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Veröffentlicht am 27.11.2020

Ein bekannter Plot in einem gefühlvoll-witzigen schweizer Winterkleid voller Übe

Mission: Weisse Weihnachten
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„Man muss die Dinge im Leben manchmal einfach machen. Einfach losgehen und darauf vertrauen, dass alles gut kommt“, sinnierte Inge.

Weihnachten steht vor der Tür… Doch die passende Stimmung will nicht ...

„Man muss die Dinge im Leben manchmal einfach machen. Einfach losgehen und darauf vertrauen, dass alles gut kommt“, sinnierte Inge.

Weihnachten steht vor der Tür… Doch die passende Stimmung will nicht so recht aufkommen im Seniorenheim Abendrot. Als dann auch noch Bewohnerin Maria eine schlimme Diagnose erhält, erzählt sie ihrer besten Freundin Frieda von ihrem Traum: Einmal noch weiße Weihnachten in den Bergen, bevor sie ihre Augen zum letzten Mal schließt…
Ihre Tischgenossen Hans, Luky und Inge wollen Maria diesen Wunsch so gerne erfüllen, doch eine Reise in die Berge kostet viel Geld, Geld, dass die Truppe nicht hat.

Es ist keine neue Geschichte, die uns Andreas Benz hier erzählt. Ein Trupp Senioren, die einem todkranken Freund den letzten Wunsch erfüllen wollen und dafür einen verrückten Roadtrip starten, das kennt man schon aus einigen Büchern und Filmen.
Aber was „Mission: Weisse Weihnachten“ so besonders macht, sind die wirklich liebenswerten Protagonisten. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte und bringt somit besondere Fähigkeiten ein, um diese zum Scheitern bestimmte Mission trotzdem voranzutreiben – und das mit allen Mitteln.
Als junger Mensch vergisst man ja manchmal, dass die „Alten“ nicht immer alt waren. Sie hatten und haben Wünsche und Träume wie jeder von uns, und sie haben viel bereits erlebt und viel zu erzählen. Das wird einem auch in dieser Geschichte bewusst, dass jeder, wirklich jeder Besonderes erlebt hat und wertvoll ist. Sei es die alternde Diva, der müde Casavona, der pedantische Lehrer, die pensionierte Reinigungskraft oder das Hausmütterchen. Es lohnt sich immer, hinzuhören und hinzusehen… Vor allem bei unserem rebellischen Trupp von Tisch 11 heißt es genau hinhören, denn viel Witz versteckt sich im Detail, oder aber auch in gezielten Running Gags, die nicht an Komik verlieren.
Und da wir uns mitten in der Schweiz befinden, wird schon mal „Hast du kalt?“ gefragt. Der Autor verzichtet bewusst darauf, die Geschichte aalglatt für alle verständlich zu machen, und bewahrt somit den speziellen schweizer Flair. Auch wenn ich als Österreicherin erst mal nachschlagen musste, wer denn Samichlaus und Schmutzli sind, hat mir gerade dieses Lokalkolorit gut gefallen!
Die Geschichte lebt von ihrem Witz, der Kreativität der Bewohner, die sich mit viel Einfallsreichtum aus den ausweglosesten Situationen retten. Dabei zeigen sie auch, dass man nie zu alt sein kann: Weder dafür, noch etwas dazuzulernen noch, um richtig Spaß zu haben!
Was mir persönlich an dieser Stelle wichtig ist: Natürlich ist die Geschichte ein gutes Stück weit weg von der Realität, und lebt von Übertreibung, auch was die Beschreibungen der Verhältnisse im Seniorenheim angeht. Mir ist klar, dass – außerhalb dieses Buches - die Mitarbeitenden in solchen Heimen das Herz am rechten Fleck haben, und nicht nur jetzt zur Coronazeit Übermenschliches leisten, um ihren Bewohnern einen schönen, liebevollen und würdigen Lebensabend zu zaubern! Danke! <3
Fazit: Ein bekannter Plot in einem gefühlvoll-witzigen schweizer Winterkleid voller Überraschungen!

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ein unterhaltsamer Kurzkrimi mit interessanten Persönlichkeiten!

Hummelstich - Casanova muss sterben
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„Und dabei hätte es so ein schöner Tag werden können. Ein Tag voller Papierkram, frisch gespitzter Bleistifte und knusprig geröteter Grünkernbratlinge. Doch nun belästigte ihn dieses naive Landei Grüneis ...

