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Veröffentlicht am 26.09.2019

"Sind sie denn alle blind? Das bin ich!"

Farbenblind
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"Farbenblind" ist das Buch von und über den international bekannten Comedian Trevor Noah. Dieses ist bereits 2017 im Blessing Verlag erschienen und mir seit dem immer wieder begegnet oder begeistert empfohlen ...

"Farbenblind" ist das Buch von und über den international bekannten Comedian Trevor Noah. Dieses ist bereits 2017 im Blessing Verlag erschienen und mir seit dem immer wieder begegnet oder begeistert empfohlen worden. Nun habe ich es gelesen und was soll ich sagen? Es ist eine sehr aufwühlende und faszinierende Geschichte über einen Jungen, der zu einer politisch recht fragwürdigen Zeit bereits als Verbrechen geboren wurde. Er ist weder weiß noch schwarz, Rassenvermischungen durften damals nicht sein und waren illegal. Er, als Sohn einer Xhosa und eines Schweizers, wächst in der Zeit des Apartheitsregime in der südafrikanischen Township Soweto auf. Seine Mutter ist eine Rebellin, eine Kämperin und Gottesgläubige. So kommt es auch immer wieder zu neuen Herausforderungen (natürlich von Gott geschickt) denen beide sich stellen müssen. Trevor erzählt nun in seinem Buch 18 Geschichten bzw. Erlebnisse aus den verschiedensten Jahren. Anfangs als er sich nie wirklich mit seiner Mutter oder Vater zeigen durfte und sich daher hauptsächlich in Räumen aufhielt. Er erzählt von dem Vorfall als ihn seine Mutter aus einen fahrenden Bus stößt um ihm das Leben zu retten oder anderen Vorfällen, wie er einmal gestohlen hat und als Weißer durchging, von seinen ersten Erfahrungen mit Mädchen...

"Wenn ein amerikanischer Ureinwohner zu den Wölfen betet, ist er ein Wilder. Wenn ein Afrikaner zu seinen Vorfahren betet, ist er primitiv. Aber wenn Weiße zu einem Typen beten, der Wasser in Wein verwandelt, tja, dann ist das vollkommen vernünftig."

Auch wenn es mir schwer fällt hier meine Meinung zu äußern... Dieses Buch ist einfach nichts für mich. Ich kam in seine Erzählweise nicht rein und hab mich trotz der verrückten Umstände, in denen er aufgewachsen ist, mehr oder weniger gelangweilt. Die Zwischenkapitel, die jede Erzählung von einander trennen, enthalten genaueres über die Situation des Landes oder weitere Erklärungen und Gedanken, waren für mich persönlich leider oftmals spannender als jede der 18 Geschichten selbst. Ich weiß nicht warum, denn eigentlich bin ich ein großer Fan besonderer, biografischer Geschichten, aber hier ist der Funke einfach nicht übergesprungen. Gut, ich muss auch zugeben ich Trevor Noah überhaupt nicht kenne und seine Berühmtheit quasi auch an mir vorbeigezogen ist. Vielleicht ist es daher auch schwieriger eine Bindung zu dem Gelesenen aufzubauen, vielleicht ist sein unterschwelliger Humor auch einfach mit meinem Sinn nach Komik nicht kompatibel oder ich habe einfach gänzlich was anderes unter "ein fesselndes Buch - aufrüttelnd, traurig, komisch" erwartet.
Auch wenn ich gerne die Begeisterung aller anderen über dieses Buch teilen würde, möchte ich an dieser Stelle dazu raten sich zunächst etwas mit Trevor Noah zu beschäftigen. Sofern man auf einer ähnlichen Wellenlänge mit ihm ist, ist diese 'Autobiografie' sicherlich super, aber so kann ich in diesem Fall nur zwei Sterne geben, denn mehr ist einfach nicht drin.

Veröffentlicht am 26.09.2019

Ein dahinplätschernder Urlaub mit Konfliktstellung

So also endet die Welt
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Mit einem recht typisches Urlaubs-Szenario beginnt Philip Teirs Roman "So also endet die Welt" . Julia und Erik wollen gemeinsam mit ihren Kindern Anton und Alice Urlaub im familiären Sommerhaus an der ...

