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Veröffentlicht am 21.09.2022

Langweilige erste Hälfte, rasante und sehr gute zweite Hälfte

Feindesopfer
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Eliel Zetterborg, ein sehr bekannter und erfolgreicher Geschäftsmann, wird tot in seiner Wohnung in Helsiniki aufgefunden. Er plante weitrechende Änderungen innerhalb seiner Firmen und Geschäfte, was eine ...

Eliel Zetterborg, ein sehr bekannter und erfolgreicher Geschäftsmann, wird tot in seiner Wohnung in Helsiniki aufgefunden. Er plante weitrechende Änderungen innerhalb seiner Firmen und Geschäfte, was eine große Zahl an entlassenem Personal zur Folge hätte. Jusuf wird als Hauptermittler für den Fall eingeteilt. Nach und nach wird klar, dass Zetterborg noch mehr Feinde hat als eventuell nur verprellte Angestellte, denn im Haus finden sich weitere Details. Wer sind beispielsweise die Männer auf dem geheimnisvollen Foto, denen die Gesichter ausgekratzt worden sind? Jusuf wird in einen Strudel der Ermittlungen verstrickt und er bittet seine Kollegin Jessica ihm zu helfen, doch diese ist noch psychisch sehr angeschlagen. Wohin werden die Indizien sie führen?
Das Buch „Feindesopfer“ stammt vom Autor Max Seeck und es ist der 3. Teil rund um die Ermittlerin Jessica. Man kann diesen aber unabhängig von den anderen lesen, denn ich kenne die anderen beiden Teile nicht und habe bisher auch noch kein Buch von Max Seeck gelesen. Das Cover finde ich gelungen und hat zu den anderen einen hohen Wiedererkennungswert. Da das Buch als Thriller markiert ist, hat es mich neugierig gemacht. Die Kapitel sind sehr kurz und somit springt die Geschichte hin und her. Was prinzipiell die Spannung hoch hält, wirkt teilweise zu abrupt. Der Schreibstil ist ausgewogen und das Buch ist leicht zu lesen. Die Geschichte ist anfangs eine klassische Kriminalgeschichte, die Thrillerelemente sind eher gering. Es beginnt mit einer typischen Ermittlungsarbeit, aber leider fiel es mir schwer mich mit den Charakteren zu identifizieren und die erste Hälfte des Buches ist sehr langwierig. Die Charaktere wirken alle unnahbar und so richtig „nett“ ist keiner. Außerdem werden Nebenpfade gefüllt (Konstellation Nina und Tom, Beziehung Jusuf zu seiner Ex Anna), die zusätzlich verwirren und nichts zum Fortgang der Geschichte beitragen und für mich als störend empfunden worden. Da mir ein wenig die Vorgeschichte zur Ermittlerin Jessica fehlt und was sie bereits erlebt/überlebt hat, fiel es mir auch ein wenig schwer ihre psychischen Probleme zu verstehen. Als die Ermittlungen dann mehr und mehr Fahrt aufnehmen, geht es tatsächlich in der zweiten Hälfte des Buches heiß her und gespannt verfolgt man die Geschehnisse. Die Wendung bis zum Ende des Buches ist nicht vorhersehbar, sodass die Auflösung auch länger dauert als gewöhnlich für ein solches Buch und mich insgesamt doch überraschen konnte, denn ich hatte so manche andere Lösung im Kopf.
Mein Fazit: Ich vergebe 3 von 5 Sternen, hier hat das Ende des Buches vieles gerettet, denn der Anfang zieht sich zu sehr in die Länge eh es zu ersten nennenswerten Ergebnissen/Ereignissen kommt. Das Buch kann unabhängig von den anderen Teilen gelesen werden, aber vielleicht empfiehlt es sich diese trotzdem zuerst zu lesen, um einige wenige Hintergrundinfos, insbesondere zu Jessica, mit nehmen zu können. Alles in allem ein eher durchwachsenes Buch mit überragendem Ende. Schade, dass es nicht die ganze Zeit so rasant war. Somit abschließend: Man kann es lesen, muss es aber nicht.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Ergreifender Roman anhand historischer Begebenheiten

Die Schwestern von Auschwitz
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Die Schwestern Cibi, Magda und Livia versprechen sich immer zusammen zu bleiben. Doch 1942 kommt alles anders und Cibi und Livia werden als Juden nach Auschwitz deportiert und müssen dort das Lager Birkenau ...

