Profilbild von jasbr

jasbr

Lesejury Star
offline

jasbr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jasbr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2018

Wenn die Liebe fehlt...

Rosenstunden
0

Am Anfang war ich wirklich erschrocken, als ich gesehen habe, dass das der fünfte Teil einer Reihe ist und habe damit gerechnet, nichts zu verstehen. Diese Bedenken waren jedoch unbegründet: Ganz am Anfang ...

Am Anfang war ich wirklich erschrocken, als ich gesehen habe, dass das der fünfte Teil einer Reihe ist und habe damit gerechnet, nichts zu verstehen. Diese Bedenken waren jedoch unbegründet: Ganz am Anfang wird im Schnelldurchlauf alles Wichtige wiederholt, sodass man Bescheid weiß, was bereits passiert ist und an welcher Stelle im Leben von Jo Marie Rose wir uns befinden. Das Tempo, mit dem die Infos vermittelt wurden, was zwar etwas schnell, aber verständlich: Leser, die die Reihe schon kennen, hätten sich sonst gelangweilt.

Ich kam also - auch ohne Vorwissen - sehr gut in die Geschichte hinein, die abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven geschrieben wird. Im Mittelpunkt stehen die beiden Frauen Jo Marie und Emily, aber auch die Männer, Mark und Nick kommen nicht zu kurz. Dieser Perspektivenwechsel hat mir gut gefallen, weil man sich so ein sehr detailliertes Bild der Personen und ihren Gefühlen machen konnte. Allerdings war es manchmal etwas nervig, dass Dinge wiederholt wurden. Zwar dann eben aus einer anderen Perspektive, aber eben doppelt.

Grundsätzlich hat mir der leichte, lockere Schreibstil sehr gut gefallen. Man konnte das Buch schön vor sich hinlesen, dadurch, dass die Perspektiven immer mit dem jeweiligen Namen überschrieben waren, kam es nicht zu Verwirrungen und grundsätzlich hatte man aufgrund der geringen Personenzahl keine Probleme, der Handlung zu folgen.

Nicht so überzeugt hat mich allerdings der Plot: Ja, es ist eine Liebesgeschichte und grundsätzlich weiß man, worauf man sich einlässt und ich habe nicht viel Spannung, sondern ein Happy End erwartet. Allerdings finde ich, dass es gerade bei Emily und Nick viel zu schnell geht. Im einen Moment hassen sie sich, um nächsten sind sie unsterblich verliebt und wissen, dass sie den Partner ihres Lebens gefunden haben. Generell konnte mich Emily nicht überzeugen: Sie ist meiner Meinung nach sehr naiv und anstatt mal zu sagen, was sie denkt und fühlt, verhält sie sich eher wie eine 15-Jährige, die etwas sagt, aber das Gegenteil meint. Mit solchen Protagonistinnen werde ich einfach nicht warm. Da war mir die taffe Jo Marie schon um einiges lieber. Sie steht nicht nur mitten im Leben, sondern sagt und macht auch, was die denkt.

Insgesamt ist das Buch sicher ein noch größerer Genuss, wenn man die anderen Teile schon kennt. Gerade wegen Jo Marie überlege ich auch, mich der Reihe weiter zu widmen. Allerdings konnte mich dieser Teil nicht in allen Bereichen überzeugen. Deswegen von mir: 3 Sterne!

Veröffentlicht am 01.03.2018

Erschreckend gut!

Marthas Widerstand
0

Bei diesem Jugendroman hat mich vor allem der Plot angesprochen. Man weiß nicht genau, wann das Buch spielt, denn ein genaues Jahr wird nicht angegeben, aber so weit in der Zukunft scheint es nicht zu ...

Bei diesem Jugendroman hat mich vor allem der Plot angesprochen. Man weiß nicht genau, wann das Buch spielt, denn ein genaues Jahr wird nicht angegeben, aber so weit in der Zukunft scheint es nicht zu sein. Es ist für mich keine reine Dystopie, aber trotzdem, oder genau deswegen, sehr erschreckend.

