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Veröffentlicht am 18.08.2023

Etwas zäher Lokalkrimi im Jagdmilieu.

Steirerwald
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An einem drückend schwülen Augusttag bringt der Jagdhund Bari ein ganz besonderes Fundstück: Eine halb verweste menschliche Hand! Schnell wird auch der Rest gefunden.
War es ein Jagdunfall? Oder ein Racheakt ...

An einem drückend schwülen Augusttag bringt der Jagdhund Bari ein ganz besonderes Fundstück: Eine halb verweste menschliche Hand! Schnell wird auch der Rest gefunden.
War es ein Jagdunfall? Oder ein Racheakt an einem immer verschrobener gewordenen Regisseur? Gemeinsam mit Sandra Mohr ermitteln wir im Jagdmilieu.
Ich persönlich bin ja ein großer Fan von Cosy Crime mit Lokalkolorit! Entweder mit ganz viel Augenzwinkern und Humor, oder mit Spannung, gerne sowohl als auch.
So leid es mir tut, bei Steirerwald fehlte es mir ein wenig an beidem. Die Autorin hat gut recherchiert und bringt uns die Jagd mit all ihren Begriffen nahe. Und hier hatte ich das Gefühl, dass es ihr manchmal wichtiger war, diese Infos an die Leserschaft zu bringen als eine besondere Geschichte zu erzählen.
Ich kenne ein paar der Steirerkrimis und weiß, wie Claudia Rossbacher erzählen kann. Deshalb tut es mir besonders leid, dass hier der Funke einfach nicht überspringen wollte. Ermittlerin Sandra kämpft auch privat, mit den Folgen ihres letzten Einsatzes und mit ihrer losen Beziehung zu ihrem Nachbarn. Diese Elemente haben die Geschichte etwas aufgelockert und einen anderen Wind reingebracht.
Dennoch war es etwas zäh, auch wenn die Auflösung überraschend und das Motiv schlüssig war.
Fazit: Etwas zäher Lokalkrimi im Jagdmilieu.

Veröffentlicht am 24.04.2023

Ein leider nur dahinplätschernder Liebesroman mit viel Inselflair.

Die kleine Inseltöpferei
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Nellas Eltern sind mit ihr als Kind viel gereist, umso glücklicher ist sie, nun in Meißen eine Heimat gefunden zu haben. Sie arbeitet im Porzellangeschäft ihres Freundes Florian. Ihre große Leidenschaft, ...

Nellas Eltern sind mit ihr als Kind viel gereist, umso glücklicher ist sie, nun in Meißen eine Heimat gefunden zu haben. Sie arbeitet im Porzellangeschäft ihres Freundes Florian. Ihre große Leidenschaft, das Porzellanmalen, hat sie dafür aufgegeben.
Als Florian sie mit einer Reise nach Langeoog überrascht, ist sie gar nicht begeistert. Lieber ist sie daheim, aber sie hofft, dass er ihr dort endlich einen Heiratsantrag macht und die beiden zusammenziehen… Doch auf Langeoog kommt es anders, und dort ist auch noch der kauzige Jack Berger, der auf Nella eine große Faszination ausübt.
Ich liebe Inselromane, gepaart mit einer kleinen Liebesgeschichte. Hier kommt auch noch die Porzellanmalerei dazu, für mich auf den ersten Blick ein Volltreffer!
Leider konnte der Roman bei mir trotzdem nicht recht punkten. Bereits beim ersten Telefonat spürt Nella die große Anziehung zu Jack, die sich mir bis zuletzt nicht erklären konnte. Die Gründe für die Trennung waren nicht glaubwürdig, die Versuche, Florian besonders unsympathisch darzustellen, waren mir zu viel.
Nellas Zeit auf der Insel konnte ich ein Stück weit genießen, ich mochte auch die anderen Bewohner, die Nella sofort ins Herz schließen. Sie alle haben eine interessante Vorgeschichte, bei der ich eigentlich Vorgängerromane vermutet hätte. Warum die so liebenswerte Nella in Meißen scheinbar keinerlei Kontakte hat, weiß ich nicht.
Nella fühlt sich rasch wohl, auch ihre Leidenschaft fürs Töpfern und Porzellanmalen wird wieder neu entfacht. Und auch Florian entdeckt auf Langeoog eine neue Sehnsucht, und so landet Nella frisch getrennt wieder in Meißen. Doch die Insel und ihre lieben Bewohner gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Bald kehrt sie für einige Zeit wieder zurück auf die Insel und beginnt auch wieder, Teller und Vasen herzustellen. Aber reicht das für eine Selbstständigkeit und ein neues Leben hier?
Beim Hören hatte ich oft das Gefühl, bereits gründlich eingeführte Personen samt ihrer Geschichte neu erklärt zu bekommen. Wie ich jetzt bei meiner Recherche festgestellt habe, wurde hier aus drei ursprünglich getrennten Romanen einer gemacht. Bei dieser Zusammenführung hätten diese Erklärungen unbedingt gekürzt oder rausgenommen werden müssen. Als Hörer:in/Leser:in fühlt es sich sehr eigenwillig an, alles nochmal gesagt zu bekommen, als hätte man es bereits vergessen haben können!
Lange Zeit plätschert die Geschichte dahin, auf den letzten Metern wurde dann für Dramatik gesorgt, leider sehr unglaubwürdig.
Fazit: Ein leider nur dahinplätschernder Liebesroman mit viel Inselflair.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2023

