besser als Band eins, mehr Einblicke zu den Xerks
Farus-Chroniken II - Smaragdgrünzweiter Band: es ist zunächst keine direkte Fortsetzung der Ereignisse, das Ende vom Auftakt spielt im Verlauf der Geschichte jedoch eine Rolle und die Handlung geht danach weiter. Um einen Eindruck vom ...
zweiter Band: es ist zunächst keine direkte Fortsetzung der Ereignisse, das Ende vom Auftakt spielt im Verlauf der Geschichte jedoch eine Rolle und die Handlung geht danach weiter. Um einen Eindruck vom Gefüge und den Verhältnissen zwischen den Charakteren und den Rassen (Menschen und Xerks) zu bekommen, ist es auf jeden Fall sinnvoll, „Schwarzrot“ zu kennen. Die Entwicklungen vom ersten Band werden größtenteils nur flüchtig thematisiert und nicht groß wiederholt, wodurch es nicht ausreichen wird, um die kompletten Geschehnisse zu verstehen.
Kenjarg ist ein Xerk, erfüllt seine Aufgaben in der Gemeinschaft pflichtbewusst, pflegt seine Blutbindungen und achtet seinen Gefährten. Als ihm bei einer der Versammlungen Mirotan begegnet, wird sein recht sortiertes Leben etwas aus der Bahn geworfen. Der Xerk mit der unglaublichen Anziehungskraft hat es ihm einfach angetan. Er bekommt ihn nicht mehr aus dem Kopf, geht sogar das Risiko ein, seinen Gefährten zu verärgern, nur um dem bis dahin Unbekannten näher zu kommen. Als die beiden entdecken, wieso sie so eine starke Verbindung haben, finden sie gemeinsam mit ihren Gefährten einen Weg, der zwar ungewöhnlich sein mag, der aber für sie selbst funktioniert. Nur ihre Leidenschaft für Schmerzen verheimlichen Mirotan und Kenjarg eisern.
Als ihr Locan Deejen eines Tages einen Menschen mit in ihre Höhlen bringt, wird das Gefüge der Xerks ziemlich durcheinander gerüttelt. So etwas gab es noch nie, die Coralmitglieder sind unruhig und auch die anderen Locan tolerieren diese Entwicklung absolut nicht.
Als enge Vertraute ihres SicLocan geraten Mirotan und Kenjarg ebenfalls mitten hinein in die Intrige, die alles verändern könnte.
In „Smaragdgrün“ begleitet man den Xerk Kenjarg aus der Ich-Perspektive, wodurch man sehr detaillierte Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt bekommt. Für ihn war schon früh klar, dass er Deejen, einen der Protagonisten aus dem Auftaktbuch, als seinen Locan möchte. Damit wird auch direkt eine Verbindung zwischen den Figuren der Bücher geschaffen, auch wenn der Locan selbst weite Teile der Geschichte nur am Rande eine Rolle spielt oder in Gesprächen erwähnt wird, ohne selbst viel auf der Bildfläche zu erscheinen.
Einen Teil des Buches befinden wir uns mit der Handlung vor den Ereignissen, die in „Schwarzrot“ geschehen, bzw. läuft es eine Weile auch schon parallel dazu, ohne dass es einem so ganz bewusst ist, weil Sain, der Ich-Erzähler aus dem Auftakt, erst im Verlauf dann Thema wird. Aktiv in Erscheinung tritt er hier allerdings nur wenig. Das dramatische Ende des Trilogieanfangs erlebt man allerdings noch mal mit und daraus resultiert dann die weitere Handlung des zweiten Buches. Die Ereignisse haben tiefgreifende Folgen für das Coral und auch für Kenjarg persönlich.
Insgesamt konzentriert sich die Handlung sehr auf Kenjarg und Mirotan und auf deren Gefährten, die sie ursprünglich hatten, bevor ihre Farus-Symbiose sie aneinander gebunden hat. Ich hatte auch das Gefühl, man kann etwas besser Bezug zu den Charakteren aufbauen, als es im ersten Buch der Fall gewesen ist. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl für sie und wie sie in der Gemeinschaft funktionieren. Auch zu den Xerks insgesamt gibt es jetzt deutlich mehr Einblicke, so dass es leichter zu verstehen ist, wie sie als Coral funktionieren, warum sie gewisse Verhaltensweisen an den Tag legen, welche Regeln sie befolgen, welche Hierarchien es gibt und was für Bestrafungen, wenn sie sich bestimmten Gesetzen widersetzen. Das macht die Gestaltwandler greifbarer.
