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Veröffentlicht am 01.06.2021

interessanter Auftakt

Dark Blue Rising (Bd. 1)
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Tabby hat bisher ein ziemlich einsames Leben geführt. Gemeinsam mit Cate, die sie solange sie denken kann, für ihre Mutter gehalten hat, reist sie von Ort zu Ort. Nie verweilen sie für längere Zeit irgendwo. ...

Tabby hat bisher ein ziemlich einsames Leben geführt. Gemeinsam mit Cate, die sie solange sie denken kann, für ihre Mutter gehalten hat, reist sie von Ort zu Ort. Nie verweilen sie für längere Zeit irgendwo. Tabby war nie in einer öffentlichen Schule, hatte keine Freunde, durfte niemandem sagen, wer sie ist. Doch wer ist sie eigentlich? Von einem Tag auf den anderen wird ihr gesamtes Leben durcheinander geworfen und die Sechzehnjährige weiß bald selbst nicht mehr, wer sie ist, woher sie kommt und was mit ihr eigentlich nicht stimmt. Nirgends fühlt sie sich wohler als im Meer und doch ahnt sie nicht, dass es dafür einen tiefgreifenden Grund geben könnte…

Der Schreibstil von Teri Terry ist mitnehmend und größtenteils spannend gestaltet. Obwohl man lange Zeit eigentlich nicht viel weiß und auch am Ende des Buches noch dutzende Fragen offen sind, hat sich die Geschichte sehr zügig und flüssig lesen lassen. Aufgrund der Ich-Perspektive ist man intensiv bei der Protagonistin, die immer wieder auf Ungereimtheiten stößt, die ihr keine Ruhe mehr lassen. Noch dazu scheint etwas in ihr nicht zu stimmen und zeitweise die Kontrolle zu übernehmen. Ich bin wirklich gespannt, was man da noch alles zu erfahren wird, denn viel mehr als Tabby selbst weiß man als Leser natürlich nicht. Einige Dinge kann man erahnen, da man in manchen Situationen Einblicke bekommt, an die die Protagonistin selbst sich nicht erinnern kann. Doch was da genau hinter steckt, bleibt verborgen, was für mich die Spannung und Neugier auf die nächsten Bände gesteigert hat.

Zu Beginn lernt man zunächst Tabby und Cate kennen, erhält Einblicke in ihre Lebensweise, wodurch sich schon die ersten Fragen in meinem Kopf ergeben haben. Stück für Stück wandelt sich dann das Leben der Protagonistin, sie muss sich umgewöhnen, anpassen, neu einfinden und ziemlich vielen Herausforderungen stellen. Nur beim Schwimmen kann sie abschalten und viel von dem Schmerz und Frust für einige Zeit ausblenden. Ihre große Verbundenheit zum Meer kommt immer wieder zum Tragen und steigert sich im Verlauf des Buches.
Mir war Tabby sympathisch, ich mochte, wie sie versucht neue Erkenntnisse zu gewinnen, neugierig bleibt, obwohl ihr so viele Steine in den Weg gelegt werden und sie sich nicht so leicht einschüchtern lässt. Teilweise ist das auch auf Unwissenheit und eine daraus resultierende Naivität oder Fehleinschätzung mancher Situationen zurückzuführen, was ich aber angesichts ihrer Kindheit und bisherigen Jugend als passend empfand. Ihre Entwicklung fand ich gut und nachvollziehbar dargestellt und selbst wenn man nicht jede Entscheidung gutheißen mag, weil sie etwas waghalsig oder nicht bis ins letzte Detail durchdacht ist, so empfand ich es als passend für Tabby und ihre Lage, die sich immer mehr zuspitzt. Umso weiter das Buch voranschreitet, umso weniger weiß sie, wem sie eigentlich noch trauen kann und was es mit der Warnung auf sich hat, die Cate ihr mit auf den Weg gegeben hat.
Die anderen Charaktere lernt man deutlich weniger intensiv kennen, als Tabby selbst, es gibt jedoch einige, die ich als spannend und interessant empfunden habe und ich bin wirklich neugierig darauf zu erfahren, wem man eigentlich vertrauen kann und wer in die Verstrickungen verwickelt ist.

