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Veröffentlicht am 18.02.2019

Ein außergewöhnlicher Liebesroman, schön erzählt mit etwas viel Pathos und Dramatik!

Mein Jahr mit Dir
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„Sie sind die überehrgeizige Amerikanerin, eine Rhodes-Stipendiatin, die Oxford als eine Reihe von Hürden sieht, die es zu überwinden gilt wie Levels in irgendeinem Videospiel. Und ich? Ich bin der scheinheilige ...

„Sie sind die überehrgeizige Amerikanerin, eine Rhodes-Stipendiatin, die Oxford als eine Reihe von Hürden sieht, die es zu überwinden gilt wie Levels in irgendeinem Videospiel. Und ich? Ich bin der scheinheilige Lyrikgelehrte, der erhabene Theorien von Liebe verficht, während er es jede Nacht mit einer anderen treibt. (…) Aber wer sind wir wirklich, hm?“
Seite 118

Ella hat alles erreicht, worauf sie ihr Leben lang hingearbeitet hat. Mit einem Stipendium kann sie ein Jahr nach Oxford gehen, um dort bei Roberta Styan zu studieren. Doch nicht sie leitet den Kurs, sondern Jamie, der arrogante Fraueneroberer mit der Drei-Dates-Regel, der Ella vor die Herausforderung ihres Lebens stellt…

Auf den ersten Blick klingt und sieht das Buch aus, wie ein netter, beliebiger Liebesroman. Doch schon auf den ersten Seiten wird klar, dass da mehr dahinter steckt. Die Kapitel werden immer wieder von kurzen Gedichten eingeleitet, deren Sinn sich mir manchmal erst ein paar Kapitel später so richtig erschloss. Ungewöhnlich und machte mir Lust, doch mal einen Gedichtband in die Hand zu nehmen.
Man spürt in jeder Zeile die Liebe der Autorin zu Oxford und auch den Menschen, die dort studieren. Teils skurrile, liebenswerte Personen, die meiner Meinung nach etwas zu kurz kamen. Manche bleiben Ella in Freundschaft verbunden, ihre Eigenarten hätten aber noch etwas mehr hergegeben.

Das Buch basiert auf einem Drehbuch, das der Autorin vorgelegt wurde und das sie in einen Roman verwandelt hat. Und manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, genau das zu spüren. Zu überzeichnete Personen, um real zu sein, manche Randfiguren dürfen kurz aufblitzen um wieder völlig in der Versenkung zu verschwinden. Und jedes Fitzelchen Emotion muss herausgekitzelt werden, ohne Rücksicht auf Verluste. Bei all der Schwere blieb es mir zu süßlich. Man merkt, dass die Autorin ihr Handwerk versteht, sie hätte aber nicht jeden Kunstkniff, den sie kennt, auch anwenden müssen.
Im Gegensatz dazu sind die Dialoge zwischen Ella und Jamie und ihren Freuden wirklich gelungen. Sie sind witzig-unterhaltsam geschrieben und machen die Geschichte zusätzlich lesenswert.

Die Protagonistin Ella ist ehrgeizig, übermotiviert und scheint darüber die Freuden des Lebens vergessen zu haben, ich habe etwas gebraucht, um mit ihr warm zu werden. Im krassen Gegensatz zu Jamie, der das Leben genießt und das Klischee des hedonistischen Reichen voll zu erfüllen scheint.
Dennoch finden die beiden einen Draht zu einander, der durch Jamies tragisches Geheimnis zu reißen droht… Dadurch nahm das Buch eine hochdramatische Wendung, die mich die letzten Seiten weinend lesen ließ.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Liebesroman, schön erzählt mit viel Pathos und Dramatik!

Veröffentlicht am 18.02.2019

Ein sehr persönlicher Ratgeber

Besiege deine Trauer
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"Deinen Partner wirst du für immer und ewig in deinem Herzen tragen und die Liebe zu ihm oder ihr wirst du immer spüren.
Vergiss nur niemals, du bist noch immer hier, unter den Lebenden! Also lebe!“
Seite ...

