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Veröffentlicht am 10.08.2019

nicht so spannend, wie zunächst gedacht

Verfolgt von Sturm und Macht (Sturmwanderer 1)
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Danielle und ihr Vater führen ein Wirtshaus, in dem es zur Zeit abends ziemlich voll wird. Reisende, Jäger und auch Dorfbewohner, die ein wenig Gesellschaft oder guten Alkohol wollen, kehren bei ihnen ...

Danielle und ihr Vater führen ein Wirtshaus, in dem es zur Zeit abends ziemlich voll wird. Reisende, Jäger und auch Dorfbewohner, die ein wenig Gesellschaft oder guten Alkohol wollen, kehren bei ihnen ein und bringen ab und an auch Streit mit. Danielle erlebt nicht nur schöne Momente, sie lernt viele verschiedene Menschen kennen und ist immer wieder Situationen ausgesetzt, denen sie gern entgehen würde. Dennoch liebt sie ihre Arbeit und unterstützt ihren Vater gern. Als dann ein unbekannter Fremder in ihre Gaststube einkehrt, ist Danielle sofort fasziniert von ihm, ohne richtig greifen zu können, woran das liegt. Da er nach einem brutalen Überfall auf Hilfe angewiesen ist, verbringt Brix mehr Zeit in Danielles Nähe, als ursprünglich geplant war, ohne zu verraten, wer er wirklich ist.

Das Buch beginnt spannend und man ist sofort neugierig, was wohl hinter den Geschehnissen steckt, die dort präsentiert werden. Dereck, der sich im weiteren Verlauf Brix nennt, steht vor den Trümmern seines Lebens und muss seine Heimat verlassen, wenn er die Chance auf eine Zukunft haben will. Erst zum Ende des Buches im Epilog wird dieser Handlungsstrang so richtig wieder aufgegriffen und man bekommt noch mal einen Einblick in Derecks ehemalige Heimat, der Fragen aufwirft und bestätigt, was ich schon zu Beginn vermutet hatte. Es muss da mehr geben, als man zunächst denkt. Irgendwelche Geheimnisse oder Intrigen, dunkle Machenschaften und Machtgier. Was ganz genau dahinter steckt, erfährt man nicht. Ich hoffe darauf, dass man darüber im zweiten Band mehr erfahren wird.
Zwischendurch ist die Handlung zwar nicht unbedingt langweilig, aber irgendwie hatte ich schon gehofft, mehr über die Erlebnisse im Prolog zu erfahren. Abgesehen von ein paar Erinnerungen und Albträumen geht es allerdings „nur“ um das Leben von Danielle und wie Dereck sich versucht, nützlich zu machen und wieder eine Grundlage zu schaffen, damit er weiter ziehen kann.

Danielle und ihr Vater mussten einige Verluste einstecken und können jede Hilfe gebrauchen. Auch wenn sie bei Brix etwas skeptisch sind, erlauben sie ihm doch, in ihrem Wirtshaus mit zu arbeiten. Zwischen Danielle und ihm liegt eine gewisse Spannung in der Luft, immer wieder necken sich die beiden, provozieren sich gegenseitig und ecken an. Doch nach und nach wird den beiden klar, dass es nicht nur an den gegensätzlichen Charakterzügen liegt, sonder da mehr sein könnte.
Brix gibt sich oft selbstsicher, ein wenig arrogant und überheblich, hin und wieder lässt er aber auch durchblicken, dass hinter seiner Fassade durchaus mehr stecken könnte und seine Sprüche eher Flirten als wirklich Selbstbewusstsein sind.
Danielle ist zwar schlagfertig, besonders wenn es um die Besucher des Wirtshauses geht, sobald es aber persönlich wird, kann man sie auch schnell zum erröten bringen. Sie hat das Herz auf jeden Fall am rechten Fleck und man möchte ihr einfach nur Glück wünschen, nach all dem, was sie erlebt hat und was sie bereit ist für die Familie zu geben.

