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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2019

Viele Geheimnisse

Westwall
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Ich gebe zu: Der Anfang des Buches hat mich etwas verwirrt. Den Prolog konnte ich anfangs gar nicht einordnen und muss auch zugeben, dass ich ihn dann wieder vergessen habe, zumindest bis er gegen Ende ...

Ich gebe zu: Der Anfang des Buches hat mich etwas verwirrt. Den Prolog konnte ich anfangs gar nicht einordnen und muss auch zugeben, dass ich ihn dann wieder vergessen habe, zumindest bis er gegen Ende wieder aufgegriffen wird. Ansonsten lernt man gleich zu Beginn die wichtigsten Personen kennen, darunter auch die Protagonisten Julia und Nick. Hier fand ich es schade, dass der Klappentext doch schon so einiges vorwegnimmt, denn sonst hätte man beim Lesen noch den ein oder anderen Überraschungsmoment mehr gehabt.

Aber trotzdem ist viel Spannung vorhanden, weil man einfach nicht einordnen kann, wer denn jetzt auf welcher Seite steht und wieso Nick unbedingt eine Beziehung zu Julia aufbauen muss. Erst nach und nach wird Licht ins Dunkle gebracht, was einen dann wirklich mit offenem Mund zurücklässt. Einfach, weil man diese Entwicklungen bzw. Hintergründe nicht erwartet hätte.

Auch wenn Julia im Mittelpunkt des Buches steht und man ihr Leben mitverfolgt, gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang, der anfangs auch etwas durchsichtig ist, dann aber einfach nur erschreckend. Da dieser im Klappentext aber nicht erwähnt wird, möchte ich keine genaueren Infos dazu geben, um nicht zu spoilern. Nur so viel: Wie die beiden Handlungen zusammengeführt werden, sodass sie ein großes Ganzes ergeben, war sehr gut gemacht und hat keine Wünsche offen gelassen.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es für mich allerdings: Ich habe irgendwie auf mehr Informationen zum Westwall gehofft, vor allem weil er der Titelgeber des Buches ist. Hier erfährt man aber verhältnismäßig wenig bzw. spielt er in der eigentlichen Geschichte auch keine so große Rolle, wie ich vorher gedacht habe.

Julia als Hauptperson fand ich grundsätzlich sympathisch, vor allem zu Beginn des Buches. Gegen Ende konnte ich die ein oder andere Handlung von ihr nicht nachvollziehen, allerdings hat genau das zu spannenden Dingen geführt - es musste wohl so sein. Begeistert hat mich dagegen Nick. Irgendwie hat er mein Herz erobert, mit allem was er durchgemacht hat und seiner Herangehensweise an Probleme. Das fand ich toll.

Insgesamt war das Buch erschreckend realitätsnah, sehr spannend und konnte mich mit vielen überraschenden Wendungen überzeugen. Von mir gibt es deswegen 5 Sterne!

Veröffentlicht am 07.05.2019

Überraschend!

The House - Du warst nie wirklich sicher
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Um ehrlich zu sein ist der Titel etwas verwirrend, denn auch wenn das Haus, das sich die Protagonisten kaufen, eine wichtige Rolle spielt, ist es doch nicht das Gebäude selbst, von dem die Gefahr ausgeht.

Auch ...

Um ehrlich zu sein ist der Titel etwas verwirrend, denn auch wenn das Haus, das sich die Protagonisten kaufen, eine wichtige Rolle spielt, ist es doch nicht das Gebäude selbst, von dem die Gefahr ausgeht.

Auch würde ich das Buch nicht unbedingt als Thriller einordnen, denn es handelt sich hier nicht um einen klassischen Vertreter dieses Genres. Wer Leichen und einen Serienkiller sucht, wird sie hier nicht finden. Dennoch ist die Geschichte auf ihre Art düster, unheimlich und spannend.

Am Anfang bin ich sehr schwer in das Buch hineingekommen, ich habe nach ca. 50 Seiten auch erstmal abgebrochen und andere Bücher gelesen, bevor ich es wieder in die Hand genommen habe. Dann hat es schon besser geklappt und letztendlich bin ich wirklich froh, dass ich das Buch beendet habe, denn es hat mir dann noch richtig gut gefallen.

Geschrieben ist das Buch aus Sicht von Jack und seiner Frau Syd, jeweils in unterschiedlichen Kapiteln. Diese sind auch immer mit dem jeweiligen Namen überschrieben, sodass es nicht zu Verwirrungen kommt. Es ist sehr erzählerisch geschrieben, so als würden die Beiden dem Leser gegenübersitzen und ihre Geschichte erzählen. Tatsächlich halten die zwei ihre Erlebnisse in einer Art Tagebuch fest. An diese Art von Schreibstil muss man sich als Leser erstmal gewöhnen, da vor allem am Anfang viel "um den heißen Brei" geredet wird und nicht wirklich etwas passiert. Erst später, wenn die Handlung stärker in den Vordergrund tritt, wird es spannend.

