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Veröffentlicht am 28.02.2021

Blick hinter die Kulissen von Tokio Hotel – erschreckend, vulgär, polarisierend

Career Suicide
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Bill Kaulitz und sein Zwillingsbruder Tom sind mit ihrer Band Tokio Hotel quasi über Nacht durch die Decke gegangen. Kaum eine Band wurde so gehypt und gehasst gleichermaßen. Dabei ging es aber nicht nur ...

Bill Kaulitz und sein Zwillingsbruder Tom sind mit ihrer Band Tokio Hotel quasi über Nacht durch die Decke gegangen. Kaum eine Band wurde so gehypt und gehasst gleichermaßen. Dabei ging es aber nicht nur um die Musik, sondern auch um das Auftreten und Styling der Band.
„Career Suicide“ gibt Einblicke in die ersten 30 Jahre des Frontmannes der Band, die weit über das hinaus gehen, was man von außen sehen konnte.

Dieses Buch wird vermutlich ähnlich polarisieren, wie es die Band Tokio Hotel selbst früher ebenfalls getan hat. Einige werden es lieben, andere werden es hassen und dann gibt es noch die, die irgendwo dazwischen liegen, vielleicht erschüttert, geschockt, vielleicht auch angewidert oder eben überrascht sind. Die Eindrücke, die dieses Werk auslösen wird, werden vielfältig sein und sich möglicherweise auch im Laufe des Lesens unterscheiden, so ging es mir auf jeden Fall.
Ich habe Tokio Hotel zu Beginn ihrer Karriere nicht sehr intensiv verfolgt. Klar, ich wusste, dass es sie gibt, die Lieder liefen im Radio, man hat sie sicher auch mal im Fernsehen bei der einen oder anderen Sendung oder auch in einem Interview gesehen. Aber ich war nie ein Fan und habe das alles nicht besonders intensiv verfolgt, weder ihren kometenhaften Aufstieg in seinen Einzelheiten, noch das „Verschwinden“ aus der Öffentlichkeit. Daher war ich einfach neugierig, was Bill Kaulitz über sein Leben erzählen wird. Am gespanntesten war ich dabei auf die Einblicke rund um die Musik, das massive Interesse, dass sie ausgelöst haben und wie es ihnen selbst dabei ging, schließlich waren sie noch sehr jung, als das alles begann.

„Career Suicide“ lässt mich mit sehr unterschiedlichen Eindrücken und Gefühlen zurück. Es gab einige Abschnitte, die ich wirklich interessant fand und die genau das thematisiert haben, worauf ich im Vorfeld gespannt war – die Musik und alles, was damit im Zusammenhang stand. Anderes war mir einfach zu viel, auf verschiedenen Ebenen. Natürlich darf man in seiner Biografie schreiben, was man will, idealerweise eben das, was einem wirklich passiert ist. Einige der Passagen haben mich aber genau daran zweifeln lassen. War es tatsächlich so, wie Kaulitz es beschreibt oder liegt es daran, dass man einige Dinge als Kind und Jugendlicher anders wahrnimmt, anders bewertet, anders im Gedächtnis abspeichert? Vielleicht möchte ich aber auch einfach nicht daran glauben, dass es in Deutschland Regionen gab, in denen es normal war mit 13 seine zweite Abtreibung zu haben, weil man mal wieder vom Cousin schwanger war. Ich kann das natürlich nicht widerlegen, aber solche Aussagen empfand ich als sehr extrem und habe stark daran gezweifelt. Womit ich nicht sagen möchte, dass Bill Kaulitz lügt, nur einfach, dass es für mich absolut unglaublich klingt. Sicher auch, weil ich selbst nicht so aufgewachsen bin. Dabei bin ich nur ein Jahr älter als die Zwillinge und ebenfalls im Osten Deutschlands aufgewachsen, in einem anderen Bundesland, in einem anderen familiären Umfeld, aber eben auch nicht am anderen Ende der Welt.
Sprachlich ist besonders der erste Abschnitt des Buches sehr vulgär und konnte damit bei mir überhaupt nicht punkten. Man würde vielleicht erwarten, wenn man zum Weltstar wird und einem alle Türen offen stehen, dann dreht sich viel um Sex und Partys, wie es in der Welt eben so ist. Allerdings haben sexuelle Äußerungen, Beobachtungen und Erfahrungen VOR ihrem Erfolg scheinbar fast eine größere Rolle gespielt, als danach. Und sie sind mit 15 durchgestartet… Was nicht heißt, dass es danach kein Thema mehr war. Vor allem Alkohol und Drogen haben auch danach viel Platz eingenommen, Hut ab vor der Ehrlichkeit, das einfach mal so öffentlich zu schreiben.
Kaulitz beschreibt seinen Bruder und sich selbst häufig als freche Rotzlöffel, die es zum Beispiel den Lehrern nicht besonders leicht gemacht haben. Durch die lebhaften Schilderungen kann man sich auf jeden Fall vorstellen, dass es so gewesen sein kann. Auch später wussten sie genau, was sie wollten und was eben nicht. Damit haben sie vermutlich den einen oder anderen in den Wahnsinn getrieben, aber sie sind sich zumindest treu geblieben und haben sich nicht komplett verbiegen lassen, durch den ganzen Rummel, kalt gelassen hat es sie allerdings auch nicht.