Im Mittelpunkt des Buches steht Martha, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Die Bevölkerung lässt sich mehr oder weniger in zwei Klassen gliedern: die mit und die ohne Geld. Das Mädchen begeht gleich am Anfang einen Mord an einem sehr reichen Mitglied der Gesellschaft und wird nach dem herrschenden Rechtssystem verurteilt. Und das ist die spannende Idee hinter dem Buch: Nicht ein Gericht entscheidet, sondern die Bevölkerung kann per Telefon, SMS oder Internet über "schuldig " und "nicht schuldig" abstimmen.

Warum das nicht so fair ist, wie es im ersten Moment klingt, wird während des Lesens deutlich. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern.

Das Buch ist in verschiedene Abschnitte eingeteilt. Zum einen verfolgt man die einzelnen Tage, die Martha im Todestrakt verbringt. Dann gibt es Passagen aus ihrer Sicht, die ihrer Freunde bzw. ihrer psychologischen Betreuerin und - das fand ich immer am Besten - die Live-TV-Sendung, in der über Leben und Tod abgestimmt werden kann. Durch die unterschiedlichen Perspektiven war das Buch sehr gut gegliedert, man hat viel erfahren, ohne dass es langweilig wurde und man hatte auch immer wieder kleine Cliffhanger innerhalb des Romans. Das hat mir sehr gut gefallen.

Der Schreibstil war auch irgendwie besonders: Auf der einen Seite war es teilweise für meinen Geschmack sehr emotionslos, auf der anderen Seite wurden aber die Gefühle - gerade von Martha - sehr gut durch viele Gedanken und abgeschnittene Sätze übermittelt. Die Passagen der TV-Show waren wie ein Drehbuch aufgebaut. Auch hier gab es also viel Abwechslung.

Was aber auf jeden Fall einfach genial ist, ist die Geschichte: Die Manipulationen, die möglich sind, die Gier der Menschen nach der Todesstrafe, das Schwarz-Weiß-Sehen, ... Irgendwie hält einem das Buch auch einen Spiegel vor. Es gibt eben auch Graustufen und nicht nur Richtig oder Falsch. Das Szenario ist einfach nur erschreckend und angsteinflößend. Ich hoffe, dass das nie passiert.

Am Ende geht es dann nochmal Schlag auf Schlag. Auch wenn das Ende relativ offen ist, hätte ich jetzt nicht unbedingt eine Fortsetzung gebraucht - bin jetzt aber natürlich neugierig, wie es weitergeht.

Von mir bekommt das Buch aufgrund des Gänsehaut-Faktors und weil es einfach mal eine tolle, neue Idee ist, 5 Sterne!

Veröffentlicht am 01.03.2018

Der Kampf gegen das Regime geht weiter...

Marthas Mission
0

Man sollte unbedingt "Marthas Widerstand" gelesen haben, bevor man sich dem zweiten Teil der Trilogie widmet. Auch wenn einige Infos wieder aufgegriffen werden, fehlt einem sonst einfach das Hintergrundwissen, ...

Man sollte unbedingt "Marthas Widerstand" gelesen haben, bevor man sich dem zweiten Teil der Trilogie widmet. Auch wenn einige Infos wieder aufgegriffen werden, fehlt einem sonst einfach das Hintergrundwissen, um das Buch genießen zu können.

Martha ist zwar wieder frei, aber das System ist immer noch nicht besiegt. Ihr Plan, die Bevölkerung über die Ungerechtigkeit zu informieren und somit eine Veränderung herbeizuführen, ist nicht aufgegangen. Auch wenn sie nicht mehr im Todestrakt sitzt, muss sie um ihr Leben fürchten.

Sie ist immer noch die eindeutige Hauptperson des Buches. Der zweite Teil ist ähnlich aufgebaut wie der erste: Wir haben Passagen aus Marthas Sicht, aus der Sicht ihrer Unterstützer, des Premierministers und natürlich wieder Ausschnitte aus der TV-Show "Death for Justice". Auch Isaac, der jetzt anstelle Marthas im Todestrakt sitzt, bekommt relativ viel Raum eingeräumt, auch wenn sich die Haupthandlung außerhalb der Gefängnismauern abspielen.

