Profilbild von ice_flower

ice_flower

Lesejury Star
offline

ice_flower ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ice_flower über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2022

Sehr gute Verknüpfung zweier Erzählstränge zu einem gelungenen Roman

Die Töchter der Ärztin
0

Henny und Toni sind Schwestern, aber sehr unterschiedlich. Letztendlich verbindet sie beide die Liebe zur Medizin. Henny ist eine gefragte Onkologin in Berlin, Toni möchte in das Afrika ihrer Kindheit ...

Henny und Toni sind Schwestern, aber sehr unterschiedlich. Letztendlich verbindet sie beide die Liebe zur Medizin. Henny ist eine gefragte Onkologin in Berlin, Toni möchte in das Afrika ihrer Kindheit zurück und ihre Wurzeln und überhaupt ihren Stand im Leben finden. Gemeinsam haben sie nicht nur Abenteuer, sondern auch seitens der Familie einige Herausforderungen zu bestehen.
Das Buch „Die Töchter der Ärztin“ ist die neue Reihe von Helene Sommerfeld, ein Pseudonym eines Autorenduos. Es handelt sich hierbei um die Fortsetzung der „Ärztin“-Trilogie und behandelt nun die nachfolgende Generation. Obwohl ich bisher noch kein Buch gelesen habe und keinerlei Vorwissen besitze, bin ich sehr gut in die Geschichte hineingekommen und die sympathischen Protagonisten haben es mir sehr leicht gemacht. Das Cover hat mich ebenfalls neugierig gemacht und hat zur anderen Reihe einen hohen Wiedererkennungswert. Der Schreibstil ist sehr modern und detailreich. Das Setting in den 20er Jahren finde ich hervorragend gelungen. Der Wechsel der unterschiedlichen Erzählstränge zwischen Berlin und Afrika ist spannend und man möchte immer weiterlesen. Man fiebert stets mit und möchte wissen, wie es ausgeht. Besonders erwähnenswert finde ich, dass die Frauen alle für ihre Zeit sehr modern handeln und denken und ihre Herausforderungen eigentlich immer noch die Herausforderungen von Frauen auch 100 Jahre später sind. Den Bezug zur heutigen Zeit und Aktualität finde ich äußerst gelungen. Außerdem wird in der Geschichte nicht nur eine Liebesgeschichte mit Klischees bedient – nein, es spielen sich tatsächlich Dramen ab. Das macht die Geschichte authentisch und zeigt, dass nicht alles nur rosarot ist.
Mein Fazit: Die Geschichte unterhält, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Das gefällt mir sehr gut. Es ist leichte und unterhaltsame Kost für zwischendurch mit dem Hintergrund der 20er Jahre und allgemein dem Entdeckergeist, Abenteuerlust, Liebe aber auch andere alltägliche Herausforderungen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich vergebe gern 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.12.2022

Toller erster Teil mit sympathischen Protagonisten, aber ungenügender zweiter Teil

Goldener Boden
0

Gustav Hirsch flüchtet aus Deutschland mit jungen 19 Jahren 1896 nach Amerika. Er arbeitet hart, um sich seinen Traum vom Wohlstand und einem neuen Leben erfüllen zu können. Doch das Schicksal verlangt ...

