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Veröffentlicht am 14.08.2023

Spannender Auftakt!

Tinte und Knochen – Die Magische Bibliothek
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Die Bibliothek von Alexandria als mächtigste Organisation der Welt und ein Buchschmuggler, der als Spion eingeschleust wird.

Der Einstieg in die Geschichte beginnt direkt mit einem Knall: Wir lernen ...

Die Bibliothek von Alexandria als mächtigste Organisation der Welt und ein Buchschmuggler, der als Spion eingeschleust wird.

Der Einstieg in die Geschichte beginnt direkt mit einem Knall: Wir lernen Jess Brightwell kennen, begleiten ihn auf einer gefährlichen „buchigen“ Mission und treffen auf einen Tintenlutscher – was würdet ihr euch darunter vorstellen?

Zwischen der eigentlichen Geschichte sind Briefwechsel und Texte mit Anmerkungen eingebunden. Auf diese Art mit zusätzlichen Informationen versorgt zu werden, die im weiteren Verlauf auch relevant werden, fand ich recht raffiniert.

Auch die Ausbildung hat mich begeistert, obwohl Willkür sowie Schlafmangel dazugehören und weder die körperliche noch die seelische Unversehrtheit garantiert werden können: „Vergiss nicht, einen halben Liter Blut zu verlieren, ist ein Unfall. Zwei halbe Liter sind Fahrlässigkeit“. Viele Szenen sind so eindrücklich geschildert, dass mich die Atmosphäre ziemlich mitgenommen hat – das ist auf die typische verdrehte Bookie-Art positiv gemeint.

Trotz der Gefahren hätte ich mich gerne kopfüber in die gezeichnete Welt gestürzt. Die Art, wie Technik und Magie zusammenkommen, welche Fortschritte unterstützt oder auch abgelehnt werden, hat mich fasziniert und meine Neugierde geweckt. Mein Highlight waren allerdings Kleinigkeiten wie die Automaten, die „zum Leben erwachen“ können und die Möglichkeit Nachrichten über Bücher zu schicken. Ich würde mein Handy jederzeit gegen einen eigenen Kodex eintauschen.

Außerdem hat mich ein Charakter im Laufe der Geschichte stärker von sich überzeugt, als ich erwartet hätte – auch wenn ich mehrere ins Herz geschlossen habe. Bei der spezifischen Figur hatte ich das Gefühl, dass besonders viel Mühe in die verschiedenen Schichten geflossen ist. Nur gut oder nur böse ist für mich weniger interessant.

Emotional haben mich einige größere und kleinere Szenen (z. B. S. 443!) auf jeden Fall gepackt und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung. Ein rundum gelungenes Buch.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Wiederholen sich Fehler ohne Erinnerungen an die Vergangenheit?

Die letzte Erzählerin
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2061: Es ist zu spät – die Erde kann nicht mehr gerettet werden. Ausgewählten Personen, darunter auch Forschende wie Petras Eltern, wird ein Ausweg angeboten: Eine dreihundert Jahre andauernde Reise in ...

2061: Es ist zu spät – die Erde kann nicht mehr gerettet werden. Ausgewählten Personen, darunter auch Forschende wie Petras Eltern, wird ein Ausweg angeboten: Eine dreihundert Jahre andauernde Reise in Stasekapseln zu einem erdähnlichen Planeten, der neu besiedelt werden soll.

Jahrhunderte später: Petra erwacht. Doch statt eines hoffnungsvollen Neuanfangs erwartet sie das Streben nach absoluter Gleichheit und blindem Gehorsam. Petra ist die Letzte, die sich an die Erde, die Erzählungen und ihre Familie erinnern kann...

Die Übersetzung war großartig und der Einbezug der verschiedenen Cuentos (Geschichten) wunderschön. Besonders der Aspekt, dass Petra die Geschichten zu ihren eigenen macht und sich als Erzählerin entscheidet, ob sie mit ihrer Geschichte den gleichen Weg einschlagen will, wie die Version, die sie gehört hat, hat mir gut gefallen. Nichts ist unumstößlich. Auch keine Geschichte.

