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Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein Tagebuch der besonderen Art

Nach mir die Flut
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Sarah Perry ist vielleicht bereits einigen ein Begriff. "Die Schlange von Essex" erschien im letzten Jahr und hatte auch mich sprachlich total fasziniert. Die Handlung war allerdings nicht ganz so wie ...

Sarah Perry ist vielleicht bereits einigen ein Begriff. "Die Schlange von Essex" erschien im letzten Jahr und hatte auch mich sprachlich total fasziniert. Die Handlung war allerdings nicht ganz so wie erwartet und hier und da warf das Buch einige Fragen auf, die unbeantwortet blieben oder etwas konfus in Beziehung gestellt wurden. Jedenfalls wollte ich Sarah Perry und ihrem eigentlichen Debütroman "Nach mir die Flut" nun eine Chance geben.
"Nach mir die Flut" ist eine Art Tagebuch. Ein Buch über eine Woche aus dem Leben des John Cole. Doch nicht irgend eine x-beliebige Woche, denn das Heft in dem er schreibt, fand er in den Habseligkeiten eines anderen.

"Wissen Sie, alles war weg - einfach weg. Wie sich herausstellte, war der Fels, auf dem ich stand, nur ein Sandhügel, und dann kam die Flut."

Als John eines Tages beschließt auszubrechen und die Stadt, seinen Buchladen und sein Leben hinter sich lässt und mit seinem Auto aufbricht, weiß er noch nicht, was passieren wird. Eine Autopanne führt ihn zu einem etwas kurios, verwahrlosten Haus. Vor ihm, ein unbekanntes Mädchen, dass seinen Namen ruft und ihn hinein bittet. Er wird bereits von den Bewohnern des Hauses erwartet und sein Zimmer, in dem sich die Kartons mit seinen Habseligkeiten stapeln, ist soweit hergerichtet. Ohne dass er es weiß, halten sie ihn für verrückt und als er es begreift, ist es bereits zu spät. Sie verwechseln ihn. Die Bewohner des Hauses, die nach ihrem Aufenthalt im Sanatorium für psychisch Kranke weder allein sein konnten, noch wollten und in diesem Ort eine Gemeinschaft fanden, empfangen ihn mit offenen Armen. Sie denken er sei so wie sie, so wie Jon Coule, der sich eigentlich anmeldete und sich um eine Woche verspäten würde. Es beginnt eine Woche voller Geheimnisse. Eine Woche mit fraglichen Umständen, besonderen Begegnungen und der Angst, dass die Flut wirklich über sie hereinbrechen könnte, obwohl alle Anzeichen dagegen sprechen.

"Und jetzt?[...] Worüber wusste er angeblich Bescheid? Wer war der andere John, der jetzt hier an seiner Stelle stehen sollte? Und trotz seiner Verwirrung spürte er einen stechenden Ärger: Gut, er würde es also tun und war wieder einmal nur der Lückenbüßer."

Wie bereits zu erwarten war, hat Sarah Perry es mir sprachlich mal wieder sehr angetan. Diesen Buch enthält aufs Neue, so sehr verschiedene, wunderschön verschrobene Charaktere und eine enorme Bildhaftigkeit. Aber das war's dann auch mal wieder mit dem Lob. "Die Schlange von Essex" war ja bereits ein richtiger Klopper, so sollte dann Perrys neuübersetztes Werk ein leichtes sein. Dachte ich. Obwohl dieses Buch gerade einmal 270 Seiten aufweist, tat ich mich damit recht schwer und es begleitete mich sehr lange. Der Anfang war noch recht spannend, doch dann zog es sich sehr in die Länge. Teilweise mochte ich dann auch nicht mehr und musste mich einige Male überwinden, auch den letzten offenen Fragen auf die Spur zu kommen. Doch die wirklich tolle Bildhaftigkeit konnte mir am Ende den Sinn dieses Romans einfach nicht offenbaren. Vielleicht war es gerade ein schlechter Zeitpunkt, denn so wirklich warm geworden bin ich mit diesem Buch nie. Zwischenzeitlich habe ich einige Kapitel nur überflogen um dann beim späteren Ansetzen festzustellen, dass es vielleicht doch sinnvoll wäre, das Vorherige komplett zu lesen, auch wenn es mich gerade eher weniger interessierte. Und dann gab es kurz vor Schluss noch einen Höhepunkt, der für mich wieder viel zu schnell wieder ins Tal hinabschrumpfte. Hmm... ein Debüt ... hmmm, ja. Dennoch bin ich hier eher enttäuscht worden und habe es einfach nicht verstanden. Ich liebe Romane mit einer Aussage, mit Tiefgang, mit Emotionen, die auch bei mir ankommen und mich bewegen, aber davon war hier, für mich, nur recht wenig zu spüren.