Gustav Hirsch flüchtet aus Deutschland mit jungen 19 Jahren 1896 nach Amerika. Er arbeitet hart, um sich seinen Traum vom Wohlstand und einem neuen Leben erfüllen zu können. Doch das Schicksal verlangt von ihm, dass er kurze Zeit später wieder nach Deutschland zurückkehren muss. Auch Gustavs Tochter Clara ist 1945 gezwungen ihre Heimat zu verlassen und aufgrund des Zweiten Weltkrieges zu flüchten. So entwickelt sich eine viele Jahrzehnte umfassende Familiengeschichte, rund um das Thema Verlassen der Heimat, Flucht und Neuanfang.
Das Buch „Goldener Boden“ stammt von Ulrike Dotzer und es ist ihr erster Roman, zu welchem sie durch Erzählungen ihrer Familie inspiriert worden ist. Der Titel und auch die Kurzbeschreibung haben mich sehr neugierig gemacht. Das Cover des Buches finde ich sehr gelungen, denn es geht im Buch ausschließlich um Generationen an Friseuren. Das Buch teilt sich in 2 große Teile mit relativ langen, aber nochmals untersetzten Kapiteln. Der erste Teil des Buches behandelt das Leben von Gustav und beschreibt seinen Neuanfang in New York und endet damit, dass er wieder nach Deutschland zurückkehren muss. Dann erfolgt der zweite Teil mit einem sehr großen Zeitsprung. Zunächst sind wir in den 50er Jahren und Gustav Hirsch ist mittlerweile alt und die Geschichte verlagert sich auf seine Enkelinnen und seine Tochter. Doch im zweiten Teil gibt es auch innerhalb weitere Zeitsprünge, sodass wir auch in die Kindheit seiner Enkelinnen zur Zeit des 2.Weltkrieges zurückblicken. Der Erzählstil des Buches ist sehr nüchtern und klar, prägnant und im ersten Teil wenig einfühlsam, das Buch wirkt wie ein Zeitzeugenbericht, was es aber dennoch sehr interessant macht. Im zweiten Teil des Buches kommen zwar mehr Emotionen auf und so ist insbesondere die Flucht der Tochter und Enkelinnen sehr dramatisch und gefühlvoll beschrieben, allerdings stören die Zeitsprünge innerhalb dieses Teils sehr stark. Hinzu kommt, dass Gustav als sehr sympathischer Protagonist beinahe völlig außer Acht gelassen wird und nur noch, wie eine Art Ballast in der Familie wirkt. Die Familie Sahlke (die Tochter von Gustav und ihr Mann Rudolf) sind zudem glühende Anhänger der Nationalsozialisten und Rudolf ist in der SS. Beinahe unerträglich sind diese Charaktere und vollkommen arrogant, denn trotz ihrer Vergangenheit haben sie immer wieder Glück und fallen auf die Füße und es wirkt, als ob der Nationalsozialismus als etwas Gutes beschrieben wird und die Gräueltaten einfach verdrängt werden, denn sie hätten ja nicht schlimmes getan und warum sollten sie jetzt dafür büßen? Es ist ein Hohn für all jene, denen durch die Nazis Schreckliches angetan worden ist. Allgemein sind die Charaktere im zweiten Teil einfach nur schrecklich, sie wurden im Osten aufgenommen, aber alle Sachsen, Thüringer und insbesondere die Bauern sind für sie stockdoof, hinterwäldlerisch, denn nur sie sind zu etwas besserem bestimmt. Das war leider der Punkt im Buch, an dem ich enttäuscht meine Bewertung abgesenkt habe. Ich hätte mir gewünscht, dass das Leben der Familie anhand von Gustav weiter geschildert wird. Zunächst war der Zeitsprung eine Enttäuschung und dann seine Tochter und ihr Mann an sich.
Lobenswert möchte ich dennoch die Recherchearbeit der Autorin hervorheben, die öfter auch mit historischen Quellen gearbeitet hat und diese als Fußnote in das Buch eingebunden hat. Leider hat mir im Fazit Familie Sahlke das Buch versauert und ich gebe daher nur 3 Sterne, denn es ist ein Roman, den man gelesen haben kann, aber absolut nicht muss. Insbesondere der erste Teil ist sehr lebendig und interessant, wie es wohl gewesen sein muss, in einem anderen Land Fuß zu fassen, den 2. Teil würde ich nie wieder lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.12.2022

Sehr langatmig und Aufklärung ungenügend

Rauhnächte - Sie werden dich jagen
0

In den Nächten zwischen den Jahren, den sogenannten Rauhnächten, verschwinden jedes Jahr junge Frauen. Manche tauchen wieder auf, aber sie sind so verstört, dass sogar einige den Freitod wählen. Andere ...

