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Veröffentlicht am 02.11.2020

Fulminanter, historischer Roman mit charakterstarker Protagonistin

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Hulda Gold bzw. Fräulein Gold ist eine selbstbewusste junge Frau mitten in den Geschehnissen der 20er Jahre. Sie übt mit Leidenschaft ihren Beruf aus, denn sie ist Hebamme. So hilft sie zu Zeiten der Inflation ...

Hulda Gold bzw. Fräulein Gold ist eine selbstbewusste junge Frau mitten in den Geschehnissen der 20er Jahre. Sie übt mit Leidenschaft ihren Beruf aus, denn sie ist Hebamme. So hilft sie zu Zeiten der Inflation 1923 inmitten Berlins, Kinder auf die Welt zu bringen. Dabei trifft sie in dieser Geschichte auf die Ärmsten der Armen im sogenannten Scheunenviertel, wo sie die Geburt eines jüdischen Kindes betreut. Doch 2 Tage nach der Geburt, als sie die junge Mutter Tamar und ihren Sohn wieder besuchen möchte, muss sie leider feststellen, dass das Kind verschwunden ist. Hulda gerät aufgrund ihrer Hartnäckigkeit und Neugier zunehmend hinter den Fall und versucht die Mauer des Schweigens in der jüdischen Familie zu durchbrechen. Durch ihre Verbindung zum Kriminalkommissar North erfährt sie außerdem von grausamen „Kindermaklern“ und gerät durch ihre unerschöpfliche Suche nach dem kleinen Jungen schlussendlich auch wieder selbst in Gefahr.
Anne Stern hat nun das zweite Buch zur Fräulein Gold- Reihe veröffentlicht. Die Autorin war mir bereits durch die Lektüre des ersten Bandes bekannt und ich habe mich auf dessen Fortsetzung sehr gefreut. Wieder ist das Cover des Buches und auch die gesamte Buchaufmachung (dieses Mal mit rosé-goldener Farbe) sehr edel gewählt und das Buch fällt direkt auf. Die auf dem Cover abgebildete junge Frau im Kleidungsstil der 20er Jahre mag man sich gerne wieder als Hulda Gold vorstellen. Neben diesen reinen Äußerlichkeiten gelingt es Anne Stern sprachlich erneut vortrefflich Hulda Gold darzustellen. Vor dem geistigen Auge entsteht unweigerlich erneut das Berlin der 20er Jahre und sofort fühlt man sich wieder zurückversetzt und erinnert sich an den ersten Teil der Trilogie. Bemerkenswert ist wieder die historische Einbettung aller Ereignisse in die fiktive Geschichte der Hulda Gold. Man riecht förmlich den Gestank im Scheunenviertel, man sieht zerlumpte Gestalten, die sich um Essen streiten. Man sieht Leute mit Säcken voller entwerteter Geldscheine. Man sieht Armut, Hunger und Not. All dies wird äußerst prägnant beschrieben. Sehr lehrreich waren für mich zudem die ersten Entwicklungen hinsichtlich des Judenhasses von den sogenannten „Völkischen“, sowie deren Aufbau zu einer Vereinigung und der Unterwanderung der Polizei sowie der Umstand, dass es bereits 1923 ein Pogrom in Berlin gegeben hat. Dies war mir vorher nicht bekannt. Mittlerweile wissen wir, dass es bis zur eigentlichen Machtergreifung der „Braunen“ nur noch 10 Jahre sind bzw. es im schlimmsten Fall bereits 1923 durch den Putsch Hitlers funktioniert haben könnte mit deren Machtübernahme. Ich finde diese Tatsachen erstaunlich und verstörend zugleich.
Weiterhin hat mir sehr gut gefallen, dass es dieses Mal mehr Einblicke in die Arbeit der Hebamme gegeben hat, auch in puncto Fehlgeburten und Geburtsschwierigkeiten. Das fand ich genial beschrieben; auch der Umstand, dass bereits damals die Ärzte darauf drängten, die Frauen zur Entbindung in ein Klinikum zu schicken, da das viel sicherer sei. Mittlerweile wissen wir auch da, dass es im Klinikum oft so unnötigen Interaktionen und Problemen gekommen ist und dass die Arbeit einer Hebamme einfach unersetzlich bleibt, vor allem auch hinsichtlich der Vor- und Nachsorge. Solch eine unersetzliche Frau ist eben Fräulein Gold. Sie ist eine hervorragende Persönlichkeit und sie kümmert sich selbstlos um „ihre“ Frauen.
Mein Fazit:
Auch der zweite Teil der Fräulein Gold-Reihe verspricht beste Unterhaltung und es ist wieder ein Buch, welches man nur schwer aus der Hand legen kann. Es macht sehr viel Freude, Hulda Gold durch Freud und Leid in den äußerst schwierigen Zeiten zu begleiten. Ich freue mich auf Band 3!

