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Veröffentlicht am 09.10.2017

Glück ist die Idee von Glück

Herrn Haiduks Laden der Wünsche
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Ein Buch das Glück und Pech vereint - "Herrn Haiduks Laden der Wünsche" von Florian Beckerhoff. Es beginnt als recht ruhige Geschichte. Wir lernen Herrn Haiduk und seinen kleinen Zeitschriften- und Lottoladen ...

Ein Buch das Glück und Pech vereint - "Herrn Haiduks Laden der Wünsche" von Florian Beckerhoff. Es beginnt als recht ruhige Geschichte. Wir lernen Herrn Haiduk und seinen kleinen Zeitschriften- und Lottoladen kennen. Doch diese Ruhe ist plötzlich vorbei, als seine Kundin Alma einen Lottoschein findet. Es war das Gewinnerlos des großen 13 Millionen Jackpots, doch statt es für sich zu behalten, möchte sie den rechtmäßigen Eigentümer finden. Gemeinsam mit Herrn Haiduk und seinem Angestellten Adamo beginnt nun eine spannende Suche.

"Die Situation ist kompliziert, da wir den Gewinner finden müssen, dadurch aber sein Leben zerstören könnten. Wir tragen eine große Verantwortung, verstehen Sie? So ein Glück kann schnell Pech werden ..."

Sie rufen zu einer Art Casting auf. Jeder, der meint, der rechtmäßige Eigentümer zu sein, bekommt die Chance sich vorzustellen. Wir lernen allerhand komisch bis abstruse Charaktere kennen und eine Art Kampf um das große Glück entsteht. Mit viel Witz und ... schafft Beckerhoff den Leser in diese Geschichte mit eintauchen zu lassen und zum Mitfiebern zu bewegen.

"Die Aussicht auf so viel Geld wird die Leute ganz schön verändern, ein bisschen so wie im Flugzeug, wenn sie plötzlich Todesangst kriegen, nur eben andersrum. "

Alles in allem ist es eine eher niedliche Geschichte über Glück und Freundschaft, Neid und Gier. Leider gelingt es dem Autor nicht, meine Begeisterung bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. Meine Erwartungen waren aufgrund des Klappentextes recht hoch. Das Ende mit der Auflösung, Kehrtwende und dessen Übergang ist für mich einfach nicht optimal und eher enttäuschend. Da der Ausgang der Geschichte eigentlich das Spannendste am gesamten Buch ist, spiegelt sich dies auch deutlich in meiner Bewertung wieder. Schade!

Veröffentlicht am 08.10.2017

"Ansichten eines Sterbenden"

Am Leben Sein
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"Ich kenne einen Menschen, der mit 17 Jahren erfuhr, dass er an einer unheilbaren, fortschreitenden Erkrankung leidet, die im Laufe der nächsten 3 bis 6 Jahren zum Tode führen sollte." - Sein Name ist ...

"Ich kenne einen Menschen, der mit 17 Jahren erfuhr, dass er an einer unheilbaren, fortschreitenden Erkrankung leidet, die im Laufe der nächsten 3 bis 6 Jahren zum Tode führen sollte." - Sein Name ist Paul.

Bei dem Buch "Am Leben Sein" von Ines Schmidt handelt es sich in dem Sinne nicht um einen Roman oder Sachbuch, es ist etwas viel Persönlicheres. Ihr Sohn Paul erfuhr mit 17, dass er an der unheilbaren, fortschreitenden Erkrankung ALS leidet. Aus der Sicht seiner Mutter Ines und seiner besten Freundin und Seelenverwandten Franzi begleiten wir Paul bei seinem Kampf ums Leben bis hin zum letzten Atemzug.

"Manchmal muss man glauben, um zu sehn, dass es noch mehr gibt, [...] Und so dreh ich mich immer weiter, immer weiter. Und irgendwann seh ich mein Leben, immer noch im Zweifel stehn, das würd ich mir nie vergeben, dieses Leben ist zu schön."

Ihr Buch zeigt einem erneut, wie wertvoll das Leben ist, dass Lebenswillen so wahnsinnig wichtig ist und man vor allem eines: Nie aufgeben soll, solange bis einfach nichts mehr geht. Dieses Buch ähnelt einer Erzählung, einem Tagebuch gepaart mit Bildern und Liedern. In ihm steckt so viel Mut, Kraft und Freude am Leben, aber auch das mit der Erkrankung verbundene Leid und die Trauer. 162 Seiten plus Audio-CD, die so viel Raum für Emotionen, Gedanken und Leben bieten. Es ist einzigartig in dem, was es aussagt und dabei kein gewöhnliches Buch und vielleicht kann auch nicht jeder damit etwas anfangen, aber ich wünsche mir, dass dieses kleine Buch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit in dieser großen Welt bekommt. Mit dem Kauf geht ein Großteil des Autorenerlöses an ALS-mobil e.V. sowie an den Interdisziplinären Bereich für Paliativmedizin der Universitätsmedizin Rostock. Also warum nicht ab und zu mal etwas Gutes tun, wenn man ein Buch kauft oder anderen helfen, egal in welcher Form auch immer. Nur zusammen ist das Leben ein Stück einfacher, auf alles andere haben wir oftmals leider keinen Einfluss.

