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Veröffentlicht am 03.11.2021

Großartiges „Kino“ mit sehr viel historischem Input

Der Traumpalast
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Anfang der 20er Jahre in Berlin: Der 1.Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen und die neue Republik nimmt ihre Arbeit auf. Auch die Menschen verfolgen ein völlig neues Lebensgefühl. Losgelöst von alten ...

Anfang der 20er Jahre in Berlin: Der 1.Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen und die neue Republik nimmt ihre Arbeit auf. Auch die Menschen verfolgen ein völlig neues Lebensgefühl. Losgelöst von alten Ketten und Fesseln des deutschen Kaiserreiches fühlen sie sich freier und offen für Neues. In diese Zeit fällt der Start der Ufa- heute noch bekannt als Firma, die Filmproduktionen herstellt. Zur Gründungszeit 1917 ein absolutes Novum, dass nun „bewegte Bilder“ die Menschen ansprechen sollen und dafür sorgen, dass großartige Kinopaläste entstehen. In dieser bewegten Zeit lernen sich die Hauptfiguren des Romans Tino und Rahel kennen und später lieben. Tino als Lebemann, Bankier und Finanzdirektor der Ufa und Rahel, die Journalistin werden will und später auch „beim Film“ endet, sind stellvertretend zwei schillernde Persönlichkeiten der damaligen Zeit, die für das neue Lebensgefühl stehen.
Der Roman „Der Traumpalast“ stammt vom Bestsellerautor Peter Prange, der sehr bekannt dafür ist Romane hinsichtlich der deutschen Geschichte zu schreiben. So habe auch ich bereits mehrere Bücher von ihm gelesen und war sehr neugierig auf seinen neuesten Roman. Das Cover des Buches finde ich sehr ansprechend und neugierig machend. Insgesamt ist das Buch sehr edel in der Aufmachung und als Hardcover auch mit einem entsprechend passendem Umschlag gestaltet. Die Geschichte an sich fand ich von Prange auch mal wieder sehr interessant gewählt- hatte ich mich bis dato noch nie mit den Anfängen des deutschen Kinos beschäftigt. Peter Pranges Bücher kommen ansonsten wie gewohnt sehr ausführlich und informativ recherchiert daher – dies zeigt sich auch an dem unglaublichen Umfang von über 800 Seiten in diesem Werk. Das Gesamtbuch teilt sich in 5 große Teile ein, wovon jeder Teil mit sehr kurzweiligen und zahlreichen Kapiteln untersetzt worden ist. So gelingt es dem Autor nicht nur verschiedene Erzählpfade miteinander zu verflechten, sondern quasi von Kapitel zu Kapitel „hin und her“ zu springen, was die Geschichte sehr voran bringt. Wahnsinnig lehrreich ist dazu die historische Verflechtung der Geschichte, nicht nur, was die Ufa an sich betrifft, sondern auch die politischen Umstände zur damaligen Zeit in Deutschland werden umfassend erläutert und beleuchtet und hervorragend in das Gesamtwerk integriert. Der Schreibstil des Romans ist damit ebenfalls sehr gelungen. Äußerst komplex und anspruchsvoll ist es auch von den formellen Anforderungen ein Buch, was man gerne lesen möchte. Leider sind mit trotz der Topaufmachung des Verlages ca. 4-5 Rechtschreibfehler aufgefallen, die das Lektorat übersehen hat. Unglücklicherweise stoße ich mich bei fertig gedruckten Büchern immer sehr an den Fehlern (sorry!). Die Geschichte allerdings, die der Autor rund um Tino und Rahel entspinnt ist sehr authentisch und auch seine Skizzierung der Charaktere äußerst treffend und prägnant. Auch alle anderen, zum Teil sogar historische Charaktere, erscheinen dem aufmerksamen Leser treffend vor dem inneren Auge. Das Manko des Buches sehe ich persönlich ganz klar in seiner wahnsinnigen Ausführlichkeit. Es schleichen sich manchmal ein paar Längen ein, die durch zahlreiche Nebenerzählungen entstehen, die man hätte vermeiden können. Dadurch entsteht manchmal das Gefühl, dass das Buch und die Geschichte nicht schnell genug auf den Punkt kommt und etwas langatmig wirkt.

