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Veröffentlicht am 29.06.2021

sommerlich-leichte Liebesgeschichte mit auch ernsten Themen

Kaputte Herzen kann man kleben
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Luisa ist alleinerziehend und voll berufstätig. Für sie ist es oft schwierig alles unter einen Hut zu bekommen und dabei noch das Gefühl zu haben, allem und jedem Gerecht zu werden. Als ihr Körper die ...

Luisa ist alleinerziehend und voll berufstätig. Für sie ist es oft schwierig alles unter einen Hut zu bekommen und dabei noch das Gefühl zu haben, allem und jedem Gerecht zu werden. Als ihr Körper die Notbremse zieht, ist sie gezwungen, sich eine Auszeit zu nehmen, sich zu regenerieren und dann hoffentlich mit neuer Kraft wieder einsteigen zu können. Gemeinsam mit ihrer Tochter Amelie fährt sie zu ihrer Tante Mimi nach St. Peter-Ording um dort den Sommer zu verbringen. Schon die frische Nordseeluft tut der abgespannten Hebamme unglaublich gut, doch das ist noch längst nicht alles, was der Trip in den Norden für sie bereit hält.

Protagonistin Luisa nimmt den Leser aus der Ich-Perspektive mit. So ist man sehr intensiv mit der 45jährigen unterwegs und erhält detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, in denen sich im Verlauf der Geschichte so einiges tut. Ich fand es schön, die Entwicklung von Luisa mit zu verfolgen und zu erleben, wie sich Stück für Stück etwas in ihrem Kopf ändert, wie sie sich frei macht von einigen Zwängen der Gesellschaft und selbstauferlegten Pflichten, die gar nicht immer in der Form nötig sind. Dabei hilft ihr die neue Umgebung und die vielen tollen Menschen, die sie in St. Peter-Ording kennenlernt. All die Personen, die dazu kommen, lassen ein sehr buntes und abwechslungsreiches Figurenbild entstehen und es wird wahrlich niemals langweilig. Die Charaktere können sowohl Spaß miteinander haben, als auch über ernste Themen sprechen und sich gegenseitig auffangen. Manchmal mag man den Eindruck haben, die Fülle an „schrägen“ Charakteren ist recht groß, aber eigentlich sind sie alle nur mitten aus dem Leben gegriffen und man kann sich gut vorstellen, dass Luisa tatsächlich auf so eine aufgeweckte, lebhafte Truppe trifft, die sich genau deswegen gefunden hat und so gut versteht, weil sie zu einem gewissen Teil ähnlich Sorgen haben oder hatten und sich als Gemeinschaft sehen, die füreinander da sein und sich unterstützen wollen, damit die Probleme ein bisschen weniger schwer auf ihnen lasten. Auch wenn Luisa im Mittelpunkt der Handlung steht, erfährt man auch von den anderen, was sie umtreibt, mit was für Hürden sie zu kämpfen haben und wie sie versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen, ohne vollständig dabei auszubrennen. Dabei ist es okay, Fehler zu machen und es wieder zu versuchen, eine Einstellung, die ich sehr mochte.
Auch Luisas Tochter Amelie (8) mochte ich richtig gern. Man kann im Buch miterleben, wie sie aufblüht und selbstständiger wird, sich den Herausforderungen und Aufgaben auf dem Hof ihrer Großtante stellt und sichtlich Spaß dabei hat. Die ländlich geprägte Umgebung ist eben auch so ganz anders als die Großstadt München, in der sie aufwächst.
Schön fand ich auch, dass nicht immer alles war, wie es zunächst wirkte. Viele der Charaktere hatten noch mehr zu „bieten“ als man auf den ersten Blick sieht. Geheimnisse, Päckchen, die sie zu tragen haben, verletztes Vertrauen, Trauer, Wut und Frust spielen unter anderem eine Rolle. So fließen wie nebenbei ganz verschiedene Themen in die Handlung mit ein und waren, für mein Empfinden, gut in die Geschehnisse eingeflochten und zeigen, wie vielfältig das Leben ist. Es werden nicht nur die Sonnenscheinseiten betrachtet und wirkt damit einfach authentisch. Liebe, Freundschaft und Familie werden in unterschiedlicher Weise thematisiert, ebenso verschiedene Krankheiten, finanzielle Probleme, Homosexualität, Verantwortung, Erziehung und auch Dinge, die speziell und nur Luisa betreffen, wie ihren Job als Hebamme und ihre allgemeine Situation.