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Spannender Thriller bis zum Schluss, aber zum Ausgang etwas verzettelt

Die Gästeliste
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Carola Martins ist Bloggerin und der Star in den sozialen Netzwerken. Keiner kennt sich besser aus als sie und niemand ist effektiver darin, die Welt der sozialen Medien für sich zum Vorteil zu nutzen ...

Carola Martins ist Bloggerin und der Star in den sozialen Netzwerken. Keiner kennt sich besser aus als sie und niemand ist effektiver darin, die Welt der sozialen Medien für sich zum Vorteil zu nutzen und sich, egal welches Ereignis, immer im rechten Licht zu präsentieren. So gibt sie außerdem Partys, bei denen die High Society der sozialen Netzwerke sich regelmäßig trifft. Jeder möchte auf ihrer Gästeliste stehen, denn dann sonnt man sich im rechten Licht und ist quasi interessant. Doch Carola hat nicht die ehrlichsten Absichten, im Gegenteil, sie nutzt ihre Feiern dazu aus, ihren Gästen Geheimnisse zu entlocken, um diese dann wieder zu ihrem Vorteil in den sozialen Medien oder anderweitig bei Vertragsabschlüssen o.ä. nutzen zu können. Ihre unaufhörliche Gier weiter aufzusteigen wird ihr schlussendlich zum Verhängnis. Nach und nach werden Personen, die auf ihrer Gästeliste standen, ermordet – jene, die sich kritisch zu ihr geäußert haben. Die Spur führt zu ihr zurück, denn nur Carola hätte einen Vorteil davon ihre Kritiker aus der Welt zu schaffen. Oder?

Der Thriller „#Die Gästeliste“ stammt aus der Feder von Sonja Rüther und erschien bereits im Jahr 2015 und wurde jetzt neu aufgelegt. Auch wenn der eigentliche „Stoff“ schon 5 Jahre alt ist, an der Brisanz des Themas hat sich nichts geändert – ganz im Gegenteil, es ist aktueller denn je, denn soziale Netzwerke bzw. Social Media nehmen mittlerweile einen großen Platz in unserem Alltag ein. Die Autorin war mir vorher nicht bekannt, aber in ihren Thriller bin ich sofort vertieft gewesen. Mit einer aktuellen und flüssigen Sprache sowie Auszügen zu Screenshots von Beiträgen bei Facebook sowie sehr zutreffenden Zitaten über die virtuelle Medienwelt, gelingt es ihr das Thema sehr modern und anschaulich zu gestalten. Zusätzlich baut sich sofort in den ersten Kapiteln der Spannungsbogen auf, den das Buch fast über die gesamte Zeit beibehält. Unweigerlich fragt sich der Leser, wie es weiter geht und wer eigentlich „der/die Böse“ oder „der/die Gute“ in der Geschichte ist. Bereits am Anfang gibt es so viele sich anbietende Möglichkeiten hierzu, dass man wirklich nichts im Voraus erahnen kann. Das steht für spannenden Lesespaß. Die Protagonistin Carola ist darüber hinaus eine äußerst schwierige Persönlichkeit, die man eigentlich nicht leiden kann, denn ihr Alltag besteht nur daraus aus Ereignissen Kapital zu schlagen, aber es ist gleichsam interessant ihren Werdegang zu verfolgen. Sicherlich werden hier auch einige Klischees bedient, aber dennoch ist sie treffend charakterisiert. Meiner Meinung nach hat sie längst den Blick für die Realität verloren, sodass sie auch niemals davon ausgegangen ist, dass ihr jemand etwas böses will. Dies lässt die Frage aufkommen, die den Leser auch nach dem Buch weiter beschäftigt: Lassen wir uns auch dazu verleiten den Blick für die Realität zu verlieren, wenn wir nur noch in der Welt der sozialen Medien eintauchen und uns von Likes und Followern blenden lassen? An dieser Stelle lässt das Buch also auch Raum den eigenen Medienkonsum zu überdenken und sich selbst zu hinterfragen und regt den Leser auch an, seine eigenen Verhaltensweisen zu überprüfen, was mir wirklich sehr gut gefällt.