Dass Petras Sehkraft durch eine Erkrankung eingeschränkt ist und sie sich dadurch bei einigen Abläufen, an die sehende Personen keine Gedanken verschwenden müssen, auf ihre Rettungsnetze verlassen oder alternative Möglichkeiten finden muss, hat mich sehr bewegt. Zum einen ist mir als Kind kaum ein Buch begegnet, in dem eine schlechtere Sehkraft eine größere Rolle gespielt hätte – außer dass z. B. Brillenträger:innen oft schlau und/oder Außenseiter:innen waren – und zum anderen zeigt Petra, dass sie ebenso mutig und einzigartig wie alle anderen ist. Ihre Einschränkung ist nicht der Grund ihrer Besonderheit, sondern ihre Leidenschaft fürs Erzählen. Solche Charaktere hätte ich früher gebraucht.

Das Einzige, das ich etwas bedaure, war das Tempo von Petras Entdeckungen. Die Erzählung war sehr gradlinig und nach kürzester Zeit sind Probleme behoben, Geheimnisse gelüftet und die abschließende Entscheidung getroffen.

Ich glaube, dass die Geschichte Leser:innen jedes Alters bewegt, wenn ggf. auch an unterschiedlichen Stellen. Mein jüngeres Ich hätte aufgrund der sensiblen Themen (z. B. Verlust) aber auch einigen Redebedarf.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Wunderschön illustriert und berührend erzählt

Die Reise
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Kennt ihr Bücher, die wie eine Umarmung sind? So ein Buch war „Die Reise – Großer Panda und kleiner Drache“ für mich.

In „Die Reise“ begleiten wir den großen Panda und seinen Freund den kleinen Drachen. ...

Kennt ihr Bücher, die wie eine Umarmung sind? So ein Buch war „Die Reise – Großer Panda und kleiner Drache“ für mich.

In „Die Reise“ begleiten wir den großen Panda und seinen Freund den kleinen Drachen. Da der kleine Drache das Gefühl hat, dass ihm etwas zu seinem Glück fehlt, machen sie sich nach erstem Zögern gemeinsam auf die Reise ins Unbekannte. Ohne Zweifel, Gefahren und Verluste geht das zwar nicht, aber… Lest selbst!

Abgesehen davon, dass ich eine Schwäche für Pandabären habe, stecken viele kleine Botschaften in der Geschichte, die in meinen Augen unabhängig vom Alter wertvoll sind. Auch die Illustrationen sind sehr atmosphärisch und oft mit kleinen Feinheiten versehen. Blättert auf jeden Fall mal rein, wenn ihr das Buch in freier Wildbahn entdeckt.

Für mich war es eine tröstliche Geschichte, die unter anderem zeigt, wie wertvoll Freund:innen sind, die einen unterstützen den eigenen Weg zu gehen bzw. zu entdecken. Und vor allem: Ob nun großer Panda, kleiner Drache oder wir – Straucheln und Probleme gehören immer dazu. Aber es wird auch wieder besser.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Ungewöhnlich, bewegend und doch mutmachend

Die Vorhersage
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Was würde sich ändern, wenn wir wüssten, wann unsere Zeit vorbei ist? Welchen Einfluss hätte es auf unsere Beziehungen und Entscheidungen? Würde der Faktor Lebenszeit eine weitere Dimension für Ungleichheit ...

Was würde sich ändern, wenn wir wüssten, wann unsere Zeit vorbei ist? Welchen Einfluss hätte es auf unsere Beziehungen und Entscheidungen? Würde der Faktor Lebenszeit eine weitere Dimension für Ungleichheit sein?

Um diese Fragen dreht sich . Das Gedankenexperiment startet mit schlichten Holzboxen, die eines Tages jede volljährige Person erreichen. Darin verborgen: Der eigene Lebensfaden.