„Und dabei hätte es so ein schöner Tag werden können. Ein Tag voller Papierkram, frisch gespitzter Bleistifte und knusprig geröteter Grünkernbratlinge. Doch nun belästigte ihn dieses naive Landei Grüneis schon wieder mit einer Leiche. Zum Kuckuck aber auch!“
Kapitel 5

Der arme Kriminalhauptkommissar Kurt Pfeiffer! Aber auf den ersten Blick ist der Fall sonnenklar. Dirty Harry, für seine zahlreichen Affären berühmt-berüchtigt, wurde tot aufgefunden. Schon lange plagte ihn ein Herzleiden, und auch der herbeigerufene Apotheker ist sich sicher: Da hat sich wohl einer überanstrengt!
Da kommt Bea von Maarstein gerade Recht. Gemeinsam mit Dorfpolizist Sven Grüneis sieht sie sich das genauer an. Und findet Beweise dafür, dass Harry bedroht wurde.
Entgegen Pfeiffers Anordnung ermitteln die beiden auf eigene Faust…
Meine Meinung:
Was für ein ruhiges Örtchen, dieses Hummelstich! Da feiern die Grüneis noch gemütlich Beas Rückkehr, die Landfrauen versammeln sich, Hummelstich wird gebacken… Aber hinter den Kulissen brodelt es. Dirty Harry hatte seine Finger nicht nur an zahlreichen Frauen sondern auch in dubiosen Geschäften, und nebenbei terrorisieren Hühner die Bewohner, und nur Beas Papagei, der glaubt, ein Mensch zu sein, weiß Bescheid.
Für mich war es der erste Besuch dort, und ich habe mich bei dem Kurzkrimi gut amüsiert! Bea ist eine 63jährige Witwe, die mit ihrem Bücherbus durch die Lande zieht und durch ein Erbe in Hummelstich gelandet ist. Sie ist weltoffen, belesen und ein wenig exzentrisch – und damit supersympathisch! Sie sieht genauer hin als Dorfpolizist Grüneis, stellt die richtigen Fragen und findet bald eine heiße Spur.
Ihr Papagei ist eine Nummer für sich, denn auch er weiß, wie man gute Fragen stellt, oder kryptische Antworten gibt, und wenn es hart auf hart kommt, kann er auch schon mal hand- äh, krallengreiflich werden.
Was besonders auffällt: Die Kapitelnummerierung zieht sich auch durch die Kapiteltitel (zB Kapitel 19. Neun Lilien, zehn Rosen), das habe ich so noch nicht gesehen!
Ich schau sicher wieder mal in diesem Örtchen vorbei, es scheint dort immer was zu passieren – und es gibt immer was zu lachen!
Fazit: Ein unterhaltsamer Kurzkrimi mit interessanten Persönlichkeiten!

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Perfekte Mischung aus Spannung, Humor und Mystik mit vielen Botschaften

Winzerfluch
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„Für uns gebbt´s ke Fremde. Fer uns gebbt´s nur Mensche, die wo eigentlich nach Elwefels gehöre, egal wie die aussehen und wo ihre Wurzeln liegen. Un des Schicksal sucht die fer uns aus, weeschwieschmään?“ ...

„Für uns gebbt´s ke Fremde. Fer uns gebbt´s nur Mensche, die wo eigentlich nach Elwefels gehöre, egal wie die aussehen und wo ihre Wurzeln liegen. Un des Schicksal sucht die fer uns aus, weeschwieschmään?“ – Seite 227

Und das Schicksal hat wieder zugeschlagen… Denn es bringt Carlos Herb zurück nach Elwefels, an den Ort seiner Sehnsucht. Und das keine Minute zu früh, denn es ist ein Mord geschehen und eine seiner liebsten Bewohnerinnen ist die Hauptverdächtige! Ob der Privatdetektiv da helfen kann?
Als wäre das nicht genug, haben es sich Soldaten im Wald bequem gemacht, Truppenübung in der Nähe eines mystischen Platzes, der für die Dorfbewohner eine ganz besondere Bedeutung hat…