"Ich habe noch nie Tagebuch geführt. Nichts, was mir je passiert ist, war es wert, aufgeschrieben zu werden. Doch was sich heute ereignet hat [...] ist so unglaublich, dass ich fürchte, ich könnte es in einem Monat für einen grotesken Roman halten, gelesen vor vielen Jahren, als ich noch jung war und es nicht besser wusste."

Veröffentlicht am 27.09.2019

Immer auf dem Sprung

Sofia trägt immer Schwarz
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"Sofia trägt immer schwarz" von Paolo Cognetti ist ein Roman, von dem ich eigentlich sehr viel erwartet habe. Nach "Acht Berge", einer Geschichte die mich gerade durch ihre feine, ruhige Art sehr begeistert ...

"Sofia trägt immer schwarz" von Paolo Cognetti ist ein Roman, von dem ich eigentlich sehr viel erwartet habe. Nach "Acht Berge", einer Geschichte die mich gerade durch ihre feine, ruhige Art sehr begeistert hat, habe ich mich nun auf eine ähnlich starke, aber zurückhaltende Erzählung gefreut. Und was passiert? Es ist genau das Gegenteil der Fall.

"Damals hat sie noch nicht gewusst, wie sehr sie den Ort als Heranwachsende einmal hassen wird. Mit acht wünscht sie sich einen Hund, ein Baumhaus, allein mit dem Rad die Gegend erkunden zu dürfen und dass sich ihre Eltern wieder vertragen."

Sofia ist nämlich die Geschichte eines rebellisch, anders denkenden Kindes, welches sich nicht in eine Schublade stecken lässt und sich im Hin- und Herschieben des Lebens, sei es von Seiten der Eltern, der Tante oder der allgemeinen Umstände etwas verliert, ausbricht und sich nicht wirklich findet. So wie ihre zwei ungleichen Augen und Gesichtshälften, so ist auch sie selbst, gefangen im Wunsch nach Freiheit und doch ständig auf der Flucht. Sie flieht vor den Krisen der Eltern, will unbedingt Schauspielerin werden, verrennt sich allerdings in der Magersucht. Von Mailand, über Rom bis New York, Sofia ist überall und nirgends so wirklich zuhause...

"Ich hasse die ganze Welt, aber vor allem mich selbst.[...] Dich kenn ich nicht. Aber ich warne dich! Am besten, du hältst dich da raus."

Bereits zu Beginn hatte ich irgendwie das Gefühl nicht wirklich in diesen Roman 'herein zu kommen' und leider hat sich dies dann auch in der weiteren Entwicklung gezeigt. Sofia ist eine sehr bemerkenswerte junge Frau, die mich während des Lesens phasenweise stark bewegt hat , aber so wirklich warm wurde ich mit ihr nie, sei es ihrem unsteten Wesen geschuldet oder diesen manchmal etwas zerrupften Erinnerungen und Begegnungen. Es fehlte mir oftmals der rote Faden, die Leichtigkeit und das Leben über den Tellerrand Sofias hinaus. Dies macht Cognettis Werk nicht unbedingt schlecht, denn für mich bildet der Text eine Verkörperung Sofias mit all ihrer Sprunghaftigkeit auf der Suche nach dem großen Ganzen und gerade das macht es wieder so faszinierend. Jedes Kapitel schildert eine neue Erzählung, eine weitere Eigenschaft, die es zu entdecken gilt. So lässt mich dieses Buch am Ende dann auch recht unschlüssig zwischen begeistert und unglücklich zurück.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Die Genesung bedarf mehr als nur eine Pille - Krankheit und das Verlangen nach Zwischenmenschlichkeit

