Profilbild von jasbr

jasbr

Lesejury Star
offline

jasbr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jasbr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2018

Gefangen im eigenen Haus...

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
0

Der Klappentext verrät ja schon einiges: Anna Fox verlässt ihr Haus nicht mehr. Einkäufe lässt sie sich liefern, den Müll bringt ihr Untermieter nach draußen und am Leben der Außenwelt nimmt sie nur teil, ...

Der Klappentext verrät ja schon einiges: Anna Fox verlässt ihr Haus nicht mehr. Einkäufe lässt sie sich liefern, den Müll bringt ihr Untermieter nach draußen und am Leben der Außenwelt nimmt sie nur teil, indem sie ihre Nachbarn beobachtet. Ein sehr interessanter Plot, den ich so noch nicht gekannt habe.

Allerdings fiel es mir am Anfang sehr schwer, in die Geschichte hineinzukommen. Sie ist gut gegliedert, denn es wird chronologisch erzählt und man erlebt jeden Tag mit der Hauptperson mit. Deshalb sind die Kapitel auch mal länger und mal kürzer - je nachdem, wie viel jeweils los war. Nach und nach gibt es auch kleine Rückblenden, in denen man etwas über Annas Vergangenheit erfährt.

An einigen Stellen fand ich das Buch etwas langatmig, denn da passiert nicht wirklich viel. Wahrscheinlich wird es dadurch authentischer und es wird deutlich, wie eintönig der Tagesablauf der Protagonistin ist. Es geht eigentlich nur darum, die Nachbarn zu beobachten, zu viel Wein zu trinken und damit die Tabletten hinunterzuspülen. Trotzdem hätte das für meinen Geschmack kürzer gefasst werden können.

Den Plot fand ich sehr spannend und auch das Phänomen, dass man sein eigenes Zuhause nicht verlassen kann, sehr interessant. Ich hatte davon noch nie gehört und es war auch für mich schwer vorstellbar. Allerdings wurde ich mit Anna nicht ganz warm: Auf der einen Seite tut sie mir leid, auf der anderen Seite finde ich, dass sie sehr unvernünftig ist. Vor allem, was ihren Alkoholkonsum angeht.

Auch wenn es manchmal etwas langsam voran geht, wird es mit der Zeit schon spannender. Hier habe ich das Buch auch kaum aus der Hand legen können. Etwas schade fand ich jedoch, dass manches sehr offensichtlich ist - zumindest für geübte Thriller-Leser. Es wurden Andeutungen gemacht, die ich direkt durchschaut habe. Überrascht wurde ich deswegen kaum.

Das gilt auch für das Ende: Mir war schon vorher klar, was kommen muss. Deswegen habe ich es auch relativ schnell weggelesen.

Alles in allem hat mir das Buch schon gefallen, aber es hat mich auch nicht komplett aus den Socken gehauen. Deswegen bekommt es von mir 3 Sterne.

Veröffentlicht am 16.05.2018

Goethe und Schiller in Aktion...

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
0

Die Idee, die beiden Dichter als kriminalistische Ermittler einzusetzen, finde ich sehr gelungen. Natürlich muss man immer im Hinterkopf behalten, dass das reine Fiktion ist, aber es hat Spaß gemacht, ...

Die Idee, die beiden Dichter als kriminalistische Ermittler einzusetzen, finde ich sehr gelungen. Natürlich muss man immer im Hinterkopf behalten, dass das reine Fiktion ist, aber es hat Spaß gemacht, sich vorzustellen, sie wären wirklich so gewesen - auch vom Charakter her. Auf jeden Fall sind beide sehr sympathisch, wobei mir Schiller mehr ans Herz gewachsen ist.


Das mag auch daran liegen, dass er die Erlebnisse der beiden schildert. Trotzdem scheint er immer ein bisschen in Goethes Schatten zu stehen. Auch das passt irgendwie zu meinem subjektiven Eindruck, wenn ich an Literaturgeschichte denke. In diesem Krimi macht Schiller aber auf jeden Fall eine sehr gute Figur: Er ist unerschrocken, furchtlos, aber auch ein bisschen unbedarft, sodass er sich immer mal in gefährliche Situationen bringt.


Der Plot an sich ist ganz in Ordnung, hat mich aber auch nicht vom Hocker gerissen. Man kann ein bisschen miträtseln, man trifft immer wieder auf skurrile Persönlichkeiten und man kann die Ermittlungen gut mitverfolgen, aber es gab jetzt nicht die riesige Spannungskurve, bei dem einen der Atem stockt.


Ich denke aber auch nicht, dass das im Mittelpunkt des Buches steht. Viel wichtiger ist sie Sprache. Diese scheint wirklich aus einer anderen Zeit zu stammen. Wie man schon am Klappentext merkt, ist sie nicht immer mit unserer heutigen Rechtschreibung konform. Das - und auch die Formulierungen - sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig und es hat gut 60, 70 Seiten gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Dann ist es aber gar nicht mehr aufgefallen und ich bin in der Geschichte versunken.