Der Schreibstil von Kristina Günak hat mir wieder gut gefallen. Sie hat eine tolle Art zu schreiben und einen mit durch die Geschichte zu nehmen. Das Buch hat sich sehr zügig und flüssig lesen lassen und trotz der vielen ernsten Themen, die in der Handlung enthalten waren und die Stimmung dadurch auch mal gedrückt haben, wurde eine gewisse Leichtigkeit erhalten. Die tollen Beschreibungen der Umgebung haben ein schönes Bild in meinem Kopf entstehen lassen. Das Meer ist einfach ein toller Ort, an dem man gut die Seele baumeln und ebenso gut nachdenken und sich irgendwie erden kann.
Bis auf ganz kleine Kritikpunkte mochte ich die Entwicklung in der Handlung richtig gern. Es wirkte stimmig und passte auch zu den Charakteren, ihren Vorstellungen und Wünschen, aber auch zu ihren Schwierigkeiten. Es gab zahlreiche wundervolle Augenblicke und auch Aspekte und Gespräche, die einen zum Nachdenken bringen oder in denen man sich evtl. selbst wiederfinden kann.
Zum Ende hin ging es mir dann allerdings fast etwas schnell. Da hätte ich gern noch mehr Einblicke gehabt und etwas intensiver erfahren, wie es für Luisa und die anderen weiterging, welche Steine sie noch aus dem Weg räumen mussten und so weiter. So wirkte es unproblematischer und beschleunigter, als es höchstwahrscheinlich gewesen sein wird. Trotzdem hat mich der Abschluss des Buches zufriedengestellt, auch wenn sich ein Großteil des Weges im Verlauf abgezeichnet hat.
Fazit

Eine wirklich schöne Geschichte, die sich sehr schnell hat lesen lassen. Mir hat die die Kombination aus der Ernsthaftigkeit und dem sommerlichen Feeling gut gefallen. Die Entwicklungen sind nicht alle überraschend, aber das ist es in Liebesgeschichten ja auch eher selten, trotzdem mochte ich den Weg zum Ziel sehr gern. Es gab einige Stolpersteine, aber auch viele tolle Momente, in denen Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe es für die Charaktere erträglicher und hoffnungsvoller gemacht hat.

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  • Charaktere
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  • Gefühl
Veröffentlicht am 21.06.2021

offene und ehrliche Einblicke, sehr angenehm zu lesen, macht nachdenklich und hat beeindruckt

Freiheit in mir
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Für Gil Ofarim lief wahrlich nicht alles nach Plan in seinem Leben. Als Teenager ist er musikalisch durchgestartet, doch der einstige Erfolg war nicht von Dauer. Es folgten harte Zeiten mit zahlreichen ...