Nun zu meiner Kritik: Obwohl das Buch über weite Längen die Spannung hält, gibt es in den hinteren Kapiteln einen gewissen Knick, denn diese sind meiner Meinung nach etwas in die Länge gezogen. Als dann endlich die Auflösung des Gesamtgeschehens folgt, überschlagen sich dann regelrecht die Ereignisse und dem Leser fällt es schwer alles zu ordnen. Es wirkt etwas gehetzt und verzettelt. Außerdem muss ich ehrlich sagen, so spannend und aktuell das Thema der Manipulation über Social Media ist, so enttäuscht war ich über das relativ harmlose Ende. Auch wenn das Ende gut war, so hat mir doch ein richtiger Kracher gefehlt. Sehr schade! Vielleicht wäre es auch besser gewesen, sich auf weniger Personen zu konzentrieren.

Aber dennoch mein positives Fazit: Das Buch bleibt trotz kleinen Schwächen natürlich äußerst lesenswert und aktuell. Man kann sehr gut in die Geschichte eintauchen und mit fiebern. Ich fand es sehr spannend und würde es auf jeden Fall weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Sehr vielschichtige Charaktere mit hervorragender Gesamtgeschichte

Morgan's Hall
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John Morgan erbt Morgan’s Hall und alle Teile der Morgan’s Company als sein Vater Charles relativ zeitig verstirbt. Bevor er in die Unternehmensführung richtig einsteigt, schenkt ihm seine Mutter Josephine ...