Was bin ich froh, dass es bei mir nicht so lange gedauert hat wie bei Carlos, bis ich zurück nach Elwefels gekommen bin! Mir sind sie schon abgegangen, die vielen eigenwilligen Charaktere, die Sätze, über die man zwei bis drei Mal nachdenken muss – und das nicht nur wegen des Dialektes! „Winzerfluch“ ist die Fortsetzung von „Rebenopfer“, das man unbedingt gelesen haben muss. Nicht wegen der Hintergrundinformation, auch Neueinsteiger werden mit Winzerfluch gut zurechtkommen, sondern einfach, weils so extrem gut ist!
Ich hatte ein wenig Respekt vor dem zweiten Teil, denn der erste Band hat mich so von den Socken gehauen, dass ich mich gefragt habe, ob meine hohen Erwartungen erfüllt werden.
Diese Fortsetzung ist von Beginn weg spannender, aber dem Autorenduo ist es dennoch gelungen, das, was ich an Rebenfels so liebe, wieder zu transportieren!
„Elwenfels – das war eine Insel im Kopf wie bei anderen Menschen solche Orte wie Mittelerde, Narnia oder Hogwarts“ (frei nach Seite 18)
Denn Elwenfels ist besonders, erinnert ein wenig an ein kleines gallisches Dorf, inklusive alter Magie und zauberhaften Tränken. Und obwohl es mit dem Rest der modernen Welt nicht so viel zu tun hat, dringen die Einflüsse von außen doch durch und bringen Gutes wie Schlechtes. Menschen, die dorthin gehören und solche, die Gewalt bringen und Verdächtigungen säen. Die es dennoch nicht schaffen, die Bewohner zu entzweien sondern sie erst recht zusammenschweißen.
Denn ob die verwirrte Frau im Wald mit Hausfuchs, der aus Hamburg geflohene Eventmanager, ein Friedhofsgärtner mit Reggeavibes oder ein Pfarrer, der eher durch Bandshirts auffällt als durch seine Proffession – sie alle gehören zu Elwenfels wie Woin in Dubbe. Und an dem wird wieder nicht gespart, auch nicht an Dialektausdrücken, für die es praktischerweise ein kleines Glossar am Ende gibt.
Fazit: Und so ist Winzerfluch für mich die perfekte Mischung aus Spannung, Humor und Mystik mit vielen Botschaften, über die man gerne länger nachdenken kann!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Wie von einem anderen Stern...

Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen
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„Eine Frau, die einen Unfall verursacht, weil sie an das von einem Geist prophezeite Schicksal in Form eines Autokennzeichens glaubt, wollte ich immer schon mal kennenlernen. Und ich bin nicht enttäuscht: ...

„Eine Frau, die einen Unfall verursacht, weil sie an das von einem Geist prophezeite Schicksal in Form eines Autokennzeichens glaubt, wollte ich immer schon mal kennenlernen. Und ich bin nicht enttäuscht: Du bist schon etwas sehr Besonderes!“
Seite 252

Mit dem Zitat ist schon viel über den Inhalt gesagt, denn mit einem Autounfall und der darauf folgenden Verhandlung werden wir auf einen anderen Stern katapultier, nein, in ein anderes Universum – die Welt von Elsa Antoinette Sternderl Stern!
Und da fühlte ich mich ein wenig, als hätte man Bridget Jones mit Sex and the City im Schleudergang vermixt – und mitten in Salzburgs Innenstadt wieder rausgelassen! Elsa hat viele Talente, die sie so speziell machen. Zum Beispiel, Dinge grundsätzlich misszuverstehen, vorschnell und unüberlegt zu agieren und sich nebenbei mal rasch mit Eierlikör die Kante zu geben.
Dabei will sie doch nur auf Drängen ihrer Mutter nicht alleine auf die Hochzeit ihrer Cousine gehen – aber irgendwie ist die Menge der potentiellen Kandidaten überschaubar, und auch die Interventionen ihrer Freundin E. machen es nicht besser!
Was das für uns heißt?! Superschräge, lustige Unterhaltung, da galoppiert man schon mal halbnackt im Tüllrock durch die Getreidegasse oder hat plötzlich einen interessanten Hund an der Leine… Und was das Ganze dann noch mit einer Wurst zu tun hat, müssen Sie selber lesen!
„Elsa Stern“ ist das Pseudonym, unter dem die Bloggerin Christina Loböck über Manner, Liebe und andere Nebensächlichkeiten schreibt, das hier ist quasi das Buch zum Blog. Dass erklärt auch manche Eigenheiten wie zB dass ihre besten Freundinnen nur A. und E. genannt werden, oder dass das Sternderl auch mal direkt mit dem werten Leser spricht. Besonderheiten, die ich sehr sympathisch und unterhaltsam fand!
Angeblich ist das Buch zart durchzogen mit ein wenig salzburger Dialekt – ich kann dazu nichts sagen, ich als Österreicherin habs nicht bemerkt, aber ich habe mir sagen lassen, dass es auch für Nicht-Österreicher in einem angenehmen und lesbaren Rahmen bleibt ;).
Fazit: Wenn Sie unterhaltsame, schräge Liebeskomödien mögen, sollten Sie die etwas sehr besondere Elsa Sternderl Stern unbedingt kennenlernen!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Eine bewegende, zerschmetternde, aufbauende Geschichte, absolut lesenswert!