In den Nächten zwischen den Jahren, den sogenannten Rauhnächten, verschwinden jedes Jahr junge Frauen. Manche tauchen wieder auf, aber sie sind so verstört, dass sogar einige den Freitod wählen. Andere haben das Dorf verlassen und wollen nie wiederkehren. Lisa, mittlerweile angehende Uni-Professorin, kehrt zu ihren Wurzeln und Großeltern zu Besuch zurück und wieder ist eine junge Frau verschwunden. Warum schweigt ein ganzes Dorf darüber?
Das Buch „Rauhnächte – Sie werden dich jagen“ stammt vom Autorenduo Ulrike Gerold und Wolfram Hänel und der Titel und die Kurzbeschreibung hatten mich sehr neugierig gemacht. Das Cover ist außerdem sehr passend, da die Masken sehr oft behandelt werden und vor Ort eine lange, düstere Tradition haben. In diesem Fall habe ich das Hörbuch gehört, welches von Charlotte Puder gelesen wird. Die Sprecherin macht in diesem Fall einen sehr guten und authentischen Job und man hört sehr gerne zu. Die Geschichte ist insgesamt düster und mystisch angehaucht und die Idee sehr gut. Das Setting in einem kleinen fiktiven Dorf in Österreich ist sehr gut gewählt und prinzipiell wird so ein ganzes Dorf unter Generalverdacht und auch auf den Kopf gestellt, doch jeder scheint für sich genommen etwas zu verbergen. Die Kapitel sind etwas länger, aber durch die Hörbuchsprecherin kann man sehr gut folgen.
Allerdings ist die Geschichte über weite Strecken sehr langatmig und kommt nur allmählich voran. Die Protagonisten, aber auch die Dorfbewohner an sich, sind extrem unnahbar und es fällt schwer sich näher auf sie einzulassen. Darüber hinaus werden gängige Klischees bedient, alle Bewohner scheinen in ihrem Bergdorf zurück gezogen zu leben, wortkarg zu sein und resigniert die Dinge einfach hinzunehmen. Das Ende des Buches wird zum Glück nochmal etwas spannender, allerdings ist mir die Aufklärung und Umsetzung einfach unzureichend. Ich habe mir viel mehr Spannung und komplexere Zusammenhänge vorgestellt. So wirkt es insgesamt sehr lieblos dargestellt und es bleibt nur ein gutes Potenzial nach oben, was einfach nicht genutzt worden ist.
Mein Fazit: Leider kann ich diesen Thriller nicht weiterempfehlen, da er sehr langweilig ist, die Idee aber eigentlich richtig gut. Ich vergebe für die Idee und eine hervorragende Sprecherin 2 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.12.2022

Spannender Plot um ein altes Familiengeheimnis

Das Geheimnis des Orangengartens
0

Berlin, Ende des 19. Jh. Emilia und Karl führen eine arrangierte und lieblose Ehe. Karl ist ein Spieler und ein Trinker und behandelt Emilia nicht besonders gut. Als Karl alles an Geld verspielt hat, welches ...

Berlin, Ende des 19. Jh. Emilia und Karl führen eine arrangierte und lieblose Ehe. Karl ist ein Spieler und ein Trinker und behandelt Emilia nicht besonders gut. Als Karl alles an Geld verspielt hat, welches er besitzt, steht die Familie kurz vor der Armut. Doch Emanuel Rufin, der Mann bei dem Karl Schulden hat, bietet Emilia einen Ausweg aus der Situation an.
Berlin in der Gegenwart. Leandra ist Übersetzerin und bekommt einen gesonderten Auftrag in der Villa Rufin, zieht sogar in dafür in die Villa ein. Doch sobald sie da ist, geschehen merkwürdige Dinge. Gemeinsam mit ihrer Schwester und dem Sicherheitschef Tim des Hauses beginnt sie der Sache auf den Grund zu gehen und stößt bald auf Geheimnisse.
Das Buch „Das Geheimnis des Organgengartens“ stammt aus der Feder von Reena Browne, von der ich bisher noch nichts gelesen habe. Das Cover des Buches finde ich sehr gelungen und es hat mich im Zusammenhang mit der Kurzbeschreibung des Buches sehr neugierig gemacht. Es handelt sich bei dem Buch um eine Familien-Saga, die auf 2 Zeitebenen spielt, einmal in der Vergangenheit mit Emilia und einmal in der Gegenwart mit Leandra. Die Kapitel wechseln dabei ständig und so nimmt jede Geschichte ungefähr die Hälfte des Buches ein. Das Verknüpfen der Vergangenheit und der Gegenwart ist sehr gut gelungen und Stück für Stück setzen sich die kleinen Puzzleteilchen der Geschichte zusammen. Der Schreibstil ist überwiegend modern, gut verständlich und leicht zu folgen. Wenn man das Buch angefangen hat, kann man es nicht aus der Hand legen und liest es am besten am Stück durch, da es auch nicht zu lang ist. Ebenfalls hat mir das Setting in Berlin in einer tollen Villa am Wannsee sehr gut gefallen und die Umgebung ist sehr gut beschrieben.
Insgesamt gefällt mir bei diesem Buch die Geschichte der Vergangenheit um Emilia am besten, da sie sehr authentisch ist und sich vielschichtig mit den Problemen der Frauen zur damaligen Zeitepoche befasst. Leandra ist ebenfalls eine nette Protagonistin der Gegenwart, aber zu weilen wirkt sie sehr unerfahren und naiv, sodass ihr erst ein Mann unter die Arme greifen muss – finde ich irgendwie ein bisschen übertrieben. Das Ende des Buches ist glücklicherweise mit einer Aufklärung gesegnet und das Geheimnis wird sehr gut aufgelöst (das ist nicht selbstverständlich und ich bin froh über dieses positive Ende).
Mein Fazit: Alles in allem ein sehr unterhaltsames Buch um ein altes Familiengeheimnis. Ich habe mich durchweg sehr unterhalten gefühlt und kann das Buch mit 4 Sternen weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 30.11.2022

Wieviel kann ein einzelner Mensch ertragen und aushalten?

