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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2023

Ein wenig enttäuschend und sehr langatmig

Der treue Spion
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1896 verschwindet in München ein französischer Diplomat. Der Ermittler Gryszinski bekommt den Vermisstenfall zugeteilt und versucht das Rätsel zu lösen. Zusätzlich sorgt eine 2.Zeitebene im Jahr 1916 dafür, ...

1896 verschwindet in München ein französischer Diplomat. Der Ermittler Gryszinski bekommt den Vermisstenfall zugeteilt und versucht das Rätsel zu lösen. Zusätzlich sorgt eine 2.Zeitebene im Jahr 1916 dafür, also genau 20 Jahre später, dass der Sohn des Ermittlers Gryszinski im 1.Weltkrieg als Spion bzw. Überbringer einer geheimen Mission auserwählt wird und ihn seine Reisen tatsächlich auf den alten Vermisstenfall seines Vaters stoßen. Wie sind die Verbindungen zu erklären?
Das Buch „Der treue Spion“ stammt aus der Feder von Uta Seeburg und ist bereits der 3.Band um den Ermittler Gryszinski. Da ich bisher die anderen Bände nicht kannte, kann ich getrost sagen, dass dieser auch ohne Vorkenntnisse zu lesen/hören ist. Das Cover des Buches finde ich gelungen und weckt das Interesse auf einen historischen Kriminalfall. Der Erzähler Michael Schrodt hat eine sehr angenehme Stimme und gut kann man der Geschichte folgen. Die Geschichte ist so aufgebaut, dass sich die Jahre 1896 und 1916 stets, bis auf das Ende, abwechseln und eine Verflechtung von zahlreichen Umständen und Gegebenheiten aufweisen. Manchmal ist es etwas schwierig zu folgen, da vor allem der Sprachstil sehr gehoben ist und teilweise mit Fremdwörtern gespickt, was mir zwar sehr gut gefallen hat, dennoch dafür gesorgt hat, dass ich das Hörbuch nur in Etappen hören konnte. In die Geschichte kommt man recht schnell und auch das Setting mit 2 Zeitebenen gefällt mir gut. Allerdings zieht sich alles insgesamt wie Kaugummi und der Krimi verliert durch Beschreibungen bis ins kleinste Detail seine Spannung. Insbesondere die vielen Essensbeschreibungen rund um den Essensliebenden Gryszinski sind mir zu überbordend und irgendwie finde ich es auch nicht wirklich appetitlich. Das Buch bleibt zwar stets undurchsichtig und versucht die Spannung bis zum Schluss zu halten, allerdings stimmt mich das Ende auch nicht recht zufrieden, da es dann nach einigen ruhigeren Hörstunden sehr schnell zu Ende geht bzw. so wirkt, als ob die Autorin zum Ende des Buches kommen musste. Auch das Element Zufall spielt eine wesentliche Rolle in der gesamten Geschichte und ist mir doch zu viel.
Fazit: Insgesamt bin ich ernüchtert von diesem Buch im historischen Krimi-Genre und habe mir durchaus mehr Spannung versprochen. Leider ist dies bei dem Buch erst zum Ende hin etwas mehr der Fall. Wer historische Geschichten mag, sollte ruhig einmal rein hören, allerdings kann ich nur durchwachsene 3 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

In Ordnung aber nicht herausragend

Sturmjahre
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Mitten im 1.Weltkrieg: Bonnie ist Krankenschwester mit Leib und Seele. Eines Tages landet ihr Bruder Archie mit Kameraden seines Regiments verwundet bei ihr im Krankenhaus. Besonders sein Kumpel Connor ...