Auch wenn es sich um den zweiten Fall von Goethe und Schiller handelt, kann man das Buch ohne Vorkenntnisse lesen. Einige Kleinigkeiten aus Teil 1 werden nochmal aufgegriffen, allerdings ohne zu ausschweifend zu sein.


Insgesamt hat mir das Buch und die Idee dahinter gut gefallen. Es hat mich unterhalten, aber auch nicht übermäßig gefesselt. Von mir gibt es deshalb 3 Sterne.

Veröffentlicht am 12.05.2018

Er ist weg...

Als Luca verschwand
0

Gleich zu Beginn des Buches trifft man auf die Mutter Mel, die ihren Sohn im Kinderwagen unbeaufsichtigt vor einem Drogerieladen stehen lässt. Dann ist das Baby plötzlich verschwunden. Zeugen gibt es nicht. ...

Gleich zu Beginn des Buches trifft man auf die Mutter Mel, die ihren Sohn im Kinderwagen unbeaufsichtigt vor einem Drogerieladen stehen lässt. Dann ist das Baby plötzlich verschwunden. Zeugen gibt es nicht. Auch die Ermittler tappen anfangs im Dunkeln.

Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Deswegen ist mir der Einstieg in das Buch auch etwas schwer gefallen. Überschrieben sind die unterschiedlichen Sichtweisen nämlich nicht mit dem Namen der jeweiligen Person, sondern eher mit der Position, die sie einnahmen bzw. einem Spitznamen. Ich habe deswegen etwas gebraucht, bis ich verstanden habe, was mit "Der Hexe" oder "Der Engelssucherin" gemeint ist. Nach etwa 100 Seiten hat mich das dann aber nicht mehr gestört.

Trotzdem musste man beim Lesen immer sehr aufmerksam sein, da wirklich viele Personen und Namen in den Fall verwickelt sind. Das macht die Geschichte sehr komplex. Man kann anfangs auch nur wenige Verbindungen herstellen - umso schöner ist es dann, wenn sich langsam Fäden zwischen den einzelnen Figuren bilden und man erkennt, wie alles zusammenhängen könnte.

Und "könnte" ist wirklich das Stichwort, denn man weiß lange nicht, was man wirklich glauben soll. Was mir sehr gut gefallen hat war, dass verschiedenste Theorien aufgestellt wurden, die alle im ersten Moment plausibel waren. Ich habe immer versucht, mitzudenken und mitzurätseln, aber leider bekommt man als Leser nur wenig Hinweise. Das Ende war für mich deswegen nicht vorhersehbar, ich war mehr oder weniger genauso schnell wie die Polizei.

Der Schreibstil ist sehr erzählend. Man hat ganz Kapitel ohne einen richtigen Dialog, vor allem bei bestimmten Personen sind die Passagen sehr gemächlich. Die Infos, die hier übermittelt werden, waren für meinen Geschmack manchmal etwas zu langatmig dargelegt, vor allem weil man nicht alles davon benötigt, um die Geschichte zu verstehen. Hier hätte ich mir etwas mehr Leben bzw. Schnelligkeit gewünscht.

Vom Ende war ich etwas enttäuscht. Es ist zwar schlüssig und realistisch, passt auch gut zu dem Buch, aber irgendwie konnte es mich nicht komplett überzeugen. Dabei kann ich nicht mal genau sagen, warum.

Insgesamt war das Buch wirklich schön zu lesen und die knapp 500 Seiten waren schnell gelesen. Die Handlung ist sehr komplex, das Ende dann aber trotzdem schlüssig. Es gab ein paar Längen und die Perspektiven waren anfangs etwas verwirrend. Deswegen gibt es von mir 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Ein ganz neues Leben...

Better Life
0

Schon ab der ersten Seite ist man in der Geschichte drin, denn man springt 2072 und begleitet den Protagonisten Marvin, der sich auf dem Weg zu einer Beratung bei "Better Life" befindet. Er ist mit seinem ...

Schon ab der ersten Seite ist man in der Geschichte drin, denn man springt 2072 und begleitet den Protagonisten Marvin, der sich auf dem Weg zu einer Beratung bei "Better Life" befindet. Er ist mit seinem momentanen Leben äußerst unzufrieden und findet das Angebot der Firma, 10 Jahre in Saus und Braus zu leben und danach seinen Körper für wohltätige Zwecke zu "spenden" sehr interessant.

Gleich das erste Kapitel zeigt, dass - obwohl die Technologie weit fortgeschritten ist - es doch ein großes Gefälle zwischen armen und reichen Leuten gibt. Diese Gegensätze treffen dann auch gleich aufeinander. Das zieht sich dann auch durch das ganze Buch.