Das letzte Versprechen
0

Weihnachten 1944 im Banat. Anni ist gerade 5 Jahre alt. Ihre Mutter Amalie wird nach Sibirien in ein Arbeitslager verschleppt, sie wenige Zeit später in ein Kinderheim. Doch Annis Großmutter ist immer ...

Weihnachten 1944 im Banat. Anni ist gerade 5 Jahre alt. Ihre Mutter Amalie wird nach Sibirien in ein Arbeitslager verschleppt, sie wenige Zeit später in ein Kinderheim. Doch Annis Großmutter ist immer an ihrer Seite, so wie sie es ihrer Mutter versprochen hat. Die Oma schafft es tatsächlich, Annis Leben zu retten und selbst gemeinsam mit dem Opa zu überleben. Viele Jahre später glaubt Anni, dass sie nun mit ihrem Hans das Glück gefunden hat. Doch in der Nachkriegszeit ist nicht viel Platz für große Gefühle.
Das Buch „Das letzte Versprechen“ ist der neue Roman der Bestsellerautorin Hera Lind, die sehr bekannt ist. In diesem Roman schreibt sie die Geschichte nach wahren Begebenheiten auf. Das Cover hat mich auf diesen historischen Roman sehr neugierig gemacht, ich habe ihn dieses Mal aber als Hörbuch genossen. Gelesen wird das Hörbuch von Yara Blümel, die eine, wie ich finde, sehr angenehme Stimme hat und die Geschichte sehr gut herüberbringt.
Das Buch selbst ist gut verständlich und sehr flüssig geschrieben, aber die Kapitel wechseln sich sehr schnell ab und es geht immer um jemanden anders, sodass man genau zuhören muss, wer gerade an der Reihe ist. Das ist mir allerdings nicht schwergefallen und es hat die Spannung und die gesamte Lebensgeschichte der Anni vom Kind bis zur alten Frau sehr gut aufrechterhalten und erzählt. Von Anfang an war ich gefangen in dieser Geschichte und sie hat mich sehr berührt, vielleicht auch, weil ich selbst eine 5-jährige Tochter habe und es mir nicht vorstellen mag, wenn uns so etwas passieren würde. Besonders hervorzuheben ist, dass ich auch viel gelernt habe, denn ich hatte vorher noch nie vom Banat und den Schwabendeutschen gehört und was ihnen widerfahren ist. Erschrocken war ich über die Brutalität der Partisanen und des Volkes gegen die dort lebenden Deutschen, die sehr gut eingefangen worden ist und insgesamt als Sinnbild für die gesamte Brutalität an vielen Personengruppen in diesem 2.Weltkrieg steht. Die Lebensgeschichte der Anni finde ich hervorragend skizziert und auch die Idee der Autorin, sie quasi durch einen Besuch noch selbst zu Wort kommen zu lassen, finde ich klasse, denn so hat es etwas von einem Zeitzeugenbericht, wenn auch sicherlich dichterische Freiheit verwendet wurde. Auch insgesamt zeigt uns der Lebensweg der Anni, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Geprägt von den traumatischen Erfahrungen ihrer Kindheit, fällt es schwer überhaupt im Leben wieder Fuß zu fassen. Psychotherapie, Traumaexperten, behutsame Familienzusammenführungen und eine Verarbeitung der Ereignisse insgesamt- Fehlanzeige. Was heute undenkbar erscheint, war damals Realität und wirkte sich wiederum auch auf die Nachkriegsgenerationen aus. Auch das fängt das Buch sehr gut ein, genauso wie viele spätere Schicksalsschläge und zeigt uns, wie sehr diese Epoche der Geschichte auch uns noch prägt.
Mein Fazit: Ein sehr guter historischer Roman, nicht nur mit Lerneffekt, sondern auch mit unglaublichen Rührungen ans Herz der Leserschaft. Das Hörbuch ist wirklich sehr gut gelungen und die Sprecherin lässt einen gut in die Geschichte hineinkommen. Ich kann klare 5 Sterne vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere