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Veröffentlicht am 27.09.2019

Eine ganzheitliche Entgiftung - Ist toll, aber hiermit leider nicht möglich

Körper-Geist-Seele-Detox
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"Körper Geist Seele Detox" von Ruediger Dahlke ist scheinbar ein klassischer Ratgeber, der uns dabei helfen soll, Ballast abzuwerfen und neue Energie zu gewinnen. Eine Art Detox-Programm für alle Sinne. ...

"Körper Geist Seele Detox" von Ruediger Dahlke ist scheinbar ein klassischer Ratgeber, der uns dabei helfen soll, Ballast abzuwerfen und neue Energie zu gewinnen. Eine Art Detox-Programm für alle Sinne. So beschreibt Dahlke wirkungsvolle Maßnahmen für die Bewusstseins-, Emotions- und Gefühlsebene. Hierbei lenkt er das Hauptaugenmerk auf die Meditation und die Atmung. Denn die Atmung hält uns nicht nur am Leben, sondern entsäuert, befreit den Geist und macht uns sogar ein Stück stärker. Doch nicht nur das, auch der Geist muss lernen bewusster zu filtern und negative Gedanken neutraler anzusehen. Gelassenheit ist wichtig, denn nur so kann unser Körper optimal arbeiten. Und auch bei dieser Tätigkeit können wir ihn unterstützen. Sei es mit Bewegung, Fasten(kuren), Entsäuerung oder Darmreinigung.

Auch wenn dieses Buch bis hierhin interessant klingt, so kann ich es abschließend leider so gar nicht empfehlen. Dahlke hat in dem, was er tut und macht sicherlich viel Ahnung und dennoch empfinde ich dieses Buch als einen reinen Verkaufsankurbler. Auf beinahe jeder Seite wird auf vorherige Bücher des Autors verwiesen. Informationen werden lediglich grob gegeben, Themen angerissen und natürlich erschien hierzu passend bereits ein Buch, sodass man nicht nährer darauf eingehen möchte. Auch inhaltlich ist es recht beschränkt, denn was zunächst als eine sehr gute und informative Auseinandersetzung mit dem heutigen ärztlichen System aussieht, verpufft recht schnell. Vorbeugung ist sinnvoller als Nachsicht. Das sollte eigentlich jedem heutzutage bewusst sein. Auch, dass man viele Krankheiten und Befindlichkeiten eventuell durch gezielte Ernährung, mehr Bewegung, weniger selbstgemachten Stress... umgehen kann. Auch dass ausreichend Schlaf wichtig ist, ist nicht sonderlich neu. Das dieser jedoch auch helfen könnte Alzheimer zu umgehen, ist dann doch irgendwie neu. Er führt hierzu zwar eine Studie von 10 Patienten an, allerdings werden bei dieser Testung noch weitere To-Dos hinzugezogen, sodass die eigentliche Erkenntnis recht unspektakulär ist. Für Dahlke hingegen scheint es so wichtig, dass man diesen Fakt einfach mehrfach erwähnen muss. Und so ist dann auch das Buch an sich. Es ist ein Verweis und das, was wirklich informativ und eventuell sogar nützlich ist, taucht dann doppelt und dreifach auf den knapp 184 Seiten auf. Das wirkliche Tolle an diesem Buch ist einzig der Audiodownload der Heilmeditation, aber selbst das ist dann auch wieder nur so ein Vorgeschmack für mehr.
Ein Ratgeber sollte für sich selbst stehen und alle nützlichen Fakten beinhalten. Dies kann man bei diesem Buch leider so gar nicht sagen und daher kann ich dann leider auch nur zwei Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein Abgrund zwischen Leben und Sein

Der Riss
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"Der Riss" von Hye-Young Pyun hat sich für mich als ein sehr spezielles, kurzweiliges Gedankenexperiment herausgestellt. Der Protagonist dieser Geschichte ist schuld an einem Autounfall. Mitten im Streit ...

