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Veröffentlicht am 31.12.2023

Für mich nur schwer greifbar

Cult Classic
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„Die Liebe ist vielleicht der älteste Kult der Welt. Sie macht dich zu ihrem Anhänger, wenn du verletzlich bist, nimmt deine tiefsten Ängste als Pfand, gibt dir neue Namen wie 'Baby', unterzieht dich einer ...

„Die Liebe ist vielleicht der älteste Kult der Welt. Sie macht dich zu ihrem Anhänger, wenn du verletzlich bist, nimmt deine tiefsten Ängste als Pfand, gibt dir neue Namen wie 'Baby', unterzieht dich einer Gehirnwäsche und lässt dich fürchten, dass deine Seele verdorren und sterben wird, wenn du die Person gehen lässt, die dich geliebt hat.“

Lola ist verlobt und hadert mit sich, ihren Entscheidungen und ihrer Beziehung. Dazu tragen auch die gehäuften Begegnungen mit ihren Exfreunden bei, die vergangene Verletzungen aufrütteln. Kann man bei tagtäglichen Aufeinandertreffen noch von Zufall sprechen? Und wenn nicht: Wer hätte ein Interesse daran?

Die Geschichte klang vielversprechend skurril & das erste Kapitel über Geister, die Lotterie spielen, um drei Minuten unter den Lebenden zu weilen, war ein ungewöhnlicher Einstieg.

Einige Szenen waren ziemlich witzig, haben ernstere Themen angesprochen oder sich schlichtweg authentisch angefühlt. Aber der Handlungsbogen zu der Frage „Zufall oder nicht?“ mit dem seltsam anmutenden Genremix hat mir nicht gefallen. Der Abschluss und die willkürlichen Ergänzungen noch viel weniger.

Die Existenz einiger Szenen habe ich zudem schlichtweg nicht verstanden, z. B. die Dave-Episode: Lola kommentiert, dass sein Äußeres über seine jüdische Herkunft hinwegtäusche und sich das historisch als nützlich erwiesen hätte, was bei ihr nicht der Fall gewesen wäre. Worauf seine kinky Seite zum Vorschein kommt, die Rollenspiele im Kontext des Nationalsozialismus beinhaltet. Äh? Die Geschichten zu den anderen Exfreunden und ihrem Verlobten fand ich dafür überwiegend interessant gewählt, um bestimmte „Knackpunkte“ zu fokussieren.

Außerdem fiel es mir schwer die Protagonistin (oder irgendeine Figur) zu mögen. In anderen Rezensionen wird sie allerdings als großartiger & zynischer Charakter beschrieben. Es könnte euch entsprechend auch ganz anders gehen.

Mein Fazit: Gemessen an den lobenden Stimmen für das Buch, die Einfallsreichtum, Humor und Tiefsinn hervorheben, brauche ich scheinbar einen Lektüreschlüssel.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Ruhiger als erwartet, aber vielschichtig!

POSTER GIRL - Wer bist du, wenn dir niemand zusieht?
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In Poster Girl bietet sich für Sonya, die als Kind auf Propagandaplakaten in der ganzen Stadt zu sehen war und seit dem Sturz des Regimes wie viele andere abgeschottet & in Gefangenschaft lebt, ein Weg ...

In Poster Girl bietet sich für Sonya, die als Kind auf Propagandaplakaten in der ganzen Stadt zu sehen war und seit dem Sturz des Regimes wie viele andere abgeschottet & in Gefangenschaft lebt, ein Weg in ein neues Leben. Alles, was sie tun muss, ist ein Kind zu finden. Doch wenn ein Angebot für die meisten unwiderstehlich klingt, gibt es auch einen Haken…

Ich war überrascht, wie ruhig die Geschichte erzählt wird. Gerade in der ersten Hälfte habe ich das Erzähltempo eher als gemächlich erlebt, dafür gab es viel Platz für Emotionen & zum Nachdenken.

„Der Unterschied ist, dass [wir] die richtigen Wege eingeschlagen haben.“ „Der Unterschied ist, dass diese Wege für dich offen standen, […]. Aber das galt nicht für jeden.“

Spannend war, dass wir viel über ein politisches System erfahren, das bereits gestürzt wurde – und entsprechend über Personen, die mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen und den damaligen sowie aktuellen staatlichen Eingriffen leben müssen. Hinzu kommt die Perspektive: Sonyas Familie stand nicht auf der Seite der Revolution und die bereits vergangenen Jahre haben nicht dazu geführt, dass Verhaltensweisen und Einstellungen einfach verpuffen. Zuvor hat z. B. jede Handlung & jedes Gespräch DesCoins eingebracht, die damalige Währung: „Es war gut, weil es ihr DesCoin einbringen würde; DesCoin schufen eine klare Ordnung: Begehrenswert war, was sozial erwünscht war. Es erschien ihr so leicht.“ Verfolgt wurde dies mit einem kleinen Gadget, das direkt im Auge bzw. Gehirn sitzt & zusätzlich mehr oder weniger unsere Smartphones ersetzt hat.

