zumindest für meine Lesegewohnheiten. (Hättet ihr gedacht, dass Borkum und der Mount Everest eine Gemeinsamkeit haben? Ich auch nicht.) Die detaillierten Beschreibungen zum Wattwandern und den nötigen Vorbereitungen, Übungen sowie Tücken (z. B. Halluzinationen) haben nicht nur die Atmosphäre bereichert, sondern waren für mich auch sehr informativ. Ich finde es großartig, wenn ich beim Miträtseln „aus Versehen“ auch noch etwas lerne.

Wenn ihr euch dem Buch widmet, kann ich nur empfehlen beim Lesen den Schutzumschlag zu entfernen. Die Karte auf der Innenseite des Schutzumschlags habe ich als sehr hilfreich empfunden. So konnte ich mich bei den Berichten noch etwas besser orientieren und den Überblick behalten.

„Der Holländer“ hat für mich einen ganz besonderen Charme – auch wenn die Auflösung weniger überraschend kam.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für alle, die auch an ruhigeren Kriminalfällen Gefallen finden und ein gewisses Interesse an maritimen Motiven haben. Ich hätte auf jeden Fall Lust, noch weitere Fälle zu lesen!

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Poirot mit langen Ohren

Das Strahlen des Herrn Helios
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Die Autorin schreibt mit viel Witz und sehr bildhaft, sodass ich gar nicht anders konnte, als in der Geschichte zu versinken und mitzufiebern. Die Welt unseres genialen Detektivs Skarabäus Lampe ist nicht ...

Die Autorin schreibt mit viel Witz und sehr bildhaft, sodass ich gar nicht anders konnte, als in der Geschichte zu versinken und mitzufiebern. Die Welt unseres genialen Detektivs Skarabäus Lampe ist nicht frei von Kriminalität, Vorurteilen und staatlichen Einsparungen (Stichwort Bananen) und das feine Verflechten der Story mit eben diesen Aspekten hat mir besonders gut gefallen.

Die Figuren sind auf eine herrliche Art eigen & mir direkt ans Herz gewachsen. Das bunte Durcheinander der unterschiedlichen Tierarten und deren Fähigkeiten sowie Unzulänglichkeiten war in meinen Augen lustig umgesetzt.

Mit dem Worldbuilding hatte ich persönlich keine Probleme. Ja, ich würde gerne noch mehr erfahren, weil die Geschichte meine Neugierde geweckt hat, aber meinen Lesefluss hat es nicht gestört, dass nicht jede Besonderheit detailliert erklärt wird. Meine liebsten Ermittler sind allerdings auch Mäuse („Bernard & Bianca“ und „Basil“).

Die Auflösung des Falls war zwar kein ausgefuchster Twist, aber die Art der Überführung des Täters / der Täterin hat mir gut gefallen (ein wenig wie bei Poirot oder Sherlock) und die Motive waren sehr nachfühlbar.

Ich würde gerne mal einen Tag in Überstadt verbringen - dann aber ohne Dreischneck, immerhin ist die Zeit begrenzt!

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