Für Gil Ofarim lief wahrlich nicht alles nach Plan in seinem Leben. Als Teenager ist er musikalisch durchgestartet, doch der einstige Erfolg war nicht von Dauer. Es folgten harte Zeiten mit zahlreichen Rückschlägen, neuen Versuchen, anderen Projekten, Zweifeln, Hoffnungen und mit verschiedenen Menschen, die ihn inspiriert, motiviert und unterstützt haben. Und selbst wenn man im ersten Moment vielleicht denkt „sein Leben ist so ganz anders als das eigene“ so wird man beim Lesen der Biographie dann vielleicht doch immer wieder merken, wie viele Parallelen es möglicherweise doch gibt bzw. wie viele Dinge übertragbar sind und dass er am Ende auch nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen und Ecken und Kanten ist und mit einem Weg, der nicht immer geradlinig verläuft, auf dem er sich aber dennoch selbst gefunden hat.
Mir hat der Schreibstil richtig gut gefallen. Ich fühlte mich durchweg gut mitgenommen und es wurde niemals langatmig, obwohl es in einer Biographie ja nicht den klassischen Spannungsbogen gibt, den man in anderen Geschichten hat. Ich hatte den Eindruck Gil Ofarim erzählt sehr ehrlich von den Dingen, die ihm passiert sind, die er erlebt hat, die ihn haben straucheln lassen und auch von den Sachen, die ihm geholfen haben, wieder aufzustehen, sich zu erden und weiter zu machen. Er wirkte auf mich dabei authentisch, was mir richtig gut gefallen hat. Es gibt Augenblicke zum Schmunzeln, aber auch Passagen, in denen Schmerz oder Nachdenklichkeit dominieren.
Natürlich berichtet Gil von den „Sonnenseiten“, von erfolgreichen Momenten und dem Rausch auf der Bühne, aber genauso offen schildert er auch, wie schwierig es zwischendurch war und geht dabei sowohl mit seinen eigenen Entscheidungen als auch mit denen von anderen kritisch um. Fehlentscheidungen einzugestehen, ist nicht leicht, aber wichtig, um wieder nach vorn schauen zu können, sich neu zu finden und weiter zu machen. Man erhält Einblicke in die ehrgeizige und disziplinierte Arbeit des Musikers und Schauspielers, der sich immer wieder neuen Herausforderungen stellt und bei denen dann Aufgeben keine Option ist. Aber man kann auch hinter die Mauern blicken und bekommt sehr persönliche Eindrücke von dem Menschen abseits der Öffentlichkeit, von Selbstzweifeln und privaten Schwierigkeiten und Hürden, von traurigen Augenblicken und motivierenden Erlebnissen.
Ich hatte nie das Gefühl, dass er mit irgendwem „abrechnet“, es wirkte eher wie ein ehrliches Aufzeigen von Schwierigkeiten und Sachen, die nicht optimal gelaufen sind. Eine Rolle spielte dabei zum Beispiel der Druck, den die Presse teilweise ausübt und den man aushalten muss, die Fehlmeldungen, die Probleme, die dabei dann auch im Privatleben entstehen. Eine gewisse Frustration und eine große Portion Unverständnis schwingt dabei mit – verständlicherweise – aber dennoch empfand ich es als nicht künstlich aufgeputscht oder überdramatisiert. Es muss unglaublich erschütternd, verletzend und auch einengend sein, wenn man auf Schritt und Tritt verfolgt wird und jeder sich dabei zusammenreimt, was ihm gutes Geld mit den Artikeln einbringt, egal ob es der Wahrheit entspricht oder nicht. Und trotzdem wirkte die Art, wie Gil Ofarim das beschreibt und versucht damit umzugehen, respektvoll, aber nicht beschönigt. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen all der Dinge, die er erlebt hat, hat er tolle Werte, die im Buch immer wieder zu spüren sind, die er auch zeitweise thematisiert und die er auch an seine Kinder weitergibt – einfach toll! Die Menschen, denen wir begegnen, die uns in unserem Leben begleiten, die uns nah sind, aber auch die, die sich von uns abwenden, uns etwas neiden oder obwohl sie uns gar nicht kennen, eine Meinung von uns haben, prägen uns und unsere Entwicklung. Eine Tatsache, die ihm bewusst ist und die immer wieder in unterschiedlicher Form aufgegriffen wird. Schön und berührend fand ich auch, wie er verschiedenen Menschen dafür dankt, wie sie ihn unterstützt haben, wie sie da waren, egal wie es ihm ging.
Gil Ofarim lobt sich selbst nicht in den Himmel, er geht durchaus kritisch mit sich und seinen Entscheidungen um, gesteht sich Dinge ein, die man sonst vielleicht lieber von sich wegschieben wollen würde. Es hat mich tief beeindruckt, wie offen er mit gewissen Aspekten umgeht und wie er immer wieder Worte findet, die einen abholen und mitnehmen und eben zeigen, dass er auch nur ein Mensch ist und manches gar nicht so anders ist, als bei einem selbst. So wurde ich auch immer wieder zum Nachdenken und Selbstreflektieren angeregt und ich schätze, viele Leser können aus diesem Buch etwas für sich mitnehmen. Am Ende muss natürlich jeder seinen eigenen Weg gehen und finden und einen eigenen Zugang zu gewissen Dingen entwickeln, aber möglicherweise können die Denkanstöße, die man erhält und die Art und Weise, die er damit umgegangen ist und einen Weg für sich gefunden hat, auch für andere funktionieren.
Fazit