Der Aufbau hat wieder für viel Spannung gesorgt. Mir hat gut gefallen, dass man diesmal mehr von außerhalb mitbekommt, das heißt über das Leben der Menschen und natürlich auch, wie sie dem System gegenüberstehen. Das hat das Ganze sehr rund gemacht und man wurde beim Lesen mit den unterschiedlichsten Perspektiven konfrontiert.

Nicht so gut gefallen hat mir allerdings, dass einiges viel zu leicht ging. Martha ist auf der Flucht, wagt sich aber trotzdem ziemlich oft in die Öffentlichkeit, was dazu führt, dass sie zwar gesehen, aber nie geschnappt wird. Das fand ich ziemlich unglaubwürdig. Das gleiche gilt für das Engagement ihrer Unterstützer. Es scheint alles viel zu einfach zu gehen. Nicht, dass ich mich nicht darüber gefreut hätte, aber ein System, dass so korrupt ist und seine Bürger so kleinschrittig überwacht, lässt sich meiner Meinung nach nicht so leicht austricksen.

Das Ende ist diesmal ein richtiger Cliffhanger und jetzt muss man unbedingt noch den dritten Teil lesen, um zu erfahren, wie es ausgeht. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt und hoffe, dass es bis zum Erscheinen nicht so lange dauert.

Insgesamt ist "Marthas Mission" für mich eine gelungene Fortsetzung, allerdings kommt sie nicht an den ersten Teil heran. Deswegen gibt es von mir 4 Sterne!

Veröffentlicht am 26.02.2018

Schwarze Magie?

Der Fluch von Pendle Hill
0

Bei dem Buch handelt es sich um den zweiten Fall für den schottischen Ermittler McGray und seinem englischen Partner Ian Frey. Man kann ihn aber auch ohne Vorkenntnisse lesen. Alles wichtige wird nochmals ...

Bei dem Buch handelt es sich um den zweiten Fall für den schottischen Ermittler McGray und seinem englischen Partner Ian Frey. Man kann ihn aber auch ohne Vorkenntnisse lesen. Alles wichtige wird nochmals im Laufe des Buches nochmals kurz aufgegriffen.

Die Beiden sind ein sehr kurioses Ermittler-Duo. Der Autorin spielt hier auch mit einigen Klischees: Auf der einen der riesige, ruppige Schotte, auf der anderen Seite der feine, englische "Lord". Dass es da zum ein oder anderen Krach kommt, ist vorprogrammiert, aber davon lebt die Geschichte. Auch wenn die zwei eher unfreiwillig miteinander arbeiten und irgendwie klar kommen müssen, zeigt sich doch, dass der eine für den anderen da ist.

Die Sprache des Buches ist teilweise sehr derb. Das passt zwar zu McGray und unterstreicht seinen Charakter, aber mich hat es nach einer Weile etwas genervt. Der Ermittler hat auch eine sehr lockere Faust, deswegen geht es ziemlich häufig sehr derb zu. Auch das hat mich mit der Zeit gestört, weil sich viel einfach wiederholt hat - nur dass die Personen andere waren, die seine Härte zu spüren bekommen haben.

Am Anfang hat mich das Buch wirklich gefesselt und ich habe knapp die Hälfte am Stück weggelesen. Dann hat es sich aber gezogen und ich habe es immer wieder weggelegt. Es wurde dann etwas verwirrend und langatmig. Zum Schluss ging dann alles sehr schnell und es wurde nochmal richtig Spannung aufgebaut. Also knapp zusammengefasst: Toller Anfang, langweiliger Mittelteil, spannender Schluss.

