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Veröffentlicht am 21.08.2020

Ein wahrhaft rundum nachhaltiger Jugendroman

Nachhaltig verliebt
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„Geld ist ein Argument, Zeit ist ein Argument, beruflicher Erfolg ist ein Argument. Aber das Trumpf-Ass, das alle Argumente jederzeit schlägt, ist in unserer Familie ein Tier. (…) So einfach geht das!“
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„Geld ist ein Argument, Zeit ist ein Argument, beruflicher Erfolg ist ein Argument. Aber das Trumpf-Ass, das alle Argumente jederzeit schlägt, ist in unserer Familie ein Tier. (…) So einfach geht das!“
Seite 15

So zögert Zoes Mum auch nicht lange, als sie vom Tod einer Tante in Amerika hört. Denn neben einem Häuschen gehören zu dem Erbe auch 11 Tiere der Sorte Hund, Katz und Huhn. Damit die einen guten Platz vermittelt bekommen, steigt Mum in den Flieger.
Und Zoe, ihr Bruder Jack, seine Freundin Clara und Zoes Freundin Reggie übernehmen das Familienunternehmen Fill up, ein nachhaltiger Lebensmittelmarkt samt angeschlossenem vega-nem Café.

So kommt Zoe gar nicht mehr allzu viel dazu, an ihren dummen Ex Milo zu denken, der sie sehr verletzt und ihr Selbstvertrauen zunichte gemacht hat. Seit seinen dummen Aussagen über ihr Äußeres versteckt sie sich, sei es in weiter Kleidung oder in der Masse in ihrem Chor, obwohl sie richtig gut singen kann.

Kaum ist Mama abgereist, überschlagen sich auch die Ereignisse im Fill up. Und Zoe und ihr Bruder wachsen über sich hinaus, stellen sich jeder Herausforderung und scheuen auch keine Konfrontation.
Dabei treffen wir auch auf Menschen, die nie eine Chance hatten und dennoch eine zweite be-kommen, auf unüberlegte Handlungen mit weitreichenden Folgen und sanfte Töne, die übers Wasser getragen werden…

Ich habe jede Zeile, jede Seite mitgelitten! Erst mit Zoe und ihrem mangelnden Selbstvertrauen, dann als Streit aufkommt und wirtschaftliche Probleme drohen! Und ich habe mitgelacht, über Avocado-Chats, unterhaltsamen Wortwitz, ungewöhnliche Begegnungen und außergewöhnliche Freundschaften. Und ganz nebenbei flicht Chantal Schreiber wichtige Botschaften in ihre Ge-schichte. Ohne erhobenen Zeigefinger sondern mit viel Gefühl hat sie mir so den einen oder anderen Denkanstoß gegeben!
Denn wie man schon vermutet, geht es in „Nachhaltig verliebt“ auch viel um Nachhaltigkeit und einen veganen/vegetarischen Lebensstil. Aber auch um Freundschaft, alte Seelen, neue Freun-de und persönliche Entwicklung.
Und es war wunderschön zu lesen, wie aus Zoe ein stolzer Schwan wurde - aber nicht durch eine Crashdiät oder Verschönerungsaktion! Sondern weil sie hart gekämpft und gearbeitet hat, sich ihrer Stärke bewusst wurde und erkannt hat, dass sie richtig ist, genauso wie sie ist!
Richtig Gänsehaut hatte ich gegen Ende, als alle daran arbeiten, aus etwas richtig Schlimmen mit viel Engagement etwas Tolles zu machen und zu zeigen, dass man gemeinsam alles schaffen kann!
Und von jedem verkauften Buch wird 1 Euro an ein Klimaprojekt gestiftet - wie toll ist das denn?!

Fazit: Wortwitz, tolle Charaktere und eine wichtige Botschaft: Ein wahrhaft rundum nachhaltiger Jugendroman – denn er wird mir noch lange in Erinnerung bleiben!