Die andere Hälfte der Heilung
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Ich muss gestehen ich hatte an "Die andere Hälfte der Heilung" von Leander Steinkopf sehr hohe Erwartungen. Steinkopfs Erzählung "Stadt der Feen und Wünsche" hatte mich Anfang/Mitte des Jahres inhaltlich ...

Ich muss gestehen ich hatte an "Die andere Hälfte der Heilung" von Leander Steinkopf sehr hohe Erwartungen. Steinkopfs Erzählung "Stadt der Feen und Wünsche" hatte mich Anfang/Mitte des Jahres inhaltlich wie sprachlich sehr beeindruckt und ein ähnliches Empfinden habe ich nun auch bei diesem Sachbuch erwartet. Steinkopf ist nämlich nicht nur Autor und Journalist, sondern hat auch Soziologie und Psychologie studiert.
Und ja, dieses Buch hat mich gepackt. Es hat mich auch begeistert, aber mindestens genauso oft aufgeregt. Vieles ist dabei meiner persönlichen Erfahrung und gebildeten Meinung geschuldet, aber ich habe hier mehr oder einfach anderes erwartet.

"Gesundung ist zwar wichtig, aber die Liebe geht vor.

Bereits der Klappentext stellt interessante Thesen bzw Fragen in den Raum. "Warum helfen Globuli? Warum findet sich für manche Leiden scheinbar keine Ursache? Warum funktioniert Akkupunktur?" Und natürlich spielt bei unzähligen Erkrankungen das Vertrauen in den Therapeuten und Arzt eine sehr große Rolle. Zwischenmenschliche Beziehungen sind in der Genesung beinahe wichtiger als das eigentliche Medikament. Nicht ohne Grund spricht man auch in der Schulmedizin immer wieder von Placeboeffekten und Tests bei denen es Menschen mit einer einfachen Zuckerpille besser geht oder eine vorgegaukelte Operation das eigentliche Leiden des Patienten plötzlich auslöscht. Es gibt auch einen Grund, warum viele Menschen scheinbar immer in ihrem Urlaub krank werden oder Erkältungen sich stets aufs Wochenende verlagern. Doch Symptome sind eigentlich nur Folgen bzw. Reaktionen des Körpers, der sich gerade gegen einen Virus, ein Bakterium, einer Fehlfunktion oder äußeren Einflüssen wehrt. Diese können dann wiederum bei Außenstehenden sowie einem selbst oft als eine Art 'Aufmerksamkeitswink', einem Wunsch nach Veränderung, Unterstützung oder auch Vorsicht, gedeutet werden kann.
Für vieles gibt es dabei evolutionsbiologische Hintergründe und Entwicklungen auf die Steinkopf in seinem Buch auf eine sehr leicht verständliche Art und Weise eingeht, sensibilisiert und gleichzeitig auch zum Nachdenken anregt.

"Kranksein ist nicht bloß das isolierte Problem des einzelnen Körpers, sondern ein soziales Phänomen, das auf zwischenmenschlicher Wechselwirkung beruht, genauso wie Paartanz, Fußball oder die Rede vor Kollegen."