Wäre Poster Girl kein Einzelband, wäre Band 2 schon im Kalender markiert. Nicht mit allen Figuren bin ich warm geworden & auf eine Konstellation hätte ich getrost verzichten können, aber die verschiedenen emotionalen und gesellschaftlichen Facetten haben mir unheimlich gut gefallen.

„Das ganze Leben eine endlose Reihe von Spalten, dies oder jenes, Aktion oder Untätigkeit. Alles subjektiv. Alles Mathematik.“

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Tödliches Wissen

Schwarzer Nachtschatten
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Dass eine Apothekerin auf eigene Faust ermittelt, klang – vor allem, wenn es sich um einen Giftmord handelt und sie verdächtigt wird – mal nach einer etwas anderen Geschichte.

Den Einstieg in die Geschichte ...

Dass eine Apothekerin auf eigene Faust ermittelt, klang – vor allem, wenn es sich um einen Giftmord handelt und sie verdächtigt wird – mal nach einer etwas anderen Geschichte.

Den Einstieg in die Geschichte fand ich ziemlich düster, wie auch weitere Szenen, die nicht aus Majas Perspektive geschildert werden. Diese Perspektivenwechsel waren für mich so gesetzt, dass die Spannung nahezu durchgehend hochgehalten wurde – Verschnaufpausen gab es nur kurz. Das hat mir sehr gut gefallen!

Bei der Auflösung hatte ich mir etwas mehr erhofft und leider nimmt ihr Beruf eine weniger zentrale Rolle ein als ich erwartet hatte, gut unterhalten hat mich der Fall dennoch. Auf die Fortsetzung bin ich schon sehr gespannt & hoffe, dass die Charaktere dann etwas mehr Tiefe bekommen.

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Selbstfindung, Liebe & Verlust

Wo du mich findest
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Grundsätzlich hat mich das Thema und die Melancholie durchaus angesprochen, ich hatte allerdings u.a. Schwierigkeiten einige der Entscheidungen der Protagonistin nachzuvollziehen. Interessant gelöst fand ...

Grundsätzlich hat mich das Thema und die Melancholie durchaus angesprochen, ich hatte allerdings u.a. Schwierigkeiten einige der Entscheidungen der Protagonistin nachzuvollziehen. Interessant gelöst fand ich dafür den Einblick in ihre Träume, denn trotz der Kürze des Buches sind die Emotionen auf jeden Fall nicht zu kurz gekommen.

Ein sicher großartiges Buch, wenn man den Zugang zur Geschichte findet. Für mich hat es nicht gepasst.

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Monatshighlight

Die Unbändigen
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𝗪𝗲𝘆𝘄𝗮𝗿𝗱 (dt. Die Unbändigen) ist ein bewegendes Buch über die Schicksale dreier Frauen, über Widerstand und die Kraft der Natur.

Kate (2019) entflieht einer Beziehung voller Gewalt und Kontrolle. Violet ...

𝗪𝗲𝘆𝘄𝗮𝗿𝗱 (dt. Die Unbändigen) ist ein bewegendes Buch über die Schicksale dreier Frauen, über Widerstand und die Kraft der Natur.

Kate (2019) entflieht einer Beziehung voller Gewalt und Kontrolle. Violet (1942) hadert mit den Erwartungen an junge Frauen – bis ein Erlebnis alles überschattet. Altha (1619), eine unabhängige Frau, die zudem heilkundig ist, wird der Hexerei angeklagt. Warum wir ausgerechnet diese drei Frauen begleiten, müsst ihr beim Lesen herausfinden. 🪲

Manche Bücher ziehen mich so in den Bann, dass ich mitfiebere, vor Sorge fast nicht weiterlesen mag und froh bin, mit anderen Theorien und Gedanken teilen zu können. Und genau so ein Buch ist Die Unbändigen für mich: Kraftvoll, ermutigend und unglaublich fesselnd. 🐦‍⬛

„Weyward, die Widerspenstigen, die Unbändigen, nannten sie uns, weil wir uns nicht unterwarfen, uns nicht ihrem Willen beugten. Doch wir lernten, diesen Namen mit Stolz zu tragen.“

Mit atmosphärischen Beschreibungen & poetischer Sprache ist man sich meiner Begeisterung oftmals bereits sicher, hier schreit alles witchy vibes – ich würde meinen Koffer jederzeit packen & das alte Cottage übernehmen. 🥹 Diese angenehme Wärme braucht es in meinen Augen auch, denn das Buch behandelt durchaus ernste Themen.

Bei verschiedenen Perspektiven ertappe ich mich oft dabei, dass ich bestimmte Charaktere besonders gern lese und dort unbedingt weitermachen möchte. Hier war das Ineinandergreifen so wunderbar gelöst, dass ich jederzeit gleichermaßen neugierig war, wie die drei Frauen ihren Weg gehen werden.

Bei einem Ereignis in der Geschichte hätte ich mir gewünscht, dass etwas weniger auf den magischen Realismus, der die Geschichte durchzieht, gesetzt worden wäre, allerdings hat mich die Ausführung im Kontext der Figuren durchaus bewegt. Mich würde interessieren, wieso dieser Weg gewählt wurde. 👀 (Dafür bin ich großer Fan von den Vorahnungen.)

Insgesamt ein grandioses Buch, das ich sehr gerne gelesen habe!

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