Auch wenn es erst mal recht ruhig losgeht und man lange Zeit kaum weiß, wohin die Reise eigentlich führen könnte, so war das Buch nie uninteressant. Es hätte für meinen Geschmack nur vielleicht etwas schneller turbulenter werden können, wie es im Verlauf der Geschichte dann ja auch wurde. Zwischenzeitlich wirkte es doch als würde die Handlung ein wenig auf der Stelle treten, obwohl es nicht so war, dass nichts Seltsames passiert ist, was einen hätte stutzen oder reagieren lassen können. Das Tempo steigert sich dann aber wieder und es ergeben sich erste Zusammenhänge und Verstrickungen. Zum Ende hin wird es ziemlich packend und auch gefährlich, was ich als gelungen Abschluss für den Auftakt der Trilogie empfunden habe, der mich gespannt auf die Fortsetzung warten lässt. Immer wieder in das Geschehen eingearbeitet sind auch Aspekte, die den Klimawandel und den Klimaschutz betreffen.
Fazit

Ein interessanter Auftakt, der auf jeden Fall neugierig auf die Fortsetzungen macht. Umso weiter das Buch voranschreitet, umso spannender und turbulenter werden die Ereignisse und Entwicklungen. Protagonistin Tabby muss sich einigen Herausforderungen stellen und weiß dabei selbst noch gar nicht, was um sie herum eigentlich geschieht, was mit ihr geschieht und auf wen sie sich noch verlassen kann.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

fantasievoller, abenteuerlicher Auftakt

Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 1)
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Lukas und seine Familie sind gerade nach Winterstein gezogen – neue Umgebung, neue Schule, keine Freunde und ein Haus, das auf den Schüler zunächst auch nicht den besten Eindruck macht. Es könnte also ...

Lukas und seine Familie sind gerade nach Winterstein gezogen – neue Umgebung, neue Schule, keine Freunde und ein Haus, das auf den Schüler zunächst auch nicht den besten Eindruck macht. Es könnte also deutlich besser Ferien geben, als Lukas sie gerade erlebt. Doch dann findet er eine geheime Treppe, die ihn zu einem Zimmer mit tausend Geheimnissen führt. Wofür sind all die Tränke und Pulver und was hat es mit den magischen Wesen auf sich, die in den alten Büchern festgehalten sind? Schneller als Lukas ahnt, wird er ein Teil ebendieser magischen Welt und taucht ein in den Flüsterwald, mit all seinen Abenteuern.

Die Aufmachung des Buches ist wirklich toll. Gleich zu Beginn gibt es wunderschöne Illustrationen, die einem die wichtigsten Figuren zeigen. So kann man sich sofort ein Bild davon machen, mit wem man auf die Reise geht und wem Lukas begegnen wird. Zu Beginn jedes Kapitels gibt es dann weitere Illustrationen, die immer auf den Inhalt und die Ereignisse abgestimmt sind, was mir richtig gut gefallen hat. Es macht die Geschichte noch lebendiger und plastischer.