"Die andere Hälfte der Heilung" ist ein Buch, mit dem ich mich beim Lesen sehr intensiv auseinandergesetzt habe. Das kann man nun sowohl als positiv, als auch negativ deuten.
Steinkopf studierte Soziologie und Psychologie und genau dies wird auch in diesem Buch deutlich. Es scheint eher eine Hommage an die Psychologie und der damit verbundenen Erwartungshaltung des Menschen in Bezug auf seine Genesung zu sein. Es gibt unzählige Aussagen, die ich hier eindeutig treffend und evolutionär begründet großartig finde. So gibt es z.B. in Sachen Genesung und Fortpflanzung eine Priorisierung. Auch das offensichtliche Leiden unterscheidet den Menschen von anderen Lebewesen und ist evolutionär bedingt und das Überleben der Gemeinschaft steht stets vor der eigenen Krankheit.
Aber es gibt eben auch ähnlich viele 'Antworten' und Hypothesen, die einfach zu leicht beantwortet werden und nicht über den Tellerrand der veralteten psychologischen Ansicht hinausgehen oder gänzlich eindimensional betrachtet werden. Genau das ist dann leider auch mein größter Kritikpunkt. In jedem Kapitel habe ich mindestens einmal aufgeregt. Das ganze Thema wird mir in diesem Fall einfach zu westweltlich betrachtet. Es gibt weltweit verschiedene Theorien und Ansätze - In Deutschland, sowie der ganzen westlichen Welt sind diese eher symptomfokussiert, während sie im asiatischen Raum einzelne Symptome eher ganzheitlich gedeutet werden. Das ist mitunter auch ein Grund warum die von Steinkopf beleuchtete Depression und andere psychische Probleme hauptsächlich im westlichen Raum als eigenständige Krankheitsbilder betrachtet werden.

"Aus evolutionärer Perspektive dienen depressive Symptome dazu, soziale Probleme anzugehen; der Verlust eines Kooperationspartners, Überlastung durch eine große Herausforderung, der Umgang mit dem großen Scheitern vor den Augen der anderen."

Die versprochene "neue Perspektive", die Krankheit und Heilung beleuchtet blieb so leider aus. Es ist eher ein Ansatz und wissenschaftliche Begründung warum Menschlichkeit in der heutigen Medizin so unterschätzt und dennoch wichtig ist. Er deklariert dabei alle nicht schulmedizinischen Therapien als Humbug und doch als wirksam. Ein Gegensatz, der zwar logisch betrachtet, sicherlich auch richtig ist, aber dem keine wirkliche tiefgründige Auseinandersetzung mit der energetischen Ebene, Einflüsse der Ernährung und deren Verarbeitung und Einfluss auf Gefühle und Gedanken oder Möglichkeit, die hinter dem eigentlichen Hokuspokus zu Grunde liegt. Auch in puncto Evolution ist es eindeutig, dass sich das Gehirn erst nach dem Darmhirn gebildet hat und ihm eigentlich eine eher untergeordnete Funktion zuteil wird. Zwar ist das Thema in diesem Fall eindeutig die Zwischenmenschlichkeit, allerdings erwarte ich dann auch, wenn es z.B. um Erkrankungen wie Depressionen geht, diese nicht so einseitig dargestellt werden. Entzündungen, die anfänglich auch als Ursache gelten könnten, werden einfach im frühen Anfangsstadium der Analyse erwähnt und dann gänzlich bzw. mit der Nennung, dass möglicherweise zukünftig Antidepressiva mit Entzündungshemmer entwickelt und eingesetzt werden könnten, fallen gelassen. Es ist ein großes Thema, was in diesem Buch den Rahmen sprengen würde, allerdings erwarte ich, wenn solche Faktoren Erwähnung finden, einfach etwas mehr. Was ist mit sonstigen Einflüssen? Vitaminen? Zwischenmenschlichkeit und Gefühle, die verschiedene Stoffwechsel und Hormonproduktionen fördern? Ruhe und Selbstheilung? Ablenkungen? Die Welt der Psyche und ihre Einflüsse ist sehr groß und je nachdem mit wem man spricht, erhält man auch hier verschiedene Antworten, selbst Psychologen unterscheiden sich da teilweise stark von einander. Da mir selbst das Fachliche fehlt, kann ich bei vielen mir fraglichen Hypothesen an dieser Stelle keine weitere Auskunft geben. Steinkopf belegt vieles mit Studien, wobei diese Studien auch wieder nur aus der westlichen Welt stammen und ich mich mit der wirklichen unparteiischen Glaubwürdigkeit dieser nicht weiter beschäftigt habe.