Eine wirklich schöne Biographie, die auf mich sehr offen und authentisch wirkte. Man erhält Einblicke in die musikalische Entwicklung mit all den Höhen und Tiefen, ebenso aber auch in die persönlichen Bereiche, die den Menschen betreffen, der nicht auf der Bühne steht. Gil Ofarim musste einige harte Phasen und Rückschläge einstecken und doch hat er sich immer wieder aufgerappelt, hochgekämpft, seinen Weg gefunden, auch wenn er dabei vielleicht ab und an falsch abgebogen ist und sich neu orientieren musste. Einige Passagen haben mich sehr berührt, andere nachdenklich gestimmt, ich fühlte mich aber in jedem Fall durchweg mitgenommen von der angenehmen, lebensnahen Art, wie er schildert, was ihm widerfahren ist. Besonders schön finde ich seine Werte und Einstellungen, die er sich trotz all der Dinge, die er erlebt hat, erhalten hat und die ihm wichtig sind. Mit einigen seiner Aussagen und Herangehensweisen hat er mich beeindruckt und ich kann mir gut vorstellen, einige Passagen aus seiner Biographie erneut zu lesen. Das folgende Zitat aus dem Buch fand ich sehr treffend und möchte es als Abschluss meiner Rezension nutzen:

>>Du musst nicht immer perfekt sein; sei doch einfach nur der beste Gil, der du am heutigen Tag sein kannst.<<

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Veröffentlicht am 10.06.2021

informatives, toll gemachtes Erstleserbuch

Wieso? Weshalb? Warum? Erstleser, Band 1: Dinosaurier
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Was gab es für Dinosaurier? Wo haben sie gelebt? Was haben sie gefressen? Und wieso gibt es sie heute eigentlich nicht mehr? Diese und ähnliche Fragen stellt vermutlich fast jedes Kind irgendwann mal. ...

Was gab es für Dinosaurier? Wo haben sie gelebt? Was haben sie gefressen? Und wieso gibt es sie heute eigentlich nicht mehr? Diese und ähnliche Fragen stellt vermutlich fast jedes Kind irgendwann mal. Die längst ausgestorbenen Reptilien sind vielseitig und interessant, nicht nur für Grundschüler. In diesem toll gestalteten Sachbuch wird das Thema Dinosaurier anschaulich und gut verständlich für Erstleser präsentiert.

Die Gestaltung des Buches ist richtig toll. Illustrationen und Fotos unterstützen die Informationen und lassen alles sehr anschaulich werden. Die Schrift hat für Erstleser eine gute Größe, Überschriften und Gliederung sind farblich hervorgehoben und stechen sofort ins Auge. Dabei hat jedes Themengebiet eine eigene Farbe, die im Inhaltsverzeichnis schon ersichtlich ist. Damit kann man sich im Buch schnell zurechtfinden und orientieren, falls man einen bestimmten Bereich suchen sollte. Die Buchseiten sind ansprechend, interessant und trotzdem übersichtlich gestaltet. Die Textabschnitte sind nicht zu lang und trotzdem informativ, so wird man nicht vom Wissen erschlagen und wird nicht zu überreizt, kann aber trotzdem immer etwas mitnehmen. Teilweise sind die Abbildungen noch gesondert beschriftet, so dass man sich auch dort gut zurechtfinden kann.
Dass die Namen der Dinosaurier und die Zeitalter, in denen sie lebten, nicht unkompliziert sind, liegt eben am Thema selbst, rundrum ist das Buch jedoch sprachlich einfach gehalten und damit gut verständlich. Besonders schön finde ich auch die verschiedenen Leserätsel und Extras, die integriert sind. Zum einen lockern diese die Informationen etwas auf, zum anderen können die Kinder ihr Wissen damit auf spielerische Weise testen und aktiv werden.
Sehr niedlich ist auch der kleine Dino, der einen durch das gesamte Buch begleitet und alles sofort noch ein bisschen kindgerechter erscheinen lässt. Das kleine Kerlchen kann nämlich auch noch einiges entdecken und lernen auf seiner Reise durch das Sachbuch.
Fazit

Ein schön gegliedertes, informatives Sachbuch, das bestimmt jedem dinointeressierten Erstleser Spaß machen wird und gleichzeitig die Möglichkeit gibt zu verschiedenen Themen in Bezug auf die Reptilien etwas zu lernen. Besonders gelungen finde ich die Kombination aus anschaulichen Abbildungen, gut verständlichen, lehrreichen Texten und den Rätseln und Extras.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

bewegend, mit tollen Botschaften, aber nicht komplett überzeugend

Die Mitternachtsbibliothek
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Für Nora Seed gab es schon lange keine besonders glücklichen Zeiten mehr. Sie zweifelt an sich, an dem Sinn ihres Lebens und verliert immer mehr den Glauben daran, dass weitermachen sich lohnt. Als die ...