Mein Fazit: Es ist eine lesenswerte und sehr informative Geschichte mit ausführlichem historischem Hintergrund und einer klaren Leseempfehlung von 4 Sternen. Wer außerdem Bücher von Peter Prange mag und deren Ausführlichkeit kennt, ist hier wie immer an der richtigen Adresse.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Vielfältige Familiensaga mit sehr mannigfaltigen Charakteren

Die Blankenburgs
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Frankfurt im Jahr 1929: Die Porzellanmanufaktur Blankenburg steht für ein über 150-jähriges Familienimperium. Die Geschäfte laufen gut, bis zum Börsencrash 1929. Als das Familienoberhaupt Adalmar und sein ...

Frankfurt im Jahr 1929: Die Porzellanmanufaktur Blankenburg steht für ein über 150-jähriges Familienimperium. Die Geschäfte laufen gut, bis zum Börsencrash 1929. Als das Familienoberhaupt Adalmar und sein Schwiegersohn Richard ihr gesamtes Vermögen verlieren, nehmen sie sich beide das Leben und hinterlassen die Schwestern Elise und Ophélie, die fortan den Kampf um die Manufaktur in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten und mit dem Hintergrund des erstarkenden Nationalsozialismus führen müssen. Leider sind sich beide Schwestern nicht gerade freundlich gesonnen, was sehr hinderlich ist. Außerdem haben zahlreiche andere Charaktere an der Zukunft der Manufaktur Blankenburg ein Wörtchen mitzureden, sodass sich mit diesem Hintergrund eine interessante Familiengeschichte ergibt.

Der Roman „Die Blankenburgs“ stammt vom Autor Eric Berg, der eigentlich eher für seine Kriminalromane bekannt ist, nun sich aber zunehmend historischen Romanen widmet. Bisher war mir keines seiner Werke bekannt. Das Cover des Buches finde ich sehr ansprechend und neugierig machend. Auch der Hintergrund einer Familiengeschichte stimmte mich hoffnungsvoll, sodass ich sehr schnell und gern mit der Lektüre begonnen habe. Der Schreibstil des Romans ist äußerst gelungen. Er ist sehr komplex und bringt die unterschiedlichsten Charaktere mit ins Spiel, immer wieder verbunden mit historischen Hintergründen, die sich zum Zeitpunkt der Geschichte ereignen. Die Geschichte wird dadurch sehr facettenreich und authentisch und man ist als Leser mittendrin im Geschehen. Auch der Sprachstil gefällt mir außerordentlich gut – hat man es doch endlich mal wieder mit einem anspruchsvollen Roman zu tun, der sich einer gehobeneren Sprache (teilweise Fremdwörter) bedient. Die Kapitel sind recht lang gewählt, teilweise etwas zu lang, sodass eine Unterbrechung des Leseflusses eher ungünstig angelegt ist. Somit wird der Leser aber dazu verleitet schnell weiterzulesen. Das Buch an sich beginnt mit einem Kracher und endet mit vielen verschiedenen Ereignissen am Ende. Zwischendurch haben wir als Leser ausreichend Zeit die verschiedensten und komplexesten Charaktere kennenzulernen. Dabei durchlebte ich als aufmerksamer Leser nicht nur eine Gefühlsreise durch alte Familiengeschichten, sondern alle Personen sind sehr gut vor meinem inneren Auge auferstanden. Der Autor hat es so hervorragend verstanden diese zu skizzieren, dass sie einfach herrlich zusammenpassen und von jedem Typus etwas dabei ist. Weiterhin sind passend dazu die handelnden Personen und deren Rolle sowie die Stammbäume anzumerken, denn man hat es am Anfang etwas schwer die vielen Namen zu zuordnen. Zu den Charakteren passt auch die historische Geschichte an sich, die äußerst eng mit den Personen verwoben ist. Ein kleines Manko ergibt sich für mich hauptsächlich zum Ende des Buches. Die Ereignisse überschlagen sich und alles wirkt sehr hastig runter geschrieben – als ob man zum Ende kommen musste. Das fand ich sehr schade. Außerdem wirken manche Erzählpfade (für mich vor allem die Einbindung von den chinesischen Triaden) zu ausgedehnt. Außerdem wird bereits im Klappentext versprochen, dass sich viel um die Fehde zwischen Elise und Ophélie drehen wird – allerdings kommt genau deren Geschichte stellenweise zu kurz oder wird nur als „Nebenerklärung“ erläutert. Stattdessen tritt mit Tankred eine Hauptperson auf den Plan, von der man bis zum Schluss nicht richtig weiß, was man von ihr halten soll. Dies wirkt ein bisschen unausgegoren in der Beschreibung.