"Der Riss" von Hye-Young Pyun hat sich für mich als ein sehr spezielles, kurzweiliges Gedankenexperiment herausgestellt. Der Protagonist dieser Geschichte ist schuld an einem Autounfall. Mitten im Streit reißt Ogi das Lenkrad herum und tötet dadurch seine Frau. Zumindest dämmert es ihm nach einiger Zeit, denn er wacht eines Tages im Krankenhaus auf und kann sich nicht mehr bewegen. Er ist gefangen in seinem Körper und nur noch seine Augen bilden eine Verbindung zur Außenwelt. Er hört die Stimmen um sich herum, deutet, macht sich Gedanken und Vorwürfe. Angehörige hat er keine mehr. Seine Frau war alles, seine einzige Bezugsperson. Nach zahlreichen Besuchen seiner Schwiegermutter nimmt diese Ogi mit nach Hause. Auch für sie war ihre Tochter alles was sie noch hatte, aber jetzt? Jetzt ist da nur noch Ogi. Zuhause bekommt er dann sein eigenes Zimmer, aber auch hier bleibt er an das Bett gefesselt und ist auf Pflegerinnen und Therapeuten angewiesen. Pyun schildert Ogis Gedanken und Eindrücke, bewegende Ereignisse zwischen Einsamkeit, Verständnis und Entwurzelung. Und während wir Ogi so mit jeder Seite näher kommen, gräbt seine Schwiegermutter wie besessen Löcher im Garten, spart Kosten ein und kümmert sich immer weniger um ihn. Was hat sie vor? Ist es das was man denkt?

"Welchen Wunsch hege ich noch? Natürlich wünsche ich mir, was meine Tochter sich gewünscht hat. Also tue ich alles, damit sich dieser Wunsch erfüllt. Alles, was meine Tochter nicht mehr tun konnte. Was sie tun wollte. Ich muss es für sie tun. Und das werde ich. Du weißt ja, sie war alles, was ich hatte."

Also dass Koreaner etwas spezieller sind, kann man sich vielleicht bereits denken. "Der Riss" hat es dann irgendwie noch einmal weiter getrieben. Es ist diese klaustrophobische Bedrücktheit, die diesen Roman ausmacht. Ogi, eingesperrt in sich selbst und allem um ihn herum unterlegen. Hye-Young Pyun beschreibt einen düsteren Alptraum voller Melancholie, Hoffnung und Unverständnis. Und das ist es dann auch, einen beim Lesen gedanklich packt, aber teilweise nur oberflächlich berührt. Ogis Geschichte ist sehr beängstigend und das Ende des Romans dann so abstrus, dass es für mich sehr schwer ist die richtigen Worte zu finden. Mir hat da einiges an Inhalten, Handlung und Menschlichkeit gefehlt, vielleicht hätten dem Ganzen auch noch einige Seiten mehr ganz gut getan um den Kampf zurück ins Leben, die Rückschläge, die Aufgabe detaillierter herauszuarbeiten. Pyun hat recht viel Gedankliches angeschnitten, oftmals jedoch durch einzelne Ereignisse unterbrochen, die dann zwar etwas Handlung mit ins Spiel bringen, aber stellenweise eher bedeutungslos sind. Und das Ende war für mich dann auch etwas überraschend, allerdings eher fraglich, als wirklich gut. Ich weiß nicht, ich bin nicht wirklich zufrieden. Es ist ein 'nettes' Buch für Zwischendurch, aber leider auch nicht mehr.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Vegetarisch. Nordisch. Grün.

Immergrün: Die nordische Gemüseküche
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Die Natur ist nicht nur Zufluchtsort und Heimat der Menschheit, sie ist auch die Grundlage allen Lebens. Wer nun denkt, wo Wasser ist, da ist auch Leben, der täuscht sich. Denn nicht automatisch enthält ...

Die Natur ist nicht nur Zufluchtsort und Heimat der Menschheit, sie ist auch die Grundlage allen Lebens. Wer nun denkt, wo Wasser ist, da ist auch Leben, der täuscht sich. Denn nicht automatisch enthält die Verbindung aus Wasser- und Sauerstoff auch Keime, Bakterien, andere Stoffe, die eben das Leben sind und deren verschiedene Bedingungen erfüllt sein müssen, damit sie sich vermehren, leben, existieren. Auch der Mensch würde mit Wasser einige Zeit überleben können, doch feste Nahrung ist eigentlich das entscheidendere. Daher ist es nun mal auch wichtig, dass wir mit dem, was uns die Natur gibt arbeiten und sie dafür schützen und bewusst mit ihr umgehen. In diesem Bereich fallen hauptsächlich die nordischen Gegenden auf. Es scheint, dass sie im Einklang mit der Natur leben und alles so lange wie möglich erhalten wollen. Und gerade davon, könnten wir uns eine große Scheibe abschneiden. Wie ich nun darauf komme? Das liegt irgendwie an einem Kochbuch, auf das ich mich tatsächlich lange schon sehr gefreut habe. Immergrün - Die nordische Gemüseküche von dem bekannten dänischen Kultkoch Mikkel Karstad ist vor kurzem im Prestel Verlag erschienen und natürlich konnte ich es nicht erwarten einen Blick hineinzuwerfen.