Dann hat sich die Geschichte aber richtig gut entwickelt und es gab einige Momente, die so unvorhersehbar waren, dass mir der Mund offen stehen geblieben ist. Hier hat der Autor den Leser wirklich gut in die Irre geführt und so dafür gesorgt, dass es spannend bleibt.

Als Höhepunkt und Highlight hat sich dann das Ende entpuppt, denn das ist sehr durchdacht, sodass man keine Fragen mehr hat und es glaubhaft herüber kommt. Vor allem weil es so komplett anders ist, als man es erwartet. Einfach toll!

Insgesamt hat mich der zweite Versuch mit dem Buch versöhnt und ich bin froh, dass ich es nun doch gelesen habe. Wenn man mal die ersten Seiten hinter sich hat und in das Buch hineingekommen ist, ist es wirklich spannend und enthält einige Überraschungen. Deswegen gibt es von mir auch 4 Sterne!

Veröffentlicht am 03.05.2019

Ungerechte Verteilung

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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In diesem neuen Roman von Marc Elsberg dreht sich diesmal alles um Politik und Wirtschaft und die ungerechte Verteilung des Reichtums auf der Welt, aber auch in Deutschland. Wieder ein sehr aktuelles Thema, ...

In diesem neuen Roman von Marc Elsberg dreht sich diesmal alles um Politik und Wirtschaft und die ungerechte Verteilung des Reichtums auf der Welt, aber auch in Deutschland. Wieder ein sehr aktuelles Thema, das den Geist der Zeit trifft, vor allem wenn derzeit regelmäßig Demos für bezahlbaren Wohnraum stattfinden.

Die Handlung ist in Berlin angesiedelt, wo zu dem Zeitpunkt ein Sondergipfel stattfindet, da die nächste weltweite Bankenkrise droht und mehrere Staaten kurz vor dem Bankrott stehen. Dieses Setting war erschreckend real und ich hatte beim Lesen immer das Gefühl, es könnte wirklich sehr schnell dazu kommen.

Der Autor zeichnet hier zwei Welten: Auf der einen Seite die Superreichen und Einflussreichen, die die Chance nutzen wollen, ihr Vermögen noch zu vergrößern. Auf der anderen Seite die Demonstranten, die "normalen" Bürger, denen Arbeitslosigkeit und der Verlust ihres Ersparten droht. Dadurch kam richtig Dynamik in das Buch.

Im Mittelpunkt steht allerdings ein Mord und ein junger Pfleger, der unfreiwillig zum Zeugen und dadurch zur Zielschreibe wird. Denn das Mordopfer, der Nobelpreisträger Thompson, teilt ihm zwei Namen mit und so macht er sich auf die Suche nach dem Hintergrund.

Dann beginnt ein rasantes Katz-und-Maus-Spiel: Der Pfleger Jan will wissen, was hinter dem Mord steckt und versucht Informationen zu sammeln. Gleichzeitig soll er als Zeuge beseitig und von der Polizei als Hauptverdächtiger verhaftet werden. Jan hat mir als Protagonist ganz gut gefallen, auch wenn er für mich an der ein oder anderen Stelle nicht nachvollziehbar gehandelt hat.

Tiefgang bietet aber der eigentliche Inhalt: Es geht um die Formel, die das Problem der ungerechten Reichtumsverteilung lösen könnte. Hier wird es teilweise sehr theoretisch, aber das ganze wird sehr anschaulich vermittelt und durch Skizzen unterstützt. So versteht man es auch, wenn man keine Ahnung von Wirtschaftstheorie und Mathe hat.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber trotzdem: An einigen Stellen war mir das Buch etwas zu langatmig bzw. ging es mir zu langsam voran. Außerdem waren manchmal die Zufälle einfach zu perfekt, als das sie glaubwürdig waren.

Trotzdem wurde ich aber gut unterhalten und Marc Elsberg ist wieder ein Buch gelungen, das ich sehr gerne gelesen habe. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 02.05.2019

Geiger will die Wahrheit wissen

Der Spezialist
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Mit dem Prolog steigt man direkt in den Beruf des Protagonisten Geiger ein: Er ist gerade dabei, einen Mann dazuzubringen, gewissen Informationen zu liefern - in dem er ihn foltert. Das war im ersten Moment ...

Mit dem Prolog steigt man direkt in den Beruf des Protagonisten Geiger ein: Er ist gerade dabei, einen Mann dazuzubringen, gewissen Informationen zu liefern - in dem er ihn foltert. Das war im ersten Moment etwas hart, aber dafür wusste man als Leser gleich, was einen erwartet.