Mein Fazit: Es ist eine lesenswerte, zeitgenössische Geschichte, voller Intrigen und Familienzwisten und -begebenheiten, die uns zudem die schwierige deutsche Geschichte vom Übergang der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus näherbringt und damit schon allein interessant ist. Allerdings müssen kleinere Abstriche hinsichtlich der extremen Komplexität der handelnden Personen und den vielen Nebenerzählpfaden gemacht werden. Trotzdem bekommt das Buch eine klare Leseempfehlung und sehr gute 4 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Historischer Roman mit vielen Details und wieder wunderbaren Protagonistinnen

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
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Der Roman „Kinderklinik Weißensee-Jahre der Hoffnung“ führt uns zurück zu den Protagonistinnen Emma und Marlene- zwei Schwestern, die einst aus ärmlichen Verhältnissen aus einem Waisenhaus stammten und ...

Der Roman „Kinderklinik Weißensee-Jahre der Hoffnung“ führt uns zurück zu den Protagonistinnen Emma und Marlene- zwei Schwestern, die einst aus ärmlichen Verhältnissen aus einem Waisenhaus stammten und an der Kinderklinik Weißensee eine Ausbildung zu Kinderkrankenschwestern beginnen konnten. Marlene, mittlerweile sogar fertig mit dem Medizinstudium, nimmt ihr Praxisjahr an der Kinderklinik Weißensee auf, während Emma als Stationsschwester sich nicht nur leidenschaftlich um ihre kleinen Patienten kümmert und alleinstehend um ihren kleinen Sohn, sondern auch die Ausbildung der neuen Krankenschwestern verstärkt mit übernimmt. Beide müssen sich in einer schwierigen Zeit 1918 behaupten. Der 1.Weltkrieg ist noch nicht zu Ende, die Not überall greifbar und sie erleben beide mehrere Wellen der „Spanischen Grippe“, die die Pflege und Anforderungen an medizinisches Personal stark erhöht. Auch privat schlägt das Leben bei den Schwestern so manchen Purzelbaum und nimmt so manche Wendung, die man gebannt verfolgen darf.

Der Roman „Kinderklinik Weißensee-Jahre der Hoffnung“ ist der 2. Band zur Kinderklinik Weißensee von Antonia Blum und damit die Fortsetzung zum 1.Teil „Zeit der Wunder“. Bereits das Cover des Buches fand ich erneut sehr ansprechend und es hatte mich auf Anhieb neugierig gemacht, da ich sehr gerne historische Romane lese und mich natürlich auf die Fortsetzung der Reihe gefreut habe. Ich vermute, dass das Cover eine der Hauptpatientinnen im Buch zeigt (der aufmerksame Leser achte immer mal auf ein starkes Mädchen im blauen Kleid mit dem geliebten Stationsteddybären), die nicht nur den Lindow-Schwestern, sondern auch dem Leser sehr ans Herz wächst während der gesamten Lektüre. Der Erzählstil des Romanes ist wunderbar gelungen-sofort ist man bei den Geschehnissen dabei und kann sich auch gut in die unterschiedlichen Charaktere hineinversetzen. Dadurch entsteht ein sehr zügiger Lesefluss und man kann das Buch regelrecht verschlingen, da man stets wissen möchte, wie es weiter geht. Die Autorin hat ebenfalls die Kapiteleinteilung sehr gut gewählt und als eine Art Tagebucheintrag mit dem genauen Datum und teilweise einer Uhrzeit versehen. So haben wir es mit mehreren Schauplätzen und Figuren in wechselnder Abfolge zu tun, was die Handlung sehr voran bringt und gleichzeitig die Spannung aufrechterhält. Wir lernen auch in Band 2 wieder sehr interessante neue Charaktere kennen und natürlich dürfen viele aus dem 1.Teil erneut mit agieren. Dabei hat es Antonia Blum geschafft, ihre Figuren beständig weiterzuentwickeln, dies vor allem auch mit dem geschichtlichen Hintergrund – dem Aufbruch in eine neue Zeit nach dem 1.Weltkrieg. Die Kombination aus Krieg, Wandel zur Weimarer Republik, Spanischer Grippe sowie medizinischen Hintergründen, Festhalten an patriarchalischen Strukturen als Überbleibsel der Kaiserzeit und den durchsetzungsstarken Lindow-Schwestern Emma und Marlene, die ihren Platz in dieser neuen Ordnung finden wollen, macht die äußerst gelungene Authentizität des Buches aus. Immer wieder kann man zudem staunen, wie rückständig die deutsche Gesellschaft noch vor 100 Jahren agiert hat – insbesondere hinsichtlich der Rechte und der Möglichkeit zur Ausbildung von cleveren und selbstbewussten jungen Frauen. Die Hürden, die diese Frauen überwinden mussten, waren sehr schwer und hoch. Umso schöner, dass der Leser hier mitfiebern kann und auch emotional viele Einblicke erhält. Selbstverständlich im weiteren Mittelpunkt steht die Pflege und Fürsorge für die Kleinsten, die mich ebenfalls sehr gefesselt und berührt hat und uns auch vor Augen führt, wie gut wir es heute eigentlich mit unserer medizinischen Versorgung haben.