Für Nora Seed gab es schon lange keine besonders glücklichen Zeiten mehr. Sie zweifelt an sich, an dem Sinn ihres Lebens und verliert immer mehr den Glauben daran, dass weitermachen sich lohnt. Als die Dunkelheit ihrer Gedanken sie überspült und sie keinen Weg zurück ins Licht sieht, landet sie in der Mitternachtsbibliothek – einem Ort, in dem sie alle Lebenswege findet, die sie hätte gehen können, wenn sie sich an der einen oder anderen Stelle anders entschieden hätte. Nora bekommt die Möglichkeit, in ihre „anderen“ Leben reinzusehen, aber kann sie dort glücklich werden?

Es fällt mir ziemlich schwer das Buch zu bewerten und halbwegs spoilerfrei auf den Punkt zu bringen, mit welchen Gedanken und Gefühlen es mich zurück gelassen hat. Es gab einige Passagen, die ich wirklich richtig genial fand und aus denen ich viel mitgenommen habe. Aber es gab am Grundkonzept der Geschichte auch einige Aspekte, die mich gestört und eher unzufrieden gestimmt haben.
Das Hörbuch ist gekürzt, ich denke jedoch nicht, dass es wirklich daran gelegt hat, weil es am Aufbau der Geschichte an sich ja nichts geändert hätte. Auch wenn ich neugierig bin, welche Stellen rausgekürzt wurden und es natürlich möglich ist, dass es etwas geändert hätte, denke ich, dass der gemischte Gesamteindruck geblieben wäre. Teilweise habe ich auch ein wenig mit der sprachlichen Umsetzung gehadert. An sich mochte ich die Klangfarbe der Sprecherin und ich empfand es auch als passend, dass Nora eher emotionslos und gedämpft rüberkam. Ihre Depression hat sie schwer im Griff, nimmt ihr die Freude an vielen Dingen und letztendlich ja auch am Leben. Sie sieht nicht unbedingt so viel Sinn darin, sich ihre anderen, möglichen Leben anzusehen, lässt sich dann aber doch drauf ein und sucht immer wieder nach neuen Aspekten, die sie hätte anders machen können oder die sie vielleicht glücklicher machen würden. Die etwas gedrückte Grundstimmung und damit verbunden eben auch fehlende Euphorie in den einzelnen Situationen war also nicht unbedingt unauthentisch. Es passt zu Protagonistin Nora und dem dunklen Gefühlssumpf, der in ihr wütet. Auf die Dauer war es für mich persönlich dennoch etwas anstrengend zuzuhören. Für mein Empfinden war es nämlich durchaus so, dass es Augenblicke gab, in denen Nora sich wohler gefühlt und auch ein wenig Freude empfunden hat, doch davon habe ich nicht viel gespürt, was ich schade fand. Denn wenn in den kleinen Momenten deutlich geworden wäre, dass sich etwas in ihrer Gefühlslage ändert, hätte es die düsteren, bedrückenden Momente ebenfalls unterstützt und noch präsenter und eindrücklicher werden lassen.

Die Möglichkeit zu haben, in unterschiedliche, mögliche Leben reinzusehen, stelle ich mir faszinierend und beängstigend zugleich vor. Wie wäre alles gekommen, wenn man sich an der einen oder anderen Stelle anders entschieden hätte? Vermutlich eine Frage, die sich fast alle stellen. Es gibt doch fast immer irgendwas, was man bereut oder gern anders gemacht hätte. Vielleicht ist die Liste nicht bei jedem so umfangreich, wie bei Nora, aber ich schätze, jeder wird da irgendwas haben. Und selbst wenn man nicht bereut, so gibt es bei vielen ja unterschiedliche Berufe, die sie im Verlauf ihrer Kindheit und Jugend in Betracht gezogen hätten – was wäre, wenn man sich da anders entschieden hätte? Man hätte andere Leute kennengelernt, neue Erfahrungen gemacht und so weiter. Alles, was man erlebt, prägt einen, führt zu weiteren Entscheidungen, Veränderungen, zu Begleitern auf dem Lebensweg oder auch zum Verlust anderer, die dort eben keinen Platz mehr haben. Ein sowohl spannendes, umfangreiches, aber auch ziemlich ernstes und teilweise trauriges Thema. Und weil ich es so interessant und auch wichtig finde, darüber zu reden, nachzudenken und auch Depressionen und die Auswirkungen dieser auf die Lebenseinstellung und Gedanken ernst zu nehmen und zu thematisieren, fällt es mir so schwer, die Umsetzung zu kritisieren. Aber für mich persönlich hat es einfach nicht komplett funktioniert.