Im Buch kann man die Karriere von Tokio Hotel mitverfolgen, all die Erfolge, aber auch das, was hinter den Kulissen passiert ist, was in Bills Kopf passiert ist, was ihn angetrieben und motiviert hat, aber auch was ihm Angst gemacht hat, was ihn fertig gemacht hat. Teilweise wirklich erschreckende Eindrücke aus einem extrem harten Business. Auch sein polarisierendes Auftreten ist immer wieder Thema im Buch. Nicht nur, warum er sich so gestylt hat, sondern auch, was die Reaktionen mit ihm gemacht haben. All diese Einblicke fand ich wirklich interessant, weil sie einem den Menschen hinter dem Erfolg ein wenig näherbringen und man, so zumindest mein Empfinden, sehr ehrliche Einblicke bekommt und er dabei nicht nur kritisch mit seiner Umwelt, sondern auch mit sich selbst umgeht.
Mit einigen wird im Buch sehr hart abgerechnet, wie gerechtfertigt das ist, können am Ende nur die Beurteilen, die daran beteiligt waren und alle Seiten der Geschichte kennen. Deutlich wird aber in jedem Fall, dass da so einiges nicht optimal gelaufen ist, von sehr vielen unterschiedlichen Seiten.
Ein wenig schade finde ich, dass das Schubladendenken bzw. andere in Schubladen stecken im Buch immer wieder stattfindet, obwohl der Autor selbst das für sich ja auch nicht möchte. Er möchte sein, wer er ist, wie er ist und sich so zeigen, wie es ihm gefällt, er möchte sich nicht den Mund verbieten lassen und lässt schon gar nicht alles mit sich machen, was sich irgendein ach so wichtiger Mensch überlegt hat, was doch mal ganz nett wäre. Und da bin ich auch voll bei ihm: jeder sollte leben dürfen, wie er ist und will, als Kind spielen womit er möchte, egal, ob das jetzt zu seinem Geschlecht zu passen scheint oder nicht, wer sich schminken möchte, soll sich schminken, wer nicht, lässt es eben bleiben. Vorurteile und Intoleranz sind ein großes Problem in der Gesellschaft. Allerdings kategorisiert Kaulitz selbst andere im Buch eben auch nach vorgefertigten Mustern und steckt sie in Schubladen, obwohl er sicher nicht bei jedem weiß, warum er ist, wie er ist oder sich so verhält, wie er es tut.

Durch das Vorwort wurde mir der Einstieg in dieses Buch sehr schwer gemacht. Ich fand es nicht besonders ansprechend geschrieben. Die verschachtelten Sätze, immer wieder Einschübe in Klammern, die Ausdrucksweise allgemein, die scheinbar recht willkürlich aneinandergereihten Informationen…. das hat mich leider gar nicht angesprochen und so habe ich mich ziemlich durch das Vorwort gequält und mehrfach überlegt, es einfach zu überspringen.
Fazit

Ich war nie ein Fan der Band Tokio Hotel, dennoch hat mich dieses Buch neugierig gemacht. Mich interessierten die Einblicke hinter die Kulissen, in die Köpfe der Jungs und hier eben speziell in den von Frontmann Bill. Was hat der Erfolg mit ihnen gemacht? Was haben sie selbst gewollt, was wurde ihnen aufgezwungen und was ist aus ihnen geworden? Die Einblicke in den Verlauf ihrer Karriere bekommt man im Buch dann auch, diese Passagen fand ich größtenteils interessant, auch wenn es alles auch sehr drogenlastig war. Das war es allerdings nicht erst nach ihrem überragenden Durchbruch, sondern auch schon vorher. Und auch mit sexuellen Andeutungen und Vergleichen wird nicht gespart. Sprachlich hätte es aus meiner Sicht ansprechender formuliert sein können, ohne dass ich eine geschwollene Sprache gewollt oder erwartet hätte. Ein bisschen weniger rotzig und vulgär hätte schon ausgereicht.
Inhaltlich kann ich den Wahrheitsgehalt natürlich nicht bewerten. Viele Abschnitte klangen für mich sehr ehrlich und haben tief blicken lassen. Stellenweise in sehr düstere Abgründe. Andere Passagen haben mich zweifeln lassen, aber gar nicht immer nur daran, ob es wirklich stimmt, sondern auch daran, wie es passieren kann, dass es so krass falsch läuft…. Ein Buch, das mich mit sehr sehr gemischten Gefühlen zurücklässt… Und auch wenn es nur 2,5 Sterne von mir bekommt, war es durchaus interessant, es zu lesen, so dass es für mich jetzt kein klassischer Flop ist.