Die Schwestern Cibi, Magda und Livia versprechen sich immer zusammen zu bleiben. Doch 1942 kommt alles anders und Cibi und Livia werden als Juden nach Auschwitz deportiert und müssen dort das Lager Birkenau mit aufbauen. Durch Entschlossenheit, Willensstärke und wahnsinnigem Durchhaltevermögen gelingt es ihnen das Lager zu überstehen und sogar die Todesmärsche zu überleben. Mittlerweile ist auch wieder Magda an ihrer Seite, die erst 1944 deportiert worden ist und sich bis dahin verstecken konnte. Nach Kriegsende entscheiden sich die Schwestern ihre alte und bekannte Heimat zu verlassen und im neu gegründeten Staat Israel ein neues Leben aufzubauen.
Der Roman „Die Schwestern von Auschwitz“ stammt von der Autorin Heather Morris, von der ich bis jetzt noch nichts vollständig gelesen habe, deren Romane mir aber ein sehr großer Begriff sind und „Das Mädchen auf dem Lager“ noch auf meinem Reader liegt (angefangen) und mir daher schon ihr Erzählstil etwas vertraut ist. Das Cover des Buches ist gelungen und erinnert direkt an die Schwestern. Der Roman selbst handelt Schlag auf Schlag die Begebenheiten ab und man ist sprachlos aufgrund der Geschehnisse. Die Zeit im Lager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau aber auch die Todesmärsche sind unwahrscheinlich prägnant, realistisch und grausam beschrieben. Immer wieder fragt man sich, wie Menschen anderen Menschen so etwas antun konnten. Logischerweise ist diese Schilderung aber sehr gut gelungen, da die noch lebenden Schwestern Livia und Magda der Autorin Heather Morris tatsächlich und wahrhaft ihre Geschichte erzählt haben. Damit wird der Roman ein sehr wichtiges Zeitzeugnis. Besonders gelungen finde ich auch den Bildteil am Ende des Buches, der die Familie zeigt sowie die Nachworte der heute noch lebenden Familienmitglieder enthält. Livia ist nun mehr die einzige Überlebende der Schwestern, Magda starb erst im Mai 2022. Wie schön war es zu lesen, dass ihnen nach den unwahrscheinlich schweren und unvorstellbaren Gräueltaten im Lager von 1942 bis 1945, doch noch ein sehr langes Leben mit einer großen Familie und ein Neuanfang gegönnt gewesen ist.
Der Sprachstil der Autorin ist eigentlich prägnant und spannungsgeladen, aber er ist auch sehr sprunghaft, was mir bereits schon in ihrem Buch „Das Mädchen aus dem Lager“ aufgefallen ist, mir insgesamt aber nicht immer zusagt. Manchmal ging es mir tatsächlich zu schnell. Selbst innerhalb der Kapitel waren oft Gedankensprünge drin, die oft nicht sofort nachvollziehbar waren. Außerdem finde ich leider, dass der 2.Teil des Buches, in dem es um Israel geht, sich in die Länge zieht und es dauert, bis alle ein/ ihr Happy End gefunden haben.
Mein Fazit: Ein sehr authentisches Buch zur Judenverfolgung, besser und aus erster Hand nacherzählt geht es kaum, aber einige kleine Schwächen im Erzählstil. Es gibt von mir daher eine Leseempfehlung und 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Berührender und zugleich grausamer Roman

Das Medaillon
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Warschau, 1939. Die Deutschen sind auf dem Vormarsch und drängen den Polen sich als Besatzermacht und somit Bestimmer auf. Das Leben wird zunehmend schwieriger, denn der 2.Weltkrieg hat begonnen. Doch ...