Der Schreibstil ist angenehm und man taucht nach und nach in die mittelalterlich wirkende Welt der Protagonisten ein. Ich vermute, hier wird es noch viel mehr zu erleben und entdecken geben, als wir bisher erfahren haben. Der Prolog deutet zumindest an, dass es noch einige Geheimnisse gibt.
Die Geschichte wird von einem personellen Erzähler geschildert, der abwechselnd Brix und Danielle begleitet und neben den allgemeinen Geschehnissen so auch Einblick in ihre Gedanken und teilweise die Gefühlswelt gibt. Häufig wechseln die Perspektiven sehr schnell, so dass man nie lange bei einer Person ist. Manchmal hat mir das gut gefallen, da man in der bestehenden Situation von beiden Protagonisten etwas erfährt. Ab und an hätte ich aber auch gern längere Passagen von einer Person gehabt, da es doch teilweise etwas gehetzt und unruhig wirkt, wenn ständig gewechselt wird.
Besonders schön fand ich die Gespräche, Neckereien und Reiberein zwischen Danielle und Brix. Sie stacheln sich immer wieder an, bringen ihren Gegenüber dazu Dinge zu tun oder zu sagen, die sie eigentlich gar nicht preisgeben wollten, lernen sich dabei besser kennen und geben damit auch dem Leser einen Einblick in ihr Leben.

Auch wenn einige Geheimnisse in der Luft liegen und auch Danielle ahnt, dass Brix etwa vor ihr verbirgt, so dreht sich doch eigentlich alles erst mal um die persönlichen Entwicklungen zwischen den Protagonisten und nicht um die Dinge, die drum herum existieren oder existieren könnten. Das fand ich etwas schade, da man zu Beginn neugierig gemacht wird, am Ende noch mal angeheizt wird, dazwischen aber in die Richtung irgendwie gar nichts passiert. Die Geschichte lässt sich schön und flüssig lesen, aber irgendwie hat mir doch was gefehlt. Ich hoffe, das bekomme ich dann im zweiten Band.

Fazit
Das Buch lässt einen in die Leben von Danielle und Brix eintauchen und legt den Fokus besonders auf die persönlichen Entwicklungen zwischen den Protagonisten. Für Brix ist die Umgebung neu und er muss viel lernen, sich einfügen und dabei darauf achten, sich selbst nicht zu verraten. Obwohl so viele Geheimnisse und vielleicht auch Intrigen in der Luft zu liegen scheinen, wird das nur wenig bis gar nicht thematisiert, was ich etwas schade fand. Der Epilog macht dann wieder sehr neugierig und gibt Hoffnung auf einen spannenden zweiten Band. Auch der erste Teil ist nicht gänzlich uninteressant, aber mir hat doch einfach ein bisschen was an Spannung und Handlung gefehlt.

Veröffentlicht am 31.07.2019

Intrigen, Geheimnisse und gefährliche Gefühle – etwas zäh, aber auch interessant

Die Prinzessinnen von New York - Scandal
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Wenn man zu den alten, reichen, hochangesehenen Familien in New York gehört, sind die Aufgaben für die Töchter des Hauses recht überschaubar: hübsch aussehen, brav und freundlich sein, auf den Bällen tanzen, ...

Wenn man zu den alten, reichen, hochangesehenen Familien in New York gehört, sind die Aufgaben für die Töchter des Hauses recht überschaubar: hübsch aussehen, brav und freundlich sein, auf den Bällen tanzen, sich umwerben lassen und irgendwann mit einer guten Partie verheiratet werden. Allerdings reicht das nicht allen der jungen Damen. Sie wollen ihr Leben zu einem gewissen Teil selbst in die Hand nehmen, lassen sich von ihren Gefühlen und Wünschen leiten und müssen immer damit rechnen, erwischt und abgestraft zu werden.
Auch Elizabeth Holland gehört zu diesen Kreisen und sie hütet ein für sie gefährliches Geheimnis. Ihr Herz ist bereits vergeben, an einen Jungen, den sie nicht lieben darf. Doch kann sie wirklich gegen ihr Herz entscheiden und einen anderen heiraten?