Insgesamt ist es dann in dem gewählten Rahmen ein wirklich gut durchdachtes, fachlich entsprechendes, und theoretisch tolles Buch, allerdings ist es für mich einfach nicht umfassend genug oder ausreichend begründet.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Meditation - der Helfer im Alltag

Handbuch Meditation
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Meditation ist in seiner ursprünglichen Funktionsweise eine fortgeschrittene Atemtechnik, die hilft zur Ruhe zu kommen und Gedanken auszuschalten. Dass gerade diese Technik gesundheitsfördernd ist, ist ...

Meditation ist in seiner ursprünglichen Funktionsweise eine fortgeschrittene Atemtechnik, die hilft zur Ruhe zu kommen und Gedanken auszuschalten. Dass gerade diese Technik gesundheitsfördernd ist, ist nicht gerade überraschend, da der Körper ab und zu auch einmal Phasen, abseits seines Fluchtmodus benötigt.
Das "Handbuch Meditation" von Culadasa John Yates ist hierbei eine großartige Begleitung/Anleitung/Hilfe und Ratgeber in einem. Es ist nicht einfach so ein Buch, das man einmal liest und wegstellt. Es ist ein Handbuch für beinahe den täglichen Gebrauch.

Im Grunde widmet sich dieses Buch ausführlich den zehn Stufen der Meditation. Diese bauen Schritt für Schritt aufeinander auf. Daher ist dies kein rein hochwissenschaftlich, informatives Buch für fortgeschrittene Meditierende, sondern auch ein super Ratgeber für Anfänger und Neugierige. Das wichtige ist allerdings, dass man den Inhalt nur durch Übung etablieren kann und so langsam zur eigenen Mitte findet. Es leistet keinen Crashkurs und bildet den Leser auch nicht sofort zum versierten Meditierenden aus, denn am Ende zählt einzig die Verinnerlichung und dafür kann von einzelnen Monaten bis hin zu Jahren brauchen. Meditation ist ein Prozess. Ein Prozess mehr und mehr Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen und subtilen Ablenkungen, Blockaden und das hüpfende Känguru in unserem Kopf den Kampf anzusagen, allerdings nicht mit Gewalt, sondern mit Ruhe.

Yates hat nun diesen Leitfaden geschrieben, um nicht wie viele andere einzig auf die positive Wirkung der Meditation einzugehen oder die positiven Auswirkungen auf Emotionen, Psyche und Soziales zu beschreiben. Er wollte mit diesem Werk die Lücke schließen und Meditierenden etwas an die Hand geben, die verstehen wollen wie der Geist funktioniert und wie dieser sich schulen lässt. Aufgebaut ist dieses Buch dann recht schlicht. Nach einer kurzen Einleitung und einem Überblick über alle Stufen, wechselt Yates zwischen Vorstellung, Hilfestellung/Erreichen einer Stufe und kleinen Zwischenspielen ab. Jedes Kapitel hat einen anderen Fokus, denn je höher wir auf der Stufe der Meditation stehen, umso mehr 'Umfang unseres Geistes' bedarf es auch. Nach abschließenden Gedanken folgt, wie ich finde, der sehr wichtige Anhang. Hier werden noch einmal verschiedene Formen der Meditation wie die Gehmeditation, die analytische Meditation oder die Meditation der liebenden Güte vorgestellt. Ich fürchte über die einzelnen Inhalte könnte man dann wieder selbst ein Buch schreiben. Dieser Leitfaden ist für mich allumfassend und grade daher auch eine Art Basiswerk in diesem Bereich.

