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Veröffentlicht am 27.09.2022

Spione in Berlin

Ein Präsident verschwindet
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Kriminalhauptkommisar Gerber ermittelt im Fall des verschwundenen Verfassungsschutzpräsidenten Otto John. Wir befinden und im Jahr 1954, mitten im geteilten Berlin. Der Machtkampf zwischen dem Ost- und ...

Kriminalhauptkommisar Gerber ermittelt im Fall des verschwundenen Verfassungsschutzpräsidenten Otto John. Wir befinden und im Jahr 1954, mitten im geteilten Berlin. Der Machtkampf zwischen dem Ost- und den West-Sektoren ist in vollem Gange. Die Geliebte von Philipp Gerber, Eva Herden scheint irgendwie in das Rätsel um das Verschwinden Johns involviert zu sein. Denn nach einem Treffen mit ihm, ist auch sie plötzlich verschwunden. Dann wird ein Barbesitzer aus dem Rotlichtmilieu tot aufgefunden, und auch hier führt die Spur zu Eva. Hat sie die Seiten gewechselt? Phillip kann und will es nicht glauben.
Die Zeitreise ins Nachkriegsdeutschland, ganz zu den Anfängen der BRD, fand ich wirklich spannend. Die Spionageaktivitäten zwischen Ost und West haben wirklich potential für gute Stories. Die Stimmung, die hier aufgebaut wird, wirkt authentisch. Man fühlt sich richtig in die 50er Jahre versetzt. Bestimmte Details, wie die Schreibmaschienenüberschriften der Kapitel tragen ebenfalls dazu bei. Für mich war es wirklich mal etwas anderes und ich habe mich in der Zeit sehr wohl gefühlt. Ab und an hätte ich mir aber für einen Thriller doch mehr Spannung und Nervenkitzel gewünscht. Es blieb eher seicht und gediegen. Aber auch das ist ja manchmal ganz schön.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Digital im Kopf

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Hast du dich schon einmal gefragt wer eigentlich die ganzen Beiträge im Internet überprüft und gegebenenfalls löscht? Nein? Ich bisher auch nicht. Man regt sich auf, warum etwas noch so oder so auf Facebook, ...

Hast du dich schon einmal gefragt wer eigentlich die ganzen Beiträge im Internet überprüft und gegebenenfalls löscht? Nein? Ich bisher auch nicht. Man regt sich auf, warum etwas noch so oder so auf Facebook, Instagram und Co stehen darf. Man versteht nicht warum anderes gelöscht wird. Aber wer diese Entscheidung treffen muss, dass bleibt verborgen. Hanna Bervoets bringt genau jene ans Licht. Kayleigh arbeitet für eine Firma, die das Internet nach unangemessenen Posts durchforstet. Täglich muss sie sich hunderte von Beiträgen und Videos ansehen. Darunter stark verstörende Szenen von Tierquälerei, Kindesmisshandlung, Gewalt, Sex und Terror. Nach und nach dringt die digitale Horrorwelt auch in ihr Leben ein und verändert sie.
Der Roman ist mit seinen knapp 100 Seiten wirklich kurzgehalten. Erzählt wird er in Briefform, was stilistisch grandios ist und für die Kürze auch machbar. Ich denke jedoch, dass ein bisschen mehr drum herum dem Roman gutgetan hätte. So blieb für mich doch einiges eher vage. Sehr gut fand ich jedoch das Thema des Romans. Das dort, wie in einem Callcenter, Menschen wie du und ich sitzen, die mit allem Abartigen des Netztes tagein tagaus konfrontiert werden, damit sie am Ende des Monats ihre Miete bezahlen können, darüber hatte ich tatsächlich bisher noch nie nachgedacht. Ich empfinde es im Angesicht der so hoch gelobten Digitalisierung als unwürdig und ungehörig.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Gewichtsschwankungen

Lügen über meine Mutter
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Die Autorin Daniela Dröscher nimmt uns mit ins Deutschland der 1980er Jahre. In eine Kindheit im Hundsrück. Ihre Kindheit. Wir finden uns in einer Familie wieder mit einer liebevollen, wuseligen und tatkräftigen ...