Der dritte Band der Reihe rund um Helga, noch schräger als die ersten beiden, für mich etwas zuviel davon.

Peter kommt später
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„Was denkst du? Haben wir damals alles richtig gemacht?“
„Richtig? Richtig gibt es nicht. Nur gemacht oder nicht gemacht.“
„Bist ein guter Mensch!“
„Gut? Auch gut gibt es nicht. Nur das, woran wir glauben, ...

„Was denkst du? Haben wir damals alles richtig gemacht?“
„Richtig? Richtig gibt es nicht. Nur gemacht oder nicht gemacht.“
„Bist ein guter Mensch!“
„Gut? Auch gut gibt es nicht. Nur das, woran wir glauben, die Grundsätze, nach denen wir handeln. Was gut für den einen ist, kann schlecht für den anderen sein. (…)“

Und schlecht sieht es aus für Tante Herta! Sie wird tot aufgefunden, just an ihrem 99. Geburtstag ermordet. Mit einem Relikt aus einer Zeit, von der wir uns wünschen, es hätte sie nie gegeben. Helga ermittelt und wühlt dabei tief im braunen Schlamm der Vergangenheit.
Helga lässt nicht locker, keine Ruhe hat sie, weil wer will einer wie Tante Herta, die so vielen geholfen und sie aufgezogen hat, was Böses?! Anscheinend viele, denn kurz darauf sind auch Helga und der alte Bibliothekar Alfred in Gefahr!
Wer Thomas Raabs Reihe rund um die rüstige Helga kennt, der weiß, worauf er sich einlässt. Skurrile Situationen, noch eigenwilligere Persönlichkeiten, Einblicke in ein bodenständigeres, rückschrittlich wirkendes Leben auf dem Land. Was mich bei den ersten beiden Bänden begeistert hat, war mir hier im dritten einen Zacken zuviel.
Zuviele Albträume, die auch Visionen sein können, verliebte Ermittler, die aber eigentlich nichts über die Angebetene wissen, Nebenstränge, Verwirrung, eigenwillige Sprache, …
Der Mord ist so furchtbar auf mehreren Wegen, die Aufklärung schwierig und vieles wird wohl auf ewig im Dunkeln bleiben.
Leider scheint auch irgendwo zwischen Lektorat, Korrektorat und Satz Einiges verloren gegangen zu sein. Ein Tobi wird zum Toni, zwei Kinder im Auto drei, Elfie zu Eflie, von eher willkürlich gesetzten Kommata, die das Ganze schwer leserlich machen, rede ich gar nicht an.
So leids mir tut, diesmal hat es für mich nicht funktioniert.
Fazit: Der dritte Band der Reihe rund um Helga, noch schräger als die ersten beiden, für mich etwas zuviel davon.

