Schöne Geschichte mit für mich persönlich schlechtem Ausgang
Schneiderei Graf - SchicksalszeitenEdith Graf, eine junge Frau im Jahr 1958, ist in der familieneigenen Herrenschneiderei groß geworden und doch bleibt es ihr verwehrt selbst eine Ausbildung zur Schneiderin zu machen, obwohl es ihr größter ...
Edith Graf, eine junge Frau im Jahr 1958, ist in der familieneigenen Herrenschneiderei groß geworden und doch bleibt es ihr verwehrt selbst eine Ausbildung zur Schneiderin zu machen, obwohl es ihr größter Wunsch ist. Als sie auf Merkwürdigkeiten in der Vergangenheit ihrer Familie stößt, ist für sie das Drama perfekt. Noch dazu sind da zwei junge Männer, die sich sehr um sie bemühen. Edith muss sich in vielen Bereichen entscheid
en, welchen Weg sie zukünftig einschlagen wird.
Der Roman „Schneiderei Graf-Schicksalszeiten“ stammt von Susanne Kriesmer, die mir als Autorin noch nicht bekannt war. Das Cover des Romans finde ich ansprechend und die Andeutung einer Familiensaga ist für mich per se immer äußerst interessant, da ich derlei Literatur sehr gern lese. Das Buch ist in moderner Sprache geschrieben mit leichten Dialogen, der Schreibstil ist angenehm und sehr leicht und flüssig – quasi eigentlich einfach zwischendurch zu lesen. Die Handlung geht schnell und zügig voran und gerne verfolgt man die Geschehnisse rund um Edith. Insgesamt wirkt die Geschichte sehr gelungen und mit historischen Fakten belegt und untermauert, sodass man sich als Leser sehr gut vorstellen kann, wie es sich tatsächlich zugetragen haben könnte. Außerdem gibt es zahlreiche Einblicke in die Welt der Schneiderei und die vielen Begrifflichkeiten dazu. Damit kann man zusammenfassen, dass hier hintergründig sehr gut recherchiert worden ist. Edith als Protagonistin ist eine angenehme Person und erstaunlich ist, wie wenig Frauen in dieser Zeitepoche „zu melden hatten“, was an ihrem Beispiel ausführlich sichtbar wird. Irgendwie tut sie mir auch leid. Schnell merke ich allerdings als Leserin, dass „etwas nicht stimmt“ und viele meiner Vorahnungen haben sich bestätigt. Für mich war es gewissermaßen etwas enttäuschend, dass ich viele der Handlungsstränge vorher schon erahnt habe und diese dann tatsächlich so eingetreten sind. Vermutlich habe ich einfach schon zu viele ähnliche Geschichten gelesen und auch diese hebt sich für mich kaum besonders hervor. Trotzdem liest man erstmal gern und gemütlich weiter. Zum Ende hin allerdings bzw. im letzten Drittel des Buches überschlagen sich die Geschehnisse und hier wird es mir doch auch irgendwie zu viel. Dabei werde ich absolut nicht warm mit Edith und ihren Gefühlen – ich fühle mich nur als Außenbetrachter und so richtig ins Herz schließen kann ich sie zum Schluss dann doch nicht. Dann kommt das Ende – relativ schnell und unverhofft – und deshalb für mich persönlich genauso grauenvoll und schlecht gemacht, teilweise einfach auch unrealistisch. Um nicht zu spoilern, möchte ich hier allerdings nicht weiter ins Detail gehen. Da es eine Fortsetzung des Romans geben wird, kann man nur hoffen, dass hier einige Geschehnisse doch noch anders ausgebügelt werden können.
Mein Fazit: Das Buch ist in Ordnung für kurzweilige Lesestunden und man kann auch allerlei historisches Lernen, allerdings insgesamt für mich nicht komplett überzeugend. Man kann es gelesen haben, muss es aber nicht, was somit für mich auf maximal 3 gute Sterne verweist. Wer allerdings auf solche zeitgenössische Literatur steht, wird wohl auch dieses Buch mögen.