John Morgan erbt Morgan’s Hall und alle Teile der Morgan’s Company als sein Vater Charles relativ zeitig verstirbt. Bevor er in die Unternehmensführung richtig einsteigt, schenkt ihm seine Mutter Josephine Fahrkarten zu einem Urlaub in Europa, bei welchem er mit seinem Freund Dickie das „alte Europa“ mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten bereist. Doch es ist das Jahr 1938, in Deutschland sind die Nazis an der Macht und in Wien erleben John und Dickie hautnah die Machtergreifung Hitlers in Österreich. In Wien lernen sie außerdem die Sängerin und angehende Schauspielerin Isabelle Waldburg kennen und leider beide lieben, woran ihre Freundschaft schlussendlich zerbricht. Da Isabelle Halbjüdin ist, erspinnt John einen Plan, wie er sie retten kann und mit nach Amerika nehmen kann. Die Flucht gelingt. In Amerika wieder angekommen, heiratet er seine Isabelle und hofft darauf, der glücklichste Mensch auf der Erde zu werden, doch leider ist Isabelle ein durch und durch hinterlistiges Biest und kann ihn einfach nicht lieben. Ob beide wohl noch eine wahre Chance erhalten?
Emilia Flynn hat mit dem Roman „Morgan’s Hall- Herzensland“ den ersten Band ihrer Reihe zur Familien-Saga der Morgans veröffentlicht. Bis jetzt kannte ich die Autorin noch nicht, aber sie schafft es in ihrem Roman den Leser nicht nur bildhaft in andere Welten zu entführen, sondern auch den Charakteren bis auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Sie hat einen wunderbaren, flüssigen Schreibstil. Ich gebe es gerne zu, ich habe den Roman regelrecht verschlungen und ich freue mich bereits jetzt schon auf die nächsten Teile. Am Anfang fand ich es etwas schwierig und ich musste mich erstmal ordnen: Wem schreibe ich die schlimmsten Eigenschaften zu? Wer ist hier eigentlich der oder die Gute in der Geschichte? Es gibt meiner Meinung nach bei allen Charakteren starke Vorzüge aber auch abstoßende Eigenschaften. Emilia Flynn schreibt so lebhaft, dass man unweigerlich irgendwann beginnt sich auf die Seite seiner Lieblingscharaktere zu stellen und mit ihnen mit zu fiebern, während man die anderen verachtet. Obwohl ich eigentlich erst John gegenüber skeptisch war, weil er Hals über Kopf die Flucht organisiert hat und Isabelle eigentlich zur Heirat zwingt, wurde ich später mit ihm warm, während bei Isabelle genau das Gegenteil passiert ist. Sie war und ist einfach nur noch anstrengend. Ich finde es aber sehr positiv, dass die Problematik psychischer Erkrankungen thematisiert wird und das zu einer Zeit, in der noch nicht viel zu diesem Leiden bekannt gewesen ist.
Beim Lesen kam mir außerdem immer unweigerlich der Gedanke an „Vom Winde verweht“. Ich weiß nicht so richtig warum, da die Geschichte in einer ganz anderen Zeitepoche spielt, aber gewisse Ähnlichkeiten zu den Charakteren meine ich erkannt zu haben. Die eigenwillige und starke Protagonistin des Stückes, die mit den Männern und ihrem Umfeld umgeht, wie sie es eben will, ohne sich an Konventionen zu halten, die aber endlich wach wird, als ihr das Glück entgleitet. Der Protagonist mit vielen Ecken und Kanten, der sicher auch Fehler begangen hat, allerdings jetzt alles für eine liebende Ehefrau und eigene Kinder tun würde, ohne es sich ständig einzugestehen. Das Gesamtkonzept dann eingebettet in Unternehmensführung, Heimatliebe und einige Schrecken – ja, alles passt einfach hervorragend zusammen.
Deshalb mein Fazit zum Buch: Eine wunderbare, historische Geschichte mit sehr diffizilen Charakteren, die sich tatsächlich so zugetragen haben könnte! Absolute Leseempfehlung meinerseits und Vorfreude auf die nächsten Romane!

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Veröffentlicht am 20.10.2020

Schwermütiger Nachkriegszeit-Roman mit junger Frau auf Identitätssuche

Ada
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Ada wird als Frau der sogenannten Nachkriegsgeneration groß. Als Halbjüdin geboren führt sie der Weg zunächst vaterlos nach Buenos Aires und dann wieder zurück nach Berlin, wo sie auch wieder auf ihren ...