Trotzdem ist das Buch nicht so brutal, wie es auf den ersten Blick scheint. Das liegt aber vor allem an den Protagonisten. Geiger ist ein wirklich sympathischer Mann, einzig sein Beruf ist eben sehr speziell. Er ist aber kein Masochist, der Freude am Schmerz anderer hat. Er sieht das Ganze wirklich eher pragmatisch und als Einnahmequelle.
Dazu passt auch sein Gehilfe Harry, der sich im Hintergrund darum kümmert, dass das Geschäft läuft. Der trockene Alkoholiker ist mir während des Lesens richtig ans Herz gewachsen, da er eine treue Seele ist, in der viel Gutes steckt.

Was an diesem Buch wirklich besonders ist, ist, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Eigentlich darf man Geiger als moralischen Gründen nicht mögen, denn er foltert Menschen, andererseits handelt er auch sehr moralisch, sodass man ihn nicht verurteilt. Die eigentlichen Bösen sind andere, die sich mit Geiger und Harry anlegen und die Hauptstory ausmachen.

Diese hat mir sehr gut gefallen, denn sie ist wirklich spannend. Es ist kein klassischer Thriller, denn Morde und einen Ermittler gibt es nicht. Man bewegt sich eher in der Unterwelt, in der die Polizei außen vor gelassen wird. Es wird trotzdem - oder gerade deswegen - viel Action geboten, sodass man immer weiterlesen möchte und das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Am besten war allerdings der trockene Humor, der sich durch das ganze Buch zieht. Und das bei einem eigentlich sehr ernsten Thema. Aber die Antworten, die Geiger und Harry geben, sind teilweise richtig komisch. Manchmal ist es auch einfach Situationskomik, vor allem weil Geiger doch sehr wenig Gefühle zeigt und man vermuten könnte, er geht alles sehr pragmatisch an. In ihm steckt aber noch mehr, was man erst nach und nach erfährt. Dadurch kann man Geiger auch besser verstehen und lernt eine weitere Seite kennen.

Für mich war das Buch ein Pageturner und an einem Tag ausgelesen. Ich freue mich immer noch über diesen tollen Fund im offenen Bücherregal. Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle, die mal einen Thriller ohne Schema F lesen wollen.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Unschuldige Opfer

Die perfekte Unschuld
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Schon der erste Teil rund um den Ermittler Luc Callanach hat mich begeistert, deswegen habe ich mich richtig darauf gefreut, mehr von ihm zu lesen. Auch wenn es sich um den zweiten Fall handelt, kann man ...

Schon der erste Teil rund um den Ermittler Luc Callanach hat mich begeistert, deswegen habe ich mich richtig darauf gefreut, mehr von ihm zu lesen. Auch wenn es sich um den zweiten Fall handelt, kann man das Buch unabhängig lesen, da die Bände in sich abgeschlossen sind. Trotzdem gibt es immer mal Verweise auf das Vorleben des Ermittlers, deswegen bietet es sich an mit "Die perfekte Gefährtin" anzufangen.

Mit einer langen Vorrede wird sich nicht aufgehalten, schon passiert der erste sehr brutale Mord. Noch in derselben Nacht geschieht ein zweiter, eine Verbindung scheint allerdings nicht zu bestehen. Die Ermittlungen geraten in beiden Fällen schnell ins stocken, den beide Morde scheinen ohne jegliche Spur ausgeführt worden zu sein.

Dass mehr dahinter steckt, erahnt man schon. Spätestens nach weiteren Morden, eine Verbindung zwischen den Opfern ist allerdings immer noch nicht ersichtlich. Für den Leser bedeutet das viel Vergnügen beim Miträtseln, denn man bekommt immer nur kleine Hinweise und kann sich lange keinen Reim auf alles machen.

Ab und zu wechselt man auch die Perspektive und kann durch die Augen des Drahtziehers sehen. Das war gut gemacht und hat dazu beigetragen, die Spannung noch zu erhöhen.

In sich ist der Thriller sehr komplex und durchdacht, was mir sehr gut gefallen hat. Es gab keine losen Enden oder Widersprüche. Auch deswegen konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Für schwache Nerven ist es allerdings nichts, denn die Morde sind wirklich brutal, blutig und werden auch relativ anschaulich geschildert. Nach mehr als das Blut hat allerdings die Skrupellosigkeit und Gewissenslosigkeit bei mir Gänsehaut verursacht.

Insgesamt konnte mich das Buch von der ersten Seite an fesseln, Luc Callanach ist ein toller Ermittler, von dem ich unbedingt noch mehr Fälle lesen möchte. Deswegen gibt es von mir ganz klar 5 Sterne!