"Deinen Partner wirst du für immer und ewig in deinem Herzen tragen und die Liebe zu ihm oder ihr wirst du immer spüren.
Vergiss nur niemals, du bist noch immer hier, unter den Lebenden! Also lebe!“
Seite 76

Nach 14 Jahren Partnerschaft haben Anja und Jörg endlich geheiratet. In den Traumflitterwochen in der Karibik erwacht Anja neben ihrem toten Mann…

Auf 86 Seiten lässt uns Anja Dieckmann an ihrem Schicksal teilhaben. Das klingt erst mal sehr wenig, aber die Seiten sind so vollgepackt mit Liebe, guten Worten und wichtigen Ratschlägen, dass sie riesengroß und mehr als ausreichend sind.
Wir dürfen sie auf dem ersten, wunderschönen Tag der Flitterwochen erleben, spüren ihre große Liebe zu Jörg – und müssen gemeinsam mit ihr seinen Tod erleben. Direkt aus dem Herzen schreibt Frau Dieckmann, welche Maßnahmen sie ergriffen hat, was ihr geholfen hat, warnt aber auch vor unkontrolliertem Medikamentenkonsum. Sie berichtet über die Zeit gleich danach, die Vorbereitungen der Beerdigung, Hilfe, die sie in Anspruch genommen hat,… bis zu ihrem jetzigen Leben.
Schritt für Schritt dürfen wir sie aus der Trauer begleiten, in einen neuen, anderen Alltag.
„Das Leben geht weiter, es wird anders sein, aber es geht weiter.“ - Seite 12

Am Ende vieler Kapitel gibt es ein kurzes persönliches Fazit, welches ich sehr bereichernd fand.
Die wertvolle Botschaft, die sich als roter Faden durchzieht und nicht oft genug gesagt werden kann: Der Trauernde entscheidet, wie er mit dem Verlust umgeht, wann er Sachen aussortiert, ob er das Grab besucht, einen neuen Partner findet, … wann es für etwas Zeit ist, und wann zu früh - niemand anderer!

„Besiege deine Trauer“ ist kein klassischer Ratgeber, der ein wissenschaftlich fundiertes (theoretisches) Schema F anbietet. Das hat er auch nicht nötig, denn er punktet mit persönlicher Erfahrung und Ehrlichkeit, bestärkt den Trauernden, auf sich selbst zu hören und seinen Weg zu finden, und das ist viel wichtiger!


Veröffentlicht am 18.02.2019

Packender Tier-Agenten-Thriller!

Kamikatze
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Kilo Foxtrott raufte sich die Federn. „Fassen wir also zusammen: Indy ist von Sumo gecatnappt und in die Unterwelt verschleppt worden. Vermutlich, weil sie zu viel wusste. Dreipunkteins hat das beobachtet ...

Kilo Foxtrott raufte sich die Federn. „Fassen wir also zusammen: Indy ist von Sumo gecatnappt und in die Unterwelt verschleppt worden. Vermutlich, weil sie zu viel wusste. Dreipunkteins hat das beobachtet und so nebenbei des Maulwurfs Ziel zur Machtergreifung belauscht. Richtig?“
„Richtig!“ Die Guerilla-Kämpfer schauten ihn grimmig an.
Seite 45

Als seine Schwester, die Geheimagentin Indy, verschwindet, rafft sich der Maine Coon Kater Ian, seiner Schlafkrankheit zum Trotz, auf, um sie zu suchen. Bald scharrt sich ein bunter Trupp um ihn, ein Papillon, der nebenbei als Modezar agiert, ein Vogel zur Luftaufklärung, ein halber Wurm und ein Norweger-Kater, der aber vorher die siamesischen Orakelfische befragen muss… Unterwegs treffen sie auf neue Freunde, seltsame Verbündete und alte Feinde!
Und die Zeit ist knapp, denn Indy ist an einem gefährlichen Ort gefangen und tödlichen Substanzen ausgesetzt….