Ada wird als Frau der sogenannten Nachkriegsgeneration groß. Als Halbjüdin geboren führt sie der Weg zunächst vaterlos nach Buenos Aires und dann wieder zurück nach Berlin, wo sie auch wieder auf ihren Vater trifft. Doch wer ist eigentlich ihr Vater?
Damit beginnt das Grundgerüst des Romans, die Suche nach der eigenen Identität, Herkunft und nach dem Sinn des Lebens für Ada. Christian Berkel hat mit „Ada“ seinen zweiten Roman nach „Der Apfelbaum“ veröffentlicht. Ich hatte bereits vor, seinen ersten Roman zu lesen, nun habe ich mit dem 2. begonnen. Ich weiß nicht, wie elementar die Vorgeschichte aus „Der Apfelbaum“ für die Geschichte rund um Ada ist, für mich ist der Roman in sich abgeschlossen. Insbesondere hatte mich das Cover des Buches angesprochen. Ich stellte mir hinter dem Titel eine starke, junge und unkonventionelle Frau vor, die versucht im Leben anzukommen und dabei vielleicht nicht gerade gewöhnliche Wege geht. Außerdem wirkt sie geheimnisvoll – meine Neugier war geweckt. Leider lässt mich die Geschichte nun etwas zwiegespalten zurück und meine Erwartungen worden nicht wirklich getroffen. Auf der einen Seite ist dort Ada, die auf der Suche nach sich selbst ist und Dinge anders machen will als ihre Eltern, auf der anderen ist sie wiederum voller extremer Selbstzweifel. Dieses Hin und Her schwanken greift aber den Grundtenor des Romans und zeigt auch die sehr fragile Psyche vieler Menschen in der Nachkriegszeit. Allerdings fällt es mir äußerst schwer, Ada überhaupt zu greifen bzw. sie zu begreifen.
Christian Berkel hat dagegen einen ungewöhnlichen und beeindruckenden Schreibstil, der mir sehr gut gefällt. Durch seine Worte schafft er es, die schwermütige Nachkriegszeit bildhaft vor dem Auge auferstehen zu lassen. Immer wieder geht er auch auf das Schweigen der älteren Generation ein, die den Kindern damit auch teilweise den Weg in eine frohere Zukunft verbauen. Es wird nicht viel erklärt in den Familien der damaligen Zeit, jeder hat die Anweisungen hin zu nehmen und keine Fragen zu stellen und die Eltern müssen immer noch ihre Erlebnisse aus den Kriegsjahren verarbeiten. So entsteht auch für Ada eine Art Trauma, sie fühlt sich ungewollt und selbst für den Leser ist die Schwermütigkeit nachvollziehbar und greifbar, quasi immer da. Ich fand das Buch thematisch teilweise so bedrückend aus der Perspektive der Ada, dass ich es zur Seite gelegt habe. Im Roman kommen teilweise auch sehr viele Zeitsprünge vor, die manchmal anstrengend sind, wenn auch gleichzeitig gut für die Erzählstruktur und die Fortsetzung bzw. Ergänzung der Geschichte. Die Einbettung der größten historischen Ereignisse in den 50er und 60er Jahren ist ebenfalls grandios gelungen. Aber nun das größte Manko: Das Ende ist für mich kein Ende. Ich gebe zu, ich hätte viel lieber gelesen, dass Ada ihre Bestimmung im Leben findet, allerdings ist und bleibt alles offen und unabgeschlossen.
Fazit: Grandioser Schriftsteller mit großartigem Schreibstil und interessanter Lebensgeschichte der Ada, hinsichtlich des geschichtlichen Aspektes sehr lehrreich, aber es war mir persönlich zu schwer, es fehlte eine Prise Leichtigkeit und am Ende eine vernünftig abgeschlossene Handlung. Deshalb leider nur eine bedingte Leseempfehlung meinerseits.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Bildhafter historischer Roman mit berühmten Persönlichkeiten

Die Gabe der Sattlerin
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Charlotte, die von ihrem Vater das Handwerk des Sattlers erlernt hat, soll heiraten. Doch sie flieht vor einer Vernunftehe am Tag der Hochzeit mit ihrem Pferd Wälderwind. Dabei begibt sie sich auf abenteuerliche ...