Der Einstieg in das Buch ist mir eher schwer gefallen. Der Prolog spielt einen Monat vor der Handlung, die danach kommt und könnte damit mehr oder weniger an das Ende des Buches angeschlossen werden, um wieder in die zeitliche Reihenfolge gebracht zu werden.
Auf der einen Seite macht das zwar neugierig darauf, wie es dazu kommt, dass die Charaktere in dieser Situation sind, andererseits fühlte ich mich von all den Namen irgendwie auch erschlagen. Es gibt im Prolog recht wenig Handlung, dafür aber unzählige Namen und Beschreibungen von Beziehungen und dem Aussehen der Anwesenden. Mir hat es den Eindruck vermittelt, sofort alles abspeichern zu müssen, damit man danach noch weiß, wer wie mit wem in Verbindung steht und warum sich das so entwickelt haben könnte, obwohl man dazu zunächst ja nichts erfährt.
Nach dem Prolog wurde es zwar ein wenig leichter, ich habe allerdings doch einige Zeit gebraucht, um mich richtig einzufinden.

Das Buch nimmt einen mit ans Ende des 19. Jahrhunderts und präsentiert dem Leser die Highsociety des damaligen New Yorks. Rauschende Feste, bunte Bälle, Klatschpresse mit Gerüchten oder wenn man einen falschen Schritt gemacht hat, Aufwartungen und Interessenbekundungen an den jungen Töchtern der angesehenen Häuser – all das gehört zum Alltag der Figuren, die man im Laufe des Buches kennenlernt. Dabei hat jeder seine ganz eigenen Interessen und Vorgehensweisen, um möglichst gut durch sein Leben und all die gesellschaftlich bedingten Schwierigkeiten zu kommen. Intrigen, Geheimnisse und kleine Skandale gehören dabei genauso dazu wie falsche Freundschaften, heimliche Treffen und gut gehütete Sorgen, um das Ansehen nicht zu verlieren.
Durch den personalen Erzähler ist es möglich, verschiedene Charaktere im Laufe der Handlung zu begleiten. Viele Passagen ist man bei der Familie Holland und trifft dort auch immer wieder auf andere Personen, wie Penelope Hayes und Henry Schoonmaker, die man in anderen Szenen einzeln begleitet. Dadurch erhält man einen recht umfassenden Blick auf die Handlung, deren einzelne Stränge sich alle auf die eine oder andere Weise bedingen, mit der Zeit verbinden und beeinflussen.
Neben den für die Damen wichtigem Thema „Liebe“ geht es auch viel um schöne Kleider, die Präsentation in der Öffentlichkeit und Einladungen zu Festen, die man erhalten sollte, um seinen Ruf zu wahren. Das war auch nicht unbedingt anders zu erwarten, wenn man bedenkt, in welchen Kreisen sich die Protagonisten bewegen. Immer wieder brechen die jungen Erwachsenen aber auch aus ihren Grenzen aus uns verhalten sich nicht unbedingt standesgemäß –für sie ein ziemlich gefährliches Spiel, denn jede ihrer Handlungen kann gegen sie genutzt werden. Diese Passagen haben mir allerdings mit am besten gefallen, weil sie ein wenig mehr Lockerheit und Leichtigkeit versprühen, als die anderen Abschnitte.