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Veröffentlicht am 26.02.2021

dynamische Geschichte, regt zum Nachdenken an (3,5-4 Sterne)

Sechs Leben
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Was würde sich im eigenen Leben ändern, wenn man mehr als eines davon hätte? Wenn man nach einem Unfall oder einer Krankheit noch einmal neu anfangen bzw. weitermachen könnte? Wenn man etwas gefährliches, ...

Was würde sich im eigenen Leben ändern, wenn man mehr als eines davon hätte? Wenn man nach einem Unfall oder einer Krankheit noch einmal neu anfangen bzw. weitermachen könnte? Wenn man etwas gefährliches, vielleicht gar leichtsinniges unternehmen könnte, ohne dass man Angst vor den Konsequenzen haben müsste? Würde man alles auf eine Karte setzen, frei nach dem Motto: ich hab ja noch genug Leben? Oder wäre man vorsichtig, würde etwas Bedeutendes tun, für andere leben, sie schützen, da sie selbst die Chance nicht haben?
In „Sechs Leben“ haben 91% der Bevölkerung nur ein Leben, so wie es jeder von uns auch kennt. Doch die anderen 9 Prozent sind Multileben. Sie haben insgesamt zwei bis sieben Leben und damit Möglichkeiten, die anderen verwehrt bleiben. Auch Protagonist Gabriel gehört zu den Glücklichen und ist ein Sechser. Aber bringt ihm das wirklich nur Freude und Glück oder auch Druck, Zweifel und eine gefährliche Motivation für Risiken?

Die Thematik des Buches fand ich sehr interessant. Schon allein durch die Konstruktion der „Welt“ mit den Multileben wird man selbst zum Nachdenken gebracht, bevor man die erste Seite überhaupt gelesen hat. Abgesehen von den mehreren Leben, die ein Teil der Menschen besitzen, spielt die Geschichte in unserer normalen Welt. Wie genau die Multileben nach einem verlorenen Bonusleben halbwegs unbeschadet „wieder erwachen“ spielt im Verlauf auch nicht so eine große Rolle. Das bleibt insgesamt etwas blass, steht aber auch einfach nicht so im Fokus des Geschehens. Es sind eher die Fragen, die aufgeworfen werden, die im Mittelpunkt der Handlung stehen.
Für Gabriel ändert sich durch die Nachricht, dass er ein Secher ist, alles. Ihm scheinen Türen offen zu stehen, von denen er vorher nicht mal geträumt hat, hindurchgehen zu können. Chancen und Gefahren der Multi- und Monoleben beschäftigen aber nicht nur den Protagonisten, sondern alle…

Was würde sich für einen selbst ändern? Würde sich etwas ändern? Was würde man mit den zusätzlichen Chancen machen? Aufsparen oder in vollen Zügen leben, koste es, was es wollte? Hat man mit mehr Leben auch mehr Verantwortung für andere? Muss man seine Leben für das Gemeinwohl einsetzen? Muss man deswegen mutiger sein? Furchtloser? Oder wird man ganz automatisch leichtsinniger? Weiß man den Wert des Lebens noch zu schätzen, wenn man mehrere davon hat? Und was macht unser Leben denn überhaupt aus? Was macht es wertvoll?
Zahlreiche Fragen, die im Laufe der Geschichte aufgeworfen und aus unterschiedlichen Perspektiven beantwortet werden. Zwar begleitet das Buch Gabriel als Ich-Erzähler, aber die Menschen in seiner Umgebung äußern sich ebenfalls zu den Problematiken und die Ansichten gehen sehr weit auseinander. Wie man das selbst für sich bewertet, muss am Ende natürlich jeder selbst entscheiden. Ich fand es aber interessant zu verfolgen, wie unterschiedlich die Meinungen zu dem Thema sind. Einige gehen sehr verantwortungsvoll mit ihren Bonusleben um, sparen sie auf, falls ihnen wirklich mal etwas passiert, was sie nicht verhindern konnten oder setzen sie dafür ein, um andere Menschen zu retten. Andere sind da leichtsinniger, risikofreudiger, fühlen sich beschwingt und nahezu unsterblich. Erst wenn ihre Bonusleben davonflattern und sie merken, wie rasch sie auf ein Monoleben zusteuern, beginnen sie wieder aufzuwachen und vorsichtiger zu werden. Manche möchten die Extraleben aber auch gar nicht, weil für sie die negativen Auswirkungen überwiegen bzw. sie geprägt haben. Und auch die Monoleben haben natürlich ein Wörtchen mitzureden, denn selbst wenn sie nicht aus eigener Erfahrung sprechen, haben sie natürlich gewisse Erwartungen, an die Multis oder empfinden ihre angeblichen Heldentaten als nicht besonders mutig oder überragend – schließlich konnte ihnen ja nichts passieren. Auch wenn man in kaum eine der Nebenfiguren besonders intensiv eintaucht, so war die Mischung der Gedanken doch gut gewählt und zeigt, wie unterschiedlich die Herangehensweise ist.
Der 15jährige Protagonist liebt das Fallschirmspringen und ist beflügelt von seinen zusätzlichen Leben- etwas zu sehr. Denn schneller als er gucken kann, reduzieren sich die Bonusleben und er traut sich kaum, es seinen Mitschülern oder seiner Familie zu sagen, um nicht mit Vorwürfen oder Vorhaltungen konfrontiert zu werden. Im Laufe des Buches verändert sich seine Einstellung und seine Wahrnehmung, was mir ganz gut gefallen hat. Er lernt aus einem Teil seiner Erfahrungen, auch wenn es dann schon fast zu spät ist.
Ein wenig schwierig finde ich aber das Thema mit der Aufmerksamkeit, die er sich erhofft, größtenteils nicht bekommt, zumindest nicht so, wie er möchte, wie er versucht sie doch noch zu bekommen und warum er sie dann am Ende bekommt. Für mich wird damit teilweise irgendwie ein falsches Signal gesendet, besonders wenn ich bedenke, für welche Altersgruppe das Buch ausgeschrieben ist. Das fand ich etwas schade und hätte aus meiner Sicht anders gelöst werden können, damit nicht so ein bitterer Beigeschmack bleibt.