Den Schreibstil von Andreas Suchanek ist detailreich, fantasievoll und mitnehmend. Der Einstieg in die Geschichte fällt sehr leicht und auch danach habe ich mich gut durch die Handlung mitgenommen gefühlt. Für mich als Erwachsene waren auch die teils komplexen und ausschweifenden Formulierungen und etwas komplizierteren Wörter kein Problem. Ob wirklich alle jungen Leser ab neun Jahren alle der Begriffe kennen werden und ob für die Altersgruppe einige der Formulierungen nicht sprachlich einfacher hätten sein können, ist sicher individuell. Einige der Begriffe kennt Protagonist Lukas ja selbst nicht, dennoch werden sie nicht weiter erklärt. Größtenteils sind diese jedoch auch nicht wichtig für die Entwicklungen. Es hätte hier und da vielleicht etwas einfacher ausgedrückt sein können, insgesamt ist das Buch aber auf jeden Fall für junge Leser verständlich geschrieben, es gibt viele kurz gehaltene Sätze und die Passagen, in denen Ironie zum Tragen kommt, sind so elegant eingebunden, dass es für alle deutlich und nachvollziehbar sein sollte. In vielen Rezensionen habe ich auch gelesen, dass die Kids, die es gelesen haben, gut mit dem Text zurecht kamen und den Entwicklungen folgen konnten.
Es werden sich bestimmt auch viele mit der Hauptfigur identifizieren können beziehungsweise mit den Situationen, die er besonders mit seiner Familie hat. In der Pubertät -und auch sonst- ist man eben auch mal genervt von jüngeren Geschwistern oder Eltern. Ich mochte Lukas Art und auch seine kleinen Kommentare, in denen er sich beschwert oder mürrisch ist. Es war sehr passend für den Schüler und für die Ereignisse um ihn herum. Als er dann im Flüsterwald die Abenteuer bestehen muss, spürt man auch immer mal wieder, dass er unsicher ist, wie er sich in den Situationen verhalten muss, was angesichts seiner Unwissenheit nur zu verständlich ist, er ist jedoch auch mutig und neugierig und gespannt darauf, was es alles zu entdecken gibt, was eine ganze Menge ist.
Die abenteuerliche und ereignisreiche Zeit im Flüsterwald hat mir besonders gut gefallen. Gemeinsam mit dem Menok Rani, der Elfe Felicitas und der Katze Punchy muss der Protagonist einen Weg finden, der Gefahr zu entgehen. Dabei erleben die vier allerhand Dinge und Lukas erfährt etwas über die Wesen des Waldes und wieso er überhaupt dort sein kann. Die Ideen, die im Flüsterwald verarbeitet wurden, sind sehr fantasievoll, originell und genial. In der magischen Welt läuft vieles anders, als bei uns, so dass die Bewohner des Flüsterwaldes Lukas und die Menschen im Allgemeinen ziemlich seltsam und schräg finden, für uns ist es da wohl eher andersherum, die Lebensweise und die magische Funktionsweise von manchen Dingen ist für uns ziemlich ungewöhnlich. So entstehen auch immer wieder Situationen zum Schmunzeln oder Lachen und trotz der Bedrohung bleibt eine Lockerheit und Leichtigkeit erhalten.
Umso weiter das Buch voranschreitet, umso turbulenter und spannender werden die Entwicklungen. Das Ende ist dann auch so gestaltet, dass man neugierig wird, wie es weitergeht und was Lukas noch alles erfahren und erleben kann.
Fazit

Ein toller Auftakt der Reihe, der neugierig auf mehr macht. Langweilig wird es für Protagonist Lukas in seinem neuen Wohnort auf jeden Fall nicht. Die Geheimnisse und Turbulenzen rund um den Flüsterwald werden ihn sicher noch einige Zeit beschäftigen. Ein Highlight ist auch die wunderschöne Gestaltung des Buches durch die auf den Text abgestimmten Illustrationen von Timo Grubing.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

schöne Geschichte, tolle Gestaltung

Mission Hollercamp Band 1 - Der unheimliche Fremde
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Im Hollercmap können Leon, Jakub und Emily so richtig die Seele baumeln lassen und die Ferien genießen. Jedes Mal, wenn sie an den idyllischen See fahren, freuen sie sich darauf, sich wiederzusehen, gemeinsam ...

Im Hollercmap können Leon, Jakub und Emily so richtig die Seele baumeln lassen und die Ferien genießen. Jedes Mal, wenn sie an den idyllischen See fahren, freuen sie sich darauf, sich wiederzusehen, gemeinsam zu entspannen, die Gegend zu erkunden und auch mal kleine Abenteuer zu erleben. Doch dieses Mal ist etwas anders. Es passieren seltsame Dinge: während des Schwimmens verschwindet Kleidung, Holz, das eigentlich trocken war, ist plötzlich nass, Schilder werden versetzt oder zur Irreführung beschmiert.
Kann das an dem Fremden liegen, der recht neu in der Gegend zu sein scheint und den alle nur aus der Ferne beäugen? Die Freunde begeben sich auf die Suche nach der Wahrheit und finden dabei allerhand heraus.

Der Auftakt der Reihe hat mir wirklich gut gefallen. Die Sprache und die Satzstruktur sind einfach gehalten, so dass es auch für jüngere Leser gut verständlich ist und sich das Buch zügig und flüssig lesen lässt. Es schwingt auch eine gute Portion Humor mit, die mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat und einfach auch zeigt, wie anders Kinder Situationen manchmal sehen und empfinden. So werden sich jüngere Leser bestimmt gut mit vielen der Dinge identifizieren können, die Leon berichtet, Erwachsene schmunzeln vielleicht einfach ein paar mal öfter, weil sie die Lage aus einer anderen Sicht betrachten.
Besonders toll gemacht fand ich die kleinen Einschübe von Emily, die hier und da kommentiert, was Leon aus der Ich-Perspektive berichtet. Manchmal stimmt sie zu, manchmal widerspricht sie, lobt ihn dafür, dass er das erwähnt hat oder gibt einfach noch mal ihren eigenen Senf dazu. Das lockert den Textfluss auf und bringt einem die Figuren und die Stimmung, die zwischen ihnen herrscht noch einmal näher. Zusätzlich gibt es auch kleine Illustrationen, die die Handlung gut unterstützen.