Sehr gut gefallen hat mit der Plot. Die Idee war einfach super, auch wenn es zum Glück noch nicht realistisch ist, hat es doch Gänsehaut verursacht. Die Autorin hat es außerdem geschafft, dass Zukunftsszenario konsequent durchzuziehen: Chips unter der Haut, mit denen man sich identifiziert, selbstfahrende Autos auf Magnetbahnen etc. Die geschaffene Welt war für mich sehr plastisch und in sich schlüssig.

Allerdings hat mir manchmal etwas die Tiefe gefehlt. Die Handlung lief sehr schnell ab. Das war einerseits sehr gut, denn es gab keine Längen - aber für mich hätte das Buch auch noch 100 Seiten mehr haben können. Die Protagonisten Zoe und Marvin haben zwar mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie aber immer sehr schnell meistern. Auch hier hätte ich mir gewünscht, dass diese Stellen ausführlicher beschrieben werden.

Die Protagonisten sind gut gewählt: Es gibt die Guten und die Bösen, obwohl auch hier einige Überraschungen auf den Leser warten. Einfach wunderbar, weil es so unvorhersehbar ist.

Am Ende wird es noch einmal richtig rasant. Hier konnte ich das Buch nicht mehr weglegen, auch wenn man sehr aufmerksam lesen muss, um nichts zu verpassen. Es geht Schlag auf Schlag und endet in einem wirklich gemeinen Cliffhanger. Deswegen ärgere ich mich etwas, dass nicht schon Teil 2 bereit liegt.

Insgesamt hat mir das Buch und vor allem die Grundidee richtig gut gefallen. Deswegen werde ich auch noch den zweiten Teil lesen. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 03.05.2018

Die Jagd beginnt

NACHTWILD
0

Ich denke, nach der Lektüre dieses Thrillers werde ich meinen nächsten Zoobesuch mit anderen Augen sehen.

Im Mittelpunkt steht Joan mit ihrem kleinen Sohn, die regelmäßig in den Zoo gehen, bis an diesem ...

Ich denke, nach der Lektüre dieses Thrillers werde ich meinen nächsten Zoobesuch mit anderen Augen sehen.

Im Mittelpunkt steht Joan mit ihrem kleinen Sohn, die regelmäßig in den Zoo gehen, bis an diesem einen Abend alles anders ist: Schüsse fallen, die Mutter sieht die ersten Leichen und hat nur noch einen Gedanken: Sich und ihren Sohn retten. Ich war von Anfang an gefangen, die Spannung wurde permanent hochgehalten. Ich habe mitgefiebert, habe bei jedem beschriebenen Geräusch gehofft, dass es nicht zu laut war. Auch Joans Verzweiflung hat mich fast in den Wahnsinn getrieben, denn wie erklärt man einem hungrigen, quengelnden Kleinkind, dass er wirklich komplett still sein muss?

Es wird ein richtiger Kampf ums Überleben, bei dem auch immer wieder der Moralaspekt in den Vordergrund tritt: Kann ich andere sterben lassen, um mich selbst in Sicherheit zu bringen? Wie weit geht man, um sich selbst und das eigene Kind zu retten? Meine Gedanken haben nicht stillgestanden und ich kann bis heute nicht sagen, wie ich gehandelt hätte.

Neben Joan und ihrem Sohn spielen aber auch andere Personen eine Rolle, auch wenn sie weniger präsent sind. Es ist eine tolle Mischung unterschiedlicher Menschen, die zufällig in die gleiche gefährliche Situation geraten sind und ganz unterschiedlich damit umgehen. Das hat mir gut gefallen.

Auch die Täter lernt man sehr schnell kennen, ihre Hintergründe bleiben aber lange unklar. Anfangs ist es ganz klar: Sie sind die Bösen. Aber je mehr man vor allem über den einen Täter erfährt, desto mehr möchte man Mitleid mit ihm haben. Ich war hin- und hergerissen, was ich von ihm halten soll. Alles Schwarz-Weiß zu sehen war dann gar nicht mehr so einfach.

Die Handlung dauert an sich nur wenige Stunden, trotzdem hat man das Gefühl, die Nacht nimmt kein Ende. Trotzdem hat das Buch für mich keinerlei Längen gehabt, ich konnte es wirklich kaum aus der Hand legen, weil ich endlich wissen wollte, wie es weitergeht, wer überlebt und von welchen Protagonisten ich mich verabschieden muss. Das macht für mich einen guten Thriller aus.

Insgesamt hat mich das Buch nicht nur emotional ziemlich mitgenommen, sondern wirklich überzeugt. Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle Thriller-Fans, die mal einen etwas anderen Plot kennenlernen möchten.