Warschau, 1939. Die Deutschen sind auf dem Vormarsch und drängen den Polen sich als Besatzermacht und somit Bestimmer auf. Das Leben wird zunehmend schwieriger, denn der 2.Weltkrieg hat begonnen. Doch besonders schlimm steht es um Polens Akademiker und Juden. Sie werden verfolgt und grundlos erschossen, genauso wie sehr viel polnische Literatur der Verbrennung zum Opfer fällt. In dieser Zeit heiraten Rosa und Itzhak und wünschen sich nichts sehnlicher als eine eigene kleine Familie und Rosa bringt unter üblen Bedingungen ein kleines Mädchen auf die Welt. Doch die Vertreibung der Juden in die Ghettos und die zunehmende Zuspitzung der Lage bringen Rosa letztendlich dazu ihr einziges Kind an Fremde zu geben, die sie vermeintlich retten können. Ausgestattet mit einem halben Medaillon um den Hals (die andere Hälfte behält Rosa), ein Teil eines Lebensbaums, hat Rosa so die Hoffnung ihre Tochter nach dem Ende aller Zerstörungswut und Krieg wieder zu finden.
Gleichzeitig lebt Sophia in Warschau und sie möchte Familien und Kindern in schwierigen Situationen helfen, doch die Mitarbeit im Untergrund gestaltet sich ebenso sehr kompliziert, risikoreich und steht unter harten Bedingungen, doch Sophia gibt nicht auf und hilft unter Einsatz ihres Lebens sehr vielen Kindern und verschafft ihnen so ein Stück Normalität. Wie wird die Geschichte wohl für alle Beteiligten ausgehen?
Der Roman „Das Medaillon“ stammt von der Autorin Cathy Gohlke, von der ich bisher noch nichts gelesen habe, die aber bereits einige Bücher veröffentlicht hat. Das Cover des Buches finde ich sehr schön, verweist es mit dem Medaillon und dem Davidsstern doch sofort auf den Grundgedanken der Geschichte, allerdings ist der Klappentext dagegen nicht vollständig gelungen. Das Buch braucht insgesamt, um Fahrt aufzunehmen, da man es, entgegen den Informationen des Klappentextes, mit zwei grundsätzlich verschiedenen Erzählsträngen zu tun bekommt, deren Zusammenhang sich leider sehr lange nicht erschließt, man ihn aber theoretisch vermuten könnte. Das Buch teilt sich in 2 große Teile ein, die von längeren bis kürzeren Kapiteln im Wechsel die Geschichte erzählen. Im Teil 1 geht es um die Kriegsgeschehnisse, im Teil 2 sind wir im Jahr 1946 angekommen. Die Teile werden manchmal durch längere, manchmal durch kürzere Kapitel gestützt – öfter wird Zeit und Ort angegeben, manchmal wird es langatmig, manchmal wird es gruselig spannend. Wenn Erzählperspektiven wechseln, werden sie auch häufig durch das Symbol des Lebensbaums abgetrennt, was dem Text eine hochwertige Note verleiht und somit gut für den Lesefluss ist und die Spannung aufrechterhält. Der Sprachstil ist überwiegend modern und recht gut zu lesen und zu verstehen, obwohl das gewählte Thema ein äußerst schweres und komplexes. Teilweise wirkt die Erzählweise etwas hölzern und kommt mir ein wenig zu langsam auf den Punkt, öfter hat man es mit Nebenpfaden zu tun, die leider nie komplett aufgelöst werden. Die Charaktere sind überwiegend authentisch und hervorragend ausgearbeitet, Sophia schwächelt zum Ende des Buches bzw. zum Ende hin kann ich mich am wenigsten mit ihr identifizieren, da sie einige Dinge tut, die für mich einfach nicht nachvollziehbar sind, wohl aber auf die Traumata zwecks Kriegs und Verfolgung geschoben werden können. Die Geschichte an sich ist bildreich geschrieben und man wird vor allem wegen der zahlreichen Gräueltaten immer wieder animiert weiterzulesen, teilweise kann man es kaum glauben, wie realistisch hier im Buch berichtet wird und man hat beinahe Angst gleich „selbst dran zu sein“. Obwohl ich schon so einige Bücher zum Thema 2.Weltkrieg und Judenverfolgung gelesen habe, haben mich manche Stellen des Buches regelrecht geschockt und bedrückt.
Mein Fazit: Diese Lektüre ist gegen das Vergessen des Holocausts sehr gut geeignet und sollte meiner Meinung nach unbedingt gelesen werden. Der Roman ist facettenreich, grausam aber doch stellenweise voller Hoffnung. Von mir daher, wen diese Themen interessieren, eine unbedingte Leseempfehlung. Da die Geschichte aber stellenweise zäh ist und Sophia zum Schluss nicht so richtig für mich ins Bild passt, vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

Sehr umfangreiches Sachbuch über eine Familie und deren Verzweigungen vom Ancien Regime über die Französische Revolution bis hin zur Moderne

Eine Hochzeit in der Provinz
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Emma Rothschild, eine Wirtschaftshistorikerin der heutigen Zeit, hat in diesem Buch die Familiengeschichte einer Familie beleuchtet. Anlass dazu gab ein Dokument aus dem Jahr 1764, ein Ehevertrag, der ...