"Musik öffnet, genau wie die Liebe, den Blick für das Leben, den Sinn unseres Seins. Musik ist so unglaublich kraftvoll wie die Liebe. Für Paul war sie die Kraftquelle überhaupt. Er lebte mit ihr, von ihr, durch sie, und starb mit ihr!"

Veröffentlicht am 04.10.2017

"die Kluft zwischen dem, was ich sein sollte, und dem, was ich bin, nie größer war." – Zwischen Glaube und Wissenschaft

Die Schlange von Essex
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"Die Schlange von Essex" – ein Roman, in dem Wissenschaft und Glaube aufeinandertreffen. Nach dem Tod ihres Mannes blüht Cora Seaborne förmlich auf. Sie ist eine wohlhabende Frau, die nun ihrer neu entfachten ...

"Die Schlange von Essex" – ein Roman, in dem Wissenschaft und Glaube aufeinandertreffen. Nach dem Tod ihres Mannes blüht Cora Seaborne förmlich auf. Sie ist eine wohlhabende Frau, die nun ihrer neu entfachten Leidenschaft für Geologie und Naturkunde nachgehen will. Normalerweise gehört sich solch ein Verhalten für eine Frau ihres Standes nicht und auch so stößt sie nicht gerade auf Begeisterung ihrer Kinderfrau Martha, die sich sehr um ihren Sohn Francis bemüht. Da kommen ihr die Neuigkeiten aus Essex gerade recht.

"Stellen Sie sich nur vor, wir könnten an einem so langweiligen Ort wie Essex einem solchen Tier begegnen! Stellen Sie sich vor, was das bedeuten würde ... Es wäre ein weiterer Beweis dafür, wie alt unsere Erde ist, und dass wir unser Leben der natürlichen Entwicklung verdanken und nicht irgendeiner Gottheit ..."

In Essex lernen sie Pfarrer William und seine Frau Stella kennen, ihre Ansichten könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Cora und Stella sich für die Mythen begeistern können, möchte William, dass endlich wieder Ruhe in seiner Gemeinde einkehrt. Neben mehrerer Dispute kommen sich Will und Cora zusehend näher, was von seiner kranken Frau, so scheint es, noch zusätzlich unterstützt wird. Stella wird zur verständnisvollen Freundin für Francis und hofft gemeinsam mit ihm dem ganzen Spuk bald ein Ende setzen zu können. Doch wird ihr das gelingen? Was wird aus Cora und was hat der Wundarzt mit der ganzen Sache zutun? Und werden sie die Schlange jemals zu Gesicht bekommen?

"Oh ja, es ist teuflisch zu wissen, dass das Jüngste Gericht bevorsteht und keiner sich verstecken kann; aber Sie hoffen darauf, nicht war, sie hoffen; Sie werden alles auf sich nehmen, Hauptsache, Sie bekommen es mit eigenen Augen zu sehen ..."

Nicht nur die Sprache macht diesen Roman so einzigartig. Sarah Perry erschafft ein faszinierendes Gesamtbild aus Neid, Angst, Aberglaube, Mythen, Liebe und Krankheit. Wir tauchen ein in das viktorianische Zeitalter und lernen neben historischen Missständen in London viel über das damals vorherrschende Standbild und die Klassengesellschaft kennen. Schon recht früh meint man den Ausgang der Geschichte erahnen zu können, doch die weiterführende Handlung überrascht; meiner Erwartungshaltung hingegen kann sie nicht ganz Stand halten.

"Wir glauben zu wissen, in welche Richtung wir zielen müssen, und vielleicht liegen wir gar nicht so falsch ... Aber dann am nächsten Morgen sehen wir alles in einem anderen Licht und merken, dass wir uns vielleicht doch in der Richtung geirrt haben."

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Originalität
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 02.10.2017

"Wenn du nicht stirbst, lebst du."

Die Insel der Freundschaft
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"Die Insel der Freundschaft" ist ein recht vielschichtiger Roman. So finden hier neben der erwarteten Freundschaft zwischen Menschen, eine besondere Beziehung zu Tieren, Fachliches über die Käseherstellung, ...

"Die Insel der Freundschaft" ist ein recht vielschichtiger Roman. So finden hier neben der erwarteten Freundschaft zwischen Menschen, eine besondere Beziehung zu Tieren, Fachliches über die Käseherstellung, Traditionen, Weisheiten über das Träumen und Scheitern sowie Hin- und Aufgabe ihren Platz. Wir begleiten Ryosuke, der seine Stelle als Koch verlor und nun als Bauarbeiter auf einer abgeschiedenen Insel, mitten im Pazifischen Ozean anheuert. Dort soll er zunächst mit seinen neu gewonnenen Freunden Kaoru und Tachikawa einen Graben für eine Wasserleitung ausheben, doch sein eigentliches Ziel ist ein ganz anderes. Ryosuke hofft hier Antworten zu finden - den Sinn des Lebens und mit ihm den Mann, von dem seine verstorbene Mutter so viel gesprochen hat.