Der Schreibstil war nicht mehr ganz so ungewohnt, wirkte insgesamt allerdings auch etwas weniger altertümlich und damit leichtgängiger. Manche Ausdrücke waren natürlich weiterhin enthalten, es hätte auch nicht so gepasst, wenn es plötzlich ganz „modern“ geworden wäre. Für mein Empfinden wirkte aber vieles etwas flüssiger und auch nicht mehr so extrem distanziert, wie im ersten Buch. Die allermeisten Unterhaltungen werden weiterhin per Gedanken über die Blutbindungen geführt. Diese Sachen sind dann kursiv geschrieben, wodurch man es direkt einordnen kann.
Die erotischen Momente spielen ebenfalls eine größere Rolle, als zuvor. Kenjarg und Mirotan entdecken dabei ihre Leidenschaft für Schmerzen, die sie auf sehr unterschiedliche Weise ausleben. Zu Beginn des Buches gibt es eine Szene, die ich als besonders heftig empfunden habe. Dabei ging es noch gar nicht um eine sexuelle Handlung, es war aber sehr brutal. Wäre es das gesamte Buch so weitergegangen, hätte es mir vielleicht etwas viel werden können, auch wenn ich denke, dass jeder eben tun sollte, was er mag und was sein gegenüber dann auch mag und möchte. So extrem ging es dann jedoch zum Glück nicht weiter, die beiden leben ihre Vorlieben aber schon aus. Das heißt, Schmerzen spielen auf unterschiedliche Weise immer wieder eine Rolle, es gibt Verletzungen, Dominanz und Unterwerfung und weitere Spielarten, mit denen sie ihre Erregungen anfachen. Ob man diese Vorliebe nun teilt oder nicht, ist sicher sehr individuell. Aber auch wenn es jetzt nicht meinen persönlichen Wünschen entspricht, was die beiden da miteinander machen, empfand ich die Szenen als ganz gut geschrieben. Es geschieht, trotz der dominanteren Rolle des einen, auf Augenhöhe und mit Respekt zueinander. Sie achten aufeinander und darauf, dass sie nicht zu weit gehen. Sollte doch mal eine Grenze erreicht sein, geschieht es auf diese Weise nicht wieder. Mit rein spielt aber auf jeden Fall auch, dass die Gestaltwandler eben eine tierische Seite in sich haben, die sie teilweise wilder macht.
Für mich persönlich gab es jetzt kein übermäßig Spannungskurve, trotzdem war es interessant zu erfahren, wie es weitergeht, besonders nach den Ereignissen, die man aus dem Auftakt kannte. Da bekommt die Handlung auch noch mal eine andere Atmosphäre als zuvor. Mir haben auch die Einblicke zu den Xerks, zu ihren Verbindungen und ihrer Lebensweise gefallen, auch wenn es dort jetzt größtenteils eben icht so turbulent und ereignisreich war. Streckenweise war es schon eher ruhig bzw. dann geprägt von der Beziehung und den erotischen Momenten.
Im Verlauf spielen dann auch Intrigen, Manipulation und Auseinandersetzungen eine Rolle, so dass die Handlung schon eine gewisse Spannung und Anspannung bekommt, aber keine direkten Schockmomente. Zumindest für mich nicht. Allerdings gab es dann auch noch ein paar Informationen, die manche Dinge aus dem ersten Buch erklären oder deutlicher machen können. Zwar spielen Deejen und Sain keine so dominante Rolle, aber man erfährt besonders zu dem Locan noch Aspekte, die vorher so nicht bekannt waren, weil er Sain gegenüber ja schon eher verschlossen gewesen ist.
Durch den Titel vom dritten Band und den Andeutungen am Ende von Buch zwei, habe ich eine kleine Vorstellung, was Thema werden könnte. Ganz so packend und dramatisch wie beim Auftakt war das Ende von „Smaragdgrün“ allerdings nicht.
Fazit
Eine Fortsetzung, die einem jetzt deutlich mehr Einblicke in das Leben und die Verhaltensweisen der Xerks geben. Auch werden die Ereignisse vom Ende des Auftakts noch mal aufgegriffen und in gewisser Weise weitergeführt bzw. weiter thematisiert. Sehr im Fokus stehen dieses Mal jedoch Kenjarg und Mirotan, zwei Gestaltwandler, wodurch die Fehde zwischen den Menschen und den Xerks kaum eine Rolle spielt. Von der Dynamik und Stimmung war das Buch anders als der Auftakt, es wirkte nicht mehr so distanziert und für mich persönlich war es auch etwas leichtgängiger zu lesen. Es war interessant zu verfolgen, auch wenn es jetzt nicht ständig Überraschungen oder große Spannungsmomente gab.