Das Cover und der Untertext „Ein Katz und Maus Krimi“ ließen mich von einer Geschichte à la „Glenkill“ ausgehen. Eine Katze, die auf geheimen Pfaden ihre Schwester sucht, unbemerkt von den Menschen.
Doch in Kerstin Fielsteddes Welt haben die Tiere viel mehr Optionen, große, gefährliche Visionen und oft „unmenschliche“ Tragödien erleiden müssen. Wir treffen eine traumatisierte Ex-Minenratte, größenwahnsinnige Wühler, werden unter Drogen gesetzt und nebenbei erfahren wir, wie die großen Bauskandale der jetzigen Zeit zustande kommen – und wer der wirkliche Drahtzieher hinter all dem ist!
Die Mitglieder der Kampftruppe kommen oft wirklich schräg daher, sind aber dennoch nicht skurril gezeichnet und bleiben absolut liebenswürdig!

Obwohl ich von einer ganz anderen Geschichte ausgegangen bin, hat mich „Kamikatze“ in seinen Bann gezogen! Mit oft brutalen Kampfszenen, die wahren Geheimagenten würdig sind und ungeschönten Einblicken in unsere Gesellschaft, die so nebenbei ins Geschehen fließen, das man sie fast überlesen könnte – aber eben nur fast!
Das Ganze wird noch garniert von wirklich unterhaltsamen Szenen und umwerfend komischen Dialogen, die mir über die sehr heftigen Kampfszenen hinweggeholfen haben!

Die unterschiedliche Kampftruppe geht unbeirrt ihren Weg, übersteht heftigste Angriffe und macht erschütternde Entdeckungen. Und wir alle könnten uns eine Scheibe von ihnen abschneiden… Denn obwohl sie so unterschiedlicher Herkunft sind, aus verfeindeten Rassen oder Bestandteile der Nahrungskette eines anderen Mitgliedes, halten sie unbeirrt zusammen und geben nie auf! Selbstlos helfen sie sich auch in den ausweglosesten Situationen, wo andere wohl schon längst das eigene Fell gerettet hätten.
KamiKatze ist der erste Fall, wir dürfen mit den ICats einen kleinen Teil abschließen aber die große Rahmenhandlung bleibt offen und hinterlässt genug Sprengstoff für weitere Teile!

Fazit: Ein ungewöhnlicher, oft brutaler Tier-Agenten-Thriller, der nebenbei einen erschreckend wahren Einblick in unsere Menschenwelt eröffnet!

Veröffentlicht am 18.02.2019

Ein außergewöhnlicher Ratgeber eines außergewöhnlichen Menschen!

StehaufMensch!
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„Wenn jemand eine schmerzhafte Erfahrung in etwas Positives verwandeln konnte, lohnt es sich meiner Erfahrung nach immer, gut zuzuhören.“ - Seite 28

Der Autor Samuel Koch hat sich viele Gedanken gemacht, ...

„Wenn jemand eine schmerzhafte Erfahrung in etwas Positives verwandeln konnte, lohnt es sich meiner Erfahrung nach immer, gut zuzuhören.“ - Seite 28

Der Autor Samuel Koch hat sich viele Gedanken gemacht, darüber was uns stark macht. Was unterscheidet die Menschen, die aufstehen und weitergehen von denen, die liegen bleiben?
Im ersten Teil des Buches lädt uns Samuel Koch dazu ein, den neuen Begriff Resilinz näher zu betrachten. Wie kann ein Wort, eine Eigenschaft, die aus der Mechanik kommt, bei Menschen funktionieren?
Am Rande hat mich die Resilienz schon gestreift, aber ich habe mich bisher nicht eingehender damit beschäftigt. Es klingt auf den ersten Blick nach einem tollen Konzept - sich quasi eine Teflonbeschichtung gegen Probleme zuzulegen. Aber was dahinter steckt, das habe ich bis jetzt noch nicht hinterfragt.
Samuel Koch hat sich eingehend damit beschäftigt, auch mit dem Hirnforscher Gerald Hüther darüber gesprochen. Und die neuesten Erkenntnisse der Forschung in für mich verständliche Worte gefasst. Seine Erklärungen gaben mir einen völlig neuen Denkanstoß!
Dabei ist seine Sprache ein wirklich gelungener Mix aus gut formulierten Erkenntnissen und einem kleinen Augenzwinkern, der sich angenehm lesen lässt.

