Familiengeschichte mit vielen Geheimnissen und historischen Einblicken
Die PilotinDie junge, amerikanische Pilotin Nancy kommt im 2.Weltkrieg 1942 bei Flugzeugüberführungen in England zum Einsatz und kann für eine Spezialtruppe fliegen. Dort lernt sie Mac kennen und verliebt sich in ...
Die junge, amerikanische Pilotin Nancy kommt im 2.Weltkrieg 1942 bei Flugzeugüberführungen in England zum Einsatz und kann für eine Spezialtruppe fliegen. Dort lernt sie Mac kennen und verliebt sich in ihn, obwohl er ihr Vorgesetzter ist. Erst 2006 vertraut sie ihre Lebensgeschichte ihrer Enkelin Sarah an. Im Laufe der Zeit kam es zu einer Vielzahl von Familiengeheimnissen, die alle in Nancy vereint zu sein scheinen und die nur sie erklären kann…
Das Buch „Die Pilotin“ stammt von Amelia Carr. Aufgrund des gut gewählten Covers, wird sofort der Eindruck vermittelt, dass man es mit einem historischen Roman zu tun hat, der von einer Pilotin handelt. Dahingehend wird der Leser nicht enttäuscht. Die Geschichte wechselt zwischen Erzählungen aus der Vergangenheit sowie der Gegenwart. Dieser Wechsel ist gut gestaltet und man kommt sofort in die Geschichte rein. Der Schreibstil ist flüssig. Durch zahlreiche Beschreibungen nebenher, vor allem in den historischen Teilen zur Pilotinnenausbildung und deren Einsätzen im 2.Weltkrieg, erhält man auch viele Informationen zur damaligen Zeit und zu dieser besonderen Truppe. Außerdem wechseln die Kapitel zwischen verschiedenen handelnden Charakteren hin und her, die aber gut gekennzeichnet werden und dadurch immer wieder ganz eigene Einblicke in das Geschehen und Empfinden der Charaktere geben.
Für mich erscheinen besonders die historischen Teile des Romans am besten gelungen. Das Buch beginnt im ersten Drittel äußerst vielversprechend und man saugt förmlich alles zu Nancys und Macs Geschichte als Leser auf und gönnt ihnen ihre Begegnung von Herzen. Zusätzlich sind die Eindrücke, die hier zu der verrückten Kriegszeit vermittelt werden, unschlagbar. Ab dem zweiten Drittel des Buches schleichen sich langatmige Passagen hinzu, sodass ich persönlich Mühe hatte, an manchen Stellen weiter zu lesen. Das letzte Drittel ist dann geprägt von den zahlreichen Familiengeheimnissen, die dann endlich aufgeklärt werden, aber, nicht wirklich zu meiner vollsten Zufriedenheit. Auch im letzten Drittel gibt es einige langatmige Textstellen und ich habe mich hin und wieder dabei ertappt, dass ich stellenweise manches nur überflogen habe. Ich bin daher ein wenig zwiegespalten hinsichtlich des Buches. Ähnlich verhält es sich mit den Charakteren. Während Nancy eine außergewöhnliche Person ist und man ihren Lebensweg gut nachvollziehen kann, mischen sich einige Zweifel bei mir darunter, warum sie solange mit ihren Geheimnissen gelebt hat. Manches Mal war es mir zuwider, wie sie gehandelt hat und ich mag keine Personen, die nicht mit anderen über etwas Vorgefallenes sprechen können. Insbesondere auch Ellen hat mir als Charakter absolut nicht gefallen, weil sie ständig überreagiert hat. So bin ich also ebenso bei den Charakteren sehr zwiegespalten. Ein bisschen ärgere ich mich, dass dieser gute Beginn des Romans so verspielt worden ist. Das Potenzial war da, die Ausführung leider nicht so, wie ich mir das erträumt hatte. Die vielfach angepriesenen Familiengeheimnisse (die mir -Entschuldigung- einfach irgendwann auf den Keks gingen), haben mich nicht komplett vom Hocker gehauen. Ich habe immer darauf gewartet, dass noch etwas anderes, quasi ein richtiger Knaller passiert. Gleichzeitig habe ich mir oft gewünscht, dass die Autorin einfach mal auf den Punkt kommt und klare und prägnante Fakten schafft. Oft war es ein Wischi-Waschi (z. Bsp. bei Nancy… wie wird sie wohl reagieren, kann ich es ihr auch wirklich sagen, sie wird schockiert sein, aber ich muss es ihr sagen, wie stelle ich es bloß an, warum habe ich so lange gewartet, ich wollte sie doch aber schützen usw. usf.). Irgendwann wirkte das ganze Hin und Her, vor allem am Ende des Buches einfach nur aufgesetzt und so, als zögere die Autorin das Ende des Buches hinaus und es hat mich nur noch genervt. Hinzu kommen auch allerlei einschneidende Erlebnisse, von denen man vorher noch nie etwas gelesen hat, die manche Charaktere zum Ende nochmal komplett auf den Kopf stellen, sodass man sich wirklich fragen muss, ob die Vorstellungen, die man die ganze Zeit zu den Personen im Kopf hatte, eigentlich überhaupt noch passen können.
Mein Fazit: Ich bin enttäuscht von diesem Buch, weil es so vielversprechend angefangen hat und ich historische Romane jeder Art einfach liebe. Für die Idee vergebe ich aber durchwachsene 3 Sterne. Es ist leider ein Buch, dass man lesen kann, aber nicht muss. Vieles habe ich mir persönlich ganz anders gewünscht. Sehr schade!