Die drei Freunde sind alle unterschiedlich, was mir gut gefallen hat. Emily spricht zum Beispiel auch Englisch und Hindi, weil ihre Familie Wurzeln in den Ländern hat. Das ist ebenso selbstverständlich in den Text eingebaut, wie Jakubs Hörgeräte und seine polnische Heimat bzw. die seines Vaters. Sie akzeptieren einander, wie sie sind und auch wenn sie sich gegenseitig mal aufziehen, mit ihren Stärken und Schwächen, geschieht das immer auf eine Art und Weise, die mir niemals abwertend erschien. Gemeinsam ergeben sie ein starkes Team, unterstützen sich, tüfteln an cleveren Ideen, bauen sich auf bei Misserfolgen und halten einfach zusammen, egal was kommt. Abgesehen von den Freunden lernt man auch Leons Eltern, seine Schwester, seine Cousine, Emilys Granny, Jakubs Vater, den geheimnisvollen Fremden und einige andere vom Campingplatz bzw. aus dem Ort kennen. Viele von ihnen spielen jedoch eher am Rand eine Rolle und rücken nicht so sehr in den Mittelpunkt des Geschehens. Auf jeden Fall entsteht ein sehr bunt gemischtes Figurenfeld.

Da immer mehr ungewöhnliche Dinge passieren, schmieden die Freunde Pläne, um hinter die Machenschaften zu kommen. Dabei lernen sie auch den „Fremden“ kennen, der von den meisten nur aus der Ferne betrachtet wird, mit dem sich aber die wenigstens nur persönlich beschäftigen. Ihre erste Begegnung verlief jedoch ganz anders, als die Kids das geplant hatten. Dabei wird schnell deutlich, dass es ihnen irgendwie unheimlich ist, sie aber auch sehr neugierig sind und sie die Vorurteile, die ihnen von anderen eingetrichtert wurden, nicht einfach glauben wollen, wo ihr Gegenüber doch einen ganz anderen Eindruck auf sie macht und ihnen sogar geholfen hat.
Insgesamt ist die Handlung nicht oft überraschend, aber es gibt schöne Entwicklungen und die Charaktere bei ihrer Suche zu begleiten, war interessant und hat mir viel Spaß gemacht. Für jüngere Leser ist der Spannungsfaktor sicher auch noch etwas größer und man fiebert noch intensiver mit den Figuren mit. Schön eingeflochten fand ich auch die Freundschaft zwischen dem 12 jährigen Leon und seinen Freunden.
Fazit

Ein schöner Auftakt, der neugierig darauf macht, was Leon und die anderen noch im Hollercamp erleben und herausfinden werden. Können sie Beweise sammeln oder wird es weitere Streiche geben, für die sie selbst sich möglicherweise verantworten müssen, obwohl alles ganz anders ist? Durch die Illustrationen und die Kommentare von Emily ist das Buch sehr ansprechend gestaltet und es entsteht gemeinsam mit dem schönen, einfach gehaltenen Schreibstil eine lockere, teilweise witzige Atmosphäre zum Wohlfühlen.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

viel Magie, schön erzählt

Emanio – Der Schöne und das Biest
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Für Emanio läuft es gar nicht so schlecht – denkt der schöne Herzogsohn auf jeden Fall. Da sein Vater in einem anderen Herzogtum verweilt, kümmert Emanio sich um alle Pflichten, die er als zukünftiger ...

Für Emanio läuft es gar nicht so schlecht – denkt der schöne Herzogsohn auf jeden Fall. Da sein Vater in einem anderen Herzogtum verweilt, kümmert Emanio sich um alle Pflichten, die er als zukünftiger Herrscher von Ternilus ohnehin übernehmen würde. Gewissenhaft hört er sich die Gesuche der Bittsteller an und versucht zu helfen, wo er kann. Auch wenn ihm das manchmal schwer fällt, nach einer der zahlreichen Nächte, nach denen er mit einem Kater erwacht. Sein Vorhaben deutlich weniger zu feiern, scheitert scheinbar an den freundlichen Bitten seiner Mitmenschen, der Veranstaltung nicht fern zu bleiben.
Als Emanio dann eines Morgens in der Gestalt eines Panthers erwacht, lastet ein mächtiger Fluch auf ihm. Nur wenn es ihm gelingt, seine große Liebe zu finden, kann er in seine menschliches Leben zurückgelangen. Aber wie soll er es schaffen, als schwarzer Panther seine Liebe zu finden, wo es ihm doch schon als Mensch nicht möglich war? Und kann ihm dabei ausgerechnet jemand helfen, der eigentlich selbst einen Groll gegen Emanio hegt?