Ich verrate zwar jetzt nicht sehr viele inhaltliche Details, aber ich muss mich einem kleinen Spoiler bedienen, um zu erklären, was mein Problem daran war.
Nora reist nach und nach in unterschiedliche Leben und kann dort sehen, wie es ihr ergangen ist, wie sie sich entwickelt hat, welche Menschen noch in ihrem Leben sind und welche nicht. An sich finde ich das wirklich spannend und ich glaube, man kann da auch viele Aspekte für sich draus ziehen – was sie am Ende auch macht. Doch jetzt kommt das große ABER: wenn Nora in dem Leben ankommt, hat sie keinerlei Erinnerungen daran, wer sie in dem Leben ist, wo sie wohnt, wo sie arbeitet, wer die Leute um sie herum sind. Ist es da wirklich verwunderlich, dass sie sich dort nicht wohlfühlt? Wie soll sie denn entscheiden können, ob es ihr dort gefallen könnte, ob das ihr möglicher Weg gewesen wäre, wenn alles ein einziges Rätselraten ist und alle Menschen in ihrer Umgebung sie für komisch halten, weil sie sie plötzlich nicht mehr erkennt? Mal unabhängig davon, dass wir natürlich nicht einfach in einem „fremden“ Leben bleiben könnten, aber dieser „unnatürliche“ Aspekt hat mich nicht gestört. Nur kann Nora aus meiner Sicht die möglichen Vorteile ja gar nicht beurteilen, weil sie sich gar nicht einfinden kann. Sie hat nur ihre eigenen, „alten“ Erinnerungen und Gefühle und sucht jetzt nach Parallelen und Unterschieden, findet vieles aber einfach eher seltsam, weil sie sich nicht auskennt – absolut verständlich. Daraus ergeben sich dann eben weitere Entwicklungen und ich glaube, einige ihrer Schlussfolgerungen und Empfindungen wären so oder so die gleichen geblieben, trotzdem fand ich es schwierig, das Thema auf diese Weise aufzurollen. Wenn sie die Erinnerungen aus beiden Leben gehabt hätte, wäre es sicher irgendwie einfacher gewesen. Dann hätte ihr trotzdem nicht alles gefallen müssen oder brauchen, weil es eben vielleicht trotzdem nicht das ist, was sie gewollt hat oder braucht um glücklich zu sein, aber sie hätte zumindest irgendwie eine Chance gehabt.
Ich hoffe, daran kann man ein wenig sehen, was mein Problem mit dem Ganzen war, ohne dass ich zu viel verraten habe. Jeder Leser oder Zuhörer wird das sicher unterschiedlich empfinden, auch davon abhängig, worauf man selbst den Fokus am meisten legt und ich hoffe wirklich, dass die Geschichte Menschen finden wird, die daraus etwas mitnehmen und für sich rausziehen können, denn es gibt wirklich auch tolle Passagen und Szenen, die mir sehr nah gingen und mich nachdenklich gestimmt haben. Es gibt einige Botschaften, die man am liebsten in die Welt raus schreien möchte und die ich sehr mochte und damit Auszüge, die ich mir in dem Hörbuch mehrfach angehört habe.

Vielleicht gibt es gar keine leichten Weg, sondern nur Wege.