"Ich glaube, auch Menschen wandeln sich im Fluss der Zeit. Vielleicht sind wir sogar dazu geboren worden, immer wieder Neues zu empfinden."

Auf dem Festland hatte Roysuke alles verloren. Der Tod seines Vaters hatte ihm schwer zu schaffen gemacht und eigentlich möchte er selbst auch Suizid begehen. Die Insel bietet ihm nun ein neues Lebensziel und noch dazu eine ganz besondere Freundschaft. Er trifft auf Hashi, dessen ursprünglicher Traum Ziegenkäse zu produzieren bislang gescheitert war und sich nun der Fischerei widmet. Mit Roysuke lebt dieser Traum neu auf und er lernt mit seinen Freunden die Käseherstellung kennen. Dies ist allerdings nicht ganz so einfach wie erhofft. Auch die Inselbewohner sind nicht allzu begeistert von den Neuankömmlingen und stellen ihnen einige Hindernisse in den Weg.

"Es geht uns doch allen gleich. Wenn wir uns etwas vornehmen, denken wir, wir müssten es um jeden Preis erreichen. Und wenn wir es doch nicht schaffen, fühlen wir uns gleich wie Versager. Aber ich weiß nur zu gut, was es heißt, sein Leben für einen Traum zu opfern. Ein Traum darf ruhig auch ein Traum bleiben."

Durian Sukegawa zeigt uns mit diesem Roman, dass Aufgeben niemals ein Ziel sein sollte und Träume niemals alles sind. Er erschafft mit nur wenigen, klaren Worten ein detailliertes Bild voller Neugier, Wünsche und Weisheit. Leider bleiben am Ende sehr viele Fragen ungeklärt, was das Buch nicht weniger schön macht, aber den Leser etwas enttäuscht zurück lässt. Da sich sehr viel Tiefgründigkeit auch zwischen den Zeilen versteckt, würde ich dieses Buch nicht unbedingt jedem zu empfehlen.

"Er legte sich auf den Boden und blickte in den Himmel, an dem kleine, leuchtende Wolken vorbeizogen. Sie ähnelten sich, und doch hatte jede Wolke ihre ganz eigene Form. [...] Vielleicht waren die wallenden Wolken so strahlend weiß, weil sich in ihnen die Seelen unzähliger Lebewesen sammelten."

Veröffentlicht am 30.09.2017

Evas Geschichte - verstörend, aber langatmig

Und es schmilzt
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Lize Spit nimmt uns mit ihrem Roman "Und es schmilzt" mit in die Erlebniswelt von Eva. Bereits zu Beginn stellen sich viele Fragen um sie und einen Eisblock. Eva sieht sich selbst nicht als ein normales ...

Lize Spit nimmt uns mit ihrem Roman "Und es schmilzt" mit in die Erlebniswelt von Eva. Bereits zu Beginn stellen sich viele Fragen um sie und einen Eisblock. Eva sieht sich selbst nicht als ein normales Mädchen. In ihrer Familie gibt es wahnsinnige Probleme. Alkohol. Suizidgedanken. Eine von Ticks besessene Schwester. Keine Liebe."Ich ging weg, wünschte mir, wir wären dümmer oder weniger sensibel, wie die meisten unserer Nachbarn, wie Laurens' Eltern. Dann hätte sie mir fester ins Gesicht geschlagen, mit einer eisernen Suppenkelle zum Beispiel, mir genug weh getan, um sie zu hassen, um zumindest weinen zu dürfen."

Nun gut, die Ausgangslage verspricht sehr viel. Es folgt jedoch eine sehr langatmige Umschreibung ihrer Kindheit und die Reise mit ihrem Eisblock. Mit jeder Seite erwartet man, dass die zu Beginn aufgeworfenen Fragen beantwortet werden und etwas schreckliches passiert. Und ja, es kommt spät. Spät, aber dafür knallhart und verstörend. Ich habe noch nie so viel Mitleid empfunden - Mitleid mit Eva, mit ihrer verhaltensgestörten Schwester Tesje und ihrer dem Alkohol verfallenen Familie. "Wenn ich mir ihre bleichen, dünnen Schenkel und ihre violett verfärbten Krampfadern ansah, erkannte ich, dass ich dabei war, sie kaputtzumachen." Kinder können so wahnsinnig grausam sein. Nie ließ mich ein Roman so fassungslos und erschüttert zurück.

"Und es schmilzt" ist ein Roman, von dem ich sehr viel erwartet habe und leider enttäuscht wurde. Dieser Roman kursiert bereits eine Weile in aller Munde und entweder findet man ihn spannend, makaber, grausam oder eher fraglich und langweilig. Ich gehöre großteils eher der zweiten Gruppe an. Eine klarere Richtung und Kürzung würde dem Ganzen sehr gut tun. Mehr kann ich leider dazu auch nicht sagen.