Die Welt, in die man eintaucht, enthält viele schöne Elemente und hat mir insgesamt gut gefallen. Das Reicht unterteilt sich in unterschiedliche Herzogtümer, die jeweils von einer Herzogfamilie verwaltet werden. Übergeordnet gibt es dann noch einen König, der in der Geschichte allerdings nicht so präsent ist. Eine sehr große Rolle spielt Magie in den unterschiedlichsten Formen. Die Stärke der Kräfte und die Möglichkeiten, die sich daraus bietet, sind davon abhängig, was für ein Magier, Zauberer oder Hexer man ist. Einige können ihre Zauber nur Mittels einem Element wirken, andere können Heilen oder Illusionszauber herstellen. Dieser Aspekt ist relativ komplex und hätte für meinen Geschmack im Verlauf der Geschichte gern intensiver eingebunden bzw. erklärt sein können. Es gibt zwar ein Glossar, in dem man die Hierarchien erkennen kann und auch eine grobe Beschreibung dessen bekommt, womit die einzelnen Abstufungen arbeiten, was aber tatsächlich alles möglich ist, bleibt an einigen Stellen doch offen. Was sich mir bis zum Schluss nicht vollständig erschlossen hat ist der Herrschaftszauber, der den Herzogfamilien vorbehalten ist. Aus Spoielergründen kann ich das jetzt hier nicht komplett aufdröseln, aber einige Punkte passten für mich da nicht so richtig zusammen, zumindest von den Erklärungen, die man im Laufe der Handlung bekommen hat. Auch hier hätte es zum Ende des Buches nicht geschadet noch 2-3 aufklärende Sätze zu bekommen, damit sich dort letzte Fragezeichen im Kopf auflösen.
Die niedrigste Stufe der magisch Begabten sind die Gestaltwandler, die von den meisten eher gemieden und verachtet werden. Lerio, der zweite Protagonist der Geschichte, ist ein Luchswandler und hatte es daher nie leicht in seinem Leben. Als er nun unfreiwillig mit Emanio zusammenarbeiten muss, verschafft ihm das mehr Aufmerksamkeit, als er zunächst ertragen kann, denn eigentlich lebt Lerio zurückgezogen und zeigt sich den Menschen so wenig wie möglich.

Das Buch wird aus der Erzählerperspektive geschildert. Dabei begleiten die einzelnen Kapitel abwechselnd Emanio und Lerio, so dass man Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten beider Protagonisten bekommt. Besonders zu Beginn überwiegt der Anteil von Emanio deutlich und man erfährt nur wenig über den Luchswandler, der mir allerdings sofort sympathischer war, als der Herzogsohn. Im Laufe der Geschichte konnte mich dann jedoch auch Emanio von sich überzeugen. Umso mehr man erfährt, umso mehr ergeben sich die Zusammenhänge der Verstrickungen und Intrigen.
Lerio ist ein Familienmensch und würde alles für seine Mutter und seine Schwestern tun. Sie zu schützen und für sie da zu sein, ist sein oberstes Gebot. Daher fällt es ihm auch schwer, ihre Hütte im Wald zu verlassen und als persönlicher Schutz des Herzogsohns abgestellt zu werden, obwohl der Job durchaus eine Chance auf mehr Ansehen bieten könnte. Lerio hat seine ganz eigenen Vorbehalte gegen Emanio und möchte nicht seinen Aufpasser spielen, wo doch in ihm selbst die Wut der Ungerechtigkeit brodelt. Ich mochte den Gestaltwandler von Beginn an sehr gern. Er hat ein gutes Herz und bleibt seinen Ansichten treu. Geprägt durch die Ausgrenzung, den Spott und die abfälligen Blicke und Bemerkungen, die er seit seiner Kindheit einstecken muss, geht er anderen eher aus dem Weg und versucht, so gut es geht, unter dem Radar zu bleiben.
Wie Emanio wirklich ist, bekommt man erst im Laufe des Buches so richtig mit. Nicht alles ist, wie es zunächst zu sein scheint. Für Emanio ist es in seiner neuen Gestalt jedoch wesentlich schwieriger mit seiner Umwelt zu kommunizieren, denn die Menschen verstehen nicht, was im Kopf des Panthers vor sich geht, seine Versuche zu sprechen, enden in einem Fauchen oder anderen tierischen Geräuschen, die Angst statt Zuversicht verbreiten. Als Leser bekommt man jedoch viel von seinen Gedanken mit, so dass er als Charakter greifbarer und durchschaubarer wird.
Um die beiden herum gibt es zahlreiche weitere Figuren -hauptsächlich Adlige, aber auch einige aus Lerios Familie und magisch Begabte-, von denen man einige etwas besser, die meisten jedoch kaum intensiver kennenlernt, dennoch beeinflusst jeder von ihnen die Handlung in gewisser Weise. Auf der Beliebtheitsskala ordnen sie sich zwischen „geht gar nicht“ und „eine liebe, treue Seele“ ein, es ist also von allem etwas dabei. Manchen Charakteren habe ich von Beginn an misstraut, einige kann man nur schwer einschätzen, wieder andere sind einfach nur nervtötend. So entsteht eine bunte Figurenkonstellation, in der Reibereien, Geheimnisse und Intrigen vorprogrammiert sind.