Die Autorin Daniela Dröscher nimmt uns mit ins Deutschland der 1980er Jahre. In eine Kindheit im Hundsrück. Ihre Kindheit. Wir finden uns in einer Familie wieder mit einer liebevollen, wuseligen und tatkräftigen Mutter, einem Vater, der sich darüber definiert was andere von ihm denken und Großeltern, die ihre eigenen Vorstellungen vom Leben haben. Und die kleine Ela mittendrin, in ihrem Stufenrock und ihren Barbies und Jessy, dem Nachbarskind, das auch irgendwie mit ihr verwandt ist und nicht so viel Glück im Leben hatte. Zwischen den Eltern herrschen ständige Reibereien. Das primäre Thema: Das Gewicht der Mutter. Wie ein Makel klebt es an der Mutter. Wie eine Schuld. Wie eine schlechte Eigenschaft. Und so dreht sich das Rad zwischen Diäten – und Zeiten ohne Diät. Zwischen den Erzählungen aus ihrer Kindheit, bekommen wir kurze Einblicke in die Gegenwart, in der sie mit ihrer Mutter über die Vergangenheit spricht. Dies schafft noch mehr Nähe zur Geschichte. Und lässt manches im Rückblick auch anders aussehen.
Mich hat dieser Roman sehr gefesselt aber auch oft wütend gemacht. Diese Reduzierung der Mutter auf ihr Äußeres fand ich schrecklich, und auch wie die Kinder mit hineingezogen wurden in den Ehekrieg. Man spürte deutlich die Liebe Elas zu beiden Eltern und die Zerrissenheit es beiden recht machen zu wollen. Da ich selbst ein Kind der 80er Jahre bin, war vieles für mich sehr vertraut und fühlte sich doch so fern an. Sprachlich und stilistisch hat mich dieses Buch sehr beeindruckt. Diese sehr private Geschichte auf so eine gefühlvolle und doch auch unterhaltsame Art zu erzählen war wirklich großartig. Für mich war dieses Buch definitiv ein echtes Highlight in diesem Lesejahr.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Schweigsames Dorf

Kalter Grund
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„Kalter Grund -Pia Korittkis erster Fall“ von Eva Almstädt
Auf einem abgelegenen, holsteinischen Bauernhof werden drei Leichen gefunden, der erwachsene Sohn Malte und seine Eltern. Die neue Kommissarin ...

„Kalter Grund -Pia Korittkis erster Fall“ von Eva Almstädt
Auf einem abgelegenen, holsteinischen Bauernhof werden drei Leichen gefunden, der erwachsene Sohn Malte und seine Eltern. Die neue Kommissarin Pia Korittki soll sich beweisen und bekommt diesen Fall zugeteilt. Vom Team der Lübecker Mordkommission wird sie misstrauisch beäugt. Die männlichen Kollegen machen es ihr nicht leicht. Auch die Ermittlungen in dem kleinen Dorf gestalten sich schwierig. Dunkle Geheimnisse und schreckliche Schicksale werden vor ihr verborgen und die Ermordeten waren nicht gerade beliebt. Doch dann verschwindet ein 16-jähriges Mädchen und die Zeit drängt. Pia gerät mehr und mehr unter Druck.
Ich bin schon länger um diese Reihe herumgeschlichen und haben nun doch endlich, in einer lieben Leserunde, damit begonnen. Sofort begeistert hat mich die Stimmung des Krimis. Erinnert sie doch an skandinavisch, melancholisch, düstere Thriller. Die Kälte, die aus den Seiten des Buches kroch, konnte ich deutlich spüren. Also eindeutig ein Buch für heißen Tee und Kuscheldecke. Überrascht hat mich die Protagonistin Pia. Ihr Charakter ist wirklich speziell. Unvorhersehbar mit Ecken und Kanten und doch nicht zerstört und verzweifelt wie so manch Tatort-Kommissar. Ein Charakter, bei dem man wirklich Lust hat zu schauen, wie er sich entwickelt. Deshalb war dies mit Sicherheit nicht mein letztes Buch dieser Reihe.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Fake oder Fakt?

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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Und plötzlich ist alles anders! Patrick möchte einen schönen freien Tag mit seiner Frau Julia verbringen, als es unverhofft am Morgen an der Tür klingelt und die Polizei davorsteht. Patrick wird zu einem ...

Und plötzlich ist alles anders! Patrick möchte einen schönen freien Tag mit seiner Frau Julia verbringen, als es unverhofft am Morgen an der Tür klingelt und die Polizei davorsteht. Patrick wird zu einem Vermisstenfall befragt. Er soll eine Frau belästigt und bedroht haben. Diese ist nun verschwunden und ihre Freundin beschuldigt Patrick etwas damit zu tun zu haben. Das Ehepaar ist fassungslos. Patrick kennt weder diese Frau noch ihre Freundin und beteuert seine Unschuld, doch es taucht ein Videobeweis auf. Und nun stellt sich die Frage, was ist Fake und was ist Fakt? Wer will Patrick etwas anhängen? Ist das Video echt? Und wer glaubt ihm noch? Dies war tatsächlich mein erster Thriller von Arno Strobel. Unglaublich, denn bei mir stehen so einige noch im Bücherregal. Und nachdem ich dieses Buch innerhalb von 2 Tagen regelrecht inhaliert habe, fristen diese Bücher in völlig zu Unrecht ein stiefmütterliches Dasein. Die Story ist spannend vom ersten bis zum letzten Wort. Sie bewirkt genau das was beabsichtigt ist, den Leser völlig zu verunsichern. Ein Hin und Her zwischen Schuld und Unschuld. Jeder Protagonist rückt mal in den Verdacht, sich schuldig gemacht zu haben. Dieses Buch hat die Einstufung als Psychothriller mehr als verdient. Mein bisheriges, absolutes Lesehighlight in diesem Spätsommer.

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