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Veröffentlicht am 13.05.2019

Mal etwas anderes

So schöne Lügen
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Wenn man den Klappentext liest, könnte man meinen, dass es sich hier um einen Thriller handelt - denn schließlich wird ein Mord irgendwie angedeutet. Ich bin aber froh, dass das Buch unter dem Genre "Roman" ...

Wenn man den Klappentext liest, könnte man meinen, dass es sich hier um einen Thriller handelt - denn schließlich wird ein Mord irgendwie angedeutet. Ich bin aber froh, dass das Buch unter dem Genre "Roman" verkauft wird, denn das ist auf jeden Fall passender - auch wenn evtl. die ein oder andere Leiche auftaucht.

Der Einstieg in das Buch fiel mir nicht ganz so leicht, denn der Schreibstil ist etwas außergewöhnlich. Der Leser wird manchmal direkt angesprochen, als würde man neben den Protagonistinnen stehen, aber auch die Art zu erzählen habe ich so noch nicht gekannt. Das fand ich am Anfang etwas irritierend, nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, hat es mir aber richtig gut gefallen. Es war mal etwas anderes und passte zum Inhalt des Buches.

Einziger Minuspunkt: Teilweise waren mir die Dialoge zu vulgär. Das mag ich einfach nicht und ich denke, dass man das auch anders lösen kann. Es hat zwar die Persönlichkeit der Charaktere unterstrichen und hat einen krassen Gegensatz zum Bild der Reichen und Schönen, wie er nach außen verkörpert wurde, gemacht, aber für mich war es manchmal einfach zu viel. Stellenweise fand ich es sogar etwas eklig.

Aber kommen wir zum Inhalt: Gleich zu Beginn lernt man Louise kennen, die sich mehr schlecht als recht in New York durchschlägt und durch Zufall auf Lavinia stößt, die alles hat und in Sau und Braus lebt. Sie lässt "Lulu" daran teilhaben, aber auch das hat seinen Preis.
Gerade Lavinia fand ich sehr gut in Szene gesetzt, auch wenn ich über ihr Verhalten nur den Kopf geschüttelt habe. Hier hat die Autorin aber einen rund um schlüssigen Charakter gezeichnet, dem man es abnimmt, von einer Party zur nächsten zu gehen und dabei mit Alkohol und Drogen nicht zu sparen.
Louisa, der eigentlichen Hauptperson, stand ich ein bisschen kritischer gegenüber. Ihr Verhalten ist durchaus nachvollziehbar und wahrscheinlich würde ich auch einiges tun, um mein altes Leben hinter mir zu lassen und so viele Annehmlichkeiten zu haben - aber wie weit würde man gehen? Trotzdem fand ich sie auch faszinierend, wie sie ihr Leben meistert und jedes Hindernis mit einer Coolness umschifft, die nur wenige Leute haben.

Die Story selbst hat mich gefesselt, da hier ein Lebensstil beschrieben wird, den wohl keiner von uns kennt. Und auch, wie sich alles entwickelt, war spannend "mitzulesen" - vor allem ergaben sich gegen Ende einige Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet habe. Ich möchte an dieser Stelle aber nicht weiter darauf eingehen, um nicht zu spoilern.

Insgesamt hat mir der Roman richtig gut gefallen und er hat für Abwechslung in meinem Lesealltag gesorgt. Aufgrund der Sprache ziehe ich aber ein bisschen ab: 4,5 Sterne von mir und eine Leseempfehlung für alle, die keine Angst vor Luxus haben!

Veröffentlicht am 19.03.2019

Sieh nicht hin!

Bird Box - Schließe deine Augen
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ch muss gestehen, dass ich ziemlich hohe Erwartungen an das Buch hatte. Der Film wurde ja sehr gehypt und auch die Leseeindrücke auf anderen Blogs und in Foren waren sehr begeistert. Gelesen habe ich das ...

ch muss gestehen, dass ich ziemlich hohe Erwartungen an das Buch hatte. Der Film wurde ja sehr gehypt und auch die Leseeindrücke auf anderen Blogs und in Foren waren sehr begeistert. Gelesen habe ich das Buch auf Englisch, was aber kein Problem war. Ich konnte alles gut verstehen.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen ist man mit der Protagonistin Malorie in ihrer Gegenwart, vier Jahre nach dem Ausbruch der Katastrophe, die man nicht wirklich benennen kann. Fakt ist nur, dass draußen etwas ist, dass einen in den Selbstmord treibt, sobald man es sieht. Auf der anderen Zeitebene erlebt man den Ausbruch dieser Katastrophe und den Überlebenskampf von Malorie und ihren Mitstreitern mit, die sich in einem vermeintlich sicherem Haus verbarrikadiert haben.

Den Wechsel zwischen den zwei Ebenen fand ich sehr gelungen. Denn wenn man sich in der Gegenwart befindet, kommen immer wieder Fragen auf, die dann nach und nach in den Rückblenden beantwortet werden. Dadurch wird man angeregt, immer weiter zu lesen und das Buch entwickelt sich so zu einem richtigen Pageturner.