Die Sprache ist der Zeit angepasst, altertümliche Ausdrücke und höfliche Floskeln machen immer wieder deutlich, in welcher Epoche man sich bewegt. Durch die anschaulichen Beschreibungen der Personen und der Umgebung konnte man sich die Schauplätze und die wichtigsten Figuren gut vorstellen. Von vielen Charakteren hatte ich beim Lesen ein sehr genaues Bild im Kopf. Nachdem ich mich ein wenig an die Umstände, die Zeit und den Stil gewöhnt hatte, hat sich das Buch flüssig lesen lassen.
Ein wenig schade fand ich, dass ich im Prolog bereits einige Teile der Handlung geahnt habe, die dann auch genauso eingetreten sind. Zwar wusste man an einigen Stellen nicht, wie genau es dazu kommt, aber der Weg war doch teilweise recht deutlich. Dadurch wurde nicht so viel Spannung aufgebaut und die Handlung hat nicht so richtig an Fahrt aufgenommen. Am Ende des Buches bin ich nun aber trotzdem neugierig, wie es weitergehen wird. Man hat viele Charaktere etwas kennen gelernt, wobei sicherlich immer noch genug Geheimnisse und Intrigen aufzudecken wären, einige Stränge sind angefangen, die noch weiter geführt werden könnten und vor allem die Entwicklungen bei Familie Holland interessieren mich sehr.

Fazit
Nach einem etwas zähen und holprigen Start habe ich mich dann doch ganz gut in das Buch eingefunden. Die Sprache und Beschreibungen sind schön an die Zeit des späten 19. Jahrhunderts angepasst und die Gesellschaft, in die man eintaucht, kann man sich richtig gut vorstellen. Leider kamen viele Handlungsverläufe nicht wirklich überraschend, am Schluss des Auftaktes bin ich aber dennoch gespannt, wie es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Freundschaft muss nicht immer nur harmonisch sein, aber echt – schönes Buch

Das Rezept unserer Freundschaft
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Billy ist vierzig und sucht nach einer neuen, erfüllenden Aufgabe in ihrem Leben. So richtig rund läuft es nämlich nicht. Während sie dabei zusieht, wie ihre Freundinnen sich nach und nach ihre Wünsche ...

Billy ist vierzig und sucht nach einer neuen, erfüllenden Aufgabe in ihrem Leben. So richtig rund läuft es nämlich nicht. Während sie dabei zusieht, wie ihre Freundinnen sich nach und nach ihre Wünsche erfüllen, erfolgreich und glücklich in der Liebe sind, bleibt sie immer wieder auf der Strecke. Kurzerhand packt sie ihre Sachen und verlässt New York, in der Hoffnung dann ihren Weg zu finden und zufriedener zu sein. Doch zunächst gibt es eher noch mehr Chaos und Probleme.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig. Ich fand den Einstieg mit der Hochzeit gelungen. Man hat sofort ein wichtiges Ereignis im Leben von Lotta, bei dem ihre Freundinnen natürlich mit dabei sind. Neben dem schönen Highlight in ihrem Leben werden aber auch schon die ersten dunkleren Geschichten ausgepackt, so dass man sofort einen Eindruck bekommt, wie wechselhaft ihre Leben bisher so waren.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Billy geschildert, wodurch man die Protagonistin intensiv begleitet und detaillierte Einblicke in ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle bekommt. Doch auch ihre Freundinnen lernt man gut kennen. Die vier sind sowohl optisch, als auch vom Charakter sehr verschieden und auch ihre Leben habe sich in ganz verschiedene Richtungen entwickelt. Und obwohl es so viele Unterschiede gibt und sie teilweise auch gegensätzliche Einstellungen haben, gibt es doch eines, das sie alle verbindet: ihre Freundschaft.
Gefühlt ist Billy diejenige, die von ihrem Freundeskreis am wenigsten erreicht hat, wobei es immer darauf ankommt, wie man das betrachtet. Denn auch jede der anderen hat ihr Päckchen zu tragen, Probleme, Sorgen, Schwierigkeiten, die überstanden wurden oder die gerade auf sie zurollen.
Auch im Laufe des Buches ist es ein stetiges Auf und Ab in verschiedenen Bereichen. Die Gefühle fahren Achterbahn, beruflich gibt es neue Herausforderungen, die mal so, mal so verlaufen und auch in der Freundschaft zwischen den Frauen kriselt es zwischendurch ziemlich. In Notlagen zeigt sich dann aber doch, dass sie füreinander da sind und man Kraft und Rückhalt bekommt, wenn man sich traut, sich seinen Freunden wieder zu öffnen und sich nicht mehr zurückzieht. Freundschaft ist so wichtig und kann viel bewegen.

