Ährenmänner
Der perfekte KreisEngland in den späten 80ern. Zwei Männer stehen schweigend in einem Feld, bewaffnet mit Stöcken und Seilen. Ihr Ziel: der perfekte Kornkreis. Viel Zeit haben sie nicht, die Sommernächte sind kurz, Kornkreisjäger ...
England in den späten 80ern. Zwei Männer stehen schweigend in einem Feld, bewaffnet mit Stöcken und Seilen. Ihr Ziel: der perfekte Kornkreis. Viel Zeit haben sie nicht, die Sommernächte sind kurz, Kornkreisjäger sind unterwegs, um zu enthüllen, wer dahintersteckt. Außerirdische vermuten die einen, Jugendliche mit Schabernack im Sinn die anderen. Redbone und Calvert nehmen das amüsiert zur Kenntnis, während sie das nächste Projekt in Angriff nehmen, vom Trapping-St-Edmunds-Sonnenwendenpendel bis zum Throstle-Henge-Asteroidencollier.
Nach seinem Überraschungserfolg „Offene See“, das Lieblingsbuch der Unabhängigen (Buchhändler) 2020, erscheint nun der neue Roman von Benjamin Myers. Und das schon jetzt, obwohl das Original in England erst für 2022 angekündigt ist. Inspiriert durch die Geschichte der beiden Kornkreis-Künstler Doug Bower und Dave Chorley, die in den 80ern in Südenglands Feldern für Furore sorgten, lässt er zwei Männer durch fiktive Orte Großbritanniens ziehen. Der eine kreiert die Kunstwerke, der andere sucht die Felder, beide geleitet von einem selbsterstellten Codex, der vor allem eines verhindern soll: das bekannt wird, wer hinter den Kornkreisen steckt.
Ihre Geschichte wird verwoben mit realen Ereignissen: dem Falkland-Krieg, der Schlacht im Bohnenfeld, der weltweiten Berichterstattung über das Phänomen der Kornkreise in einer Zeit weit vor dem Internet. Und mit einer liebevollen Beschreibung der Natur, die sonst fast nur Robert Macfarlane beherrscht, mit eindringlichen Warnungen vor der Umweltverschmutzung und einem kleinen, fast schon beiläufigen Kommentar auf die Corona-Pandemie.
„Der perfekte Kreis“ ist nicht perfekt, aber perfekt geschrieben. Myers lässt vieles ungesagt, seine zwei Hauptfiguren geheimnisvoll. Was alles war, was alles kommt, das spielt keine Rolle, es zählen nur dieser Sommer, diese Nächte in der Natur, diese Kunst in den Feldern. Der kurze, nur 240 Seiten lange Roman steckt voller Poesie, voller Liebe zum Süden Englands, voller Hingabe für die Kreationen dieser beiden stillen Typen mit ihrem ganz eigenen Codex, für die der perfekte Kreis vor allem eines ist: eine Frage der Ähre.