Obwohl man immer mehr Informationen bekommt, bleiben doch einige Sachen im Dunkeln. Das fand ich auf der einen Seite super, weil es so realistischer wird und sich die eigenen Gedanken entfalten können, auf der anderen Seite aber auch schade - denn schließlich will ich immer alles wissen.

Malorie als Protagonistin fand ich gut gewählt. Sie ist einerseits sehr sympathisch, andererseits aber auch ein bisschen egoistisch und - vor allem in den Passagen in der Gegenwart - ziemlich hart. Sie wirkt hier gefühllos, was anfangs komisch war, aber sich durch ihre Erlebnisse erklärt, die man nach und nach erfährt.

Das Ende ist dann irgendwie nicht mehr so überraschend, wie ich gehofft habe. Das ist ein kleiner Wermutstropfen.

Insgesamt hat mir das Buch richtig gut gefallen, ich habe es nicht aus der Hand gelegt und in einem Rutsch an einem faulen Lesetag durchgelesen. Deswegen gibt es von mir 4,5 Sterne!

Mittlerweile habe ich auch den Film gesehen und kann nicht sagen, was ich besser finde. Es gibt einige Unterschiede, aber trotzdem bleibt er nah am Buch. Ich würde sagen, dass Buch ist ein bisschen weniger Hollywood als der Film. Empfehlen kann ich aber beides.

Veröffentlicht am 27.12.2018

Wer ist der Fremde?

Sanfte Rache
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Was erstmal klingt wie ein typischer Thriller - zumindest dem Klappentext nach - ist doch ein bisschen anders. Denn es gibt keinen klassischen Mord oder eine klassische Ermittlung, dafür eine verschwundene ...

Was erstmal klingt wie ein typischer Thriller - zumindest dem Klappentext nach - ist doch ein bisschen anders. Denn es gibt keinen klassischen Mord oder eine klassische Ermittlung, dafür eine verschwundene Frau. Hinter ihrem Verschwinden scheint mehr zu stecken, als es am Anfang den Anschein hat.

Erzählt wird zum einen aus der Sicht der Protagonistin Emory Charbonneau, zum anderen aus der Sicht ihres Mannes bzw. den Ermittlern, die sich auf die Suche nach ihr begeben, nachdem sie von einem Trainingslauf für einen Marathon nicht zurückkehrt. Die Wechsel habe ich sehr genossen, denn so bleibt die Spannung immer erhalten und die Abwechslung sorgt dafür, dass man beide Sichtweisen kennenlernt, ohne dass es langatmig wird.

Auch der Plot an sich konnte mich fesseln, weil es eben kein klassischer Thriller war. Man weiß nicht so genau, auf welcher Seite man stehen soll. Ich habe zwar relativ schnell meine Sympathien verteilt, aber ein richtiges Gut-Böse-Denken fällt schwer. Einige Personen sind nämlich während des Lesens sehr schwer zu durchschauen.

Was mich etwas genervt hat, war die sich anbahnende Liebesgeschichte, die das Buch auch enthält. Liebe und Schmetterlinge im Bauch dürfen natürlich auch in einem Thriller vorkommen, aber die Sexszenen hätte es für meinen Geschmack nicht gebraucht. Hier habe ich auch relativ schnell drübergelesen, weil ich wissen wollte, wie die Story an sich vorangeht.

Aber Spannung und Platz zum Miträtseln gab es bis zum Ende. Gerade gegen Schluss entwickelt sich das Buch nämlich zu einem richtigen Pageturner, der mit überraschenden und richtig unerwarteten Wendungen punkten kann.

Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen, die 500 Seiten waren gut gefüllt, deswegen gibt es von mir 4,5 Sterne!

Veröffentlicht am 01.12.2018

Am Ende wartet der Tod

Ein Spiel für Gewinner
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Das Buch beginnt nicht so, wie man es sich vorstellt, denn man erhält erstmal eine ernste Warnung: Menschen, die momentan psychisch nicht stabil sind, sollten das Buch nicht lesen - um nicht inspiriert ...

Das Buch beginnt nicht so, wie man es sich vorstellt, denn man erhält erstmal eine ernste Warnung: Menschen, die momentan psychisch nicht stabil sind, sollten das Buch nicht lesen - um nicht inspiriert zu werden, ihr Leben zu beenden. Auch Anlaufstellen, die denjenigen helfen können, werden angegeben. Das hat mich überrascht, ist nach dem Lesen des Buches aber absolut nachvollziehbar. Hierfür ziehe ich auch den Hut vor den Autorinnen.

Aber dann geht es auch schon los mit dem Spiel. Man lernt zu Beginn gleich die beiden wichtigsten Personen kennen. Auf der einen Seite Kilian, dessen Freundin Selbstmord beging, ohne dass er es auch nur geahnt hat. Und Kommissar Dornfeld, der das Spiel unbedingt aufhalten möchte. Als Leser taucht man im Wechsel in die beiden Perspektiven ein. Das war super, da es sich zwar immer um das Spiel dreht, aber eben auf unterschiedliche Sichtweisen. Spannung wird auch dadurch aufgebaut, dass manchmal der Spielmacher selbst in Erscheinung, aber ohne, dass er seine Identität preisgibt. Hier ist also miträtseln angesagt, auch wenn es einem als Leser nicht leicht gemacht wird - denn potentielle Kandidaten gibt es kaum.