Das Gewicht von Seifenblasen
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„Ich will leben, während ich krank bin, einfach glücklich sein. Nicht trotzdem, sondern während. Weil ich nicht glaube, dass es Gesundheit an sich ist, die uns glücklich machen kann. Sondern das, was wir ...

„Ich will leben, während ich krank bin, einfach glücklich sein. Nicht trotzdem, sondern während. Weil ich nicht glaube, dass es Gesundheit an sich ist, die uns glücklich machen kann. Sondern das, was wir daraus machen.“

Als Liza mit ihrer Schwester Becca in eine gemeinsame Wohnung zieht, fällt ihr sofort der charmante Australier River auf. Seit Langem erlaubt sie sich wieder, ein Stück weit ihren eigenen Bedürfnissen nachzugehen. Denn ihre Schwester hat Mukoviszidose und Liza und ihre Eltern versuchen alles, um ihr zu helfen.

Beccas Schicksal lag erst wie ein Stein auf mir, von Seifenblasen keine Spur. Ein junger Mensch, der nach der Geburt das erste Mal operiert werden musste, mehr Zeit im Krankenhaus verbringt als daheim. Und eine Familie, die sich jeden Tag aufs Neue aufopfert, um ihr zur Seite zu stehen und ihr zu helfen. Die dabei immer positiv sind, kleine Schritte machen und feiern, aber auch lange Zeit vergessen, dass sie eigene Bedürfnisse haben, bis es fast zu spät ist.
Aber dieser Stein ist nicht die Botschaft des Buches, schon nach wenigen Kapiteln erzählt uns Jessica Winter die andere Seite: Dass jedes Leben lebenswert ist, jeder Tag zählt, dass man auch aus einem vermeintlich kurzen Leben viel machen kann. Und sie hält uns einen Spiegel vor, wie man gemeinhin über solche Schicksale denkt und mit ihnen umgeht.
Sie erzählt uns aber auch eine besondere Liebesgeschichte, von River, der Liza lehrt, dass sie leben darf, obwohl ihre Schwester früher sterben wird. Dass sie genauso zählt, ihre Wünsche genauso wichtig sind und sie kein schlechtes Gewissen haben muss, weil sie gesund ist.
Diese positive Geschichte einer Familie zu lesen, die am Rande ihrer Kräfte steht, dennoch weitermacht und nach vorne sieht, war unglaublich berührend. Ich habe mehr als einmal geweint, viel nachgedacht und die letzte Seite mit einem Lächeln umgeblättert.
Becca und Liza sind einfach wunderbare Menschen, die tief verbunden mit dem anderen mitfühlen und doch nur das Beste füreinander wollen. Sie in diesem Buch kennenlernen zu dürfen war eine echte Bereicherung und hat mir viele neue Impulse gegeben.
Ich bin wirklich fasziniert davon, wie eine auf den ersten Blick so traurige Geschichte so viel Kraft und positive Energie verbreiten kann!
Gerade jetzt, wo die Zukunft düster gemalt scheint, ist es an uns, Farbe ins Spiel zu bringen, den Kopf nicht hängen zu lassen und einen Schritt nach dem anderen zu gehen!
„Denn nur, weil dieses Leben oft hart ist, heißt es nicht, dass es das nicht wert ist.“
Fazit: Eine bewegende, zerschmetternde, aufbauende Geschichte, absolut lesenswert!

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