Zwischendurch gab es Entwicklungen, die sich angedeutet haben, mit denen ich wohl nicht ganz so glücklich gewesen wäre, wenn sie zu Ende geführt worden wären. Wobei das sicher auch Geschmackssache ist. Die Entwicklungen, die es dann letztendlich gab, empfand ich auf jeden Fall als viel passender für alle Beteiligten und die Geschichte selbst.
In der Handlung gibt es immer wieder Passagen, in denen es bergauf geht für die Charaktere und Momente, in denen es Rückschläge gibt. Oft wirkt es wie mitten aus dem Leben gegriffen, denn bei wem läuft schon immer alles gut? Auch Geld schützt einen nicht vor Problemen und Verlust, auch wenn die Relationen vielleicht manchmal etwas anders sind. Einige Szenen bringen zum Nachdenken, andere lassen einen Schmunzeln. Besonders schön fand ich die Entwicklungen innerhalb der Freundschaft, die nicht beschönigt werden. Es ist nicht immer harmonisch, man ist sich nicht immer einig, aber trotzdem weiß man genau, was man an dem anderen hat und wann es Zeit ist, das Kriegsbeil zu begraben. Die Menschen, die einem nah stehen, können einen eben auch ziemlich verletzen mit ihren Worten.

Fazit
Auch wenn mir das Tüpfelchen auf dem i gefehlt hat, so hat sich die Geschichte doch sehr gut und flüssig lesen lassen. Trotz all der Probleme, Rückschläge, Sinnkrisen und Tränen der Charaktere habe ich mich sehr wohl in der Geschichte gefühlt, denn die negativen Stimmungen überwiegen nicht unbedingt, aber sie gehören in der Gesamtheit eben mit dazu. Die Figuren stehen alle mitten im Leben, sind keine 20 mehr und haben natürlich schon gewisse Erwartungen und einen Lebensstandard, den sie halten oder verbessern wollen. Alltägliche Probleme, Liebeschaos, berufliche Krisen und die Freundschaft von vier sehr verschiedenen Frauen machen dieses Buch abwechslungsreich und haben mich auch immer wieder über mein Leben und meine Freundschaften nachdenken lassen.

Veröffentlicht am 26.07.2019

spannend, witzig, vielseitig, toller Auftakt

Heaven's End – Wen die Geister lieben
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Familienstammbäume sind ein sehr spannendes und häufig komplexes Thema. In einigen Familien gibt es sehr ausführliche Aufzeichnungen über Abstammungen, Kinder, Berufe und all die Dinge, die man seine verstorbenen ...

Familienstammbäume sind ein sehr spannendes und häufig komplexes Thema. In einigen Familien gibt es sehr ausführliche Aufzeichnungen über Abstammungen, Kinder, Berufe und all die Dinge, die man seine verstorbenen Vorfahren eben nicht mehr fragen kann. Bei anderen weiß man vielleicht nur wenig und fragt sich oft, wie denn die Ururahnen so waren, was sie gemacht und gedacht, wie sie gelebt haben und was sie sagen würden, wenn sie wüssten, was sich seitdem alles verändert hat. Bei manch einem Verwandten würde man sich wünschen, ihn nicht so früh gehen lassen zu müssen, bei anderen ist man vielleicht froh, wenn man ihn los ist. Aber ist man das wirklich? Protagonistin Jojo würde dazu wohl ganz eindeutig „nein“ sagen. Denn bei ihr zu Hause leben nicht nur ihre Eltern und ihr Bruder, sondern auch ein paar ihrer bereits verstorbenen Vorfahren. Ob sie nun will oder nicht, sie sind da, sie mischen sich ein, quatschen dazwischen und sind noch genauso eigensinnig, wie zu Lebzeiten. Jojo und einige andere Mitglieder ihrer Familie können Geister sehen und das bringt ihnen nicht unbedingt von allen Seiten Bewunderung ein. Und als wäre das allein nicht schon ungewöhnlich genug, beginnen so kurz vor dem großen Fest im idyllischen Heaven’s End unheimliche Ereignisse die Bevölkerung zu beunruhigen. Mitten drin Jojo und ihre Freude, die unbeabsichtigt in den ganzen Schlamassel reinrutschen. Oder ist es doch nicht ganz so zufällig?