Die Kapitel sind alle sehr kurz gehalten. So folgen rasche Szenenwechsel in schneller Folge aufeinander, dabei gibt es immer wieder kleinere Zeitsprünge. Dadurch hat sich das Buch sehr zügig lesen lassen und man fliegt quasi durch die Seiten – ähnlich wie der Protagonist durch sein Leben und ähnlich schnell, wie ihm die Leben abhanden kommen. Sprachlich ist die Geschichte einfach gehalten, was für das empfohlene Lesealter von 12 Jahren gut geeignet ist. Wenn jüngere Leser zu dem Buch greifen, werden sie allein durch die Thematik schon sehr viel zu durchdenken haben.
Um einzuschätzen, wie gefährlich gewisse Dinge sind, gibt es die Risikobibel. Darin wird festgehalten, bei welchen Unternehmungen, aber auch bei welchen Gefühlen man besonders vorsichtig sein sollte, weil die Gefahr, ein bzw. sein Leben zu verlieren, höher ist. Ich mochte dieses Element sehr gern, auch wenn die direkten Auswirkungen der Risiken sicher für jeden sehr individuell sind.
Fazit

Ein Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat durch die zahlreichen Fragen, die im Verlauf der Handlung aufgeworfen werden. Was ist im Leben wichtig, was ist bedeutsam, was tut uns gut, was möchte man in seinem Leben erreichen, was damit anfangen… Durch die unterschiedlichen Positionen, die präsentiert werden, wird vermutlich jeder jemanden finden, in dem er sich selbst ein Stück weit wiedererkennt. Wichtiger finde ich jedoch, dass sicherlich alle Leser auf ihre Weise anfangen werden über das eine oder andere nachzudenken. Braucht man denn wirklich mehrere Leben um glücklich zu sein und die Dinge zu tun, die einem wichtig sind?
Ein sehr kurzlebiges Buch, das man zügig durch hat, das aber nachhallt, zumindest bei mir.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

ereignisreicher Dilogieabschluss

Elbendunkel 2: Kein Weg zu dir
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Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

Für Ash hat sich alles verändert, nachdem sie erfahren hat, das ein Teil ihres Lebens auf einer Lüge ...

Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

Für Ash hat sich alles verändert, nachdem sie erfahren hat, das ein Teil ihres Lebens auf einer Lüge aufgebaut wurde. Eine Lüge, die sie schützen sollte und bis zur Offenbarung auch getan hat. Doch danach war nichts mehr, wie es war und Ash war auch nicht mehr, wer sie vorher gewesen ist. Ziemlich ahnungslos stolpert sie in eine Welt, die ihr bisher fremd war, muss über sich hinauswachsen und gegen viele Dämonen kämpfen, nicht zuletzt gegen ihre eigenen. Von der komfortablen Villa mit rundum Sorglospaket wandelte sich ihre Unterkunft zum düsteren Rebellenlager, in dem man sich hart durchkämpfen muss. Ash bekommt nichts mehr geschenkt, wer Respekt will, muss ihn sich verdienen. Wer Gefühle zulässt, macht sich angreifbar. Ob Ash will oder nicht, allein kann sie keinen Erfolg haben, also muss man sich manchmal auch mit denen Verbünden, von denen man sich zuvor ferngehalten hat…

Der erste Band hat mich ziemlich Konzentration gefordert durch die ganzen unterschiedlichen Organisationen, die zahlreichen Namen und Verstrickungen. Bevor ich in das Finale der Dilogie gestartet bin, habe ich mir das Glossar des ersten Bandes noch einmal angesehen, um die Begriffe zu sortieren, allerdings hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass diese ganzen Aspekte nicht mehr so extrem im Mittelpunkt stehen, wie im ersten Teil, auch wenn die Namen der Organisationen natürlich wieder auftauchen. Die Sortierung ist mir auf jeden Fall leichter gefallen.
Vorwissen sollte man aber auf jeden Fall mitbringen, da schon einiges passiert ist und sich auch die Figuren sehr entwickelt haben. Im Verlauf der Handlung sind zwar kleine Rückblenden eingebaut, diese geben aber nicht alles wieder und vor allem um ein Gefühl für die Charaktere zu bekommen, ist es nötig, den ersten Band gelesen zu haben.