Mitten im 1.Weltkrieg: Bonnie ist Krankenschwester mit Leib und Seele. Eines Tages landet ihr Bruder Archie mit Kameraden seines Regiments verwundet bei ihr im Krankenhaus. Besonders sein Kumpel Connor hat es Bonnie nach kurzer Zeit angetan, doch er verbirgt ein Geheimnis, dass er nicht preisgeben möchte. Können beide miteinander glücklich werden und ein neues Leben beginnen?
Das Buch „Sturmjahre“ stammt aus der Feder von Lia Scott und ist der Auftakt zur Sturmjahre-Reihe. Lia Scott ist das Pseudonym der Autorin Lilian Kaliner, die sich bereits 2020 an das Manuskript zum Buch gewagt hat. Das Cover des Buches finde ich ansprechend mit der herrlichen Landschaft Schottlands im Hintergrund und es hat auf jeden Fall meine Neugierde geweckt. Die Kapiteleinteilung des Buches ist gut gewählt und man kommt durch den recht modernen und ansprechenden Sprachstil schnell in die Geschichte hinein und lernt sehr schnell die handelnden Charaktere besser kennen. Man bekommt es mit Emotionen, aber auch dem 1.Weltkrieg und dessen Schrecken unweigerlich zu tun. Die Idee hinter der gesamten Geschichte finde ich sehr gelungen und das Setting hat mir gut gefallen. Allerdings beginnt für meinen Geschmack die Geschichte sehr zäh und geht sehr langsam voran. Die Protagonisten sind zum Glück überwiegend sympathisch, sodass man dranbleibt und gerne wissen will, wie es mit ihnen weiter geht. Erst im letzten Drittel kann das Buch mehr punkten, da es an Fahrt aufnimmt und weil endlich einige Geheimnisse geklärt werden. Leider konnte ich mir den Ausgang der Erzählung komplett denken und erschließen und ich bin nicht überrascht worden. Auch hinsichtlich des ersten Weltkrieges und der Spanischen Grippe wurde nichts Neues erzählt und ich habe meiner Meinung nach schon deutlich emotionalere und gehaltvollere Geschichten, die zu dieser Zeit spielen, gelesen. Leider konnte mich hier das Buch nicht abholen und mitreißen. Ich habe insgesamt das Gefühl, dass versucht wurde, alles „Gängige“ dieser Zeitepoche in dieses Buch zu pressen, sodass es mir einfach zu unglaubwürdig wird und seine Authentizität verliert.
Fazit: Insgesamt bin ich vom Buch absolut nicht überrascht worden und musste mich anfangs durch die zähe Handlung mit wenig Spannung kämpfen. Zum Schluss hat es mich doch noch solide unterhalten, aber mehr als 3 Sterne und eine eingeschränkte Leseempfehlung kann ich leider nicht geben. Wer historische Romane der Weltkriegsjahre mag, sollte dennoch einmal rein lesen, da das Setting in Schottland doch sehr liebevoll beschrieben ist.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Solider, fast unblutiger Kriminalfall

Tödlicher Schlaf
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Der Bakteriologe C.J. Melcher ermittelt wieder 1907 in Hamburg. Als sein Freund und ehemaliger Schulkamerad Harberg aus Ostafrika mit der Schlafkrankheit zurückkehrt, wird Melcher als Betreuer für ihn ...

Der Bakteriologe C.J. Melcher ermittelt wieder 1907 in Hamburg. Als sein Freund und ehemaliger Schulkamerad Harberg aus Ostafrika mit der Schlafkrankheit zurückkehrt, wird Melcher als Betreuer für ihn eingesetzt, um noch mehr über die Behandlung der Krankheit herauszufinden. Doch Harberg erzählt über Afrika, seine Zeit als Arzt und welche verbotenen Experimente Robert Koch wohl durchführen lässt. Als er Melcher sagen will, wo die angeblichen Beweise für seine Behauptungen versteckt sind, verstirbt er plötzlich über Nacht. Für die behandelnden Ärzte eine Konsequenz der schweren Erkrankung, doch Melcher glaubt nicht daran, da sich seiner Meinung die Krankheit noch nicht im Endstadium befunden hat. Also beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und ist bald selbst ein Verdächtiger in einem anderen Fall.
Das Buch „Tödlicher Schlaf“ stammt von Christoph Elbern und ist bereits der 2.Band über den ermittelnden Bakteriologen Melcher, welcher aber unabhängig vom 1.Teil gelesen werden kann – zumindest ich hatte keine Probleme wegen evtl. fehlender Vorkenntnisse. Der Klappentext des Buches hat mich sehr neugierig gemacht, da es sehr ungewöhnlich ist, dass ein Bakteriologe des Hamburger Tropeninstitutes in diverse Ermittlungen einsteigt. Das Cover des Buches ist recht schlicht, vermittelt aber sofort einen Bezug zum historischen Fall. In diesem Fall habe ich das Hörbuch mit dem Sprecher Jens Hartwig gehört. Der Sprecher hat mir sehr gut gefallen und kann jeder Figur eine besondere Stimme geben. Insgesamt ist der Fall Melcher recht unaufgeregt aber die Spannung bleibt überwiegend erhalten. Allerdings hätte ich mir manchmal schneller Erkenntnisse gewünscht, sodass unliebsame Länge ausgeblieben werden. Die Kombination zwischen Krimi, Wissenschaft und vor allem auch Kolonialismus hat mir außerordentlich gut gefallen. Der Sprachstil des Buches ist seiner Zeitepoche sehr angemessen und angenehm zu zuhören. Ein bisschen zu viel Verwirrung stiftet der 2.Kriminalfall, indem Melcher selbst unter Verdacht gerät, er nimmt doch einen Großteil des Buches ein, sodass man eher wieder zu weit weg von den eigentlichen Ermittlungen kommt. Trotzdem ist die Auflösung des Falls gelungen und hatte ich insgesamt so nicht erwartet. Melcher ist als Protagonist sehr sympathisch, auch wenn man nicht direkt alle seine Schritte immer nachvollziehen kann.
Mein Fazit: Ein solider historischer Krimi mit einem guten Protagonisten und einer sehr interessanten Geschichte und einer sehr guten Verknüpfung tatsächlicher historischer Persönlichkeiten (Robert Koch) und Geschehnissen, den ich sehr gerne mit 4 Sternen weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Toller Roman mit historischen Persönlichkeiten