Mein Fazit: Für mich im Jahr 2021 bis jetzt ein absolutes Lesehighlight, weil alles in meinen Augen zusammengepasst hat und man auch merkt, dass die Autorin viel Recherchearbeit geleistet hat. Der 2.Teil steht damit dem 1.Teil absolut in nichts nach- er ist sogar vielleicht ein kleines bisschen spannender. Ich freue mich bereits auf den angekündigten Teil 3 und vergebe volle Punktzahl!

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Spannende Fortsetzung rund um den bekannten Arzt Paracelsus

Paracelsus - Die Fragen der Toten
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Nach seiner Flucht aus der Heimat ist Paracelsus angekommen in Ferrara. Außerdem ist er nun Doktor beider Arzneien. Doch auch die weitere Suche nach der unsterblichen Seele lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. ...

Nach seiner Flucht aus der Heimat ist Paracelsus angekommen in Ferrara. Außerdem ist er nun Doktor beider Arzneien. Doch auch die weitere Suche nach der unsterblichen Seele lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Zusammen mit seinem Lehrling Simon, der auch voll von Paracelsus Arbeit überzeugt ist, wandelt er weiter an den dunklen Abgründen zwischen Wahnsinn und Genie. Währenddessen bricht in seiner alten Heimat Basel die Pest aus und sein Freund und ehemaliger Schüler Caspar steht der Seuche hilflos gegenüber, auch wenn er bis zum Umfallen Patienten behandelt. Paracelsus und Simon, immer wieder auf der Flucht vor dem alten Zauberorden, der sie wegen ihrer Suche nach den Seelen und einem magischen Buch verfolgt, wagen es auf Einladung aus Basel wieder zurückzukehren. Paracelsus versucht sich mit Caspar auszusöhnen und ihm zu helfen. Doch das Chaos der Pest steigert sich nochmals, als weitere, andere mysteriöse Todesfälle auftreten und auch die Unruhen in der Stadt Basel stetig zunehmen.