Die Geschichte wird wieder aus der Erzählerperspektive geschildert und man hat die Möglichkeit verschiedene Figuren zu begleiten. So erhält man einen guten Überblick darüber, was an den einzelnen Fronten los ist, wer mit wem zusammen agiert, wer gegen wen intrigiert, bei wem sich welche Gefühle manifestieren, wer noch Kontakt zu einem der anderen Charaktere hat und wie sich die einzelnen im Laufe des Buches entwickeln. Durch die Perspektivwechsel bekommt man immer kurze Abschnitte bei den einzelnen Figuren, um auf den neusten Stand zu kommen. Einige der Handlungsstränge laufen ziemlich unabhängig voneinander, andere bedingen sich sehr direkt. Im Laufe des Buches verknüpfen sie sich dann wieder mehr und haben fast alle direkten Einfluss aufeinander.
Zu Beginn des Buches hat es mir persönlich etwas an Schwung gefehlt. Man erfährt viel darüber, wie es den Figuren aktuell geht, womit sie sich beschäftigen, wie sie sich durchschlagen, mit wem sie sich verbünden und so weiter. Besonders für Ash steht ein hartes Trainingsprogramm an, aber auch für die anderen gibt es unterschiedliche Dinge zu tun. Daher ist es nicht so, dass gar nichts geschieht, aber es hat sich doch ein wenig gezogen, besonders wenn man bedenkt, wie sehr sich dann am Ende alles überschlägt. Die Entwicklungen im ersten Teil der Geschichte waren nicht uninteressant und auch nicht unwichtig, hätten für mich aber einfach etwas knackiger und kompakter sein dürfen.
Danach hat die Handlung dann aber mehr Fahrt aufgenommen, bis sich am Ende alles überschlagen hat und ein ziemliches Chaos an allen Fronten herrschte. Auch wenn es durch die scheinbaren Seitenwechsel einiger Charaktere zwischendurch ein bisschen wirr war, empfand ich das Finale als gut gemacht. Und ich mochte auch, dass es Verluste auf beiden Seiten gab, da alles andere nicht realistisch gewesen wäre. Es sind einige Dinge passiert, mit denen ich so nicht gerechnet hätte, andere Aspekte waren da etwas vorhersehbarer und haben sich früh in der Handlung abgezeichnet. Im Gesamteindruck mochte ich die Geschehnisse, an einigen Stellen habe ich aber auch kleine Kritikpunkte.
Zum Beispiel war mir zu viel „Held“ in einer Figur vereint, obwohl es mehr Charaktere gegeben hätte, auf deren Schultern man das hätte verteilen können. Es war mir einfach etwas zu viel des Guten. An eine der Offenbarungen, die es im ersten Band gab, habe ich keine Sekunde lang geglaubt und das lag nicht nur an der Vision, die wir im Zusammenhang dazu von einer Elbin präsentiert bekommen haben. Für die Figuren ist es nicht so klar und so zieht es sich durch weite Teile des zweiten Buches, obwohl für den Leser eben klar ist, wie es eigentlich ist. Auch wenn ich verstehe, dass es wichtig für die Figurenentwicklung und ihre Entscheidungen war, fand ich es ein wenig schade, dass es für den Leser eben nicht mehr überraschend war, als es richtig aufgeklärt wurde. Wäre es anders gewesen, hätte es die Dramatik des Momentes einfach etwas besser unterstützt und einen vielleicht auch mehr mit den Figuren fühlen lassen.

Der Schreibstil von Rena Fischer war angenehm und trotz der komplexen Geschehnisse und Verstrickungen, habe ich mich gut im Buch zurechtgefunden. Nach dem etwas ruhigeren Start hat die Handlung dann schnell an Tempo aufgenommen und ich habe die unterschiedlichen Charaktere gern auf ihren persönlichen Missionen begleitet. Die Atmosphäre war dabei immer etwas unterschiedlich. Während bei einigen hartes Training, Kämpfe, Respekt verdienen und irgendwie überleben auf dem Plan stand, waren die Szenen bei anderen Charakteren eher geprägt durch strategische Aktionen, Vorbereitungen für den großen, finalen Schlag oder aber auch durch gefühlvollere Ideen, um die gesamte Sache zu unterstützen. Die Songtexte und Poetry-Slams, die in die Geschichte eingebunden waren, waren für mich ein kleines Highlight.
Einige Stellen hätten aus meiner Sicht etwas kürzer sein dürfen, von anderen Aspekten hätte ich gern noch etwas mehr und ausführlicher erfahren, insgesamt hat mir der Abschluss der Dilogie aber gut gefallen.
Fazit

Ein gutes Finale der Dilogie, in dem noch mal einiges passiert ist. Nachdem es zu Beginn etwas ruhiger war, hat die Handlung dann an Fahrt aufgenommen, bis sich am Ende alles überschlagen hat. Es hat Spaß gemacht die Figuren auf ihren unterschiedlichen Missionen zu begleiten und zu schauen, wie sie sich entwickeln, an ihren Herausforderungen wachsen und auch mal verzweifeln. Die Geschichte war spannend und trotz kleinerer Kritikpunkte hat sie mir insgesamt gesehen gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

toller zweiter Band, spannend, temporeich, gefühlvoll

Cyberworld 2.0: House of Nightmares
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Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf „Mind Ripper“ enthalten.

