Opfer oder Täter?
Anatomie eines Skandals"Anatomie eines Skandals" ist in der englischen High Society angesiedelt. James ist ein erfolgsgewohnter und egoistischer Politiker. Mit seinem guten Aussehen, einer gehörigen Portion Charme, einer exzellenten ...
"Anatomie eines Skandals" ist in der englischen High Society angesiedelt. James ist ein erfolgsgewohnter und egoistischer Politiker. Mit seinem guten Aussehen, einer gehörigen Portion Charme, einer exzellenten Ausbildung an Eliteschulen und der Universität Oxford und fabelhaften Kontakten hat er schnell Karriere gemacht.
Rein familiär kann er mit Stolz auf seine Vorzeigefamilie blicken. Seine bildhübsche Ehefrau hat sich mit ihm im Wohlstand eingerichtet und hält ihm in jeder Hinsicht den Rücken frei. Zwei liebe Kinder ergänzen das Bild perfekt.
Das Ganze bekommt einen Riss, als James seiner Frau eine Affaire mit seiner Mitarbeiterin beichten muss. Brisant wird die Angelegenheit erst richtig, als besagte Olivia ihn wegen Vergewaltigung vor Gericht bringt. Hier erhebt sich die Frage: Will sie sich rächen, weil James die Affaire nicht weiterführen will, oder ist James wirklich ein brutaler und rücksichtsloser Vergewaltiger?
Mit zahlreichen Perspektivwechseln wird die Story komplett aufgerollt. Über den Prozess und die Zeugenaussagen und durch zeitliche Rückblenden in die Jugend von James und seiner Frau, diverser Episoden aus der Studienzeit formt sich langsam aber sicher ein Pschogramm der Protagonisten. Hierbei spielen auch der aktuelle englische Premierminister und die Kronanwältin eine entscheidende Rolle.
Das Gerichtsurteil hinterließ bei mir als Leser einen faden Beigeschmack, war aber letztlich nicht anders zu erwarten.
Aber zum Glück endet das Buch nicht mit dieser Sequenz. Im Gegenteil: Ein ganz neues Kapitel wird aufgeschlagen, denn es wird noch aufgezeigt, wie die Hauptpersonen nach dem Ende des Prozesses nun weiter leben, wie sie sich mit dem Urteil und ihren persönlichen Erkenntnissen zu sich selbst und ihrem Umfeld arrangieren. Gut gelöst! Hier werden schließlich und endlich nicht alle Fragen umfassend beantwortet, sondern es bleibt dem Leser noch etwas Raum, selbst Vermutungen anzustellen, ob das Ende tatsächlich den Abschluss von Allem darstellt...
Flüssig und spannend geschrieben, so dass ich das Buch nur ungern aus der Hand gelegt habe. Die Pespektivwechsel und die zeitlichen Rückblenden haben für mich das Buch sehr lesenswert gemacht.
Ich habe es meiner Freundin schon beim Lesen beschrieben und sie direkt neugierig gemacht. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung, weil ich mich sehr kurzweilig und gut unterhalten gefühlt habe.
Das Genre Thriller ist vielleicht nicht hundertprozentig getroffen. Ich würde es eher als Psychogramm oder Drama bezeichnen wollen.