Für zartbesaitete ist das Buch wirklich nicht zu empfehlen. Normalerweise kann ich viel Blut und grausame Morde in Büchern leicht vertragen, hier geht es aber auch viel um die Psyche: Wie werden die Spieler beeinflusst, um sich selbst nicht nur zu verletzen, sondern sogar vom Leben zu verabschieden? Die Aufgaben, die sie erfüllen müssen, sind teilweise auch nicht ohne. Hier hat sich mir auch an der ein oder anderen Stelle der Magen umgedreht.

Als Leser ist man durch Kilian sehr nah am Spiel, man fiebert richtig mit, denn man weiß ja: Nach 15 Aufgaben kommt das Ende. Dadurch entsteht eine Art Countdown, der einen an das Buch fesselt.
Der Schreibstil ist brutal, ehrlich, aber auch unglaublich fesselnd - ich habe den Thriller auf jeden Fall kaum aus der Hand legen können.

Das Ende... ja, das Ende... es kommt nicht unerwartet, aber mit sehr viel Wums und spannenden Wendungen. Denn es überschlagen sich die Ereignisse, man glaubt den nächsten Schritt zu kennen, wird aber eines besseren belehrt. Und schließlich erfährt man, wer der Spielmacher ist - und hier wurde ich ein bisschen enttäuscht. Einfach, weil ich mit jemand anderem gerechnet habe. Aber passend und schlüssig war es auf jeden Fall.

Insgesamt hat mich das Buch wirklich begeistert - aber bitte nur lesen, wenn man es aushält! Von mir gibt es 4,5 Sterne!

Veröffentlicht am 16.10.2018

Geht die Welt unter?

Das KALA-Experiment
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Das Buch startet schön gemütlich: Eine Videobloggerin interviewt einen Physiker, der kurz darauf tot ist - ob Selbstmord oder Mord, weiß man nicht so recht. Aber weil der Protagonistin Nina Bornholm einiges ...

Das Buch startet schön gemütlich: Eine Videobloggerin interviewt einen Physiker, der kurz darauf tot ist - ob Selbstmord oder Mord, weiß man nicht so recht. Aber weil der Protagonistin Nina Bornholm einiges komisch vorkommt, macht sie sich daran, die Hintergründe aufdecken zu wollen.

Und dann geht es Schlag auf Schlag: Wie lernen unterschiedliche Personen in verschiedenen Teilen der Welt kennen. Es gibt nur eine Gemeinsamkeit: Es geschehen unerklärliche Dinge, so als wäre es möglich, dass Menschen und Dinge aus der Zukunft in die Gegenwart reisen.

Die Vorstellung fand ich unheimlich spannend, gerade weil es so unerklärlich ist. Und genau wie die verschiedenen Protagonisten steht auch der Leser zuerst ohne viele Informationen da. Nach und nach kommt etwas Licht ins Dunkel, was teilweise sehr physikalisch erklärt wird. Ich gebe zu, dass ich bei diesen Passagen nicht gerade viel verstanden habe, aber das hat mich auch nicht gestört. Denn sie haben sich gut in die Gesamtgeschichte eingefügt, sie waren nicht zu langatmig und irgendwie schlüssig (auch wenn ich das natürlich nicht aus fachlicher Sicht beurteilen kann).

Spannend wird es aber dann auch, als die Protagonisten aufeinander treffen und ahnen, dass die Welt in Gefahr ist. Alles wirkt sehr abstrakt, deswegen finden Nina Bornholm, John Sparrow und der Pastor Victor Kessler auch kaum Unterstützung, um das Unvermeidliche zu verhindern. Ich war natürlich sofort auf ihrer Seite.

Was anfangs etwas verwirren kann, sind die unterschiedlichen Erzählstränge. Denn mal verfolgt man Nina, dann John oder eben den Pastor. Mir hat das allerdings sehr gut gefallen, weil nicht nur die Ausmaße des Problems verdeutlicht wurden, sondern die Spannung so sehr gut aufrechterhalten wurde. Schließlich wollte man immer weiterlesen, um zu erfahren, was als nächstes passiert.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings: Es gibt eine kleine Nebenhandlung mit Johns Tochter, die an einer unheilbaren Krankheit erkrankt ist und ihr Leben deswegen in einem sterilen Raum im Krankenhaus verbringen muss. Das hätte ich nicht gebraucht, weil es für mich nicht so gut in die Gesamtgeschichte gepasst hat. Die Intention Johns, die Welt zu retten, um seine Tochter zu retten, hätte man auch mit einem "normalen" Verhältnis der Beiden zueinander erklären können.

Insgesamt hat mir das Buch aber wirklich einige tolle Lesestunden beschert, deswegen gibt es von mir 4,5 Sterne!