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Veröffentlicht am 21.08.2020

In High Heels auf dem Land

Nur noch ein bisschen Glück
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„Auf der Höhe von Halmstad war sie in Panik geraten, als ihr aufging, dass sie sich tatsächlich mitten auf dem Land befand. Sie kannte niemanden hier und wusste kaum, wo dieses Hier war.“
Seite 23

Die ...

„Auf der Höhe von Halmstad war sie in Panik geraten, als ihr aufging, dass sie sich tatsächlich mitten auf dem Land befand. Sie kannte niemanden hier und wusste kaum, wo dieses Hier war.“
Seite 23

Die Stockholmerin Stella flieht nach einer Trennung planlos nach Laholm. In High Heels auf dem Land versucht sie, in der Hütte ihrer verstorbenen Großeltern wieder zu sich zu kommen – und vielleicht auch Hinweise auf ihren Vater zu finden, den sie nie kennen gelernt hat. Die toughe Halbinderin bekommt unerwartet Hilfe von ihrem Nachbarn Thor. Obwohl er als Witwer mit seiner Landwirtschaft und seinen halbwüchsigen Kindern schon genug um die Ohren hat, greift er ihr immer wieder unter die Arme.
Doch Stella hofft auf eine Ausbildung in New York – und möchte ihren Traum nicht noch einmal für einen Mann aufgeben…

„Nur noch ein bisschen Glück“ beginnt recht unterhaltsam auf dem Bahnhof von Laholm, wo Stella rasch klar wird, dass ihr Geld, ein Plan und vor allem die richtige Kleidung für ihr Abenteuer fehlen. Tapfer stellt sie sich den Herausforderungen, die das unterwartete Landleben an sie stellt, kommt ohne fließend Wasser und Strom gut aus und passt sich unverhofft schnell an.
Ich mag Stella, sie ist mit ihrer Herkunft, ihrer goldbraunen Haut und ihren weiblichen Rundungen eine Protagonistin, die vom Stereotyp abweicht. Obwohl Mode ihr Leben ist, packt sie doch kräftig an und beweist im Umgang mit ihren Mitmenschen viel mehr Gefühl, als man einem klassischen „Modepüppchen“ zutrauen würde. Und regt damit an, die eigenen Vorurteile mal wieder unter die Lupe zu nehmen. Auch die schwedische Landschaft, eine freche Ziege und Thors Kinder tragen zum Charme des Buches bei.
Die Autorin ist Psychologin und Verhaltenstherapeutin, und das spürt man immer wieder, sei es bei Geschwisterrivalitäten, unterschiedlicher Trauerbewältigung oder jugendlichem Fehlverhalten.
Leider geht das alles größtenteils verloren, denn die Geschichte konzentriert sich schnell auf die Anziehungskraft zwischen Stella und Thor. Obwohl ich bis zu Letzt nicht genau weiß, warum die beiden sich so gut verstehen, hangeln sie sich von einer schlecht formulierten/übersetzten Liebesszene zur nächsten.
Themen wie die Vatersuche, Probleme mit anderen Gutsherren, etc. treten so an den Rand bzw. werden gegen Ende rasch abgearbeitet. Das fühlte sich an, als hätte man mit aller Gewalt schnellstmöglich versucht, noch einen Haken hinter jeden Punkt setzen zu müssen.
Und so bleibt am Ende das Gefühl, dass hier tolle Protagonisten mit einer interessanten Vergangenheit auf dem Laken verheizt wurden. Schade…

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Ein märchenhafter Roman über Freundschaft und Liebe mit ganz viel Wortwitz! Top!

Kein Prinz ist auch keine Lösung
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„Ich habe einen Rat für dich! LASS-IHN-SAUSEN!“
„Frau Laura hat immer irgendwas Tröstliches gesagt.“
„Für Hundert Euro sagt dir jeder was Tröstliches.“
„Du nicht!“
Seite 26

Kat und Gwennie könnten kaum ...