Florentia - Im Glanz der Medici
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Florenz, im 15. Jh.- Die bekannten Medici wirken und leben hier und führen eine alte Fehde mit den Pazzis. Die Medici sind die eigentlich treibende Kraft der Stadt, was die Familie Pazzi nicht auf sich ...

Florenz, im 15. Jh.- Die bekannten Medici wirken und leben hier und führen eine alte Fehde mit den Pazzis. Die Medici sind die eigentlich treibende Kraft der Stadt, was die Familie Pazzi nicht auf sich sitzen lassen kann. Durch Intrigen, Verrat und schlussendlich auch Mord versuchen die Pazzis zu ihrem Recht zu gelangen, nicht mehr nur die Familie an zweiter Stelle zu sein. Doch Lorenzo als das Oberhaupt der Familie Medici führt mit der Unterstützung seines Bruders Guiliano die Familie sicher durch unruhige Zeiten und sorgt damit auch für das Wohlergehen von Florenz.
Das Buch „Florentia-Im Glanz der Medici“ stammt von der Autorin Noah Martin. Der Name selbst ist ein Pseudonym. Das Cover des Buches finde ich ansprechend für ein Buch aus der Renaissance. Die Autorin hat reale Figuren der Historie sowie auch fiktive Personen hinzugefügt und damit ihre Geschichte aufgebaut. Es geht um Intrigen, Ränkespiele, Ansehen, aber auch sehr viel um Kunst und mit dem heute sehr bekannten, damals noch sehr jungen Leonardo da Vinci, taucht ebenfalls eine interessante historische Persönlichkeit auf. Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen, wenn auch für meinen Geschmack die Sprache etwas zu modern wirkt. Durch die Verwendung von italienischen Begriffen werden die Geschichte und Sprache aber sehr lebendig und authentisch. Die Kapitel haben genau die richtige Länge und mir hat insgesamt der Perspektivwechsel sehr gut gefallen, da die Geschichte aus verschiedenen Standpunkten erläutert wird. Manche Charaktere sind sehr gut dargestellt, andere wiederum haben nur einen kleinen Anteil im Buch und bleiben eher blass, sodass man manchmal nicht so richtig weiß, für welches „Team“ man ist. Insgesamt werden die Medici relativ sympathisch dargestellt, ob das tatsächlich der Historie entspricht sei einfach mal dahin gestellt. Besonders die fiktive Persönlichkeit Fioretta, die Geliebte Guilianos mochte ich sehr als starke Frau ihrer Zeit. Zu Beginn des Buches ist es etwas kompliziert sich die Vielzahl an Personen zu merken, sodass das Personenverzeichnis recht hilfreich ist. Tatsächlich geht es durch die Lebendigkeit der Geschichte später recht leicht von der Hand alle auseinander zu halten. Ein wenig gefehlt hat mir wie schon erwähnt, dass Differenzieren der Charaktere. Es geht ein wenig unter, dass manche Charaktere zwei Gesichter haben und für wen sie schlussendlich in diesem Ränkespiel stehen.
Mein Fazit: Ein solider historischer Roman mit einer recht lebendigen Geschichte zur Zeit der Renaissance in Italien, den ich mit 4 Sternen weiterempfehlen kann für all jene, die sehr gerne historische Lektüre lesen.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Unwahrscheinlich realistische Geschichte über zwei junge Männer im 1.Weltkrieg

Durch das große Feuer
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Gaunt und Ellwood – zwei privilegierte junge Männer, die gemeinsam an einem Eliteinternat lernen und dort ihre Jugendzeit verbringen stellen sich 1914 den neuen Herausforderungen eines großen Krieges. ...