Das Tempo wird im Verlauf der Geschichte immer weiter angezogen. Während es zunächst noch eher ruhig ist und die Handlung gefühlt nur wenig vorankommt, geht es zum Ende hin dann Schlag auf Schlag und es prasseln viele Informationen auf die Figuren und den Leser ein. Der Einstieg ins Buch war jetzt nicht direkt langatmig, es war schon interessant, die Figuren kennenzulernen, ein bisschen von der Welt zu erfahren und zu sehen, wer da möglicherweise auf welcher Seite steht. Aber obwohl angeblich viel gesucht und befragt wird, passiert eben nicht so richtig viel, was Emanio weiterbringt. Bei der Fülle an Dingen, die danach passiert, empfand ich das als etwas schade, weil es zu Beginn halt so sehr ruhig war und man dann ein wenig das Gefühl bekommt, es gehen die Seiten aus, es muss nun also schnell mal mehr passieren. Insgesamt fand ich den Stil der Autorin aber als angenehm und das Buch hat sich auch gut lesen lassen. Umso intensiver man in das Geschehen eingetaucht ist, umso spannender war es dann auch und ich wollte gern wissen, wie es weitergeht, wie die Figuren sich entwickeln und und und. Es hat mich also jetzt nicht unglaublich gestört, ich hätte mir nur einfach zu Beginn ein paar Seiten weniger gewünscht, die dann am Ende des Buches hätten dran gehängt werden können. Denn der Abschluss selbst war mir fast etwas zu hektisch. Das entstandene Chaos wird zwar soweit wieder aufgelöst, aber ein paar Seiten zum wieder runterkommen und eventuell eben auch aufdröseln einiger Aspekte, die nun offen bleiben, hätte ich persönlich ganz schön gefunden.
Ein paar Aspekte der Handlung waren vorhersehbar, andere Auflösungen haben mich jedoch überrascht, was mir in der Kombination gut gefallen hat. Die Entwicklungen der Protagonisten, einzeln betrachtet und auch im Zusammenspiel, haben mir gut gefallen. Sowohl Emanio, als auch Lerio gehen gestärkt aus ihren Erfahrungen heraus, denken selbst viel nach, vertrauen sich irgendwann aber auch einander an. Das zarte Band, das dabei geknüpft wird, ist für den Leser wohl auch früher zu erkennen, als für die beiden jungen Männer selbst. Ich mochte die gefühlvolle Annäherung der beiden, die zunächst eher auf Freundschaft und wachsendem Vertrauen basiert und nicht gleich in Form überschwängliche Liebe daherkommt.
Das Märchen „Die Schöne und das Biest“ spielt in seinen Details nicht unbedingt eine große Rolle im Verlauf des Buches. Es gibt eher das Grundgerüst in einigen Zügen vor, dann entwickelt sich die Handlung jedoch in eine sehr eigenständige Richtung. Trotzdem mochte ich die kleinen Parallelen, die es hin und wieder gab.
Fazit

Trotz einiger, kleinerer Kritikpunkte meinerseits, war es eine schöne, magisch intensive, gefühlvolle Märchenadaption mit zwei interessanten Protagonisten, die ich gern gelesen habe. Zu Beginn hätte es etwas zügiger vorangehen dürfen, damit am Ende noch etwas Raum für weitere Erklärungen gewesen wäre, denn ein paar Dinge bleiben für mich auf der Strecke, ebenso wie der Herrschaftszauber, der sich für mich nicht komplett erschließt. Dennoch ist das Buch sehr angenehm und flüssig zu lesen und ich mochte die Entwicklungen der Figuren und den Aspekt rund um die Gestaltwandler sehr gern.