Für Edward Dunnington hatte die schnell vorangetriebene Entwicklung des Bioroboters hauptsächlich private ...

Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf „Mind Ripper“ enthalten.

Für Edward Dunnington hatte die schnell vorangetriebene Entwicklung des Bioroboters hauptsächlich private Gründe. Doch seine Erfindung dürfte auch die Öffentlichkeit interessieren, stellt es doch für einige Menschen eine Möglichkeit da, ihr Leben zu verlängern oder ihrem gebrechlichen Körper zu entkommen. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Angus McLean will er den Schritt wagen, seinen Roboter der Allgemeinheit zu präsentieren. Doch kann man dem machtgierigen, altmodischen Griesgram wirklich trauen oder verfolgt er seine eigenen Ziele? Und was ist mit seiner ziemlich schrägen, streitsüchtigen Familie? Obwohl Edward Dunnington versiert ist in dem, was er tut, läuft nicht alles glatt. Bevor es zur Übertragung des Bewusstseins kommen kann, wacht der Proband eines Morgens nicht wieder auf. Was ist mit Angus passiert? Kann das Projekt noch irgendwie gerettet werden?

Im Verlauf des Buches sind kleine Rückblicke eingebaut, die die wichtigsten Ereignisse aus dem ersten Band noch mal aufarbeiten. Die Charaktere haben einiges zu verarbeiten, zu durchdenken, teilweise nagt das schlechte Gewissen an ihnen. Durch die Gedanken, die die Figuren sich machen oder die Gespräche, die geführt werden, sind die Hinweise auf das vorangegangene Geschehen sehr angenehm und flüssig in die Gesamthandlung eingebunden. Da inzwischen einige Monate vergangen sind, sind einige der Schwierigkeiten, die zum Ende des Auftakts eine große Rolle gespielt haben, inzwischen etwas weniger problematisch. Dennoch sind diese Themen in die Handlung integriert und werden parallel mit den Fortschritten des Geschehens aufgearbeitet.

Viele der Figuren kennt man bereits aus dem ersten Teil der Reihe „Mind Ripper“. Durch die Adelsfamilie, bei der die Protagonisten die Sommerferien verbringen wollen, gibt es jedoch auch einige neue Charaktere, die jetzt im zweiten Band hinzukommen. Und diese Familie hat es echt in sich. Sie sind extrem schräg, streitsüchtig, teilweise sehr bedacht auf antiquierte Wertvorstellungen und mit ihren Äußerungen gern mal unter der Gürtellinie. Eine absolute Freakshow, die mir beim Lesen aber einige witzige Momente bereitet hat.
Man kann sich gut vorstellen, dass die Ferien bei dieser Adelsfamilie schnell unangenehm werden können, aber sie bieten auch die besten Voraussetzungen für den weiteren Verlauf der Handlung, denn jeder von ihnen könnte an den mysteriösen Ereignissen rund um Angus McLean beteiligt sein.

Der Schreibstil der Autorin ist wieder sehr angenehm und mitnehmend. Ich habe mich sofort wieder wohlgefühlt in der Geschichte und war sehr gespannt, was Jemma, Jamie, Zack und ihre Freunde in diesem Band erleben werden. Neben den spannenden Geschehnissen rund um den Griesgram der Adelsfamilie lernt man auch die Protagonisten besser kennen und bekommt weitere Einblicke in die Intensität der Verbindungen, die zwischen ihnen bestehen. Die Zusammenstellung der Charaktere ist richtig toll. Sie sind alle unterschiedlich, haben so ihre Ecken und Kanten, haben Probleme, mit denen sie sich rumschlagen, verhalten sich nicht immer richtig, sehen Fehler aber auch ein und sind damit einfach sehr authentisch und menschlich. Jede Figur hat ihre Eigenarten und Besonderheiten und auch wenn Jemma noch immer mein Liebling ist, haben Jamie und Zack ziemlich aufgeholt. Die beiden gemeinsam zu erleben, ist einfach wundervoll. Sie unterstützen sich, sind füreinander da, aber es ist bei weitem nicht immer alles harmonisch, denn die beiden Jungs treiben einige Sorgen um, über die sie auch nicht immer sofort offen reden. Umso mehr sie sich einander öffnen und aufeinander eingehen, umso mehr haben sie sich auch in mein Herz geschlichen. Es gab aber auch darüber hinaus noch einige wunderschöne Momente, in denen sehr viele positive Gefühle bei mir ankamen.