Nur ein Miniauszug aus einer der Passagen, die ich geliebt habe. Alles was sie dazu sagt und wie ihr klar wird, dass es nicht immer etwas besser macht, wenn man etwas geändert hätte, sondern es dann eben nur einen neuen Weg gibt, der Positives, aber auch Negatives mit sich bringen kann und der eben einfach anders ist, ob einem das anders dann besser gefällt, das wird man sehen. Wie Nora ihre Gedanken mit den anderen teilt und ihr dabei Stück für Stück bewusst wird, wovor sie sich bisher verschlossen hat, fand ich wirklich toll zu verfolgen und aus diesen Szenen habe ich selbst auch einige Gedanken mitgenommen.
Fazit

Ein Hörbuch, das mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Auf der einen Seite mag ich viele der Botschaften, die besonders mit Voranschreiten des Buches in die Handlung eingebaut sind und ich finde es sehr wichtig, auch über so nachdenklich, teilweise düstere, bedrückende Themen wie Depressionen und den Verlust des Lebenswillens zu reden. Auf der anderen Seite konnte mich das Grundkonzept der Reisen in die unterschiedlichen Leben aber eben nicht komplett von sich überzeugen. Mir ist zwar bewusst, welche Erkenntnisse die Protagonistin ziehen sollte und ich mochte viele ihrer Entwicklungen und Erkenntnisse auch, aber der Weg dahin war für mich sehr steinig und für meinen persönlichen Geschmack nicht so geschickt.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

turbulenter, spannender Band, auch ohne CyberGame

Cyberworld 3.0: Evil Intentions
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Achtung: dritter Band! Meine Rezension kann ganz kleine Spoiler in Bezug auf die ersten beiden Bücher enthalten.

Nach den turbulenten Sommerferien in Schottland haben die Freunde rund um die Zwillinge ...

Achtung: dritter Band! Meine Rezension kann ganz kleine Spoiler in Bezug auf die ersten beiden Bücher enthalten.

Nach den turbulenten Sommerferien in Schottland haben die Freunde rund um die Zwillinge Jamie und Jemma auf etwas mehr Ruhe und nur den ganz normalen Alltagswahnsinn gehofft. Denn selbst ihr Alltag bringt schon allerhand neue Situationen, Schwierigkeiten und Zweifel mit sich. Für jeden der Jugendlichen stehen ganz eigene Herausforderungen an, was aber für alle gleich ist, ist der Freundeskreis, der sie dabei unterstützt. Sie halten zueinander, stärken sich und sind füreinander da, egal was kommt. Wie bitter nötig sie diese Stabilität in ihrem privaten Umfeld haben, müssen sie dann auch schneller erfahren, als ihnen lieb ist. In diesem Band müssen sie nämlich keine Abenteuer in der CyberWorld bestehen, sondern in der Wirklichkeit gegen ungeahnte Gefahren kämpfen.

Auch wenn es zu Beginn des Buches wieder ganz kurz in die CyberWorld geht und es auch danach kleinere Berührungspunkte mit der virtuellen Welt gibt, spielt die Haupthandlung des dritten Teils in der Wirklichkeit und da ist es ebenfalls alles andere als langweilig. Vom Aufbau ist „Evil Intentions“ daher anders, als es in den beiden Bänden zuvor war, was mich jedoch gar nicht gestört hat. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr angenehm, flüssig zu lesen, leichtgängig trotz der problematischen Themen, die teilweise enthalten sind und einfach total fesselnd. Von Beginn an bin ich sehr intensiv in die Geschichte eingetaucht und wurde bis zum Ende nicht wieder losgelassen. Umso weiter das Buch voranschreitet, umso packender, spannender und dramatischer wird die Handlung. Dabei bleibt jedoch auch Raum für die Entwicklung der Figuren, was mir richtig gut gefallen hat. Schon bevor ihre Welt Kopf steht, bekommt man die Gelegenheit die Protagonisten noch etwas besser kennenzulernen, aber selbst unter den zunehmenden Turbulenzen können sie viel von ihrem Wesen zeigen.