Charlotte, die von ihrem Vater das Handwerk des Sattlers erlernt hat, soll heiraten. Doch sie flieht vor einer Vernunftehe am Tag der Hochzeit mit ihrem Pferd Wälderwind. Dabei begibt sie sich auf abenteuerliche Mission. Sie fällt einer Räuberbande in die Hände und wird mit dessen „Hilfe“ bzw. durch deren Erpressung auf dem Gestüt Marbach als Sattlerin eingeschleust, um dort die Gelegenheit der Auskundschaftung nach weiteren Geldtransporten des Herzogs Carl Eugen wahrnehmen zu müssen. Auf dem Gestüt freundet sie sich mit dem jungen Friedrich Schiller an, der dort seine Dienste als Rossarzt verrichten muss. Außerdem muss sich Charlotte bewähren und einen prächtigen Sattel für den Herzog anfertigen. Darüber hinaus kommt es zu verschiedenen Vorkommnissen mit dem Herzog und der Räuberbande, bei denen Charlotte ihre Stärke zeigen muss.

Ralf H. Dorweiler hat mit seinem Roman „Die Gabe der Sattlerin“ seinen nächsten historischen Roman veröffentlicht. Bisher kannte ich noch keinen seiner Romane, aber mit „Die Gabe der Sattlerin“ hat er mit seinem Schreibstil und bildhafter Sprache überzeugt. Zuerst hat mich aber das Cover des Buches angesprochen, auf dem eine junge Frau auf ihrem Pferd zu sehen ist und beide dabei sind weg zu reiten. Ich vermutete daher bereits, dass die Protagonistin eine sehr starke Persönlichkeit hat und wurde nicht enttäuscht. Charlotte ist eine sehr zielstrebige, ehrgeizige und eher unkonventionelle Frau, die sich in der damaligen Männerwelt durchzusetzen weiß und die etwas Neues wagt. Ihr Aufeinandertreffen mit dem jungen Friedrich Schiller bzw. auch die Beschreibung des Schillers in eigenen Kapiteln hat mir ebenfalls sehr viel Freude bereitet – man konnte ihn sich bildhaft in seiner derzeitigen Situation vorstellen und man mag kaum glauben, dass er ein berühmter Dichter geworden ist (auch wenn vieles natürlich dichterische Freiheit ist, so ist es doch sehr interessant). Ebenfalls sehr gut gefallen haben mir die zugeordneten Zitate aus Schillers Werken zu jedem einzelnen Kapitel. Auch das Aufeinandertreffen von Schiller und der Räuberbande sowie der Rückschluss auf seine Schrift „Die Räuber“ fand ich sehr gut verknüpft. Das Aufzeigen einer alten Handwerkskunst, in diesem Fall die der Sattlerei, fand ich sehr gelungen und lehrreich.

Meine Kritik: Das Buch liest sich wunderbar und die Geschichte geht schnell voran, allerdings überschlagen sich zum Ende die Ereignisse und werden meiner Meinung nach nicht gebührend behandelt und abgeschlossen, alles wirkt etwas gehetzt. Charlotte ist außerdem eine erstaunliche junge Frau, aber sie wird auch ein bisschen zu „glatt“ dargestellt, sie kommt ziemlich einfach durch ihre abenteuerliche Mission, ohne auf großartige Probleme zu stoßen. Hier hätte man noch ein bisschen mehr Spannung einbauen können. Außerdem gibt es meiner Meinung nach zwischendurch relativ viele junge Männer, denen Charlotte ins Auge gefallen ist, aber leider nimmt sie niemanden direkt aus der Geschichte. Das eigentliche Happy End ist mir (als Happy End-Liebende) damit etwas zu zaghaft.

Mein Fazit: „Die Gabe der Sattlerin“ ist ein überaus gelungener historischer Roman mit dem Einbinden von berühmten historischen Persönlichkeiten, mit einer großartigen Protagonistin und mit vielen Beschreibungen zur Sattlerei und den Umständen der damaligen Zeit. Da es für mich unterhaltend und gleichzeitig lehrreich war, gebe ich unbedingt eine Leseempfehlung für diejenigen Leser, die ebenso historische Romane lieben!

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