Das Buch „Paracelsus- Die Fragen der Toten“ ist ein historischer Roman der Autorin Eva-Isabel Schmid. Er ist die Fortsetzung zur momentanen Dilogie um den bekannten Arzt Paracelsus. Band 1 habe ich ebenfalls gelesen, eine Lektüre des 1.Bandes empfiehlt sich meiner Meinung unbedingt vorher, um Hintergrundwissen zu haben, obwohl man theoretisch auch Teil 2 losgelöst vom 1.Band lesen könnte.
Die Autorin ist als Ärztin tätig. Demzufolge findet
man auch im 2.Teil sehr gute medizinische Beschreibungen zur Behandlung von Krankheiten der damaligen Zeit. Somit bekommt der Roman in meinen Augen erneut äußerst authentische Beschreibungen und es ist sehr interessant dem medizinischen Stand der damaligen Zeit zu folgen. In guter verständlicher Sprache und sehr angenehmem Schreibstil gelingt es der Autorin dieses Mal vortrefflich, insbesondere den Schwarzen Tod dem Leser näher zu bringen und das Grauen, was er über ganze Städte und Landstriche brachte, verbunden mit wahnsinnigem Argwohn und Aberglauben der Menschen, der so weit reicht, dass sie in Basel die Juden für den Ausbruch der Pest zur Verantwortung ziehen, näherzubringen. Damit wird in diesem Roman bereits auch ein Stück Historie zum allgemein bekannten Judenhass behandelt, der sich durch viele geschichtliche Epochen zieht. Trotz Reformation, die eigentlich eine neue Zeit einläutet, befinden sich viele Menschen noch sehr stark in weiten Teilen des Denkens im tiefen Mittelalter wieder. Paracelsus selbst erscheint in Teil 2 ebenfalls als schillernde Persönlichkeit mit ausgeprägten Kenntnissen, aber auch gewissermaßen als Wahnsinniger. Trotzdem merkt man, dass der Charakter sich weiterentwickelt hat und er zum Teil anders und prägnanter denkt. Dennoch ist und bleibt er weiter auf der Suche nach einer großen Sensation und schreckt erneut nicht davor zurück, sich selbst mit Drogen bzw. Gift zu behandeln, um sein Bewusstsein zu erweitern. Auch die anderen Charaktere haben sich entwickelt und sind ihren ganz persönlichen Lebensweg weiter gegangen. Die Kapiteleinteilung des Buches gefällt mir auch dieses Mal sehr gut, da auch in diesem Teil aus der Sichtweise von verschiedenen Figuren des Romans die Geschichte erzählt wird und man somit auch einige Einblicke in deren Gedanken- und Gefühlswelt bekommt. Die Kapitel sind zudem sehr kurzweilig und prägnant. Das Cover ist erneut ansprechend und sofort als Fortsetzung zum 1.Werk zuzuordnen und damit gelungen.
Meine Meinung zum Buch ist durchweg positiv. Die Autorin hat es zum 2. Mal geschafft ein großartiges Werk zu schreiben, dass vielfältiger nicht sein könnte. Am Anfang brauchte das Buch wieder etwas, um Fahrt aufzunehmen, aber dann wird es sehr spannend und viele gleichzeitige Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und man möchte sehr gerne wissen, wie es weiter geht. Die vielen verschiedenen handelnden Personen, von denen man die meisten aus Band 1 kennt, führen zu unterschiedlichen Erzählpfaden im Wechsel der Kapitel, die immer wieder das Weiterlesen spannend gestalten. Sehr gut haben mir auch erneut die medizinischen Abhandlungen gefallen. Ein bisschen stark okkult angehaucht sind Paracelsus Erlebnisse auf der Suche nach der Seele, manches ein wenig überzogen.

Mein Fazit: Teil 2 hat mir ebenso wie Teil 1 viel Freude beim Lesen bereitet und mir auch Wissen verschafft und das Eintauchen in die Geschichte ermöglicht. So mag ich sehr gern historische Romane und gebe daher eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Toller Roman mit historischen Fakten versehen – allerdings noch mit Luft nach oben

Die Teehändlerin
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Im Frankfurt des Jahres 1838, es ist die sogenannte „Biedermeierzeit“, arbeitet der Teehändler Tobias Ronnefeldt. Er plant eine großartig angelegte Reise nach China, um seine Erkenntnisse in der Welt des ...

Im Frankfurt des Jahres 1838, es ist die sogenannte „Biedermeierzeit“, arbeitet der Teehändler Tobias Ronnefeldt. Er plant eine großartig angelegte Reise nach China, um seine Erkenntnisse in der Welt des Tees und der Naturforschung voranzubringen -ein großes Abenteuer zur damaligen Zeit. Seine Frau Friederike muss mit den Kindern zurückbleiben. Doch auch sie interessiert sich sehr für Tees und alles Kaufmännische, allerdings bleiben ihr nähere Einblicke verwehrt, da sie eine Frau ist. Da Tobias aber eine lange Zeit auf Reisen ist, nutzt sie die Chance, um in die Bücher des Geschäfts zu blicken und sogar später selbst einige ihrer Ideen umzusetzen. Dabei stellt sie außerdem fest, dass man ihrem Prokuristen absolut nicht trauen darf. Friederike muss sich in einer Männerdominierten Welt behaupten. Wird es ihr gelingen und Tobias unbeschadet von seiner Reise zurückkehren?