Emma Rothschild, eine Wirtschaftshistorikerin der heutigen Zeit, hat in diesem Buch die Familiengeschichte einer Familie beleuchtet. Anlass dazu gab ein Dokument aus dem Jahr 1764, ein Ehevertrag, der von 83 verschiedenen Personen unterschrieben worden ist. Das hat die Autorin zunächst veranlasst, sich das Leben der Signatare anzuschauen, aber auch die unterschiedlichen Personen zur damaligen Zeit in der Stadt Angoulême zu charakterisieren. Darüber hinaus beleuchtet sie des Weiteren die Generation der Kinder, Enkel und Urenkel. Gleichzeitig verknüpft sie die weit verzweigte, mannigfaltige Familiengeschichte mit der Geschichte der damaligen Zeit und insbesondere der Französischen Revolution.

Dieses Buch von knapp 500 Seiten zeichnet sich insbesondere durch ein hohes Maß an Interesse und Recherche der Autorin aus. Die Details, die Emma Rothschild zu den einzelnen Akteuren in Erfahrung bringen konnte, sind nicht nur äußerst vielfältig, sondern auch ganz speziell und mit umfangreichen Quellennachweisen im Anhang hinterlegt. So besteht das Buch aus ca. 200 Seiten Anhang, in dem sich neben den Quellen, auch ein Stammbaum der Familie befindet, ein Stadtplan sowie die einzelnen 83 Signatare sowie die Kinder der Marie Aymard (sie ist der Ausgangspunkt im Buch) dargestellt werden.

Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, da ein wunderbares historisches Familienfoto auf dem Cover abgebildet worden ist. Außerdem interessiere ich mich ebenfalls sehr für Ahnenforschung und Familiengeschichte. Was auf den ersten Blick wie ein Roman der „einfacheren“ Leute wirken mag, ist aber in Wahrheit ein äußerst präzises Sachbuch, für welches man sich schon einige Zeit nehmen muss. Ich habe es irgendwann aufgegeben, mir die vielen handelnden Personen zu merken und so sind nur einige (auch im Vergleich mit dem Stammbaum) hängen geblieben. Interessant zu lesen war aber deren jeweiliger Lebenslauf oder salopp gesagt „was aus ihnen geworden ist“ oder „wer mit wem“ usw. Wahnsinnig spannend sind die Gesetzgebungen zur damaligen Zeit, z. Bsp., dass eine Scheidung erlaubt war, die Anfänge des Feminismus (Frauen vererbten ausschließlich an Frauen in einer Familie, weil sie es so wollten), die Erstellung von Listen über selbst kleinste Besitztümer (6 Löffel, 6 Stühle – das würde heute niemand mehr machen), der Aufstieg mancher einfacher Personen bis hin in die höchsten kirchlichen oder staatlichen Ränge, aber auch gleichzeitig die Armut auf der anderen Seite, die Kopplung mit den Kolonien und den Sklaven sowie deren Händlern, der eklatante Militarismus, die Abläufe der Französischen Revolution aus Sicht der „ganz kleinen Leute“ und ihre Befürworter aber auch scharfe Gegner.
Das Buch bedient sich einer gehobenen Sprache und ist damit wahrlich eine wissenschaftliche Ausarbeitung, was mir sehr gut gefällt, da es gleichzeitig eine Herausforderung war sich auf diese einzulassen. Allerdings finde ich insgesamt, dass sich die Autorin an manchen Stellen zu sehr verausgabt hat und manchmal etwas schneller auf den Punkt kommen könnte. Außerdem werden diverse Begebenheiten mehrfach wiederholt und umschrieben, die eigentlich schon vorher in einem früheren Kapitel erklärt worden sind. Es kommt auch vor, dass sich Sätze über 9 Zeilen erstrecken, was dann doch etwas zu viel des Guten ist, denn man möchte folgen können. Schade finde ich, dass Frau Rothschild die Familiengeschichten in der 5. Generation beendet (in etwa Anfang des 20. Jh.). Ich hätte es wahnsinnig spannend gefunden zu wissen, ob es noch heute Nachkommen dieser Familie gibt und wie sie wohl auf die Geschichte ihrer Ahnen reagieren würden. Das hätte für mich das ganze Buch noch runder gemacht.
Mein Fazit: Eine Bewertung für dieses umfangreiche Gut an Recherche ist sehr schwer zu treffen, da es keine Unterhaltungsliteratur im klassischen Sinn ist. Ich habe mich daher für 4 von 5 Sternen entschieden, kann aber das Buch nur Lesern ans Herz legen, die einerseits ein Grundinteresse an historischen Fakten und Ahnengeschichten haben und noch dazu ein wenig in wissenschaftlicher Sprache bewandert sind, da es absolut kein Buch für die „breite Masse“ ist.