Die unterschiedlichen Reaktionen auf die Boxen sowie die individuellen Konsequenzen und gesellschaftlichen Veränderungen erleben wir aus verschiedenen Blickwinkeln. In diesem Fall habe ich die Menge an Perspektiven durchaus als bereichernd empfunden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie unterschiedlich oder auch ähnlich Lebenswirklichkeiten sein könnten. Will ich die Box öffnen? Was, wenn meine Partnerin einen kürzen Faden hat? Oder einen längeren? Behalte ich den Job, der mich nicht erfüllt, und halte ich an Bekanntschaften, die mir nicht guttun, fest, wenn mir meine eigene Sterblichkeit mit einem festen Zeitpunkt vor Augen geführt wird? Gewinne ich eine gewisse Leichtigkeit, wenn ich über das Wissen verfüge – oder hemmt es mich?

Thematisch ist das Buch sicher keine leichte Kost. Dies hat auch dazu geführt, dass es mir nicht leicht gefallen ist, mein Leseempfinden in Worte zu fassen. Ich habe gegrübelt, gelacht, mich furchtbar geärgert und mir Tränen aus dem Gesicht gewischt, bevor sich die Seiten wellen, und trotzdem hatte ich am Ende ein eher positives Gefühl: Wichtig ist, was wir aus unserem Leben machen.

Nicht jeder Aspekt der Geschichte wird letztendlich aufgelöst. In meinen Augen war dies jedoch auch gar nicht nötig, um eine berührende Geschichte zu erzählen.

Insgesamt war ein überraschender Glücksgriff. Gleichzeitig denke ich, dass Achtsamkeit im Umgang mit sich und den eigenen Gefühlen beim Lesen nötig sein kann. Für mich hat der leichte Erzählstil die Waage halten können.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Atmosphärisches Highlight

Der Schattenriss
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„Der Schattenriss“ war auf jeden Fall anders als erwartet, dafür aber sehr atmosphärisch und oft auf eine ungezwungene Art poetisch.

ʙösᴇs ɢᴇsᴄʜɪᴇʜᴛ ɪᴍ ᴅᴜɴᴋᴇʟɴ. Als wäre das Leben als unverheiratete ...

„Der Schattenriss“ war auf jeden Fall anders als erwartet, dafür aber sehr atmosphärisch und oft auf eine ungezwungene Art poetisch.

ʙösᴇs ɢᴇsᴄʜɪᴇʜᴛ ɪᴍ ᴅᴜɴᴋᴇʟɴ. Als wäre das Leben als unverheiratete Frau fortgeschrittenen Alters und mit angeschlagener Gesundheit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht schon schwierig genug, sieht sich die Scherenschnitt-Künstlerin Agnes mit weiteren Problemen konfrontiert: Das Interesse an ihrem Geschäft sinkt dank der aufkommenden Fotografie und ihre verbleibende Kundschaft scheint jemand nach dem Leben zu trachten. Um den mysteriösen Morden auf den Grund zu gehen – die Ermittlungen gehen nur schleppend voran – wendet sich Agnes an ein Medium. Doch so manches Geheimnis sollte lieber im Verborgenen bleiben…

Ich habe das Buch im Buddyread gelesen und uns beide hat die Sprache sehr eingenommen. An vielen Stellen fand ich die Bemerkungen überraschend tiefsinnig und die Geschichte war insgesamt angenehm zu lesen.

Mich hat der Einblick in den Alltag der Figuren zum Teil sehr bewegt – schwierige Situationen gibt es hier zuhauf. Vor allem die verschiedenen Facetten von zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikten haben mir richtig gut gefallen. Wie so oft gibt es wenig schwarz oder weiß, dafür aber viele Schattierungen dazwischen.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch auch bei Leseflauten ein guter Griff wäre: Kurze Kapitel, mysteriöse Morde und ein angenehmer historischer Flair – was will das Herz mehr?

Insgesamt war ich sehr begeistert, auch wenn mich einige Wendungen und Zusammenhänge weniger überrascht haben. Ich werde auf jeden Fall auch zu den weiteren Büchern der Autorin greifen!

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