Susanne Popp beginnt mit „Die Teehändlerin“ als Band Nr. 1 die Ronnefeldt-Saga. Nach der wahren Geschichte des bekannten Teehauses Ronnefeldt, welches bis heute existiert, zeichnet sie die Anfänge des Tee- und Kolonialwarenhandels Ronnefeldts nach. Der Roman orientiert sich damit an historischen Fakten und prinzipiellen biographischen Daten. Viele der handelnden Personen im Buch haben tatsächlich gelebt oder in Frankfurt gewirkt. Das Buch kommt außerdem sehr schick aufgemacht an. Eine Karte des historischen Frankfurts ist auf dem ersten Klappendeckel abgedruckt. Im hinteren Klappendeckel findet man aus dem Archiv der Firma Ronnefeldt einige historische Fotos. Der Buchtitel ist farblich hervorgehoben und das Cover äußerst ansprechend. Dies in Verbindung mit der bekannten Teemarke Ronnefeldt, hat mich sehr neugierig gemacht und ich vermutete einen spannenden historischen Roman sowie auch einige interessante Fakten rund um den Tee. Bisher kannte ich noch kein Buch der Autorin Susanne Popp, aber ich habe bei der Lektüre dieses Buches ihren Sprachstil und auch ihre Art zu schreiben sehr liebgewonnen. Mir gefallen die detaillierten Schilderungen, die einen sofort in die Historie zurückversetzen. Außerdem wählt sie ihre Wörter mit Bedacht aus, sodass gewissermaßen ein gehobener Anspruch an die Sprache besteht und diese perfekt zur damaligen Zeit passt. Damit ist man als Leser ebenfalls sofort im Geschehen. Das Buch selbst ist in vier große Teile eingeteilt und die Kapitellänge sowie deren Überschrift im Sinne eines Tagesbucheintrags ist hervorragend gewählt. Alle Charaktere werden anschaulich beschildert, ein beigefügtes Personenverzeichnis hilft der besseren Einordnung. Die Figur der Friederike Ronnefeldt ist perfekt dazu gemacht, um die damaligen Verhältnisse der Zeit zwischen Mann und Frau anschaulich zu beschreiben und ich finde, dass sie im Buch den größten Entwicklungsschub von allen Charakteren durchläuft, denn sie entwickelt sich zu einer selbstbewussten und selbständigen Persönlichkeit und ist eben nicht mehr „nur“ die Ehefrau des Tobias Ronnefeldt. Ihre Geschichte wird sehr liebevoll erzählt, aber es gibt stellenweise ebenso Spannung, vor allem zum Ende des Buches, als sich die Ereignisse dann überschlagen. Auch ihre Gefühle werden sehr realistisch verdeutlicht.

Kritisieren möchte ich, dass es stellenweise kleine Phasen der Langatmigkeit gegeben hat, vor allem in den mittleren Abschnitten der Bücher, und die Geschichte manchmal nur langsam Fahrt aufgenommen hat. Prinzipiell hätte ich mir auch noch weitere Impressionen aus der Welt des Tees gewünscht, noch mehr Abschnitte, wie Friederike über Tee denkt, dessen Geruch und Qualität. Es fehlte an manchen Stellen das besondere, herausragende Etwas – ein kleiner Funke, der das Buch perfekt gemacht hätte. Begeistert bin ich ebenfalls nicht von gewissen Zeitsprüngen, die dann Teile der Geschichte ausgelassen hat, was sehr schade war. Viele Erzählstränge sind allerdings noch nicht zu Ende erzählt und das Buch hat zum Schluss hin nochmals Fahrt aufnehmen können. Das Ende des Band 1 ist süß gemacht. Die Ankündigung eines weiteren Bandes sowie eine beigefügte Leseprobe im Buch, lässt hoffen, dass noch einige Vorkommnisse weitergeführt bzw. aufgearbeitet werden, und diese Leseprobe hat bereits wieder durchaus Spannung herbeigeführt.

Mein Fazit: Alles in allem ist „Die Teehändlerin“ ein sehr solider und gelungener historischer Roman, welchen man so schnell nicht wieder aus der Hand legen möchte. Ich freue mich auf die Fortsetzung der Geschichte und würde sehr gern Band 2 ebenfalls lesen. Da mir aber das gewisse Etwas fehlt, vergebe ich nur sehr gute 4 von 5 Sternen, dennoch verbunden mit einer klaren Leseempfehlung.

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