Mit einem recht typisches Urlaubs-Szenario beginnt Philip Teirs Roman "So also endet die Welt" . Julia und Erik wollen gemeinsam mit ihren Kindern Anton und Alice Urlaub im familiären Sommerhaus an der finnischen Westküste machen. Sie ist eine bekannte Autorin, möchte ihrer Schreibblockade entfliehen und hier versuchen einen zweiten Roman zu schreiben. Erik wurde kurz vor ihrem Urlaub entlassen und versucht dies vor seiner Frau geheim zu halten und die Zeit zu nutzen eine neue Lösung zu finden. Die beiden Kinder scheinen von der kleinen Idylle mitten in der Natur ohne (viel) Netz und Freunden nicht ganz so begeistert zu sein. Doch mit der Zeit ändert sich alles. Julia zieht sich immer weiter zurück und Erik verfällt dem Alkohol. Als dann noch Julias Jugendfreundin Marika mit einer Gruppe von Umweltaktivisten oder besser gesagt neumodischen Hippiegruppe auftaucht, scheint die Familie noch einmal vor ganz neuen Herausforderungen zu stehen - Eine neue Liebe, neue Erkenntnisse, ein Besuch der Eltern, neue Lebensformen und der Beseitigung ihrer inneren Konflikte.

"Zehn Wochen, dachte Julia jetzt.[...] Erst vor einer Stunde hatte sie darüber fantasiert, allein mit den Kindern zu leben, über ein anderes Leben, und als se sich jetzt an diese Vorstellung zurückerinnerte, kam sie ihr absurd vor."

Ach, was soll ich sagen? Wie der Klappentext schon verrät, passiert in diesem Roman zwischenmenschlich sehr viel. Philip Teir gibt seinen Charakteren sehr viel Raum und so entwickelt sich jeder unabhängig von den anderen und wirklich jeder bringt seine Probleme mit sich. Auch das aktuell recht wichtige Umweltthema scheint anfangs eine wichtige Rolle zu spielen, doch egal wie ich die Geschichte drehe und wende, am Ende bin ich von diesem Roman sehr enttäuscht. Philip Teir startet noch ganz gut und das erste Drittel würde ich sogar noch mit Maja Lundes "Die Geschichte des Wassers" vergleichen, doch dann driftet der gut geschriebene und unterhaltsame Roman in eine Geschichte ohne Tiefgang und wirkliche Aussagekraft ab. Alles plätschert dahin und alle Familienmitglieder kämpfen mit ihren inneren Konflikten. Als es dann schließlich um die Klimaerwärmung und die 'Hippie'Gruppe von nebenan geht, hatte ich zunächst die Hoffnung, dass sich hier nun das Ende der Welt nach und nach auftut. Doch das Ende sieht dann ganz anders aus... einzelne Probleme lösen sich und alles endet in einer neuen Aufbruchsstimmung.
Zwischendurch habe ich mich dann immer wieder gefragt, ob es vielleicht ein typisches Merkmal eines männlichen Autors bei solchen Geschichten wäre, dass hin und wieder gänzlich aus dem Nichts Informationen wie die Periode der Tochter Alice oder auch Sex ins Spiel kommen. Vielleicht ist es aber auch nur Zufall und unterstützt hier zahlreich den Plot... (Ironie) Jedenfalls die Grundidee des Romans finde ich gut, doch die Geschichte selbst ist stark ausbaufähig und somit kann ich hier weder eine Empfehlung aussprechen, noch mehr als 2 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 26.09.2019

Sogwirkung auf Abwegen

Schere, Stein, Papier
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Naja Marie Aidt hat mit "Schere, Stein, Papier" einen Roman geschrieben, von dem ich sehr viel erwartet habe. Eine Geschichte über die Bruchstellen des Lebens umgeben von verschiedenen Beziehungen bis ...