Sehr spannend und auch ein wenig gruselig war das CyberGame, in das die Figuren dieses mal eintauchen. „House of Nightmares“ heißt eben auch nicht umsonst, wie es heißt. Das CyberGame spielt mit den Ängsten der Spieler und durch die detaillierten, schaurigen Beschreibungen wurden das Grauen und die Anspannung richtig lebendig.
Das Buch setzt sich aus verschiedenen Handlungssträngen zusammen, die parallel zueinander verlaufen und sich direkt bedingen. Durch die Perspektivwechsel wurden Tempo und Dynamik besonders in der zweiten Hälfte der Geschichte stark erhöht und ich konnte das Buch kaum mehr weglegen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie alles zusammenhängt und wie es weitergeht. Ab einem gewissen Punkt deutet sich die Auflösung an, dennoch empfand ich es als sehr spannend die weiteren Entwicklungen zu verfolgen und weitere Erklärungen zu den Geschehnissen zu bekommen. Mir hat auch die Kombination aus der Cyberwelt und den Ereignissen aus der „realen“ Welt wieder richtig gut gefallen. Das bringt schöne Facetten mit sich und macht die Handlung sehr vielseitig und abwechslungsreich.
Fazit

Ein unglaublich spannender, temporeicher zweiter Band, in dem man sowohl lachen, ich gruseln und mit den Figuren dahinschmelzen kann. Die Entwicklungen zwischen den Charakteren sind richtig toll zu verfolgen. Man lernt die Protagonisten intensiver kennen, sie werden noch greifbarer und authentischer und auch die Beziehungen zwischen ihnen stehen noch mehr im Fokus der Handlung. Das alles lenkt jedoch nicht von den packenden Ereignissen rund um Angus McLean und das CyberGame ab, welche den anderen großen Punkt der Geschichte ausmacht. Gekonnt und harmonisch verknüpft ergeben die unterschiedlichen Geschehnisse ein fesselndes, sehr vielseitiges Buch, das Lust auf den nächsten Band rund um die Cyberkids macht.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

facettenreicher Auftakt: gruselig, spannende CyberGames & tolle Charaktere& viel Gefühl

Cyberworld 1.0: Mind Ripper
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Gaming Erlebnisse der besonderen Art: tauche selbst in das Spiel ein und steuere mittels deiner Gedanken deinen Avatar. Stürze dich in Abenteuer, besiege fiese Monster, wende Zaubersprüche an, löse mysteriöse ...

Gaming Erlebnisse der besonderen Art: tauche selbst in das Spiel ein und steuere mittels deiner Gedanken deinen Avatar. Stürze dich in Abenteuer, besiege fiese Monster, wende Zaubersprüche an, löse mysteriöse Rätsel – dir sind keine Grenzen gesetzt. So ähnlich könnten wohl die Werbeslogans für die CyberGames im Jahr 2038 in London aussehen. Das Cybernetz wurde intensiv ausgebaut, man kann sich nicht nur virtuell treffen und unterhalten, sondern auch die verschiedensten Spiele ausprobieren und sich durch umfangreiche Missionen arbeiten.
Jemma, Jamie und Zack treffen sich mit ihren Avataren regelmäßig in der CyberWorld und entfliehen so dem Alltag. Die drei halten allerdings nicht nur in der virtuellen Welt, sondern auch im echten Leben zueinander und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Als drei Jungen nach einem Aufenthalt in der CyberWorld ins Koma fallen, kann sich niemand erklären, was mit ihnen geschehen ist. Wer steckt dahinter? War es ein technischer Defekt? Haben die drei Jugendlichen sich einfach nicht an die Regeln gehalten? So sehr es die drei Freunde auch bestürzt, was passiert ist, nie hätten sie gedacht, wie schnell sie Teil der Ermittlungen werden und selbst auf die Suche nach Antworten gehen.

Nadine Erdmann hat mich mit ihrer Geschichte von der ersten Seite an mitgenommen und bis zum Ende nicht wieder losgelassen. Ich mag den Stil der Autorin sehr gern. Der Schreibstil ist flüssig und leichtgängig, trotz einiger schwerer Themen, die innerhalb der Handlung eine Rolle spielen, transportiert Emotionen, weiß zu fesseln und enthält eine gute Portion Sarkasmus und einen für meinen Geschmack sehr angenehmen Humor, was beides unter anderem in den facettenreichen Dialogen zum Tragen kommt.
Die Kombination aus realem Leben und den Gaming Episoden in der CyberWorld empfand ich als sehr gelungen. So wird die Handlung abwechslungsreich und bleibt durchweg spannend, da in beiden Bereichen kontinuierlich neue Dinge passieren. Durch die actionreiche Passagen in den Spielen wird das Tempo immer wieder angezogen, ich war gefesselt von dem Geschehen, obwohl ich selbst keine Zockerin bin. Es gibt aber auch ruhigere Momente, in denen man die interessanten Figuren Stück für Stück besser kennenlernen kann.