Ich mag die tiefgründig angelegten und liebevoll ausgearbeiteten Charaktere, die Nadine Erdmann in ihren Bücher agieren lässt, sehr gern. Sie wirken sehr authentisch und sind oftmals alles andere als klassische Helden und gerade damit besonders perfekt, um in den Geschichten miteinander und aufeinander zu wirken. Jeder bringt seine Stärken und Schwächen mit, es gibt wundervolle Momente mit viel Zusammenhalt und stärkenden Worten, aber auch mal Streit und Uneinigkeit. Es ist faszinierend wie individuell die Figuren sind, wie gut sie aber dennoch harmonieren und wie intensiv ihre Verbindungen zueinander sind oder sich im Laufe der Reihe entwickeln.
Auch wenn ich alle Protagonisten ins Herz geschlossen habe, gehören Jemma und Jamie auf jeden Fall zu meinen absoluten Lieblingen. Die Geschwister rücken in diesem Band auch noch mal mehr in den Mittelpunkt des Geschehens. Man lernt die beiden einzeln, aber auch im Zusammenspiel miteinander noch besser kennen. Dass sie Zwillinge sind, hat sie schon vor der Geburt zusammen geschweißt, aber auch ihr sehr traumatisches Erlebnis, das bis in die Gegenwart Auswirkungen hat, hat ihre Beziehung zueinander noch verstärkt. Vor allem Jamie kämpft mit den Folgen und arbeitet hart an einem Weg zurück zu einem Leben, das sich mehr nach Normalität anfühlt, als er sein momentanes empfindet. Er ist eine starke Persönlichkeit, mit Ecken und Kanten, aber auch sehr vielen liebenswerten Eigenschaften und einem ausgeprägten Beschützerinstinkt.
Jemma ist insgesamt eher der Ruhepol in der Clique, wenn ihr etwas wichtig ist oder jemand ungerecht behandelt wird, der ihr am Herzen liegt, kann sie aber auch ganz anders, sagt sehr energisch ihre Meinung und steht für den anderen ein. Mit Charlie hat sie eine wunderbare beste Freundin an der Seite, die ein ziemlicher Sonnenschein und Wirbelwind ist. Ich mag sie unglaublich gern und finde es schön, dass sie im Verlauf der Reihe nun wohl auch mehr integriert sein wird.
Aber auch in die Leben von Zack und Ned bekommt man noch detailliertere Einblicke. Bei beiden passiert im Moment ebenfalls einiges, auch wenn es gar nicht miteinander zu vergleichen ist. Neds Herausforderungen werden ihm größtenteils von seinem Körper und dem Bestreben, sein Geheimnis zu bewahren, auferlegt. Kein leichtes Unterfangen, wenn man sich trotzdem in der Schule integrieren möchte und es da außerdem dieses Mädchen gibt, das einem einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Bei Zack entstehen die unangenehmen Situationen durch seine Eltern, die aktuell New York für einen Heimatbesuch hinter sich gelassen haben. Wie das Verhältnis zu ihnen ist, weiß man bereits aus dem ersten Band, nun verstärkt sich dieser Eindruck jedoch noch mal, da man sie mehr in Aktion erlebt.

Schon mit diesen angedeuteten Punkten würde da einiges zusammenkommen, womit sich die Freunde rumschlagen müssen und doch ist das noch gar nicht der Aspekt der Handlung, der sie so richtig aus der Bahn werfen wird. Was da über ihnen hereinbricht, verrate ich hier natürlich nicht, nur soviel: es wird total spannend, aber auf eine ganz andere Art, als in den CyberGames. Ernster, bewegender, erschütternder, aber auch mit so viel Tiefe und Gefühl. Geschickt eingeflochten fand ich auch die Rückblenden, die es auf die Ereignisse des ersten Buches gibt, da die Geschehnisse von dort direkten Bezug zu den aktuellen Erlebnissen haben. Es wirkte an keiner Stelle zu überladen oder langatmig, sollte das Lesen von „Mind Ripper“ allerdings schon etwas zurückliegen, bekommt man hier noch mal die wichtigsten Zusammenhänge präsentiert.
Fazit

Ein toller dritter Band, der ganz anders war, als die Vorgänger, aber mindestens genauso spannend, nur eben auf eine andere Art und Weise. Die CyberWorld rückt hier ein bisschen in den Hintergrund, es geht mehr um die Wirklichkeit und die Schwierigkeiten und Gefahren, die dort auf die Charaktere zukommen, es gibt aber auch immer wieder kleine Berührungspunkte mit der virtuellen Welt. Neben den turbulenten, nervenaufreibenden Ereignissen gab es aber auch viel Raum, die Figuren noch besser kennenzulernen und ihre Entwicklungen zu verfolgen, die natürlich teilweise auch im Zusammenhang mit den aktuellen Geschehnissen stehen. Ich mochte die Kombination aus intensiven Einblicken in die Charakter und den spannenden Momenten mit Gänsehauteffekt richtig gern.

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