Die Plot-Idee fand ich sehr spannend. Im Mittelpunkt stand nämlich keine normale Mordermittlung, sondern auch ein Fluch und einige Hexen - es ist also eine Art "moderne Hexenjagd". Dabei sind die Rollen zwischen Gut und Böse nicht eindeutig verteilt, was mir sehr gut gefallen habe. Ich hatte mal hier Mitleid, dann habe ich auf der Seite mitgefiebert etc. Nur die zwei Ermittler bilden eine Konstante. Dennoch war mir die Hexen-Geschichte teilweise ein bisschen zu abstrakt. Auch wenn der Autor versucht, am Ende alles auf die reale Ebene herunterzubrechen und man im Nachhinein auch alles logisch erklären könnte, war mir einiges zu sehr an den Haaren herbeigezogen bzw. einfach unglaubwürdig. Zu viele Zufälle und Rettungen in letzter Sekunde mag ich einfach nicht.

Insgesamt war das Buch schön zu lesen und es konnte mich - abgesehen vom Mittelteil - auch gut unterhalten. Trotzdem hat es mich nicht komplett überzeugt, deswegen nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Schwere Vergangenheit

Winterfrau und Frühlingsmädchen
0

Dieses Buch ist in zwei Handlungssträngen geschrieben. Zum einen befindet man sich in der Gegenwart und lernt dort Hanna, eine junge Frau, die noch kein wirkliches Ziel im Leben gefunden hat, kennen. Außerdem ...

Dieses Buch ist in zwei Handlungssträngen geschrieben. Zum einen befindet man sich in der Gegenwart und lernt dort Hanna, eine junge Frau, die noch kein wirkliches Ziel im Leben gefunden hat, kennen. Außerdem spielt ihre Familie eine wichtige Rolle, aber im Mittelpunkt stehen ganz klar Hanna und Else, ihre Urgroßmutter, von der sie bis jetzt nichts wusste. Der zweite Handlungsstrang katapultiert den Leser in die NS-Zeit, wo er Else als junge Frau kennenlernt.

Ich fand die Sprünge zwischen den Zeiten sehr gelungen, denn so erfährt man Stück für Stück immer mehr über Elses Vergangenheit und die schlimmen Dingen, die sie während des NS-Regimes erleben musste. Die Autorin hat diese Stücke immer sehr geschickt in die Haupthandlung eingebaut, sodass kleine Cliffhanger entstehen und man einfach weiterlesen muss. Allerdings hätten es für meinen Geschmack noch mehr Zeitsprünge sein dürfen. Ich hätte gerne noch mehr über Elses Leben wissen wollen. Vor allem der Teil, wie sie nach Italien gekommen ist, hat mir gefehlt.

Sehr gut - aber natürlich auch sehr traurig - ist die Thematik der ungewollten Schwangerschaften und der Behandlung, die die Frauen damals über sich ergehen lassen mussten. Zum Glück sind diese vorbei. Jedoch wird dieses Thema heute kaum zur Sprache gebraucht, sondern gerät langsam in Vergessenheit. Dass es an einem Einzelschicksal aufgezeigt wird, macht noch deutlich, dass auch innerhalb des NS-Deutschlands viele Verbrechen begangen wurden. Elses Geschichte ist zwar Fiktion, trotzdem steht sie für viele reale Einzelschicksale.

So sehr mich Else beeindruckt hat, so wenig konnte mich Hanna von sich überzeugen. Zwar ist sie jung, was einiges "entschuldigt", aber trotzdem konnte ich ihr Handeln nicht immer nachvollziehen. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir einfach gewünscht, dass sie etwas geradliniger vorgeht und nicht so viele Hirngespinste hat. Versöhnt habe ich mich dann aber gegen Ende mit ihr, da sie während des Lesens eine tolle Entwicklung durchmacht.

Der Schreibstil war wie von Heike Fröhling gewohnt flüssig und sehr schön zu lesen. Die relativ geringe Menge der auftauchenden Personen wusste ich immer genau, wer wer ist und es gab keine Verwirrungen. Die beiden Hauptcharaktere waren sehr gut gezeichnet und absolut glaubwürdig. Das Ende hat mich zu Tränen gerührt, hat sich aber wunderschön und passend in die Geschichte eingefügt.

Insgesamt hat mir das Buch und vor allem der historische Hintergrund sehr gut gefallen und ich habe das Lesen sehr genossen. Einen kleinen Abzug gibt es, weil die Rückblenden noch ausführlicher hätten sein können: 4,5 Sterne!