Eine abschließende Meinung kann ich an dieser Stelle dann leider noch nicht geben. Ich selbst bin nach wie vor Anfänger in diesem Bereich und befinde mich daher auch erst nach einiger Zeit in dem Bereich zwischen Stufe 1 und 3. Bisher bin ich allerdings sehr angetan, auch wenn der Anfang für mich etwas schwierig und wuchtig war. Diese Rezension ist daher auch nur mein erster Eindruck und Zwischenmeinung zu sehen. Wer weiß, wann ich endgültig die zehnte Stufe erklommen habe? Ich arbeite daran und blättere zwischenzeitlich immer mal wieder nach, vor und zurück. Insgesamt ein tolles Buch für jeden der etwas mit der Meditation anzufangen weiß oder sich dahingehend probieren möchte.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Es ist nie zu spät um neu anzufangen.

Agathe
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Manchmal sinds gerade die kleinen, kurzen Geschichten, die einen irgendwie bewegen und das obwohl sie nicht einmal so eine große Aussagekraft haben. Und gerade "Agathe" von Anne Cathrine Bomann, war für ...

Manchmal sinds gerade die kleinen, kurzen Geschichten, die einen irgendwie bewegen und das obwohl sie nicht einmal so eine große Aussagekraft haben. Und gerade "Agathe" von Anne Cathrine Bomann, war für mich ein kurzes Lesevergnügen der besonderen Art.


"Ich bin hier [...] weil ich wieder die Lust am Leben verloren habe. Ich hege nicht die Illusion, mich irgendwann gut zu fühlen, aber ich möchte gern zurechtkommen" - Agathe

Ein Psychiater möchte sich eigentlich mit 72 in den Ruhestand begeben. Geschlagene fünf Monate und damit 800 Gespräche bleiben ihm bis dahin. Alles scheint im total banal. Seine Patienten hören und sehen ihn kaum, denn sie erzählen nur von sich und wollen eigentlich gar keine wirkliche Hilfe. Sie berichten von Kleinigkeiten über die sie sich aufregen, großen Banalitäten, die sie furchtbar stören und auch sonst scheinen alle mehr ein Problem mit sich selbst zu haben - so wie der Psychiater auch. Er hat es nie gelernt zu lieben oder die Nähe zu anderen Menschen zuzulassen. Ein großes Hindernis und damit geht ein großer Teil seines Lebens verloren. Eines Tages möchte Agathe bei ihm einen Termin vereinbaren, doch aufgrund der begrenzten Zeit, lehnt er ab. Madame Surruge, seine Sekretärin, schleust sie förmlich ein und packt sie auf die Behandlungsliste und bringt damit einfach alles ins Wanken.

"Man kann als sehr kleines Wesen enden, wenn einen niemand mag. Manchmal frage ich mich, ob so ein Wesen überhaupt noch ein Mensch ist."

Man könnte nun meinen, dass diese kleine Geschichte in ein kitschiges Irgendwas abdriftet, aber genau das macht es nicht. Anne Cathrine Bomann schafft es nämlich genau diesen Teil zu umgehen. Agathe ist bereits verheiratet und eben nur eine Patientin, die ihn herausfordert und den Psychiater aus seinem Schneckenhaus herauslockt. Es geht hier auch nicht um eine Liebesbeziehung, denn wo die genaue Reise hingehen mag, bleibt ein Teil der Fantasie. Daher ist es insgesamt auch eher ein leichtes Buch für Zwischendurch, ohne komplexe Handlungsstränge. In kleinen Passagen, lernen wir einzelne Patienten, die Probleme des Psychiaters, Agathes und seiner Sekretärin Madame Surruge kennen. Agathe ist dabei die Rettung und irgendwie hilft sie ihnen allen, dem Leben eine neue Chance zu geben. Und was soll man da groß sagen? Ich fand diesen Roman wirklich unterhaltend, leicht und nicht zu viel. Dieses Buch ist wie ein liebes
Geschenk, eine kleine Aufmerksamkeit, die optisch wie inhaltlich wahrscheinlich vielen eine kleine Freude bereitet.

"Nur noch vierhunderachtundvierzigmal musste ich mit diesen Menschen sprechen, die ich inzwischen nicht einmal mehr versuche zu verstehen."
Es gleicht einer "vormittäglichen Parade"