Veröffentlicht am 13.09.2022

Eine dialoglastige Geschichte mit schweren Themen über eine junge Frau, die mit sich selbst und ihrem Schicksal kämpft.

Der schönste Zufall meines Lebens
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„Wenn dir eine Wahrsagerin die Wahrheit sagen könnte, über (…) dein Leben, deine Zukunft, (…) was würdest du gerne wissen wollen?“
„Mmmh“, überlegte Penny. „Ich würde wissen wollen, ob ich Mutter sein ...

„Wenn dir eine Wahrsagerin die Wahrheit sagen könnte, über (…) dein Leben, deine Zukunft, (…) was würdest du gerne wissen wollen?“
„Mmmh“, überlegte Penny. „Ich würde wissen wollen, ob ich Mutter sein werde. (…) Und ich würde wissen wollen, ob ich geliebt werde.“
Ja, das sind die größten Wünsche von Penny. Endlich ein Kind haben, auch wenn ihr das Leben den Weg dahin erschwert. Und geliebt werden, gerade dann, wenn es nicht so leicht ist.
Und schwierig ist es im Moment! Ihr Café in London läuft gut, sie hat gerade den wunderbaren Francesco kennengelernt, als ihr Onkel schwer erkrankt und sie sich verpflichtet fühlt, sein Pub in Derbyshire zu übernehmen, bis es ihm besser geht… Traurig verlässt sie London und vergräbt sich in Arbeit, bis dort zwei weitere Männer in ihr Leben treten.
Triggerwarnung: In diesem Buch geht es um Krebs und schwere Erkrankungen, ebenso wie unerfüllten Kinderwunsch.
Tja, und da fängt es an… Wieder mal verspricht das Cover und der Klappentext eine locker-leichte Liebesgeschichte mit ein paar lustigen Verstrickungen. Und serviert dann eine traurig-tragische Geschichte über eine junge Frau, die immer kämpfen muss um wieder aufzustehen. Sie opfert sich für das Pub ihres Onkels und verliert sich dabei fast selbst.
Und auch ich habe sie ein Stück weit verloren… In London war sie klar zu sehen, eine junge Frau, die ihre schwere Krankheit überwunden hat und dennoch mit den Folgen kämpft. Die sich ihr Glück selber schmiedet und auf sich achtet.
Als ihr Onkel erkrankt, möchte sie für ihre Familie einstehen, wie diese es immer für sie getan hat. Erst tut sie sich schwer, weg von London und Francesco, zurück nach Derbyshire, wo sie aufgewachsen ist. Dort tauchen zwei interessante Männer auf, mit denen Penny ihre Heimat und auch neue Seiten an sich entdeckt.
Aber ich habe Penny dort nicht mehr verstanden. In London wirkte sie so nett, verletzlich und menschlich und dadurch real. In Derbyshire blieben mir trotz sehr langer Dialoge und Monologe ihre Beweggründe verborgen. Ihr Handeln war für mich oft nicht mehr nachvollziehbar.
Die Männer in ihrem Leben sind sehr unterschiedlich, aber haben alle drei bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Francesco ist liebevoll und aufmerksam und verhält sich dann unerklärlicherweise so gänzlich anders. Im weiteren Verlauf der Geschichte konnte ich mit ihm nicht mehr warm werden.
So aufregend Thomas ist, so unangenehm wirkt Priyesh bei den ersten Begegnungen. Ich hatte bei seiner Beschreibung einen alten, eher schmierigen Weinhändler vor Augen und war überrascht, als er sich als jünger, attraktiv und charmant herausstellt. Bis zuletzt war er für mich dadurch nicht greifbar.
Die Autorin spart nicht mit Tabu-Themen, und dennoch hatte ich das Gefühl, Pennys Treffen mit mehreren Männern wird als anrüchig und nicht in Ordnung dargestellt, obwohl die Fronten – zumindest zu Beginn – geklärt sind. Dazu die unweigerlichen Komplikationen, die mit einem kurzen Gespräch erledigt wären, und ein rasch herbeigeführtes Happy End, das mich dann doch ein wenig rührte. Und mir im Nachgang ein wenig die Geschichte erklärte, was nicht nötig sein sollte bei einer guten Erzählung.
Ein Highlight war die Sprecherin Bettina Storm, es war einfach angenehm, ihr zuzuhören und sie kann Gefühle wunderbar vermitteln.
Fazit: Eine dialoglastige Geschichte mit schweren Themen über eine junge Frau, die mit sich selbst und ihrem Schicksal kämpft.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 27.06.2022

Ein eher durchschnittlicher Liebesroman mit unrunder Protagonistin in einer schönen Umgebung.