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Großartiger historischer Roman, in der eine Prostituierte im Mittelpunkt steht

Das Lächeln der Imperia
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Venedig, 1414: Gabriella ist wunderschön, doch sie kämpft täglich neu ums Überleben auf den Straßen von Venedig, denn sie ist eine Hure. Als sie sich als Ketzerin schuldig macht und nach ihr gesucht wird, ...

Venedig, 1414: Gabriella ist wunderschön, doch sie kämpft täglich neu ums Überleben auf den Straßen von Venedig, denn sie ist eine Hure. Als sie sich als Ketzerin schuldig macht und nach ihr gesucht wird, beschließt sie die Stadt zu verlassen. Gemeinsam mit Sofia und Guilia, ebenfalls 2 Huren, macht sie sich auf nach Konstanz, wo ein wichtiges Konzil stattfinden soll. Die Frauen wittern gute Verdienstmöglichkeiten und wollen dort ihr Glück finden. Es dauert nicht lange, bis Gabriella, mittlerweile nennt sie sich Imperia, zu einer gefragten Kurtisane aufsteigt und sogar den König und Papst bedient. Durch ihre Schönheit aber auch Direktheit und Cleverness, ist sie bei beiden eine begehrte Gefährtin und hält ebenfalls nicht mit ihrer Meinung zur Politik hinter dem Berg. Doch als das Konzil sich dem Ende neigt und Imperia Richtung Rom reist, merkt sie, dass sie schwanger ist. Was wird wohl die Zukunft für Imperia bringen und wer ist der Vater des Kindes?

Das Buch „Das Lächeln der Imperia“ stammt von Antje Windgassen. Die Autorin war mir bis dato noch nicht bekannt. Das Cover des Buches finde ich sehr schön, auch wenn es historisch nicht korrekt ist, da hier die „Geburt der Venus“ gezeigt wird. Trotzdem ist es passend für eine besondere Persönlichkeit in einem historischen Roman. Die Geschichte rund um Imperia hat mich jedenfalls sehr neugierig gemacht. Die Autorin hat einer sehr erfrischenden und lebendigen Schreibstil und es macht richtig Spaß in Erfahrung zu bringen, was die Frauen auf ihren Weg nach Konstanz erleben. Die Sprache ist gut verständlich, dennoch passend zur damaligen Zeitepoche. Es ist außergewöhnlich, dass Prostituierte in den Mittelpunkt einer Erzählung gerückt werden, und man mag die Frauen auch auf Anhieb, besonders Imperia ist sofort sympathisch und nimmt natürlich den größten Teil der Geschichte ein. Weiterhin sehr gut erklärt ist, dass die Imperia tatsächlich eine historische Persönlichkeit war und was die daraus geschaffene Figur, die in Konstanz am Bodensee steht, letztendlich beschreibt und damit zu tun hat. Man konnte in diesem Buch also neben dem sehr guten Roman ebenfalls viel Neues lernen. Ab und an hat man den Eindruck, dass die Frauen in Konstanz es recht einfach haben und ihnen der Zufall ein bisschen zu oft in die Hände spielt – das macht aber dem guten Buch insgesamt keinen Abbruch.

Mein Fazit: Das Lächeln der Imperia ist eines meiner Highlights für das Jahr 2022. Gute Geschichte mit tollem Setting, eine außergewöhnliche Hauptprotagonistin, interessante historische Fakten verwoben zu einer einzigartigen Erzählung. Ich kann das Buch daher nur jedem ans Herz legen, der historische Romane liebt und vergebe klare 5 von 5 Sternen.

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