Das Buch beginnt sofort richtig spannend und actiongeladen mitten in einem der CyberGames. Während man erlebt, wie die Protagonisten gegen ihren Endgegner kämpfen, erfährt man erste Dinge über das System der CyberWorld und die Spielabläufe. Auch wenn man die Charaktere an der Stelle noch gar nicht weiter kennt, war ich gleich fasziniert von der virtuellen Welt, in die man eintaucht und von dem Zusammenhalt der Figuren, der spürbar über die Grenzen des Games hinaus geht.
Im Verlauf lernt man die Zwillinge Jemma und Jamie und dessen Freund Zack dann intensiver kennen und merkt schnell, wie unterschiedlich sie sind. Neben den dreien gibt es noch weitere Figuren, von denen einige von Anfang an dabei sind und andere erst mit dem Voranschreiten des Buches in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Insgesamt entsteht so eine sehr facettenreiche Personenkonstellation, in der es immer mal wieder zu Reibereien, Streitigkeiten, aber auch zu sehr schönen, bewegenden Momenten kommt.
Jeder der Protagonisten hat sein Päckchen zu tragen und auch wenn wir noch längst nicht alles erfahren, was die Charaktere bewegt und geprägt hat, so bekommt man doch erste Einblicke in die Dinge, die sie beschäftigen, die ihnen widerfahren sind, sie sie belasten oder erfreuen, wofür sie einstehen und wer ihnen besonders wichtig ist. Ich freue mich schon darauf noch weitere Facetten an ihnen zu entdecken und mitzuerleben, wie sie sich weiter entwickeln werden. Mein aktueller Liebling ist Jemma. Sie ist einfach eine tolle Person und ich mag ihre oft eher ruhigere, ernstere Art. Bedingungslos steht sie zu den Menschen, die sie liebt und auch wenn sie sich nicht ständig überall einmischt, so findet sie doch die richtigen Worte, wenn sie ihre Meinung sagt. Zack und Jamie sind da beide deutlich temperamentvoller und gehen schneller an die Decke, wenn der Frust überkocht. Sie haben als Paar eine besondere Herausforderung zu meistern, die allerdings nichts mit ihrer Homosexualität zu tun hat. Dieser Aspekt ist sehr selbstverständlich und unaufgeregt in die Handlung eingebunden, was ich total angenehm fand. Durch die authentischen Beschreibungen der Situationen, Gedanken und Gefühle, konnte ich nachvollziehen, wieso es für Jamie oft so schwer und belastend ist, aber auch, was Zack manchmal auf die Palme bringt. Umso berührender waren dann die Gespräche, in denen die beiden nicht nur ihre Wut, sondern auch ihre positiveren Gefühle zum Ausdruck bringen.

Neben den persönlichen Entwicklungen der Figuren geht es im Verlauf um die mysteriösen Komafälle und die Alltags-Auszeiten in den CyberGames. Besonders gut gefallen hat mir die Mischung dieser unterschiedlichen Elemente innerhalb der Geschichte. Die Szenen in der CyberWorld sind düster, geheimnisvoll und sehr spannend. Immer wieder müssen die Charaktere sich neuen Quests und Gegnern stellen, wobei es häufig turbulent und dramatisch wird.
All die Fragen, die sich um die drei Jugendlichen im Koma ranken, laden zum Mitraten ein. Die Auflösung zum Mind Ripper war definitiv komplexer als ich sie erwartet hatte. Gut umgesetzt fand ich auch die durchaus kritische Auseinandersetzung mit den Dingen, die in dem Zusammenhang passieren bzw. passiert sind, die ich hier aus Spoilergründen aber natürlich nicht näher erläutern kann.
Der „Fall“ rund um den Mind Ripper ist am Ende des Buches abgeschlossen, die Geschichte der Protagonisten wird in den folgenden Bänden weitergehen. Ich bin super neugierig, werde definitiv weiterlesen und freue mich schon auf all die weiteren Abenteuer, die die Jugendlichen in der CyberWorld und auch in ihrem normalen Leben bestreiten werden, auf die persönlichen Entwicklungen und weitere tolle Gespräche.
Fazit

Der Ausflug in die CyberWorld war richtig spannend, cool und facettenreich. Ich mochte sowohl die düsteren, ereignisreichen Passagen in den CyberGames, als auch die von unterschiedlichen Emotionen geprägten Entwicklungen rund um die Protagonisten und die spannenden Ermittlungen rund um den Mind Ripper. Die Kombination der unterschiedlichen Elemente ist gelungen und harmonisch umgesetzt, obwohl die Aspekte so extrem unterschiedlich sind. Ich habe mit den Figuren gebangt, mich mit ihnen gefreut und geärgert, ein paar Tränchen für sie vergossen und hatte öfter das Bedürfnis, sie in den Arm nehmen zu wollen. Gleichzeitig war es jedoch auch total fesselnd und faszinierend sie in der virtuellen Welt zu begleiten. Ein gelungener Auftakt der Reihe, der neugierig auf weitere Abenteuer macht.

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