Die Liebe braucht ein ganzes Dorf
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„Du hast doch vor gar nichts Angst, oder? (…) Du traust dir einfach alles zu, eine Firma aufbauen, sie wieder verkaufen, dein Leben in Hamburg aufgeben, wo anders ein neues anfangen. Du machst das einfach!“

Ja, ...

„Du hast doch vor gar nichts Angst, oder? (…) Du traust dir einfach alles zu, eine Firma aufbauen, sie wieder verkaufen, dein Leben in Hamburg aufgeben, wo anders ein neues anfangen. Du machst das einfach!“

Ja, Annika traut sich alles zu. Ohne Vater aufgewachsen kämpft sie sich nach dem Tod ihrer Mutter durchs Studium, baut ein sehr erfolgreiches IT-Unternehmen auf und verkauft es zu einem guten Preis. Jetzt hat sie ihre Ruhe gefunden, in einem kleinen reetgedeckten Häuschen an der Schlei. Nur über eine neue Liebe wagt sie sich nach dem Fiasko mit ihrem Ex Titus nicht mehr. Doch plötzlich steht der wieder auf der Matte, und auch ihre beste Freundin Flora will sie unbedingt mit dem ihr unbekannten Fred verkuppeln…
Nicht nur die Liebe, auch dieser Roman bemüht ein ganzes Dorf. Annikas beste Freundin Flora, ihr gut gehendes Deli samt Gästen, Annikas Helfer bei allen Belangen rund ums Haus samt seiner entzückenden Frau, die neue Bekannte Christin… und vor allem Lux, Annikas treuer vierbeiniger Begleiter.
Und gerade dieses ganze Dorf war mir manchmal ein wenig zu viel des Guten. Diese Geschichte hat eigentlich alles, was mein Herz höher schlagen lässt. Eine starke Frau, einen süßen Hund, eine wirklich tolle Freundin und eine wunderschöne Gegend mit vielen erhaltenswürdigen Gebäuden. Und trotzdem wollte es für mich nicht ganz zusammenpassen. Annika, oder Nika Anka, wie sie sich im Geschäftsleben nennt, die einerseits tough Hacker aussperrt, aber privat auch jeden Mann aus ihrem Leben. Mit viel Gespür und Liebe fürs Detail möchte sie nun alte Gebäude restaurieren. Irgendwie war sie bis zu Letzt nicht ganz rund für mich.
Ihr neuestes Projekt führt Annika zu Frau Rasmussen, eine sehr betagte Dame, die stets ihren eigenwilligen Kopf durchsetzte. Sie hat sich schnell zu meiner Lieblingsperson der Geschichte entwickelt! Ihr Leben hat mich wirklich berührt und darüber hätte ich noch gerne viel mehr erfahren.
Die Liebesgeschichten rund um Annika dafür ziehen sich, es passiert lange kaum etwas. Erst als der viel zitierte Freund Fred erscheint, nimmt auch dieser Teil etwas Fahrt auf. Dann folgt unweigerlich das vorhersehbare Drama. Es wurde versucht, das nicht ganz so platt wie üblich zu inszenieren, dazu wird auch noch Nachbarin und Therapeutin Christin bemüht, aber auch das wollte bei mir nicht richtig greifen.
Auch wenn ich auf den letzten Metern dann doch ein paar Tränen zerdrückt habe, ging die Geschichte doch ziemlich spurlos an mir vorbei, schade!
Fazit: Ein eher durchschnittlicher Liebesroman mit unrunder Protagonistin in einer schönen Umgebung.

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