„Immer halte Ithaka im Sinn. Dort anzukommen ist dir vorbestimmt. Doch beeile nur nicht deine Reise. Besser ist, sie dauert viele Jahre.“
Ausgangspunkt für den Roman ist ein tödlicher Unfall, der sich auf den gefährlichen Klippen von Cala Marsopa ereignet und zwei Menschenleben auslöscht. Lulu Davenport und ihr erster Mann Gerald Rutledge stürzen im Streit in die tiefe Bucht hinab und hinterlassen jeweils einen Sohn und eine Tochter. Diese beiden kennen sich bereits ihr ganzes Leben, denn sie sind in der Nachbarschaft aufgewachsen und wissen auch um die Beziehung ihres jeweiligen Elternteils zu dem des anderen. Doch ähnlich wie bei Lulu und Gerald scheinen auch die Gefühle zwischen den Kindern Luc und Aegina keineswegs gleichgültig zu sein. Und so wiederholt sich das Drama einer Lebensgeschichte auch in zweiter Generation. Warum finden sich die Liebenden nicht? Und welche Kluft existiert zwischen ihren Welten tatsächlich? Eine weitere Odyssee beginnt …
Zugegebenermaßen bin ich mit hohen Erwartungen an diese Erzählung herangetreten, weil mich die Leseprobe überzeugt hat und eine Geschichte, die beginnend von der Gegenwart rückwärts beschrieben wird, einen besonderen Reiz ausübt. Wie interessant kann es doch sein, wenn man als Leser schon die Zukunft kennt, nicht aber die Vergangenheit mit ihren vielfältigen Ursachen.
Doch schon bald habe ich das Interesse an dem Roman verloren, was größtenteils daran lag, dass mir der rote Faden gefehlt hat. David Nichols bedient sich einer literarisch ansprechenden Sprache, formt schöne Sätze und beschwört auf ganz phantastische Weise das Leben auf den eher ruhigen Orten der wunderschönen Urlaubsinsel Mallorca herauf. Die Landschaftsbeschreibungen gepaart mit den Schilderungen über die Seefahrt gehören für mich zu den schönsten Stellen der Erzählung, denn sie vermitteln ein Gefühl von Weite, von Sehnsucht und Ruhe und von der Schönheit des Augenblicks. Dennoch bilden sie nur den Rahmen für die eigentliche Geschichte. Und diese weist mir zu viele Schwächen auf. Angefangen von den Charakterisierungen der Hauptprotagonisten, die so dermaßen andere Lebenseinstellungen haben, dass ich mich frage, warum sie überhaupt zueinander gefunden haben bis hin zum sporadischen Rückwärtslauf durch ein Menschenleben, geprägt von dunklen Ereignissen und fragwürdigen Handlungen. Größtenteils erzeugte die Erzählung bei mir Langeweile, die dann wieder jäh durch Dramatik unterbrochen wurde, deren genaue Hintergründe aber niemals sofort geklärt wurden. Auch die immer wiederkehrenden Passagen über sexuelle Handlungen, die sehr detailliert beschrieben werden, konnten mir nur ein Kopfschütteln entlocken.
Fazit: Ich vergebe 2,5 Sterne (wohlwollend aufgerundet auf 3 Sterne) für einen Roman der mich zwiegespalten und enttäuscht zurücklässt, weil er nicht die erhoffte Wirkung erzielte und sich in vielen Nebenhandlungen verlor. Sowohl die Menschen als auch ihr Leben sind mir fremd geblieben und so waren es in erster Linie die grandiosen Landschaftsbeschreibungen, die für mich den Wert des Buches ausgemacht haben.