"Immergrün - das sind Pflanzen, die ihre Blätter im Winter nicht verlieren und das ganze Jahr über grün bleiben. Im Englischen bezeichnet man sie als Evergreen - ein Wort, das wir auch im übertragenen Sinne für etwas verwenden, das die Jahre überdauert und nie aus der Mode kommt."

Immergrün ist ein rein vegetarisches Kochbuch, umgeben von einem ganz eigenen Lebensgefühl. Grün zieht sich dabei durch jede einzelne Seite, umringt von harmonisch, stimmigen Bildern und sehr viel Genuss. Jedes einzelne Gericht und Bild, zeugt vom bewussten Umgang mit der Natur und so finden z.B. auch Wildkräuter, Rapsblüten oder Buchenblätter ihren Platz in einem sehr reduzierten und dennoch faszinierenden Menü. Mikkel Karstad widmet sich den verschiedenen saisonalen Gemüsesorten - von Zucchini, Erbsen, Bohnen, Brokkoli, Möhren bis hin zu Rote Bete, Topinambur und Zwiebeln. So entstehen dann leckere, teilweise ungewöhnliche Gerichte, wie "Möhren-Schokoladen-Pfannkuchen mit Möhrenmarmelade, Haselnüssen und Minze" oder "Gebratener Brokkoli mit einem Dressing aus gesalzenen grünen Pflaumen, Dickmilch, Eisenkraut, Kapuzinerkresse und Leinsamen". Auch wenn es nun nach komplizierten Gerichten klingt, so komplex sind sie gar nicht und so ist dann auch für jeden was Schnelles, Einfaches bis hin zum Anspruchsvollen mit etwas mehr Zeitaufwand dabei. Und gerade dadurch macht Karstad Lust darauf, sich mehr mit der Natur und dem Gemüse auseinanderzusetzen, zu experimentieren und hauptsächlich auch Neues auszuprobieren.

Und es ist in diesem Fall auch kein einfaches Kochbuch mit Bild und Rezept, auf einer Seite dahingeramscht. Es ist ein Designbuch. Äußerlich durch das sehr reduzierte, klare, dunkelgrüne Design mit passendem Farbschnitt und Prägung ist es bereits ein Buch, das man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Im Inneren warten dann neben den Rezepten auch Makroaufnahmen einzelner Gemüsearten, Landschaftsaufnahmen, Eindrücke mit viel Weißraum und Übersichtlichkeit. Gerade an diesem Punkt kann man sich etwas stören, denn im Endeffekt könnte man den Umfang dieses Buches auf gut die Hälfte reduzieren und gerade da fehlt dann das Umweltbewusstsein. Es ist toll, keine Frage, denn es ist bildlich, farblich wie inhaltlich alles sehr ansprechend und aufs Immergrüne 'abgestimmt'. Also nichts wie los, die nordische Küche und damit auch die Natur wartet entdeckt zu werden.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Wie Erwartungen unser Leben beeinflussen

Die 4 Happiness-Typen
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Kennt ihr das, dass ihr euch im Urlaub oder auch sonst ganz viele Dinge vornehmt und ihr trotz der vielen Freizeit so einfach zu überhaupt nichts gekommen seid? Oder wie ist es mit euren Vorsätzen? Funktioniert ...

Kennt ihr das, dass ihr euch im Urlaub oder auch sonst ganz viele Dinge vornehmt und ihr trotz der vielen Freizeit so einfach zu überhaupt nichts gekommen seid? Oder wie ist es mit euren Vorsätzen? Funktioniert der Wunsch etwas zu tun wirklich oder scheitert ihr ständig dran? So ähnlich erging es mir ehrlicher Weise ganz, ganz häufig. Pläne und Gedanken stehen und irgendwie scheitert es dann an der Motivation, oder dem fehlenden Druck oder dass Deadlines einfach noch so 'unendlich' lang wirken. Doch warum ist das so? Die Erklärung liegt in unserem Wesen bzw. in unserem Umgang mit inneren und äußeren Erwartungen. "Die 4 Happiness-Typen - Wie Erwartungen unsere Glücksfähigkeit prägen" von Gretchen Rubin beschäftigt sich nun genau mit diesem Thema. Mithilfe eines Testes mit über einer Million Teilnehmern hat sie insgesamt 4 verschiedene Grundverhaltensmuster erkannt, die uns und unsere Interaktion mit anderen optimal beschreiben. So gibt es Pflichterfüller, Hinterfrager, Teamplayer und die sogenannten Rebellen. Alle haben ihre Eigenarten und jeder eine total andere Arbeitsweise bzw. Erwartungen an sich selbst und andere.