Der lockere, leichte Schreibstil von Kim Kestner hat mich von Beginn an mitgenommen und gleichzeitig gefesselt. Schon im Prolog wird deutlich, wie magisch die Geschichte werden könnte, erste Fragen tauchen auf und nach und nach setzen sich dann die Puzzleteile zusammen, die man benötigt, um die Zusammenhänge zu verstehen. Zahlreiche Verstrickungen und Geheimnisse werden zu Tage befördert, von denen Jojo so gar nichts geahnt hat. So kann man als Leser gemeinsam mit ihr entdecken, was in der Familiengeschichte ihrer Vorfahren passiert ist, wo es Bekanntschaften mit schwerwiegenden Folgen gab und wieso das immer noch Auswirkungen auf die Gegenwart hat.

Durch bildgewaltige Formulierungen kann man sich die Protagonisten, die Schauplätze und vor allem auch die Geister und Andersweltwesen sehr genau vorstellen. Besonders gelungen finde ich die sprachlichen Anpassungen, die in Bezug auf die Geister eingearbeitet wurden. Dass die verstorbenen Familienmitglieder aus einer anderen Epoche kommen, zeigen sie bei ihrer Kommunikation sehr deutlich. Einige für uns altertümlich klingende Begriffe sind für sie ganz normal und sie verheimlichen auch nicht, wie sehr sie einige der „neumodernen“ Entwicklungen verabscheuen. Da gibt es nicht nur für die Protagonistin, sondern auch für die Leser immer mal wieder was zum Lachen.
Für mich gab es aber auch außerhalb der Geisterkommunikation im Buch immer wieder Passagen, in denen ich richtig lachen musste, allerdings auch Situationen, die einen mit fiebern lassen, die nachdenklich machen oder zum Grübeln bringen. Die Geschichte ist sehr vielseitig und wird im Verlauf immer komplexer und spannender. Durch die ganzen unterschiedlichen Charaktere, die ihre Eigenarten und Macken mit einbringen dürfen, wird das Buch richtig lebendig und ständig passiert etwas Neues. Bei ein paar wenigen Figuren werden zwar auch einige Klischees bedient, mich hat das allerdings nicht gestört, da es im Gesamtbild eine gute Mischung ergibt. Und es gibt die Menschen, die man in Schubladen stecken kann, eben auch im echten Leben. Dadurch kann man sich manche Personen auch sofort vorstellen, ohne dass lange über sie berichtete werden muss.

Jojo lernt man besonders intensiv kennen, da das Buch aus ihrer Ich-Perspektive geschildert wird. Die 15Jährige ist keinesfalls auf den Kopf gefallen, doch wenn ihr Zack begegnet, dann verliert sie schon mal die Fähigkeit sich anständig zu artikulieren. Die sich dort entwickelnden Gefühle sind sehr schön zu verfolgen, besonders mag ich die kleinen Irrungen und Wirrungen, die sie überstehen müssen, bis es doch einen harmonischeren Weg geben könnte und auch der ist dann alles andere als wirklich einfach.
Man ist Jojo beim Lesen sehr nah und kann ihre Gedanken und Gefühle detailliert mit verfolgen, dadurch weiß oder ahnt man manchmal schon, was sie sich so in den Kopf gesetzt hat, bevor sie ihren Freunden oder der Familie davon erzählt. Ich habe die mutige Protagonistin sehr lieb gewonnen während des Buches. Sie ist alles andere als perfekt, aber das macht sie erst recht sympathisch. Ich bin gespannt, wie sie sich im Laufe der Trilogie so entwickeln wird, denn ihre Reise ist wohl alles andere als zu Ende an dieser Stelle, auch wenn sie einige sehr wichtige Hürden genommen und sehr viel erfahren hat.