„Ich habe einen Rat für dich! LASS-IHN-SAUSEN!“
„Frau Laura hat immer irgendwas Tröstliches gesagt.“
„Für Hundert Euro sagt dir jeder was Tröstliches.“
„Du nicht!“
Seite 26

Kat und Gwennie könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Gwennie erfolgreich Liebesromane schreibt, will sie auch im echten Leben romantische Gefühle und große Gesten. Kat dagegen kann ein Mann schnell glücklich machen – wenn er am nächsten Tag schnell verschwindet.
Es sieht aus, als hätte Gwennie endlich das große Los gezogen, Mike, der sich mit ihr verlobt… Doch dann geht er auf Distanz… Und Kat hat eine merkwürdige Idee, wie sie ihr helfen kann…

Wie viele humorvolle Dialoge, wie viel Wortwitz kann man in einen Roman packen? Viel, wenn man Chantal Schreiber heißt! Doch „Kein Prinz ist auch keine Lösung“ lebt nicht nur von den wirklich köstlichen Diskussionen, sondern besticht durch zwei Protagonistinnen wie Tag und Nacht.
Die Kapitel sind abwechselnd aus Gwennies und Kats Perspektive geschrieben, wodurch mir die beiden sehr nahe kamen und ich beide gut verstehen konnte. Und durch ihre konträren Charaktere wechseln wir beim Lesen zwischen romantischen Höhenflügen mit Traumprinzen und der ungeschönten Realität, durch eine misstrauische Brille betrachtet. Oder landen auf dem Rücken eines Zirkuspferdes, das Datteln klaut, neben einem gefräßigen Hund namens Sharkie, der auch gut als Müllschlucker dienen könnte oder…

Wie ihr schon merkt, die Geschichte hat viel zu bieten und ich hatte viel Spaß zum Lesen!

Und mal ehrlich, sind wir nicht alle ein bisschen Gwennie? Und Kat? So spricht „Kein Prinz ist auch keine Lösung“ alle an, die Romantiker ebenso wie die vermeintlichen Realisten – und zeigt, das so wie bei Yin und Yang der eine nicht ohne den anderen sein kann – und in jedem auch ein Stückchen des anderen steckt…

Fazit: Ein märchenhafter Roman über Freundschaft und Liebe mit ganz viel Wortwitz! Top!

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Ein schwarzhumoriges Buch über den Tod – und noch viel mehr über das Leben!

Nach dem Tod gleich links
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„Eigentlich musste sie doch nur damit aufhören, immer gegen etwas zu kämpfen, und sich stattdessen überlegen, was sie wollte, und dann dafür kämpfen.“



Else hat nur eines, was sie will: Schlagersänger ...

„Eigentlich musste sie doch nur damit aufhören, immer gegen etwas zu kämpfen, und sich stattdessen überlegen, was sie wollte, und dann dafür kämpfen.“



Else hat nur eines, was sie will: Schlagersänger Bernhard Bardensiehl, den sie tagein, tagaus aus der Ferne anhimmelt. Als er stürzt und sich schwer verletzt, rettet sie ihn. Und weil dann auch schon der Tod vor der Tür steht und ihn mitnehmen will, legt sie sich kurzerhand auch noch mit ihm an und versucht, ihm Bernhard zu entreißen.



Was auf den ersten Blick schwarzhumorig lustig klingt, ist es auch. Aber auch wesentlich mehr als das. In „Nach dem Tod gleich links“ hat Anna Buchwinkel eine Menge vereint. Da ist erstmal natürlich Else, eine tatkräftige, manchmal naiv wirkende Frau, die nur die Liebe sucht und dafür viel riskiert. Und mit ihrer einfältigen Art, ohne lange nachzudenken doch genau das Richtige tut. Bei dem Versuch, noch mal mit dem Tod an einem Verhandlungstisch zu sitzen, holt Else sich oft unerwartete Hilfe. Und so sehen wir viele liebenswürdig-schrullige Protagonisten und Randfiguren, die sich immer wieder mal treffen und auf neue, unerwartete Weise zusammenfügen.

Sei es der Portier eines Hotels, eine unbeachtete Reinigungskraft oder ein Obdachloser, die zur richtigen Zeit das Richtige sagen. Und Else gibt ihnen die Chance, ihre Stärken zu zeigen, holt sie auf die große Bühne und aus ihrer Einsamkeit.