Nach einem kurzen Selbsttest geht sie in ihrem Buch auf die verschiedenen Typen "Mensch" ein und erklärt, was jeden einzelnen charakterisiert oder anders gesagt, wie man jeden Typ verstehen und pflegen kann. So hangelt sie sich nun jeweils durch die Stärken und Schwächen, die möglichen Ausprägungen und Möglichkeiten der Motivation und Erwartungen der vier 'Arten' und erklärt, wie man mit ihnen optimal umgeht - sei es bei der Arbeit, in Partnerschaft, als Kind oder Patient. Der Schlüssel des ganzen ist nämlich, sich und seine Handlungen zu verstehen und vor allem auch mit anderen optimal zu agieren, um am Ende das bestmögliche herauszuholen bzw. die gegenseitigen Erwartungen zu erfüllen.

Um nun nicht auf jeden einzeln einzugehen bzw. das ganze Buch nur in anders zu erzählen, schildere ich nun meine Eindrücke. Zunächst fand ich den anfänglichen Test etwas plump, gar recht simpel und die Auswertung war irgendwie auch schon vorgegeben. Aus allen vier Ecken hatte ich ungefähr gleich viele Punkte, einzig der Teamplayer hatte ein Pünktchen mehr. Für mich eher verwunderlich, da ich dann doch sehr gerne den Sinn vieler Dinge hinterfrage oder auch mal nicht überall einfach so 'mitspiele'. Und doch, hatte sie irgendwie auch recht. Wahrscheinlich, so denke ich, wird sich eh jeder in jedem einzelnen Typ wiederfinden bzw. in verschiedenen Situationen auf verschiedene Eigenschaften zurückgreifen. Gretchen Rubin nennt es verschiedene Tendenzen innerhalb des Typs, aber irgendwie finde ich es nach wie vor etwas fraglich. Als Teamplayer benötige ich Termine, bzw. Menschen um mich herum, die Erwartungen stellen. Erwartungen daran, dass man sich in den nächsten Tagen meldet, wieder Sport macht, etwas abgeben soll oder über Zwischenstände spricht, ansonsten verläuft vieles eher im Sand, bevor es kurz vor knapp fertig werden muss. Und meine eigenen Ziele, wären dann sowieso etwas zurückgestellt. Beruhigend ist jedoch, dass ich damit nicht allein bin. Zur Gruppe der Teamplayer zählen etwa 41% der Bevölkerung und irgendwie ist die Vorstellung, dass wir alle im Team funktionieren ja schon irgendwie auch evolutionär erklärbar. Es läuft alles nur miteinander, in der Gruppe, mit Erwartungen an uns und andere. Die Ausreißer sind dann nämlich eher die Pflichterfüller und Rebellen. Sie wollen nämlich alle Erwartungen erfüllen bzw. verweigern sich ihnen. Da jedoch alle unterschiedliches erwarten und wollen, macht es das manchmal schwer und gerade deshalb sollten wir uns gegenseitig mehr verstehen.
Ob man dafür nun dieses Buch braucht oder nicht, lass ich einfach mal dahin gestellt. Jeder benötigt ja irgendwie andere Inputs und was für den einen keine Hilfe ist, ist für den anderen die Lebensweisheit schlechthin. Gretchen Rubin erklärt recht einfach und simpel, ihre Erkenntnisse. Zusätzliche Beispiele und Erlebnisse anderer unterstreichen reichlich ihre Beobachtungen und so versucht man dann auch, alle möglichen Bekannten einzuordnen. Und so macht es das dann zur netten Unterhaltung, vielleicht mit einem Mehrwert, vielleicht aber auch nicht.

Veröffentlicht am 27.09.2019

ein märchenhaftes Kunstwerk

Lanny
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Altvater Schuppenwurz wacht mal wieder recht launisch und leicht gereizt aus seinem Nachmittagsschlaf auf. Ein paar Traumfetzen hängen noch in seinen Gedanken, er schrumpft und erlabt sich an den Gesprächsfetzen ...

Altvater Schuppenwurz wacht mal wieder recht launisch und leicht gereizt aus seinem Nachmittagsschlaf auf. Ein paar Traumfetzen hängen noch in seinen Gedanken, er schrumpft und erlabt sich an den Gesprächsfetzen und Gedanken der Dorfbewohner. Er freut sich über jeden einzelnen Laut und ganz besonders über die Stimme eines ganz bestimmten Jungen. Lanny. Er ist ein ganz besonderes Kind, voller Fragen, unvoreingenommen und neugierig. Und anscheinend auch einer der wenigen, die noch an die mythische Gestalt des Altvater Schuppenwurz glauben. Alles könnte so toll sein, so anders und doch beginnt dann mit Lanny's plötzlichem Verschwinden eine Tragödie, die ein ganzes Dorf bewegt, Vorurteile bestärkt und Hoffnungen auf die Probe stellt...