Einige Entwicklungen konnte man erahnen, jedoch nicht unbedingt, wie es dazu kommt. Immer wieder gab es auch Überraschungen, Wendungen und Offenbarungen, die die Voraussetzungen noch mal gehörig durcheinander wirbeln und den Charakteren neue Steine in den Weg legen. Für Jojo ist schon die erste Herausforderung überhaupt Verbündete zu gewinnen, denn wer glaubt schon, dass sie Geister sehen kann?

Meine Lieblingsworte im Buch: Prinzickchen und Problemkontinent (das versteht man nur im Zusammenhang, wer es gelesen hat, weiß, was ich meine ;) )

Fazit
Ein wirklich toller Auftakt, der durch den Cliffhanger und den noch offenen Fragen richtig neugierig auf die Fortsetzung macht. Ich hoffe, man wird wieder so schön miträtseln, grübeln und mit den Figuren mitfiebern können, wie es im ersten Buch der Fall war. Besonders gelungen finde ich die Kombination aus Übernatürlichem und dem ganz normalen Familien- und Teenagerwahnsinn. Die Geister machen die Handlung noch abwechslungsreicher, sorgen für zusätzliche Probleme und witzige Momente. Mich hat das Buch von Anfang bis Ende gut unterhalten und schon allein wodurch man selbst die gesamte Zeit überlegt hat, wie was zusammenhängen könnte, wird es nie langweilig oder uninteressant.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Magie, Gefühle, Geheimnisse- schöne, abwechslungsreiche Mischung

Blizzard. Die weiße Gabe
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Blizzard ist eine der Magiergilden, die es verteilt im Reich gibt. Die Menschen wissen von den Magiern und die meisten fürchten sie auch nicht, denn die Fähigkeiten können dabei helfen, Vermisste zu finden ...

Blizzard ist eine der Magiergilden, die es verteilt im Reich gibt. Die Menschen wissen von den Magiern und die meisten fürchten sie auch nicht, denn die Fähigkeiten können dabei helfen, Vermisste zu finden oder andere Aufträge zu erfüllen. Für Ami steht schon seit vielen Jahren fest, dass auch sie zu Blizzard und auch nur zu Blizzard und keiner anderen Gilde gehören möchte. Fest entschlossen macht sie sich auf den Weg und stürzt sich in ein unbekanntes Abenteuer, das ihr mehr abverlangen wird, als sie vermutet hätte. Doch nicht nur ihre Fähigkeiten werden gehörig auf die Probe gestellt, auch ihr Herz.