Denn, wie sagt sie so schön: „Aber wenn jeder alleine ist, dann haben wir zumindest schon mal das gemeinsam. Und zwar alle.“



Außer tolle Figuren bietet dieses Buch aber auch eine interessante Sprache. Verträumt, anders formuliert als gewohnt, erinnerte es mich ein wenig an „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Und in Anna Buchwinkels Geschichte machen selbst die unscheinbarsten Nebensätze nachträglich Sinn.

Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn um den Tod zu finden, muss man auch an Orte, wo Menschen sterben, das kann schon mal gefährlich sein.



Und neben all den unterhaltsamen Dialogen und überraschenden Wendungen stellt die Autorin große Fragen und gibt feinfühlige Antwortmöglichkeiten, über die es sich nachzudenken lohnt!

Denn in unserer übermodernen Welt vergessen wir oft, dass der Tod zum Leben dazugehört, dass das eine nicht ohne das andere sein kann. Und gerade jetzt, wo wir uns wieder vermehrt mit unserer Verletzlichkeit konfrontiert sehen, macht es Sinn, es mit Opa Wolle zu halten: „Vielleicht sollte man öfter mal „Wofür“ statt „Warum“ fragen.“


Fazit: Ein schwarzhumoriges Buch über den Tod – und noch viel mehr über das Leben!

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Herzlich willkommen in Brunngries!

Prost, auf die Wirtin
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„Also, so ein fescher Herr Kommissar“, schmachtete sie Tischler noch an (…). Spätestens jetzt war auch Tischler klar, dass binnen der nächsten vierundzwanzig Stunden jeder Bürger aus Brunngries wissen ...

„Also, so ein fescher Herr Kommissar“, schmachtete sie Tischler noch an (…). Spätestens jetzt war auch Tischler klar, dass binnen der nächsten vierundzwanzig Stunden jeder Bürger aus Brunngries wissen würde, dass ein neuer Sheriff in der Stadt war. Die Guten, aber auch die Bösen.
Seite 81/82

Inhalt:
Hauptkommissar Tischler hat noch nicht mal seinen ersten Arbeitstag angetreten, da wird er auch schon an einen Tatort gerufen. Franziska Leidinger, die Wirtin vom Brunnen, wurde ermordet, erschossen aus nächster Nähe. Wer wollte der allseits beliebten Franzi etwas Böses, und warum?
Zusammen mit dem manchmal etwas tollpatschigen Kollegen Fink macht er sich an die Befragungen, und merkt schnell, dass nicht alle so freundlich sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Das, aber auch der Dorfklatsch erschweren seine Ermittlungen.

Meine Meinung:
Herzlich willkommen in Brunngries! Ganz in der Nähe hat Tischler seine Jugend verbracht, und kehrt jetzt als gstandener Kommissar zurück. Er ist schon ein recht eigenwilliger Kerl, der Tischler, mit einem exklusiven Geschmack aber dem Herzen auf dem rechten Fleck. Ich muss zugeben, ich mochte ihn, seine Kleiderwahl und sein Auto von Anfang an. Auch, dass er sich des unterschätzten Fink annimmt und auch mal über dessen kleinere und größere Patzer hinwegsieht. Denn die haben auch für die nötige Lockerheit gesorgt, die so ein Provinzkrimi bietet und für die ich sie so liebe!
Abgesehen von dem Fall, der dann doch nicht so klar ist, wie man anfangs meint, erfahren wir auch einiges über Tischlers Jugend und seine Vergangenheit bietet noch viel Raum für Spekulationen – und nächste Teile, bei denen ich sicher wieder mitermitteln werde!
Brunngries bietet alles, was man von ländlicher Idylle erwartet, urige Bewohner, Strizzis und echte Bösewichte. Vor allem aber gute Unterhaltung und die Basis für kommende ebenso spannende Fälle!

Fazit: Ein unterhaltsamer, spannender Krimi mit viel Leberkäs und anderen lokalen Bsonderheiten!