Naja Marie Aidt hat mit "Schere, Stein, Papier" einen Roman geschrieben, von dem ich sehr viel erwartet habe. Eine Geschichte über die Bruchstellen des Lebens umgeben von verschiedenen Beziehungen bis hin zur Verletzlichkeit des Einzelnen.
"Er fühlt sich wieder verfolgt, wie immer, aber diesesmal weder von Zombies noch von seinem Vater. Jetzt ist es ein Mädchen mit schwarzen Augen und langen glänzenden Haaren, das auf ihre Knie hinabblickt. Jetzt ist es er selbst."
Alles beginnt mit dem Tod von Thomas O'Mally Lindströms Vater. Dieser war kein Unschuldsengel, denn aufgrund eines oder gar mehrerer Coups saß er im Gefängnis. Thomas hatte schon in seiner Kindheit nichts mehr von ihm wissen wollen. Er wurde geschlagen und seitdem war sein Vater für ihn gestorben. Auch seine Mutter verlor er bereits recht früh an Brustkrebs. Einzig seine Schwester, der er das Leid in der Kindheit erspart hatte, hing sehr an ihrem Vater, an ihrem Bruder, ihrer eigenen Tochter. Generell scheint sie sehr anhänglich zu sein und so ist für sie auch skurrilerweise gerade der kaputte Toaster des Verstorbenen von enormer Bedeutung. Obwohl sie beide das Erbe ausgeschlagen haben, statten sie der ehemaligen Wohnung des Vaters einen Besuch ab. Doch diese wurde aufgebrochen. Irgendjemand hat etwas gesucht. Und als Thomas etwas später von seiner Schwester gebeten wird den Toaster zu reparieren, wird ihm auch klar was. Denn nach dem Aufschrauben macht er eine überraschende Entdeckung - ein Bündel Geldscheine eingepackt in Alupapier. Er behält es für sich, versteckt es und verliert nach und nach den Halt. Der Tod und das Geld scheinen wie ein Fluch. Er sieht in allem und jedem das Schlechte, will Gutes über seinen Vater nicht wahr haben und in ihm entfachen sich stets neue Aggressionen. Er ist nicht mehr er selbst und dann verliert beinahe alles.
"Du brauchst keine Angst zu haben. Da ist nichts mehr, was dir Angst machen kann. Es ist vorbei. Er ist tot, alles ist vorbei. Wir können ganz beruhigt sein."

Die Süddeutsche Zeitung weist diesem Roman eine "beklemmende Eindringlichkeit" zu, doch weder diese noch irgend ein Highlight konnte ich hier finden. Es begann irgendwie schon recht stockend mit den verschiedenen Protagonisten und den ständigen Dialogen. Nach einer Weile kam ich zwar 'rein' und Unverständnis und Ablehnung gegenüber Thomas O'Maly Lindströms Haltung stieg in mir auf und hat mich eigentlich immer mehr am Weiterlesen gehindert. Auch die fehlende Spannung und das eher Langatmige der Erzählung selbst, hat es mir in diesem Fall wahnsinnig schwer gemacht. Zwischenzeitlich habe ich das Buch unterbrochen und etwas anderes gelesen und dann erneut probiert in diese Geschichte einzusteigen, doch es blieb bei einer vielleicht ganz guten Grundidee in einem sehr langweiligen Kontext. Erst im letzten Drittel nimmt alles langsam Fahrt auf und genau das war für mich dann auch etwas zu spät und dann letztendlich da auch wieder zu viel. Die Time spricht von universellen Gefühlen, die zum Ausbruch kommen... Gut, selbst Langeweile ist ein Gefühl, Fassungslosigkeit und Unverständnis eher ein Zustand. Ich wurde mit diesem Roman leider nicht warm und umso länger ich darüber nachdenke, umso schwieriger wirkt er auch. Und so gerne ich an dieser Stelle Begeisterung zeigen möchte, umso weniger fällt mir dazu ein. Sehr schade.

Veröffentlicht am 26.09.2019

Zeit für Helden. Zeit für Erinnerungen und Menschlichkeit.

Am Seil
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Spannende Geschichten und Fälle über die dunkle Zeit des Naziterrors gibt es viele, dennoch ist es nach wie vor wichtig, dass gerade diese sehr persönlichen Schicksalsfälle in Erinnerung gerufen werden ...