Es gibt so Bücher, die haben einen ganz besonderen 'Zauber'. Und so ist es dann auch mit Lanny von Max Porter um mich geschehen. Lanny hat mich persönlich anders getroffen ,als erwartet und gerade deshalb finde ich es toll. Märchen begeistern mich bereits seit meiner Kindheit. Natürlich sind die neu verfilmten/aufgelegten Märchen oftmals um Längen niedlicher, kinderfreundlicher und weniger blutrünstig als ihre damaligen Vorgänger, aber ihnen ist im Laufe der Zeit die enorme Aussagekraft und die Hoffnung, dass sich alles noch zum Besten wenden wird, erhalten geblieben. Und irgendwie finde ich auch bei diesem Buch den Vergleich mit einem Märchen recht passend. So dachte ich beim Lesen ständig an eine Mischung aus Das kalte Herz und Schneeweißchen und Rosenrot. Wahrscheinlich weil es auch in beiden ein Männchen gibt, das so klein, grantig und doch von der Menschheit so abhängig ist. Altvater Schuppenwurz ist so eine ähnliche Figur, die von den Menschen aus dem Dorf vergessen wurde und aus dem einstig mächtigen, angsterregenden Männchen wird ein Nichts (um nicht Witzfigur zu sagen).

Die ganze Geschichte um Lanny ist teilweise zwar etwas verwirrend, aber gerade das macht die Faszination dann auch wieder aus. Das Buch ist insgesamt recht künstlerisch und daher sollte man es auch etwas freier betrachten. Die Wortfetzen der Menschen, die Schuppenwurz erreichen, sprengen den gewöhnlichen Satzspiegel und fliegen kreuz und quer durch die Seiten. Während es jedoch im ersten Teil noch eine genaue Zugehörigkeit gibt, so verschwimmt das Erzählte immer mehr. Im zweiten Teil ist der Text eher als eine Aneinanderreihung verschiedener Gedanken und Fragmente zu sehen, bis dann im Dritten eine gedankliche Herausforderung erkennbar wird. Es ist die Frage, ob Traum oder Wirklichkeit, ob Zauber Schuppenwurz's oder alles doch einzig reine Einbildung ist. Im Klappentext heißt es so schön, dieser Roman sei "eine bewegende Warnung davor, was wir zu verlieren haben, und eine Hymne an alles, was wir nie ganz verstehen werden." Besser könnte ich es nicht formulieren. Es beschreibt die zwei unterschiedlichen Bilder, von Menschlichkeit und Aberglaube. Lanny scheint etwas zurückgeblieben, anders und einzigartig zu sein, er kann sich für ganz andere Dinge begeistern und hinterfragt vieles, so ganz natürlich. Schuppenwurz symbolisiert für mich etwas sehr altes, was in Vergessenheit geraten ist und die Menschen doch auch weiterhin begleitet und lenkt. In wie weit etwas geschehen, vorstellbar und real ist, ist dabei gänzlich unwichtig. Dieses Buch ist ein Ausflug, eine künstlerische Auseinandersetzung teilweise genauso fraglich wie Zufälle und das Leben selbst.

Vorurteile, Verbindungen, Besonderheiten, Liebe, Hoffnungen, Menschlichkeit, Alltägliches, Verlust, Manipulation... die Liste könnte ich ewig fortsetzen und alles sind Themen, die in diesem Roman kritisch bis lehrreich aufgeworfen werden. Max Porter schafft es mit wenigen Worten Bilder zu erzeugen und Gedanken in Gang zu setzen für die andere hunderte Seiten benötigen. Dieser Roman ist eine Kritik an der Zivilisation und irgendwie auch eine Hommage an die Besonderheit jedes Einzelnen und den Glauben als solches.
Am liebsten würde ich es nun jedem einzelnen von euch aufdrängen wollen, doch das wäre falsch. Zumindest fürchte ich, dass gerade diese Verwirrung und der Aufbruch des klassischen Rasters für viele eine große Hürde darstellen und diese die Freude trüben würde. Für mich war es ein großartiges Buch, doch ich sehe es eher als Kunst. Und so wird dann auch ein grünes Bild für manche nur ein grünes Bild bleiben, für andere ist es jedoch das pure Leben.