„Erfolgreiche Resilienzförderprogramme führen also im blödesten Fall dazu, dass man die Belastungen selbst nicht mehr verändern oder sich dagegen auflehnen will.“ - Seite 35

Dabei agiert er keineswegs mit dem Zeigefinger. Er ist überzeugt davon, dass die Lösung von innen kommen muss, von außen kann lediglich ein Impuls kommen. Umso wertvoller ist der zweite Teil des Buches, in dem er uns viele Möglichkeiten zeigt, die helfen können, nicht müssen. Nach dem Motto:
„Mache ich den anderen gerade zum Opfer einer Belehrung (…) – oder helfe ich ihm, eigene Erkenntnisse zu gewinnen?“ Seite 61
Samuel Koch hat sich mit Holocaust-Überlebenden beschäftigt, Mördern, Todkranken und Menschen wie dir und mir. Und er hat genau hingehört und versucht herauszufinden, was diesen Menschen auf ihrem Weg nach oben geholfen hat.
Dabei bemüht er keine modernen Worte sondern besinnt sich auf teils ganz traditionelle Werte, wie Glaube, Demut, Langmut und Selbsttransparenz. Wenn man sich um sich selbst dreht, bewegt man sich logischerweise nur im Kreis, sagt er und fragt provokant, ob Mutter Teresa wohl so glücklich war, weil sie sich Gedanken über ihre Work-Life-Balance gemacht hat.
Im Epilog nennt er noch einige Vitamine für die Seele, erste Hilfe Maßnahmen für traurige Tage die es wert sind, immer wieder mal ausprobiert zu werden!

Das Buch ist durchzogen von wunderbaren Illustrierungen, die man mehrmals anschauen muss, um wirklich jeden Strich zu verstehen. Auch sind wichtige Botschaften orange hervorgehoben, so dass man sie auch beim Durchblättern sofort im Auge hat.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Ratgeber eines außergewöhnlichen Menschen, den ich sicher noch oft in die Hand nehmen werde!

Veröffentlicht am 18.02.2019

Eine traurige, melancholische Geschichte von lieben und widergeliebt werden

Die zehn Lieben des Nishino
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Nishino zu küssen war wunderschön. Schöner als alles, was ich bisher gekannt hatte. Und doch fühlte es sich einsam an. Es war der einsamste aller Momente von Einsamkeit, die ich je erlebt hatte. – Seite ...

Nishino zu küssen war wunderschön. Schöner als alles, was ich bisher gekannt hatte. Und doch fühlte es sich einsam an. Es war der einsamste aller Momente von Einsamkeit, die ich je erlebt hatte. – Seite 43



Hiromi Kawakami zeichnet uns in 10 kurzen Geschichten das Leben und Lieben des ungewöhnlichen Nishino. Interessant ist ihre Erzählform, denn an ihren Gedanken und Geschehnissen teilhaben lassen uns ausschließlich die Frauen, die er auf seinem Weg getroffen hat. Dabei beginnen wir mit der letzten, reisen dann vor zur ersten und springen weiter von einer zur anderen. So unstet, wie es auch Nishinoo macht.

Die Erzählweise verkörpert damit auch seine Art, mit Frauen umzugehen. Vergangene haben auch in der Gegenwart eine große Bedeutung, manche überschneiden sich großzügig mit der vorangegangenen.

Seine Geschichte ist geprägt von einer großen Traurigkeit, denn es scheint, dass er – vielleicht auch auf Grund seiner Vergangenheit – nicht fähig ist zu lieben, oder die Liebe anzunehmen, wenn er sie dargeboten bekommt.

Somit bleibt „Die zehn Leben des Nishino“ eine traurige, melancholische Geschichte von lieben und widergeliebt werden, von Verlangen ohne Liebe und dem Vergehen des Lebens. Interessant erzählt und mit kleinen Einblicken in die japanische Kultur.