Spannende Geschichten und Fälle über die dunkle Zeit des Naziterrors gibt es viele, dennoch ist es nach wie vor wichtig, dass gerade diese sehr persönlichen Schicksalsfälle in Erinnerung gerufen werden und auf die großen Bedrohungen des Nationalismus aufmerksam machen.
Nun hat der Diogenes Verlag noch einmal eine ganz andere Sicht veröffentlicht. Es geht nämlich in "Am Seil" von Erich Hackl um den österreichischen Kunstschmied Reinhold Duschka, der während des Terrors die jüdische Chemikerin Regina Hilde Kraus sowie ihre Tochter Lucia von 1939 bis April 1945 versteckt hielt. Sie wird als Heldengeschichte deklariert, doch eigentlich geht es ihm ganz und gar nicht darum ein Held zu sein. Es ist eine noch größere Geste - die, der Menschlichkeit. Als die Tumulte im Land langsam größer werden, der Machtkampf um sich greift, Juden zum Tragen des Judensterns verpflichtet, etwas später zusammengedrängt und ausradiert werden, begibt sich Reinhold Duschka selbst in Gefahr. Er bietet Mutter und Tochter Unterschlupf in seiner kleinen Werkstatt. Natürlich dürfen die beiden nie auffallen, weder vor Fremden noch vor Freunden und weiteren Mietern innerhalb des Werkstättenhofs. Und obwohl in dieser Zeit alles strengstens zugewiesen wird, beschafft er ihnen Kleidung und Nahrung sowie Bücher für die kleine Lucia. Er bringt ihnen sein Handwerk bei und so bearbeiten sie täglich gemeinsam Metalle zu kleinen Kunstwerken und Nutzgegenständen, deren Erlös wiederum auf dem Schwarzmarkt in Lebensmittel investiert wird.

Als die Auswirkungen des Krieges über Wien hereinbrechen und erste Bomben fallen, können sie nicht wie alle anderen einfach so in einen Bunker Schutz suchen. Es ist zu gefährlich, denn jedes noch so kleine Misstrauen anderer, jede Ausweiskontrolle, jeder Verdacht, dass sie Juden sind, kann sie der Gestapo, dem Tod oder der Gaskammer selbst ausliefern. Als der Hof bei einem Bombenangriff schwer beschädigt wird, überleben Regina und Lucia nur knapp und stehen erneut vor dem Nichts ...



Erich Hackl beschreibt auf gerade einmal 117 Seiten eine sehr bewegende Geschichte und Erinnerung. Der Klappentext fast es so schön zusammen: Es ist die Geschichte "Wie sie zu dritt, an ein unsichtbares Seil gebunden, mit Glück und dank gegenseitigem Vertrauen überlebten." Sie zeigt, die stets lauernde Bedrohung, ihre Ängste, Hoffnungen und Trauer. Es ist dieser Kampf ums Überleben, der eigentlich stets still und heimlich geschehen muss. Das Ziel nicht aufzufallen, egal was passiert und doch entscheidet am Ende die Menschlichkeit und Güte. In dieser Geschichte endet es positiv. Sie haben ihren Kampf überlebt. Nicht jeder hatte dieses Glück, wenn man hier überhaupt im Ansatz von Glück sprechen darf. Es ist das überlebte Grauen. Das, was heutzutage in vielen Nationen und rechten Gruppen neu entfacht. Dieser Hass und diese Aggressionen und gesuchte Andersartigkeit, die zu Ausgrenzung von vermeintlichen Minderheiten führt. Doch wir sind alle eins. Wir sind Menschen. Und auch, wenn alle einem Verrückten blind hinterherlaufen, gibt es stets auch Menschen, die sich für andere opfern. Menschen, so wie Reinhold Duschka.

Was soll man sagen? Denn so ein Buch als toll oder großartig zu betiteln, wirkt mir irgendwie befremdlich. Es ist ein wahrer Tatsachenbericht in Form einer Geschichte, die eben auch das Gute im Menschen verdeutlicht. Ich wünschte mir, dass dieses Leid, diese Erfahrungen einen Jeden erreichen, bewegen und zu mehr Offenheit führen.