Mich hat die Geschichte von Beginn an gut mitgenommen und bis zum Ende auf unterschiedliche Weise unterhalten. Der Schreibstil ist sehr angenehm und durch die detaillierten Beschreibungen wird die Welt, in die man eintaucht, gut vorstellbar und lebendig.
Es gibt zahlreiche Arten von Magiern und die Fähigkeiten, die sie besitzen sind wirklich beeindruckend. Leider haben sich nicht alle einer guten, helfenden Gilde verschrieben, so dass es immer wieder auch zu Kämpfen zwischen den Magiern kommt bzw. die Menschen vor den dunklen Gilden beschützt werden müssen. Das hat für mich die gesamte Geschichte aber nur noch glaubwürdiger und abwechslungsreicher gemacht, denn in welcher Welt ist schon alles gut und friedlich?
Auch die Figuren wurden sehr bildhaft beschrieben, so dass man einen Eindruck davon bekommt, was sie ausmacht und woran man sogar sehen kann, welche Magie sie besitzen könnten. Dabei hat man jedoch nie den Eindruck, die Charaktere wären austauschbar oder sehr ähnlich. Unabhängig davon, wie ähnlich die Fertigkeiten oder die Art der Magie sind, jeder ist sehr individuell, bringt seine eigene Geschichte mit ein und bei den meisten reichen die prägenden Erlebnisse weit in die Vergangenheit zurück.
Am intensivsten lernt man Ami kennen, denn die Geschichte wird aus ihrer Ich-Perspektive geschildert. Man erhält umfangreiche Einblicke in ihr Leben, die Isolation von anderen Magiern nach dem schweren Verlust für ihre Familie und ihrem eisernen Wunsch dennoch zu Blizzard zu gelangen. Für Ami ist es keine leichte Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen, da sie nicht wirklich weiß, was sie erwarten wird. Hätte sie geahnt, was auf sie zukommt, hätte sie es sich vielleicht auch zwei Mal überlegt, ob sie wirklich geht. Immer wieder merkt man, wie unerfahren sie ist. Allerdings empfand ich ihre daraus resultierende Naivität und Gutgläubigkeit keineswegs nervig, es passte zu der Ami, die man kennenlernt, zu den Lebenserfahrungen, die sie bisher gemacht hat und dem, woran sie glauben will. Nach und nach erzählen ihr die anderen mehr über die Welt der Magier, über vergangene Geschehnisse, die immer noch Auswirkungen, auf die aktuellen Ereignisse haben und die Verbindungen zwischen den Magiern, die sie kennenlernt. So lernt man als Leser gemeinsam mit Ami die Welt besser kennen und erlebt ihre aufgewühlten Gedanken und Gefühle hautnah mit. Ich konnte gut verstehen, wie verwirrend, irritierend und bewegend all die Dinge für Ami sein müssen. Mit zunehmendem Wissen wächst auch die Protagonistin, sie entwickelt sich toll, ohne dabei völlig von ihren Charakterzügen abzuweichen. Auch die eingebundene Liebesgeschichte hat mir gut gefallen. Es ist nicht so überstürzt oder unrealistisch romantisch für die Erlebnisse rund rum, sondern sehr glaubhaft, teilweise etwas zögerlich und mit einigen Hürden, die zu meistern sind, beschrieben.

Umso komplexer die Handlung, das Wissen und die Fähigkeiten von Ami werden, umso turbulenter, emotionaler und spannender wird es auch. Es gab einige unerwartete Entwicklungen, die noch mal für Wendungen und zusätzlichen Schwung sorgen. Nicht alles kam komplett überraschend, aber selbst wenn man etwas geahnt hat, wurde es mir nie langweilig, denn wie genau es weitergehen wird, wusste man ja trotzdem nicht.
Besonders zum Ende des Buches geht es noch mal drunter und drüber. Geheimnisse werden aufgedeckt, Vergangenheiten werden neu aufgerollt und wichtige Schlachten sind zu kämpfen, um die eigene Zukunft und die der Verbündeten zu sichern. Der Abschluss der Geschichte lässt mich zufrieden zurück, wirkt aber dennoch in einigen Punkten offen genug, dass man sich sogar vorstellen könnte, dass es noch weiter gehen könnte. Die wichtigsten Fragen und Entwicklungen sind aber abgeschlossen, so dass man nicht in der Luft hängen gelassen wird.

Fazit
Eine schöne, abwechslungsreiche Geschichte mit reichlich Magie, Intrigen, Geheimnissen und tollen Charakteren, die den Raum bekommen, sich zu entwickeln und zu entfalten, an ihren Aufgaben zu wachsen und sich selbst und ihren Platz in der Welt zu finden, ohne sich dabei zu verlieren. Die Kombination aus temporeichen, turbulenten Momenten und den gefühlvollen Passagen hat mir sehr gut gefallen.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!