Gaunt und Ellwood – zwei privilegierte junge Männer, die gemeinsam an einem Eliteinternat lernen und dort ihre Jugendzeit verbringen stellen sich 1914 den neuen Herausforderungen eines großen Krieges. Beide empfinden bereits an der Schule etwas füreinander, ohne es sich einzugestehen bzw. zu gestehen. Als Gaunt zuerst zum Krieg verpflichtet wird und an die Front muss, will ihm Ellwood um nichts nachstehen und meldet sich später sogar freiwillig, um wieder bei ihm sein zu können. Die jungen Männer machen eine tiefe Veränderung ihres Wesens durch, geprägt durch die Grauen, die sie erleben müssen und dem Tod, den sie sich ständig stellen müssen. Doch über allem steht auch ihre Liebe, der sie sich nicht entziehen können.
Das Buch „Durch das große Feuer“ stammt von der Autorin Alice Winn und es ist ihr Debütroman. Das Cover ist sehr schlicht gehalten und beinahe etwas verspielt und verrät eigentlich nicht wirklich etwas über den doch sehr bedrückenden Inhalt. Die Kurzbeschreibung des Buches dagegen hat mich sehr neugierig gemacht. Natürlich kennt man bereits durch andere vielfältige Literatur die Schrecken der Weltkriege. Aber diese Sichtweise der jungen Männer ist meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes und der Autorin ist hier auch etwas sehr Feinfühliges gelungen. Anfangs habe ich mich etwas schwer getan in die längeren Kapitel hinein zu finden und habe mich auch erst gefragt, was es mit dem Verweis auf Zeitungsanzeigen alles zu tun hat. Es dauerte aber nicht lange, bis ich sehr schnell im Buch gefangen war und einfach wissen musste, was mit Gaunt und Ellwood passiert. Die Autorin beschreibt dabei alle Szenen so realistisch, so furchtlos unerschrocken, dass ich gestaunt habe und manchmal sprachlos war. Dass zwischen den beiden unterschwellig etwas läuft, ist eigentlich direkt klar, aber auch ihre Zusammenkünfte, die sexuelle Anziehungskraft – alles beschreibt sie ohne unverblümte Beschreibungen, sondern einfach direkt heraus ohne es besonders zu bewerten. Den Schreibstil könnte man daher als sehr nüchtern, aber authentisch realistisch bezeichnen und das hat etwas, was absolut fesselt. Die Protagonisten wachsen sehr schnell ans Herz und das Buch nimmt im Verlauf auch immer mehr an Spannung zu bis zur Auflösung der Geschichte. Das Ende lässt keine Fragen offen, die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Besonders gut haben mir die vielfältigen Briefe im Buch gefallen, die die Soldaten sich untereinander geschrieben haben und die dann auch noch zensiert werden mussten, weil nichts über die tatsächliche Lage nach außen dringen durfte. Genauso vermag die Autorin aber auch ihren Protagonisten eine große Wandlung in ihrem Wesen zu verpassen. Nicht nur die Schrecken des Krieges sind so realistisch – der Krieg macht natürlich auch etwas mit den Personen, vor allem mit ihrer Psyche. Beinahe ein Thema, was man meint, totschweigen zu müssen, wird hier in Form von Kriegsneurosen, Alpträumen etc. aufgegriffen und dem Leser damit nochmal vor Augen geführt, wie die Soldaten damals alle empfunden haben müssen und welchen Gräueln sie sich stellen mussten.
Mein Fazit: Ein historischer Roman mit einer ganz besonderen Liebesgeschichte und Sichtweise auf die Soldaten des ersten Weltkrieges, hat mir sehr, sehr gut gefallen und kann ich absolut nur mit 5 Sternen weiterempfehlen.

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