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Veröffentlicht am 26.02.2021

dynamische Geschichte, regt zum Nachdenken an (3,5-4 Sterne)

Sechs Leben
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Was würde sich im eigenen Leben ändern, wenn man mehr als eines davon hätte? Wenn man nach einem Unfall oder einer Krankheit noch einmal neu anfangen bzw. weitermachen könnte? Wenn man etwas gefährliches, ...

Was würde sich im eigenen Leben ändern, wenn man mehr als eines davon hätte? Wenn man nach einem Unfall oder einer Krankheit noch einmal neu anfangen bzw. weitermachen könnte? Wenn man etwas gefährliches, vielleicht gar leichtsinniges unternehmen könnte, ohne dass man Angst vor den Konsequenzen haben müsste? Würde man alles auf eine Karte setzen, frei nach dem Motto: ich hab ja noch genug Leben? Oder wäre man vorsichtig, würde etwas Bedeutendes tun, für andere leben, sie schützen, da sie selbst die Chance nicht haben?
In „Sechs Leben“ haben 91% der Bevölkerung nur ein Leben, so wie es jeder von uns auch kennt. Doch die anderen 9 Prozent sind Multileben. Sie haben insgesamt zwei bis sieben Leben und damit Möglichkeiten, die anderen verwehrt bleiben. Auch Protagonist Gabriel gehört zu den Glücklichen und ist ein Sechser. Aber bringt ihm das wirklich nur Freude und Glück oder auch Druck, Zweifel und eine gefährliche Motivation für Risiken?

Die Thematik des Buches fand ich sehr interessant. Schon allein durch die Konstruktion der „Welt“ mit den Multileben wird man selbst zum Nachdenken gebracht, bevor man die erste Seite überhaupt gelesen hat. Abgesehen von den mehreren Leben, die ein Teil der Menschen besitzen, spielt die Geschichte in unserer normalen Welt. Wie genau die Multileben nach einem verlorenen Bonusleben halbwegs unbeschadet „wieder erwachen“ spielt im Verlauf auch nicht so eine große Rolle. Das bleibt insgesamt etwas blass, steht aber auch einfach nicht so im Fokus des Geschehens. Es sind eher die Fragen, die aufgeworfen werden, die im Mittelpunkt der Handlung stehen.
Für Gabriel ändert sich durch die Nachricht, dass er ein Secher ist, alles. Ihm scheinen Türen offen zu stehen, von denen er vorher nicht mal geträumt hat, hindurchgehen zu können. Chancen und Gefahren der Multi- und Monoleben beschäftigen aber nicht nur den Protagonisten, sondern alle…