Veröffentlicht am 26.09.2019

Jugendliebe - Über das Finden und sich wieder verlieren, das große Glück und den tiefen Fall

Den Himmel stürmen
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In Paolo Giordanos Roman "Den Himmel stürmen" besucht Teresa, wie jedes Jahr in den Sommerferien, ihre Oma in Apulien. Eigentlich ein sehr ruhiger Ort und für das Mädchen scheint das Leben dort oftmals ...

In Paolo Giordanos Roman "Den Himmel stürmen" besucht Teresa, wie jedes Jahr in den Sommerferien, ihre Oma in Apulien. Eigentlich ein sehr ruhiger Ort und für das Mädchen scheint das Leben dort oftmals still zu stehen. Doch dies soll sich schleunigst ändern, als sich Bern und Teresa erstmals in die Augen sehen. Bern, Tommaso und Nicola werden auf dem benachbarten Hof von Cesare und seiner Frau sehr isoliert, unter dem Schirm Gottes erzogen. Sie seien eine Art Sekte, so heißt es.

Als Teresa sie dann eines Abends im Pool ihrer Oma entdeckt, ist es um sie geschehen. Teresa wirkt fasziniert von den Jungs und möchte mehr über sie erfahren. Angezogen von Bern, besucht sie die Jungs nun beinahe täglich auf dem Hof. Zwischen den Vieren entwickelt sich zunächst eine Freundschaft und mit den nachfolgenden Sommern entfacht zwischen ihr und Bern auch die erste große Liebe. Als er dann im darauf folgenden Jahr nicht mehr da ist, möchte Teresa von Apulien nichts mehr wissen. Sie verlieren sich aus den Augen.
Als Teresas Oma verstirbt und ihr die Villa vermacht ist sie beinahe gezwungen zurückzukehren. Beim Begräbnis taucht Bern wieder auf, die Anziehung entfacht sich neu und es beginnt für Teresa ein neues, altes Abenteuer. Sie bricht ihr Studium ab, zieht zu Bern und seinen Freunden, die nach dem Verschwinden Cesares den Hof besetzt haben und nur im Einklang mit der Natur leben wollen. Am Rande der Legalität setzen sie sich für die Freiheit von Tieren und insbesondere für Olivenbäume ein. Doch alles scheint sich mehr und mehr zuzuspitzen bis Teresa am Ende beinahe alles verliert. Aus dem einstigen Abenteuer, wird ein Kampf um die Existenz, um Freundschaft und vor allem um Verständnis.

Dieses Buch nahm mich mit auf eine Reise. Eine Reise über 20 Jahre hinweg, in ein fremdes Leben, das ganz und gar nicht einfach erscheint und im Vergleich zu meinem gänzlich verschiedenen ist.Teresa und Bern, eine blinde Liebe, die normalerweise schöner nicht sein könnte, aber hier oftmals zur Genervtheit meinerseits führte. Gerade Teresas Naivität und das Hinterherlaufen mit der rosaroten Brille, die ihr ganzes Leben durcheinander bringt, fernab von Sinn und Verstand empfand ich häufig als sehr schwierig - nicht im Sinne vom Lesen und Verstehen, sondern vom Menschlichen aus betrachtet. Dennoch verursachten die Handlungen und Gespräche mit und um sie herum ein sehr emotionales Erlebnis aus Mitfreude, Hoffnung, Trauer, Frust und Wut. Giordano hat es geschafft im Rahmen dieser Geschichte ein Wechselspiel aus Sehnsucht, Nähe, Verlust, Angst, Vertrautheit und einen Hauch Glauben und Beständigkeit einzufangen, umgeben von der Weisheit und Liebe der Familie und der Großmutter Teresas. Die Aufs und Abs machen diese Geschichte so spannend möglich. Sie ist wie das Leben selbst. Für mich war hier kein Wort zu viel, keine Handlung zu wenig. Giordano hat mich mit seiner Geschichte in den Bann gezogen, denn wenn er etwas kann, dann Gefühle und Stärke in einzelne Worte und Umschreibungen zu packen, die manchmal erst etwas brauchen, bis sie ihre gesamte Wirkung entfalten und einen gänzlich aufwühlen.
Es ist ein Roman, für alle, die etwas mit Empathie, Gefühlen und Liebe anfangen können, fern ab von schnulzigen Happy Ends, mit großartigen Wendungen und einem großen Geheimnis.