Was würde sich für einen selbst ändern? Würde sich etwas ändern? Was würde man mit den zusätzlichen Chancen machen? Aufsparen oder in vollen Zügen leben, koste es, was es wollte? Hat man mit mehr Leben auch mehr Verantwortung für andere? Muss man seine Leben für das Gemeinwohl einsetzen? Muss man deswegen mutiger sein? Furchtloser? Oder wird man ganz automatisch leichtsinniger? Weiß man den Wert des Lebens noch zu schätzen, wenn man mehrere davon hat? Und was macht unser Leben denn überhaupt aus? Was macht es wertvoll?
Zahlreiche Fragen, die im Laufe der Geschichte aufgeworfen und aus unterschiedlichen Perspektiven beantwortet werden. Zwar begleitet das Buch Gabriel als Ich-Erzähler, aber die Menschen in seiner Umgebung äußern sich ebenfalls zu den Problematiken und die Ansichten gehen sehr weit auseinander. Wie man das selbst für sich bewertet, muss am Ende natürlich jeder selbst entscheiden. Ich fand es aber interessant zu verfolgen, wie unterschiedlich die Meinungen zu dem Thema sind. Einige gehen sehr verantwortungsvoll mit ihren Bonusleben um, sparen sie auf, falls ihnen wirklich mal etwas passiert, was sie nicht verhindern konnten oder setzen sie dafür ein, um andere Menschen zu retten. Andere sind da leichtsinniger, risikofreudiger, fühlen sich beschwingt und nahezu unsterblich. Erst wenn ihre Bonusleben davonflattern und sie merken, wie rasch sie auf ein Monoleben zusteuern, beginnen sie wieder aufzuwachen und vorsichtiger zu werden. Manche möchten die Extraleben aber auch gar nicht, weil für sie die negativen Auswirkungen überwiegen bzw. sie geprägt haben. Und auch die Monoleben haben natürlich ein Wörtchen mitzureden, denn selbst wenn sie nicht aus eigener Erfahrung sprechen, haben sie natürlich gewisse Erwartungen, an die Multis oder empfinden ihre angeblichen Heldentaten als nicht besonders mutig oder überragend – schließlich konnte ihnen ja nichts passieren. Auch wenn man in kaum eine der Nebenfiguren besonders intensiv eintaucht, so war die Mischung der Gedanken doch gut gewählt und zeigt, wie unterschiedlich die Herangehensweise ist.
Der 15jährige Protagonist liebt das Fallschirmspringen und ist beflügelt von seinen zusätzlichen Leben- etwas zu sehr. Denn schneller als er gucken kann, reduzieren sich die Bonusleben und er traut sich kaum, es seinen Mitschülern oder seiner Familie zu sagen, um nicht mit Vorwürfen oder Vorhaltungen konfrontiert zu werden. Im Laufe des Buches verändert sich seine Einstellung und seine Wahrnehmung, was mir ganz gut gefallen hat. Er lernt aus einem Teil seiner Erfahrungen, auch wenn es dann schon fast zu spät ist.
Ein wenig schwierig finde ich aber das Thema mit der Aufmerksamkeit, die er sich erhofft, größtenteils nicht bekommt, zumindest nicht so, wie er möchte, wie er versucht sie doch noch zu bekommen und warum er sie dann am Ende bekommt. Für mich wird damit teilweise irgendwie ein falsches Signal gesendet, besonders wenn ich bedenke, für welche Altersgruppe das Buch ausgeschrieben ist. Das fand ich etwas schade und hätte aus meiner Sicht anders gelöst werden können, damit nicht so ein bitterer Beigeschmack bleibt.

Die Kapitel sind alle sehr kurz gehalten. So folgen rasche Szenenwechsel in schneller Folge aufeinander, dabei gibt es immer wieder kleinere Zeitsprünge. Dadurch hat sich das Buch sehr zügig lesen lassen und man fliegt quasi durch die Seiten – ähnlich wie der Protagonist durch sein Leben und ähnlich schnell, wie ihm die Leben abhanden kommen. Sprachlich ist die Geschichte einfach gehalten, was für das empfohlene Lesealter von 12 Jahren gut geeignet ist. Wenn jüngere Leser zu dem Buch greifen, werden sie allein durch die Thematik schon sehr viel zu durchdenken haben.
Um einzuschätzen, wie gefährlich gewisse Dinge sind, gibt es die Risikobibel. Darin wird festgehalten, bei welchen Unternehmungen, aber auch bei welchen Gefühlen man besonders vorsichtig sein sollte, weil die Gefahr, ein bzw. sein Leben zu verlieren, höher ist. Ich mochte dieses Element sehr gern, auch wenn die direkten Auswirkungen der Risiken sicher für jeden sehr individuell sind.
Fazit

Ein Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat durch die zahlreichen Fragen, die im Verlauf der Handlung aufgeworfen werden. Was ist im Leben wichtig, was ist bedeutsam, was tut uns gut, was möchte man in seinem Leben erreichen, was damit anfangen… Durch die unterschiedlichen Positionen, die präsentiert werden, wird vermutlich jeder jemanden finden, in dem er sich selbst ein Stück weit wiedererkennt. Wichtiger finde ich jedoch, dass sicherlich alle Leser auf ihre Weise anfangen werden über das eine oder andere nachzudenken. Braucht man denn wirklich mehrere Leben um glücklich zu sein und die Dinge zu tun, die einem wichtig sind?
Ein sehr kurzlebiges Buch, das man zügig durch hat, das aber nachhallt, zumindest bei mir.

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